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Katrin
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Anzahl der Antworten 1616
zuletzt 7. März

Immer mehr verhaltenauffällige Hunde

Die Tierheime sind voll, Resozialisierungstätten für Hunde ebenfalls und auf sämtlichen Portalen werden verhaltensauffällige Hunde für wenige Euros angeboten. Hauptsache schnell weg damit, egal ob es sich um einen Beißer oder ,,nur" um einen Angsthund oder schlicht um einen untrainierten unerzogen Hund handelt der nun vollkommen ungehemmt durchknallt. Nie war es einfacher wie heutzutage an Wissen über Hundetraining, Hundeerziehung usw ranzukommen und doch scheinen immer mehr Menschen mit dem eigenen Hund absolut überfordert zu sein. Woran liegt das? Rasse Genetik und Herkunft spielen da natürlich auch eine Rolle aber halt nicht nur. Auch Vermenschlichung, fehlende Regeln und Grenzen, mangelnde Führung und Sicherheit usw sind mit ein Grund. Es ist kein Geheimnis das auch hier Hunde inzwischen ausgesetzt, vom Halter ,,entsorgt", oder sogar wegen ,,Aggressivität" eingeschläfert werden. Das sind für mich absolute worst case Szenarien die ihren Ursprung in falscher Hundewahl und mangelnden Hundeverständnis hat. Ein Hund ist heutzutage schnell angeschafft. Ahnung vom Hund? Die ist oftmals begrenzt auf vorne kommt fressen rein, hinten der Rest wieder raus. Mit der hohen Anzahl an auffälligen Hunden geht aber auch ein gewisses Risiko für fremde Menschen und Tiere einher. Es betrifft also uns alle. Mich besorgt diese Entwicklung sehr und ich befürchte durchaus weiterhin eher ein zunehmen an Problemhunden und damit auch an Vorfällen mit traurigen und unschönen Ausgang für Mensch und Tier. Aber was kann man dagegen tun? Wie schaffen wir es das die Anzahl auffälliger Hunde wieder abnimmt? Was kann jeder einzelne von uns dazu beitragen? Welche Hilfe brauchen die Halter solcher Hunde im Alltag? Könnten Gesetze wie Pflichtkurse für Hundehalter vor der Anschaffung helfen? Welche Rolle könnten die sozialen Medien dabei spielen? Wie immer bitte nett und höflich kommentieren. Das Bild ist ein KI Bild und stellt keine spezielle Rasse dar sondern steht stellvertretend für alle auffälligen Hunde.
 
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Bettina
28. Dez. 08:13
Lieber Jochen, was hast Du denn für Kinder und woher? Arbeits- oder Showlinie? Reinrassig oder Mischlinge? Ggf. aus dem Kinderschutz? Setzt Du auf extrinsische oder intrinsisch Motivation, kastriert oder nicht kastriert..Ich kämpfe zB gerade mit der hormonellen Umstellung durch die Pubertät.Was machst Du bei Fremdkinderbegnungen..Regeln die das unter sich? Sind Chips, Cola und Nudeln bedarfsdeckend bzw. wie trainiere ich, dass auch Gemüse gefuttert wird? Kinderschule bis wann? Die Basics sitzen, dann reicht das doch eigentlich. Und dann habe ich noch das Problem der Vermenschlichung..kann ich nicht abstellen und ich habe auch eine ganz andere Bindung zu meinem Kind ...von der Qualität der Liebe mal ganz abgesehen...Ich hab auch schon Angst davor, dass ich mein Kind mal abgeben muss und hoffe, dass es sich bei Halterwechsel an mich erinnert.
😂😂😂
 
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Ruth
28. Dez. 08:19
Hallo Katrin, muss dir leider in jeder Hinsicht recht geben. 🤢 persönlich denke ich das sich das nur durch Gesetze verändern läßt. Den wie du schon sagst: die Medien geben uns jede Form der Information aber es wird leider diesbezüglich nicht genutzt. Für die Tiere die darunter leiden ist es einfach nur grausam. Ich selbst kenn erfahrene Hundehalter die ihre Tiere nicht sozialisiert haben, dabei kommt oft so eine Wut in mir auf. Und dann bezweifle ich wieder das Gesetzgebung alleine reicht. Aber für die Mehrzahl sicherlich schon.ich hoffe für die Menschen und die Tiere, in dem Fall die 🐕 🐕, das der Gesetzgeber regeln schafft. Ruth P.
 
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Jochen
28. Dez. 08:19
Lieber Jochen, was hast Du denn für Kinder und woher? Arbeits- oder Showlinie? Reinrassig oder Mischlinge? Ggf. aus dem Kinderschutz? Setzt Du auf extrinsische oder intrinsisch Motivation, kastriert oder nicht kastriert..Ich kämpfe zB gerade mit der hormonellen Umstellung durch die Pubertät.Was machst Du bei Fremdkinderbegnungen..Regeln die das unter sich? Sind Chips, Cola und Nudeln bedarfsdeckend bzw. wie trainiere ich, dass auch Gemüse gefuttert wird? Kinderschule bis wann? Die Basics sitzen, dann reicht das doch eigentlich. Und dann habe ich noch das Problem der Vermenschlichung..kann ich nicht abstellen und ich habe auch eine ganz andere Bindung zu meinem Kind ...von der Qualität der Liebe mal ganz abgesehen...Ich hab auch schon Angst davor, dass ich mein Kind mal abgeben muss und hoffe, dass es sich bei Halterwechsel an mich erinnert.
Ja, und Gottseidank habe ich nicht auf die gehört, die Frühkastration empfohlen hatten, aber darob muss ich nun zugeben, ich bin ein Förderer der Vermehrung.
Ähm und wie ich schrieb: Kinder sind KEINE Hunde, aber die Methodik der Erziehung ist stark verwandt. Mehr will und wollte ich nicht ausdrücken.
 
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Babs
28. Dez. 08:19
Ich denke, dass der gesellschaftliche Wandel großen Einfluss auch auf unsere Hunde hat. Viele Verhaltens"probleme" sind antrainiert. Beispiel: "Training mit Leckerchen". Um damit zu trainieren ist Voraussetzung, dass man den Hund lesen kann und man im sogenannten "Timing" bleibt. Bestätigt man ein Verhalten zu einem falschen Zeitpunkt, bestätigt man auch das "blöde" Verhalten. (Ziel: Hund soll bei Sichtung eines anderen Hundes entspannt bleiben. Nun wird der Hund zugequatscht und es werden Leckerchen gegeben. Der Hund aber ist schon mit seinen Gedanken längst bei dem anderen Hund. Also bestätigt man die ganze Zeit die Orientierung nach Außen, obwohl der Hund neben einem sitzt).

Dann das Thema "Blocken". Auch hier gilt, dass man fair bleibt. Oft wird zu hart geblockt. In windeseile stellt man sich plötzlich vor dem Hund, ohne auf seine eigene Körpersprache zu achten (zusätzlich vorbeugen, dem Hund die Sicht nehmen ...). Da er an der Leine ist, hat er kaum eine Chance der "Drohung" auszuweichen. Es entsteht Frust, der spätestens bei der nächsten Hundebegnung sichtbar wird.

Dann der Außendruck auf den Hundehalter. Gesetze sind einzuhalten. Nachbarn beschweren sich. Es wird gelästert, man bekommt böse Blicke und nicht zuletzt der Hundeknigge (habe ich bei Dogorama zum ersten mal gehört) setzen Grenzen, die zunächst den Hundeführer unter Druck setzen. Dieser Druck wird dann auf den Hund übertragen, denn er muss ja "funktionieren", damit man nicht bestraft wird, sei es mit Bußgelder oder auch bösen Blicken aus der Gesellschaft. Büchst ein Hund aus, macht man sich schon aus seinem eigenen Pflichtgefühl heraus vorwurfsvolle Gedanken und dann kommt der Druck noch von außen und schon steht die Panik im Vordergrund und das Handeln des Hundeführers ist nicht mehr klar und der Situation angepasst.

Früher war nicht alles besser, aber es galten ein paar Grundregeln: Als Kind lernte ich, auch bei unserem eigenen Schäferhund: Nicht dran, nicht drauf, nicht drüber. Also Respekt haben. Gleichzeitig gehörte er aber zur Familie. Er war einfach mit dabei und wurde nicht ständig angesprochen, betatscht ... Er lebte einfach mit im Familienverbund. Leckerchen gab es auch, aber nicht als Verstärker für ein bestimmtes Verhalten. Dennoch kannte unser Hund die Regel: Nicht dran, nicht drauf, nicht drüber. Die Spaziergänge waren entspannter. Nicht so viele andere Hunde und es gab weder so viele Gesetz/Regeln noch einen Hundeknigge. Irgendwie war klar, was für ein harmonisches Zusammenleben nötig war. Der "Job" unserer Hündin war, aufzupassen, dass Unbefugte unser Grundstück nicht betraten. Sie verbellte denjenigen, aber biss nicht. Ein ganz normaler Schäferhund, dem man das Verbellen nicht beigebracht hat. Sie tat es und gut war. Heute darf ein Hund das nicht mehr. Dass das nicht überall so war, ist klar, deswegen ja, dass früher nicht alles besser war. Aber wenn z. B. ein Hund mal ausgebüchst ist, war das nicht gleich ein riesen Drama. Der Hund wurde von anderen zurück gebracht, eine Tasse
Kaffee getrunken und die Gelegenheit genutzt sich über die neuesten Ereignisse im Dorf auszutauschen. Was ich damit sagen möchte, dass der Druck von Außen nicht so groß war und man sich auf das Wesentliche konzentrieren und sich auf der eigenen Intuition verlassen konnte und durfte. Fehler wurden und werden gemacht.

Mein Kommentar ist aus keiner negativen Emotion heraus geschrieben. Es sind einfach nur meine Gedanken zu diesem Thema.
 
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Bettina
28. Dez. 08:23
Ich denke, dass der gesellschaftliche Wandel großen Einfluss auch auf unsere Hunde hat. Viele Verhaltens"probleme" sind antrainiert. Beispiel: "Training mit Leckerchen". Um damit zu trainieren ist Voraussetzung, dass man den Hund lesen kann und man im sogenannten "Timing" bleibt. Bestätigt man ein Verhalten zu einem falschen Zeitpunkt, bestätigt man auch das "blöde" Verhalten. (Ziel: Hund soll bei Sichtung eines anderen Hundes entspannt bleiben. Nun wird der Hund zugequatscht und es werden Leckerchen gegeben. Der Hund aber ist schon mit seinen Gedanken längst bei dem anderen Hund. Also bestätigt man die ganze Zeit die Orientierung nach Außen, obwohl der Hund neben einem sitzt). Dann das Thema "Blocken". Auch hier gilt, dass man fair bleibt. Oft wird zu hart geblockt. In windeseile stellt man sich plötzlich vor dem Hund, ohne auf seine eigene Körpersprache zu achten (zusätzlich vorbeugen, dem Hund die Sicht nehmen ...). Da er an der Leine ist, hat er kaum eine Chance der "Drohung" auszuweichen. Es entsteht Frust, der spätestens bei der nächsten Hundebegnung sichtbar wird. Dann der Außendruck auf den Hundehalter. Gesetze sind einzuhalten. Nachbarn beschweren sich. Es wird gelästert, man bekommt böse Blicke und nicht zuletzt der Hundeknigge (habe ich bei Dogorama zum ersten mal gehört) setzen Grenzen, die zunächst den Hundeführer unter Druck setzen. Dieser Druck wird dann auf den Hund übertragen, denn er muss ja "funktionieren", damit man nicht bestraft wird, sei es mit Bußgelder oder auch bösen Blicken aus der Gesellschaft. Büchst ein Hund aus, macht man sich schon aus seinem eigenen Pflichtgefühl heraus vorwurfsvolle Gedanken und dann kommt der Druck noch von außen und schon steht die Panik im Vordergrund und das Handeln des Hundeführers ist nicht mehr klar und der Situation angepasst. Früher war nicht alles besser, aber es galten ein paar Grundregeln: Als Kind lernte ich, auch bei unserem eigenen Schäferhund: Nicht dran, nicht drauf, nicht drüber. Also Respekt haben. Gleichzeitig gehörte er aber zur Familie. Er war einfach mit dabei und wurde nicht ständig angesprochen, betatscht ... Er lebte einfach mit im Familienverbund. Leckerchen gab es auch, aber nicht als Verstärker für ein bestimmtes Verhalten. Dennoch kannte unser Hund die Regel: Nicht dran, nicht drauf, nicht drüber. Die Spaziergänge waren entspannter. Nicht so viele andere Hunde und es gab weder so viele Gesetz/Regeln noch einen Hundeknigge. Irgendwie war klar, was für ein harmonisches Zusammenleben nötig war. Der "Job" unserer Hündin war, aufzupassen, dass Unbefugte unser Grundstück nicht betraten. Sie verbellte denjenigen, aber biss nicht. Ein ganz normaler Schäferhund, dem man das Verbellen nicht beigebracht hat. Sie tat es und gut war. Heute darf ein Hund das nicht mehr. Dass das nicht überall so war, ist klar, deswegen ja, dass früher nicht alles besser war. Aber wenn z. B. ein Hund mal ausgebüchst ist, war das nicht gleich ein riesen Drama. Der Hund wurde von anderen zurück gebracht, eine Tasse Kaffee getrunken und die Gelegenheit genutzt sich über die neuesten Ereignisse im Dorf auszutauschen. Was ich damit sagen möchte, dass der Druck von Außen nicht so groß war und man sich auf das Wesentliche konzentrieren und sich auf der eigenen Intuition verlassen konnte und durfte. Fehler wurden und werden gemacht. Mein Kommentar ist aus keiner negativen Emotion heraus geschrieben. Es sind einfach nur meine Gedanken zu diesem Thema.
Für uns hunde.menschen ist das komplett schlüssig und richtig...aber um uns geht's nicht...es geht um diejenigen die eben denken all das braucht man nicht um einen hund zu halten
 
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Jessica
28. Dez. 09:01
Ich denke, dass der gesellschaftliche Wandel großen Einfluss auch auf unsere Hunde hat. Viele Verhaltens"probleme" sind antrainiert. Beispiel: "Training mit Leckerchen". Um damit zu trainieren ist Voraussetzung, dass man den Hund lesen kann und man im sogenannten "Timing" bleibt. Bestätigt man ein Verhalten zu einem falschen Zeitpunkt, bestätigt man auch das "blöde" Verhalten. (Ziel: Hund soll bei Sichtung eines anderen Hundes entspannt bleiben. Nun wird der Hund zugequatscht und es werden Leckerchen gegeben. Der Hund aber ist schon mit seinen Gedanken längst bei dem anderen Hund. Also bestätigt man die ganze Zeit die Orientierung nach Außen, obwohl der Hund neben einem sitzt). Dann das Thema "Blocken". Auch hier gilt, dass man fair bleibt. Oft wird zu hart geblockt. In windeseile stellt man sich plötzlich vor dem Hund, ohne auf seine eigene Körpersprache zu achten (zusätzlich vorbeugen, dem Hund die Sicht nehmen ...). Da er an der Leine ist, hat er kaum eine Chance der "Drohung" auszuweichen. Es entsteht Frust, der spätestens bei der nächsten Hundebegnung sichtbar wird. Dann der Außendruck auf den Hundehalter. Gesetze sind einzuhalten. Nachbarn beschweren sich. Es wird gelästert, man bekommt böse Blicke und nicht zuletzt der Hundeknigge (habe ich bei Dogorama zum ersten mal gehört) setzen Grenzen, die zunächst den Hundeführer unter Druck setzen. Dieser Druck wird dann auf den Hund übertragen, denn er muss ja "funktionieren", damit man nicht bestraft wird, sei es mit Bußgelder oder auch bösen Blicken aus der Gesellschaft. Büchst ein Hund aus, macht man sich schon aus seinem eigenen Pflichtgefühl heraus vorwurfsvolle Gedanken und dann kommt der Druck noch von außen und schon steht die Panik im Vordergrund und das Handeln des Hundeführers ist nicht mehr klar und der Situation angepasst. Früher war nicht alles besser, aber es galten ein paar Grundregeln: Als Kind lernte ich, auch bei unserem eigenen Schäferhund: Nicht dran, nicht drauf, nicht drüber. Also Respekt haben. Gleichzeitig gehörte er aber zur Familie. Er war einfach mit dabei und wurde nicht ständig angesprochen, betatscht ... Er lebte einfach mit im Familienverbund. Leckerchen gab es auch, aber nicht als Verstärker für ein bestimmtes Verhalten. Dennoch kannte unser Hund die Regel: Nicht dran, nicht drauf, nicht drüber. Die Spaziergänge waren entspannter. Nicht so viele andere Hunde und es gab weder so viele Gesetz/Regeln noch einen Hundeknigge. Irgendwie war klar, was für ein harmonisches Zusammenleben nötig war. Der "Job" unserer Hündin war, aufzupassen, dass Unbefugte unser Grundstück nicht betraten. Sie verbellte denjenigen, aber biss nicht. Ein ganz normaler Schäferhund, dem man das Verbellen nicht beigebracht hat. Sie tat es und gut war. Heute darf ein Hund das nicht mehr. Dass das nicht überall so war, ist klar, deswegen ja, dass früher nicht alles besser war. Aber wenn z. B. ein Hund mal ausgebüchst ist, war das nicht gleich ein riesen Drama. Der Hund wurde von anderen zurück gebracht, eine Tasse Kaffee getrunken und die Gelegenheit genutzt sich über die neuesten Ereignisse im Dorf auszutauschen. Was ich damit sagen möchte, dass der Druck von Außen nicht so groß war und man sich auf das Wesentliche konzentrieren und sich auf der eigenen Intuition verlassen konnte und durfte. Fehler wurden und werden gemacht. Mein Kommentar ist aus keiner negativen Emotion heraus geschrieben. Es sind einfach nur meine Gedanken zu diesem Thema.
Besser kann man die Situation heute zu früher garnicht beschreiben!
 
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Dogorama-Mitglied
28. Dez. 09:01
Mein Gefühl würde das auch sagen, dass es früher (in meinem Fall ist früher 1970er / 1980er Jahre) „schlimmer“ war. Hundetraining war beschränkt auf die Ausbildung von Polizei- /Rettungs- / Schutzhunden. Oder man hat dort Hunde „scharf“ gemacht und „auf Mann“ trainiert. Keiner unserer Familienhunde hat jemals gezieltes Training bekommen. Auseinandersetzungen zwischen Hunden sind mit „das regeln die unter sich“ abgehakt worden. Hunde wurden teilweise in Zwingern gehalten, man wusste halt, wo überagressive Hunde wohnten und hat da einen Bogen drum gemacht. Meine Schwester wurde beim Rollschuhlaufen von einem Schäferhund gebissen. Selbst das hatte keine Konsequenzen für Hund oder Halter, sie hat dann halt aufgepasst, wenn sie den gesehen hat. Mein Gefühl sagt mir eher, dass wir das einbinden von Hunden in unsere Welt sehr viel besser und gewissenhafter machen als früher. Möglicherweise ist auch einfach die Schwelle, was wir als „verhaltensauffällig“ sehen, niedriger geworden. In dem Thread geht es um den Eindruck und der ist bei mir persönlich so, dass heute die große Mehrheit der Hunde gut sozialisiert ist und die Halter im Schnitt mehr auf Wesen und Bedürfnisse der Hunde eingehen und damit arbeiten.
Ja, aber ist das "Einbinden in unsere Welt" hundetypisch? Geht man auf das Wesen und die Bedürfnisse des Hundes ein, wenn man ihn - natürlich vollkommen gewaltfrei - dazu erzieht, sich beim Eisessen und in der Straßenbahn brav zu benehmen? Ich finde, genau da hört das gut gemeinte Rudel-Wir schon auf und fängt Egoismus an. Ja, Hunde unternehmen gern etwas mit ihren Menschen. Früher war das Arbeit Zusammen hüten, jagen, wachen,... Jetzt haben wir Jobs, bei denen wir keinen Hund brauchen. Also opfern wir gern unsere Freizeit, um mit dem Hund etwas gemeinsam zu unternehmen. Nur, das ist bei vielen Menschen und oftmals nichts hundetypisches. Es sind Stadtbummel, Inliner fahren, usw. Der Hund soll es brav mitmachen ohne auffällig zu sein und dabei sind wir noch stolz, weil wir ja sooo viel zusammen unternehmen. Im besten Fall bekommt der Border noch ne Stunde Agility oder der Vizsla darf den Futterbeutel suchen. Wir nennen das dann Alternativbeschäftigungen.
EDIT : Was ich damit sagen will, ich denke, viele Hunde kriegen einen an der Mermel, weil ihnen eine SINNVOLLE Beschäftigung fehlt. Ein Job, bei dem sie wertgeschätzt und gebraucht werden.
 
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Dogorama-Mitglied
28. Dez. 09:33
Ja, aber ist das "Einbinden in unsere Welt" hundetypisch? Geht man auf das Wesen und die Bedürfnisse des Hundes ein, wenn man ihn - natürlich vollkommen gewaltfrei - dazu erzieht, sich beim Eisessen und in der Straßenbahn brav zu benehmen? Ich finde, genau da hört das gut gemeinte Rudel-Wir schon auf und fängt Egoismus an. Ja, Hunde unternehmen gern etwas mit ihren Menschen. Früher war das Arbeit Zusammen hüten, jagen, wachen,... Jetzt haben wir Jobs, bei denen wir keinen Hund brauchen. Also opfern wir gern unsere Freizeit, um mit dem Hund etwas gemeinsam zu unternehmen. Nur, das ist bei vielen Menschen und oftmals nichts hundetypisches. Es sind Stadtbummel, Inliner fahren, usw. Der Hund soll es brav mitmachen ohne auffällig zu sein und dabei sind wir noch stolz, weil wir ja sooo viel zusammen unternehmen. Im besten Fall bekommt der Border noch ne Stunde Agility oder der Vizsla darf den Futterbeutel suchen. Wir nennen das dann Alternativbeschäftigungen. EDIT : Was ich damit sagen will, ich denke, viele Hunde kriegen einen an der Mermel, weil ihnen eine SINNVOLLE Beschäftigung fehlt. Ein Job, bei dem sie wertgeschätzt und gebraucht werden.
Das klingt jetzt so als wären nur Arbeitsrassen auffällig - ich beobachte aber oft genau das Gegenteil.

Aus meiner Erfahrung ist es oft deutlich schwieriger, überhaupt eine „Arbeitsrasse“ zu bekommen. Die Anforderungen von Züchtern sind bei diesen Hunden meist sehr hoch, weil sie sicherstellen wollen, dass die Tiere in passende Hände kommen. Für unsere Weimaraner-Hündin mussten wir beispielsweise zu einem richtigen Vorstellungsgespräch, um zu zeigen, dass wir ihre Bedürfnisse erfüllen können.
Ich fand das angemessen und habe sowas auch schon häufiger gehört.
 
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Katrin
28. Dez. 09:43
Ich denke, dass der gesellschaftliche Wandel großen Einfluss auch auf unsere Hunde hat. Viele Verhaltens"probleme" sind antrainiert. Beispiel: "Training mit Leckerchen". Um damit zu trainieren ist Voraussetzung, dass man den Hund lesen kann und man im sogenannten "Timing" bleibt. Bestätigt man ein Verhalten zu einem falschen Zeitpunkt, bestätigt man auch das "blöde" Verhalten. (Ziel: Hund soll bei Sichtung eines anderen Hundes entspannt bleiben. Nun wird der Hund zugequatscht und es werden Leckerchen gegeben. Der Hund aber ist schon mit seinen Gedanken längst bei dem anderen Hund. Also bestätigt man die ganze Zeit die Orientierung nach Außen, obwohl der Hund neben einem sitzt). Dann das Thema "Blocken". Auch hier gilt, dass man fair bleibt. Oft wird zu hart geblockt. In windeseile stellt man sich plötzlich vor dem Hund, ohne auf seine eigene Körpersprache zu achten (zusätzlich vorbeugen, dem Hund die Sicht nehmen ...). Da er an der Leine ist, hat er kaum eine Chance der "Drohung" auszuweichen. Es entsteht Frust, der spätestens bei der nächsten Hundebegnung sichtbar wird. Dann der Außendruck auf den Hundehalter. Gesetze sind einzuhalten. Nachbarn beschweren sich. Es wird gelästert, man bekommt böse Blicke und nicht zuletzt der Hundeknigge (habe ich bei Dogorama zum ersten mal gehört) setzen Grenzen, die zunächst den Hundeführer unter Druck setzen. Dieser Druck wird dann auf den Hund übertragen, denn er muss ja "funktionieren", damit man nicht bestraft wird, sei es mit Bußgelder oder auch bösen Blicken aus der Gesellschaft. Büchst ein Hund aus, macht man sich schon aus seinem eigenen Pflichtgefühl heraus vorwurfsvolle Gedanken und dann kommt der Druck noch von außen und schon steht die Panik im Vordergrund und das Handeln des Hundeführers ist nicht mehr klar und der Situation angepasst. Früher war nicht alles besser, aber es galten ein paar Grundregeln: Als Kind lernte ich, auch bei unserem eigenen Schäferhund: Nicht dran, nicht drauf, nicht drüber. Also Respekt haben. Gleichzeitig gehörte er aber zur Familie. Er war einfach mit dabei und wurde nicht ständig angesprochen, betatscht ... Er lebte einfach mit im Familienverbund. Leckerchen gab es auch, aber nicht als Verstärker für ein bestimmtes Verhalten. Dennoch kannte unser Hund die Regel: Nicht dran, nicht drauf, nicht drüber. Die Spaziergänge waren entspannter. Nicht so viele andere Hunde und es gab weder so viele Gesetz/Regeln noch einen Hundeknigge. Irgendwie war klar, was für ein harmonisches Zusammenleben nötig war. Der "Job" unserer Hündin war, aufzupassen, dass Unbefugte unser Grundstück nicht betraten. Sie verbellte denjenigen, aber biss nicht. Ein ganz normaler Schäferhund, dem man das Verbellen nicht beigebracht hat. Sie tat es und gut war. Heute darf ein Hund das nicht mehr. Dass das nicht überall so war, ist klar, deswegen ja, dass früher nicht alles besser war. Aber wenn z. B. ein Hund mal ausgebüchst ist, war das nicht gleich ein riesen Drama. Der Hund wurde von anderen zurück gebracht, eine Tasse Kaffee getrunken und die Gelegenheit genutzt sich über die neuesten Ereignisse im Dorf auszutauschen. Was ich damit sagen möchte, dass der Druck von Außen nicht so groß war und man sich auf das Wesentliche konzentrieren und sich auf der eigenen Intuition verlassen konnte und durfte. Fehler wurden und werden gemacht. Mein Kommentar ist aus keiner negativen Emotion heraus geschrieben. Es sind einfach nur meine Gedanken zu diesem Thema.
Also das mit dem ausbüchsen und zurückbringen ist hier auf dem Dörfchen noch immer so😅
 
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Katrin
28. Dez. 10:13
Vor ein paar Tage fiel mir ein Video auf. Ein kleiner Hund verteidigte sein Weihnachtsgeschenk. Er kommuniziert das sehr gut durch knurren, Zähne zeigen, steifer Körper und leckte sich auch zwischendurch übers Maul. Die Haltern weiß das er ein Ressourcenverteidiger ist verhielt sich aber aus Hundesicht weiterhin nicht korrekt. Sie sprach mit ihn, kraulte sogar den Kopf und näherte sich mit der Hand immer wieder abwechselnd erst zum Geschenk dann wieder zum Hund.


Ich bezweifel das sie es bei einem Rottweiler, Amstaff oder Schäferhund so gemacht hätte.

Ich denke es sind solche kleinen Aktionen die zu großen Problemen führen kennen. Dieser Hund lernte das er nicht ernst genommen wird und feines kommunizieren nicht verstanden wird. Irgendwann wird er sich nicht mehr die Mühe machen und zubeißen. Aus Hundesicht logisch. Für Menschen ein Problem aber halt ein selbstgemachtes. Nur blöd wenn der Hund ein Kind oder eine fremde Person tackert. Das absolut traurige daran ist das laut Aussage der Halterin sogar ein Trainer vorhanden ist.