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Katrin
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zuletzt 7. März

Immer mehr verhaltenauffällige Hunde

Die Tierheime sind voll, Resozialisierungstätten für Hunde ebenfalls und auf sämtlichen Portalen werden verhaltensauffällige Hunde für wenige Euros angeboten. Hauptsache schnell weg damit, egal ob es sich um einen Beißer oder ,,nur" um einen Angsthund oder schlicht um einen untrainierten unerzogen Hund handelt der nun vollkommen ungehemmt durchknallt. Nie war es einfacher wie heutzutage an Wissen über Hundetraining, Hundeerziehung usw ranzukommen und doch scheinen immer mehr Menschen mit dem eigenen Hund absolut überfordert zu sein. Woran liegt das? Rasse Genetik und Herkunft spielen da natürlich auch eine Rolle aber halt nicht nur. Auch Vermenschlichung, fehlende Regeln und Grenzen, mangelnde Führung und Sicherheit usw sind mit ein Grund. Es ist kein Geheimnis das auch hier Hunde inzwischen ausgesetzt, vom Halter ,,entsorgt", oder sogar wegen ,,Aggressivität" eingeschläfert werden. Das sind für mich absolute worst case Szenarien die ihren Ursprung in falscher Hundewahl und mangelnden Hundeverständnis hat. Ein Hund ist heutzutage schnell angeschafft. Ahnung vom Hund? Die ist oftmals begrenzt auf vorne kommt fressen rein, hinten der Rest wieder raus. Mit der hohen Anzahl an auffälligen Hunden geht aber auch ein gewisses Risiko für fremde Menschen und Tiere einher. Es betrifft also uns alle. Mich besorgt diese Entwicklung sehr und ich befürchte durchaus weiterhin eher ein zunehmen an Problemhunden und damit auch an Vorfällen mit traurigen und unschönen Ausgang für Mensch und Tier. Aber was kann man dagegen tun? Wie schaffen wir es das die Anzahl auffälliger Hunde wieder abnimmt? Was kann jeder einzelne von uns dazu beitragen? Welche Hilfe brauchen die Halter solcher Hunde im Alltag? Könnten Gesetze wie Pflichtkurse für Hundehalter vor der Anschaffung helfen? Welche Rolle könnten die sozialen Medien dabei spielen? Wie immer bitte nett und höflich kommentieren. Das Bild ist ein KI Bild und stellt keine spezielle Rasse dar sondern steht stellvertretend für alle auffälligen Hunde.
 
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Babs
29. Dez. 19:46
Ich finde es spannend, wie du beschreibst, dass deine Hunde diese Eigenschaften von Anfang an gezeigt haben. Aber ich glaube, dass wir Halter unseren Einfluss manchmal unterschätzen – oder vielleicht nicht wahrhaben wollen. Dein Beispiel mit den Spitzen zeigt, wie natürlich diese Veranlagungen wirken können, aber ich frage mich trotzdem, ob unsere eigenen Vorstellungen nicht doch einen subtilen Einfluss haben. Bei meiner Weimaranerhündin Bathilda merke ich das an einem Punkt sehr deutlich: In der Beschreibung der Rasse steht, dass Weimaraner angeblich überhaupt nicht katzenverträglich sind. Diese Information hat mich anfangs vorsichtiger gemacht, wenn wir auf Katzen treffen. Aber in der Realität zeigt Bathilda absolut kein Interesse an Katzen – sie ignoriert sie einfach. Trotzdem habe ich durch diese Erwartung sicher unbewusst anders reagiert, als wenn ich nichts über die Rasse gewusst hätte. Ich glaube, es ist wichtig, sich einzugestehen, dass solche Erwartungen unsere Wahrnehmung und unser Verhalten beeinflussen können. Selbst wenn ein Hund natürliche Veranlagungen hat, lenken wir sie vielleicht stärker, als wir denken – sei es durch bewusstes Training oder unbewusste Reaktionen.
Ich mache ja einiges an unterschiedlichen Sportarten mit meinen Hunden und alle machen Spaß, aber wenn ich Schutzdienst gemacht habe, dann merkt man eine innere, entspannte Zufriedenheit. Es ist das Tüpfelchen auf dem i. Beute erarbeiten, bekommen und damit wie der King vom Platz stolzieren.
 
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Katrin
29. Dez. 20:02
Ich denke Rassebeschreibungen werden aber auch oft falsch verstanden.

Beispiel Labbi:

Alles was da als rassetypisch aufgezählt wurde trifft auf Suki voll zu. Was nicht dabei geschrieben steht ist das diese Beschreibung den Querschnitt aufzeigt von Labbis aus ordentlicher Zucht und guter Erziehung und Training. Stattdessen erhält der Leser den Eindruck das sich jeder Labbi von Geburt an zu so einem beschriebenen Hund automatisch entwickelt. Das ist das fatale finde ich. Das und die Infos die es nicht ins Buch schaffen😅
 
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Dogorama-Mitglied
29. Dez. 20:06
Ich mache ja einiges an unterschiedlichen Sportarten mit meinen Hunden und alle machen Spaß, aber wenn ich Schutzdienst gemacht habe, dann merkt man eine innere, entspannte Zufriedenheit. Es ist das Tüpfelchen auf dem i. Beute erarbeiten, bekommen und damit wie der King vom Platz stolzieren.
Schutzdienst scheint bei deinen Hunden wirklich etwas auszulösen, das sie auf einer tiefen Ebene erfüllt.

Ich frage mich aber manchmal, ob wir als Halter wirklich neutral urteilen können, wenn wir wissen, dass eine bestimmte Beschäftigung als besonders geeignet oder sogar ideal für eine Rasse gilt. Vielleicht richten wir unbewusst mehr Aufmerksamkeit auf die positiven Veränderungen danach, weil wir sie sehen wollen.

Bei meiner Hündin würde ich zum Beispiel sagen, dass Mantrailing ihre absolute Lieblingsbeschäftigung ist. Sie wirkt dabei so motiviert und glücklich, dass ich denke, das muss „ihr Ding“ sein. Aber ob das wirklich das Nonplusultra für sie ist, weiß ich letztlich nicht – vielleicht würde sie im Schutzdienst genauso aufblühen. Es ist nur nichts, das ich jemals ausprobieren werde, weil es MEINER Meinung nach nicht zu uns passt. Vielleicht werde ich also nie wissen, ob sie dabei ähnlich zufrieden wäre wie deine Hunde. Es ist auch die Alternativbeschäftigung die Weimaranern empfohlen wird. Vielleicht habe ich mir mein Hund auch unbewusst danach ausgesucht?

Ich glaube, dieses Phänomen lässt sich grundsätzlich nicht nur bei Tieren beobachten, sondern auch bei Menschen. Wir Menschen neigen ja dazu, Personen überwiegend in einem Licht zu sehen, das zu unserer grundsätzlichen Einschätzung oder der „Schublade“ passt, in die wir sie gesteckt haben. Das passiert ganz automatisch, und ich glaube einfach nicht, dass wir bei unseren Hunden völlig frei davon sind.

Das soll jetzt nicht heißen, dass niemand seinen Hund wirklich kennt – das will ich damit gar nicht sagen. Aber ich liebe es, mich selbst zu hinterfragen und darüber nachzudenken, welche unbewussten Einflüsse auf meine Wahrnehmung wirken. Genau solche Gedanken wollte ich mit meiner Überlegung anregen, weil ich es spannend finde, unsere eigene Sichtweise und die Dynamiken, die um uns herum existieren, immer mal wieder zu reflektieren.
 
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Annett
29. Dez. 20:14
Ist es denn wirklich so, oder nur dein subjektiver Eindruck? Ich glaube, dass man heute einfach genauer hinschaut. Ich hatte drei Freunde mit bissigen Hunden zuhause. Und wenn ich mit dem Fahrrad zur Bushaltestelle fuhr, musste ich „Vollgas“ an einem Hof vorbei, weil da ein Hund rausgeschossen kam und Passanten attackierte. Meine Mutter hatte eine Schäferhündin aus dem Tierheim geholt, die man nicht streicheln konnte, weil sie dann sofort sichernd die Hand ins Maul nahm, weil sie vom Vorbesitzer schwer misshandelt wurde. Also dieses „heutzutage ist alles schlimm und immer schlimmer“ dystrophische Gehabe sehe ich nur als Stimmungsmache, solange keine belastbaren Fakten existieren. Und gleich kommt wieder eine Schar um die Ecke, die den Auslandstierschutz verunglimpfen oder irgendwelche Rassen…
Ich habe hier nicht alles gelesen 🙈, aber das sehe ich genauso. Als ich damals vor 30 Jahren meinen ersten Hund hatte, war es eigentlich genauso, wie heute hier bei uns auch. Mit den meisten Hunden funktioniert es und hin und wieder gibt es natürlich auch die Ausnahmen, die dann natürlich auch auffallen. Ich kann da jetzt zu heute keinen großen Unterschied feststellen. Natürlich kann ich nur von uns hier reden und mir ist tatsächlich hier im Forum schon öfter aufgefallen, dass viele beschreiben, wie viele unerzogene Hunde (und Halter 🤪🙈🙈) ihnen täglich so begegnen. Ich kann das wie gesagt für uns hier nicht bestätigen.🤷‍♀️ Und bei uns gibt es weder eine allgemeine Leinenpflicht, noch die Pflicht für den Hundeführerschein oder für den Sachkundenachweis ( ausgenommen bei sogenannten Kampfhunderassen glaube ich). Das zeigt mir deutlich, dass die auch keine Garantie sind. Wer das will, erzieht seinen Hund auch ohne diese Vorschriften. Ist jemandem das egal, wird da auch kein vorgeschriebener Hundeführerschein oder Sachkundenachweis etwas ändern. Der legt den ab und macht dann trotzdem sein Ding.
 
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Carola
29. Dez. 20:15
Schutzdienst scheint bei deinen Hunden wirklich etwas auszulösen, das sie auf einer tiefen Ebene erfüllt. Ich frage mich aber manchmal, ob wir als Halter wirklich neutral urteilen können, wenn wir wissen, dass eine bestimmte Beschäftigung als besonders geeignet oder sogar ideal für eine Rasse gilt. Vielleicht richten wir unbewusst mehr Aufmerksamkeit auf die positiven Veränderungen danach, weil wir sie sehen wollen. Bei meiner Hündin würde ich zum Beispiel sagen, dass Mantrailing ihre absolute Lieblingsbeschäftigung ist. Sie wirkt dabei so motiviert und glücklich, dass ich denke, das muss „ihr Ding“ sein. Aber ob das wirklich das Nonplusultra für sie ist, weiß ich letztlich nicht – vielleicht würde sie im Schutzdienst genauso aufblühen. Es ist nur nichts, das ich jemals ausprobieren werde, weil es MEINER Meinung nach nicht zu uns passt. Vielleicht werde ich also nie wissen, ob sie dabei ähnlich zufrieden wäre wie deine Hunde. Es ist auch die Alternativbeschäftigung die Weimaranern empfohlen wird. Vielleicht habe ich mir mein Hund auch unbewusst danach ausgesucht? Ich glaube, dieses Phänomen lässt sich grundsätzlich nicht nur bei Tieren beobachten, sondern auch bei Menschen. Wir Menschen neigen ja dazu, Personen überwiegend in einem Licht zu sehen, das zu unserer grundsätzlichen Einschätzung oder der „Schublade“ passt, in die wir sie gesteckt haben. Das passiert ganz automatisch, und ich glaube einfach nicht, dass wir bei unseren Hunden völlig frei davon sind. Das soll jetzt nicht heißen, dass niemand seinen Hund wirklich kennt – das will ich damit gar nicht sagen. Aber ich liebe es, mich selbst zu hinterfragen und darüber nachzudenken, welche unbewussten Einflüsse auf meine Wahrnehmung wirken. Genau solche Gedanken wollte ich mit meiner Überlegung anregen, weil ich es spannend finde, unsere eigene Sichtweise und die Dynamiken, die um uns herum existieren, immer mal wieder zu reflektieren.
Nun ja ein Stück weit ist der Hund ja auch ein Spiegel seines Menschen. Natürlich reagiert man auf gewünschte Eigenschaften anders als auf unerwünschte. Das merkt der Hund genau und in der Regel versucht er ja erwünschtes Verhalten zu zeigen wenn die Kommunikation stimmt.
Von daher ist das nicht ganz von der Hand zu weisen aber es muss halt auch die entsprechende Veranlagung vorhanden sein.
Ich habe ein lustiges Beispiel: Hund eins trommelt wenn er aufgeregt ist und sich Mühe gibt ruhig zu sein. Das habe ich jetzt in einen Trick umgewandelt und sie darf Musik machen.
Hund zwei bietet dieses Verhalten aber nicht an sondern setzt einfach nur vornehmen die Pfote auf die Trommel. Niemals wird sie trommeln weil sie dieses Verhalten nicht anbietet.
Und ja ich möchte auch dass meine Hunde aufpassen von daher wissen sie dass das erwünschtes Verhalten ist und das zeigen sie da sie es ohnehin in ihrer Veranlagung haben.
Bei meinem Border Collie hätte ich noch so positiv auf irgendwelche wacheigenschaften reagieren können. Ging aber nicht sie waren nicht da
 
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Dogorama-Mitglied
29. Dez. 20:26
Nun ja ein Stück weit ist der Hund ja auch ein Spiegel seines Menschen. Natürlich reagiert man auf gewünschte Eigenschaften anders als auf unerwünschte. Das merkt der Hund genau und in der Regel versucht er ja erwünschtes Verhalten zu zeigen wenn die Kommunikation stimmt. Von daher ist das nicht ganz von der Hand zu weisen aber es muss halt auch die entsprechende Veranlagung vorhanden sein. Ich habe ein lustiges Beispiel: Hund eins trommelt wenn er aufgeregt ist und sich Mühe gibt ruhig zu sein. Das habe ich jetzt in einen Trick umgewandelt und sie darf Musik machen. Hund zwei bietet dieses Verhalten aber nicht an sondern setzt einfach nur vornehmen die Pfote auf die Trommel. Niemals wird sie trommeln weil sie dieses Verhalten nicht anbietet. Und ja ich möchte auch dass meine Hunde aufpassen von daher wissen sie dass das erwünschtes Verhalten ist und das zeigen sie da sie es ohnehin in ihrer Veranlagung haben. Bei meinem Border Collie hätte ich noch so positiv auf irgendwelche wacheigenschaften reagieren können. Ging aber nicht sie waren nicht da
Ich frage mich aber, ob wir Veranlagungen manchmal stärker in den Vordergrund stellen, weil sie so greifbar sind. Gerade bei Hunden, mit denen wir nicht auf einer verbalen Ebene kommunizieren können, konzentrieren wir uns vielleicht stärker auf das, was wir als genetisch „gegeben“ wahrnehmen, und weniger auf die Einflüsse, die wir unbewusst durch unser Verhalten oder unsere Umgebung ausüben. Dein Beispiel zeigt aber wunderbar, wie individuell Hunde trotz ähnlicher Voraussetzungen reagieren können – und wie wichtig es ist, diese Unterschiede zu erkennen und zu fördern.
 
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Miriam
29. Dez. 20:29
Welpenblues habe ich hier auch das erste Mal gelesen. Ich glaube viele machen sich den Stress selber. Vllt. liegt es an Social Media. Die perfekte Welt. Bei mir hat jeder Welpe der von extern kam direkt Regeln und, Grenzen kenngelernt. Sie dürfen frei durch die ganze Wohnung laufen. Wird was angeknabbert wir es unterbunden. Ich setzte sie oft auf die Wiese damit sie stubenrein werden. Es gibt keine Boxen und kein Ruhezwang.. außer man meint nach einem Spaziergang zu überdrehen. Außernreize bekommen sie von Tag 1 direkt alle mit. Hab hier in der Nähe u.a. 2 Kindergärten, Krankenhaus, Hauptstraßen etc. Ob ich will oder nicht sie haben 35545544 Reize. Aber das ist gut so, hab einfach innerhalb kurzer Zeit robuste und belastbare Hunde. Hab ich selber Welpen (Eigenaufzuchten) kommen sie in die Jacke mit raus und das mit 4 Wochen. Meine Erfahrung bis dato man merkt das sie frühe Außenreizen ausgesetzt wurden. Sie sind nochmal robuster und unempfindlicher auf Geräusche und Reize etc. Mir ist Alltagssituationen wichtiger allein schon, weil ich bei meiner Rasse etwas mehr "sozialisieren" muss als bei natürlich von Natur aus "freundlich" gestimmten Rassen. Tricks und solche Sachen können meine auch. Sind eher "lustige" tricks und aus Langeweile entstanden. Basic wie Sitz, Platz etc. Natürlich auch das mach ich so nebenbei bei den Welpen. Falsch oder nicht genügend sozialisiert sind wir dann wieder bei verhaltensauffälligem Hund.
Ich finde gar nicht, dass man sich den Stress nur selbst macht. Ich weiß noch, dass ich extremen Druck auch durch Außenstehende bzw. der Gesellschaft generell empfunden habe.
Als ich unseren Nachbarn erzählt habe, dass ein Hund bei uns einziehen wird, war gleich das erste „Aber ich hoffe, ihr bringt ihm ordentlich das Alleinbleiben bei, damit er uns nicht die Ohren vollbellt & jault“
In der Welpengruppe wurde uns bereits in der 2. Stunde Angst gemacht, weil wir uns angeblich eine „schwierige Rasse“ nach Hause geholt haben und wenn wir nicht direkt von Anfang an alles richtig machen, das ganze zum Scheitern verurteilt ist.
Beim Tierarzt wurde uns gesagt, dass der Welpe niemals etwas in den Mund nehmen darf, sonst drohen Not-OPs bei Verschlucken.
Beim Spazierengehen wird man von anderen Hundehaltern angesprochen, dass der Hund ja total aggressiv ist, weil er spielerisch in die Leine sprang, als der andere Hund schon meilenweit fixierte.
Und hier im Internet bekommt man schnell mal eine „Tierquäler“-Beleidigung an den Kopf geworfen, wenn man den Welpen nach dem Spaziergang im Welpengitter die Ruhe gibt, die er nun benötigt.

Irgendwie hat so gut wie jeder eine Meinung dazu, wenn man sich einen Hund holt und scheut sich auch nicht, das lauthals kundzutun.
Da muss man schon ein dickes Fell haben, um sich das nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen.
Ich hatte das damals noch nicht und musste es mir aneignen.

Das hat auf jeden Fall dazu geführt, dass mein Junghund total überfordert mit mir und den Ansprüchen war und deshalb auffälliges Verhalten gezeigt hat. Ich bin froh, dass ich einen Menschen habe, der das adäquat erkannt hat und da den Stress ausgenommen hat, so konnte das wieder ausgemerzt werden und nun sind wir ein klasse Team, das bei weitem nicht alles perfekt macht. Aber das interessiert mich nun nicht mehr, solange mein Hund glücklich ist und wir ein harmonisches Zusammenleben haben.

Hunde sind nunmal keine Maschinen, ignorieren mal ein Kommando, wollen mal ein Spielzeug länger behalten, fragen mal nach zusätzlichen Leckerlies und Futter, sind auch mal genervt von anderen Lebewesen, haben Angst oder sind einfach mal überdreht. Das heißt noch lange nicht, dass der Hund einen nicht ernst nimmt oder man deshalb nicht harmonisch miteinander leben kann. Aber irgendwo bekommt man von vielen Seiten aus vermittelt, dass das alles sofort und zu 100% funktionieren muss, sonst hat man als Halter schlicht und ergreifend versagt. 🙈
 
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Carola
29. Dez. 20:34
Ich frage mich aber, ob wir Veranlagungen manchmal stärker in den Vordergrund stellen, weil sie so greifbar sind. Gerade bei Hunden, mit denen wir nicht auf einer verbalen Ebene kommunizieren können, konzentrieren wir uns vielleicht stärker auf das, was wir als genetisch „gegeben“ wahrnehmen, und weniger auf die Einflüsse, die wir unbewusst durch unser Verhalten oder unsere Umgebung ausüben. Dein Beispiel zeigt aber wunderbar, wie individuell Hunde trotz ähnlicher Voraussetzungen reagieren können – und wie wichtig es ist, diese Unterschiede zu erkennen und zu fördern.
Ich habe mich in den letzten beiden Jahren aus ganz anderen Gründen sehr intensiv mit Genetik beschäftigt. Dabei habe ich gelernt dass es zum einen eine hochkomplexe und hochkomplizierte Sache ist zum anderen aber auch dass man sie nicht unterschätzen darf.
Natürlich macht die Genetik nur einen Teil des Verhaltensrepertoires aus, Umwelt, Lebensbedingungen und Erziehung spielen auch eine sehr große Rolle aber eben nicht die einzige.
 
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Dogorama-Mitglied
29. Dez. 20:36
Ich finde gar nicht, dass man sich den Stress nur selbst macht. Ich weiß noch, dass ich extremen Druck auch durch Außenstehende bzw. der Gesellschaft generell empfunden habe. Als ich unseren Nachbarn erzählt habe, dass ein Hund bei uns einziehen wird, war gleich das erste „Aber ich hoffe, ihr bringt ihm ordentlich das Alleinbleiben bei, damit er uns nicht die Ohren vollbellt & jault“ In der Welpengruppe wurde uns bereits in der 2. Stunde Angst gemacht, weil wir uns angeblich eine „schwierige Rasse“ nach Hause geholt haben und wenn wir nicht direkt von Anfang an alles richtig machen, das ganze zum Scheitern verurteilt ist. Beim Tierarzt wurde uns gesagt, dass der Welpe niemals etwas in den Mund nehmen darf, sonst drohen Not-OPs bei Verschlucken. Beim Spazierengehen wird man von anderen Hundehaltern angesprochen, dass der Hund ja total aggressiv ist, weil er spielerisch in die Leine sprang, als der andere Hund schon meilenweit fixierte. Und hier im Internet bekommt man schnell mal eine „Tierquäler“-Beleidigung an den Kopf geworfen, wenn man den Welpen nach dem Spaziergang im Welpengitter die Ruhe gibt, die er nun benötigt. Irgendwie hat so gut wie jeder eine Meinung dazu, wenn man sich einen Hund holt und scheut sich auch nicht, das lauthals kundzutun. Da muss man schon ein dickes Fell haben, um sich das nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen. Ich hatte das damals noch nicht und musste es mir aneignen. Das hat auf jeden Fall dazu geführt, dass mein Junghund total überfordert mit mir und den Ansprüchen war und deshalb auffälliges Verhalten gezeigt hat. Ich bin froh, dass ich einen Menschen habe, der das adäquat erkannt hat und da den Stress ausgenommen hat, so konnte das wieder ausgemerzt werden und nun sind wir ein klasse Team, das bei weitem nicht alles perfekt macht. Aber das interessiert mich nun nicht mehr, solange mein Hund glücklich ist und wir ein harmonisches Zusammenleben haben. Hunde sind nunmal keine Maschinen, ignorieren mal ein Kommando, wollen mal ein Spielzeug länger behalten, fragen mal nach zusätzlichen Leckerlies und Futter, sind auch mal genervt von anderen Lebewesen, haben Angst oder sind einfach mal überdreht. Das heißt noch lange nicht, dass der Hund einen nicht ernst nimmt oder man deshalb nicht harmonisch miteinander leben kann. Aber irgendwo bekommt man von vielen Seiten aus vermittelt, dass das alles sofort und zu 100% funktionieren muss, sonst hat man als Halter schlicht und ergreifend versagt. 🙈
Das mag auch sein.
Das denke ich kommt dann aber auf den Menschen an.
Weil mir immer die Meinung andere egal ist.
Also was am Ende des Tages jemand von mir denkt oder von meinen Hunden.
Ich hab mir persönlich nach außen keinem Druck gemacht.
Aber du wirst Recht haben jeder Mensch ist anders.
Das nach außen fokussiere ich aus. Ich fokussiere mich auf uns.
Ich hab ein Ziel und fokussiere mich dann darauf, was außenrum passiert existiert nicht.
 
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Dogorama-Mitglied
29. Dez. 20:40
Ich habe mich in den letzten beiden Jahren aus ganz anderen Gründen sehr intensiv mit Genetik beschäftigt. Dabei habe ich gelernt dass es zum einen eine hochkomplexe und hochkomplizierte Sache ist zum anderen aber auch dass man sie nicht unterschätzen darf. Natürlich macht die Genetik nur einen Teil des Verhaltensrepertoires aus, Umwelt, Lebensbedingungen und Erziehung spielen auch eine sehr große Rolle aber eben nicht die einzige.
Das klingt spannend, dass du dich so intensiv mit Genetik auseinandergesetzt hast – da stimme ich dir völlig zu, dass sie ein wichtiger und komplexer Einflussfaktor ist. Mein Punkt war weniger, dass Genetik keine Rolle spielt, sondern dass sie eben nicht alles ist. Gerade Umwelt, Lebensbedingungen und unser eigener Einfluss haben ebenfalls einen großen Anteil daran, wie sich Verhalten und Persönlichkeit entwickeln.