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Katrin
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heute 20:30

Immer mehr verhaltenauffällige Hunde

Die Tierheime sind voll, Resozialisierungstätten für Hunde ebenfalls und auf sämtlichen Portalen werden verhaltensauffällige Hunde für wenige Euros angeboten. Hauptsache schnell weg damit, egal ob es sich um einen Beißer oder ,,nur" um einen Angsthund oder schlicht um einen untrainierten unerzogen Hund handelt der nun vollkommen ungehemmt durchknallt. Nie war es einfacher wie heutzutage an Wissen über Hundetraining, Hundeerziehung usw ranzukommen und doch scheinen immer mehr Menschen mit dem eigenen Hund absolut überfordert zu sein. Woran liegt das? Rasse Genetik und Herkunft spielen da natürlich auch eine Rolle aber halt nicht nur. Auch Vermenschlichung, fehlende Regeln und Grenzen, mangelnde Führung und Sicherheit usw sind mit ein Grund. Es ist kein Geheimnis das auch hier Hunde inzwischen ausgesetzt, vom Halter ,,entsorgt", oder sogar wegen ,,Aggressivität" eingeschläfert werden. Das sind für mich absolute worst case Szenarien die ihren Ursprung in falscher Hundewahl und mangelnden Hundeverständnis hat. Ein Hund ist heutzutage schnell angeschafft. Ahnung vom Hund? Die ist oftmals begrenzt auf vorne kommt fressen rein, hinten der Rest wieder raus. Mit der hohen Anzahl an auffälligen Hunden geht aber auch ein gewisses Risiko für fremde Menschen und Tiere einher. Es betrifft also uns alle. Mich besorgt diese Entwicklung sehr und ich befürchte durchaus weiterhin eher ein zunehmen an Problemhunden und damit auch an Vorfällen mit traurigen und unschönen Ausgang für Mensch und Tier. Aber was kann man dagegen tun? Wie schaffen wir es das die Anzahl auffälliger Hunde wieder abnimmt? Was kann jeder einzelne von uns dazu beitragen? Welche Hilfe brauchen die Halter solcher Hunde im Alltag? Könnten Gesetze wie Pflichtkurse für Hundehalter vor der Anschaffung helfen? Welche Rolle könnten die sozialen Medien dabei spielen? Wie immer bitte nett und höflich kommentieren. Das Bild ist ein KI Bild und stellt keine spezielle Rasse dar sondern steht stellvertretend für alle auffälligen Hunde.
 
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Sonja
25. Dez. 17:30
Ich denke das eines der Probleme ist, das viele einfach zu schnell, zu viel von ihren Hund erwarten. Das liest man ja bereits hier sehr oft.z.B..; . "mein Hund ist jetzt schon zwei Wochen bei uns und dieses und jenes klappt noch immer nicht was tun..., oder mein 12 Wochen alter Welpen ist noch immer nicht stubenrein..., oder wir üben jetzt schon eine Woche und mein Hund kann noch immer nicht 6 Stunden alleine bleiben ... etc etc... solche Posts gib es hier fast täglich ....🤗 Die "will haben jetzt und sofort und alles muss klappen auch jetzt und sofort" Mentalität scheint mir in den letzten, besonders 10 oder 20 Jahren zugenommen zu haben. Leute werden immer ungeduldiger egal ob welchem Alltags, lebens, Arbeitsbereich etc.. Viele vergessen das es mitunter vom Welpen/Hund bis zur "Alltagstauglichkeit" Monate, oder sogar Jahre vergehen. In einem solchen Hund steckt nunmal viel Geduld, Zeit und Arbeit des HH drin. Auch ist es manchmal nötig Hilfe von "guten und qualifizierten" Trainern zu suchen, selbst wenn es nicht der Ersthund ist. Gute Trainer, (damit meine ich welche die nach dem Motto trainieren statt dominieren arbeiten) kosten nunmal Geld und manchmal muss man oft nach solchen suchen..Der erstbeste und/oder günstigste Trainer/Hundeschule sind da oftmals nicht die Lösung. Ja es ist zwar einfach heutzutage an Trainingstipps und Infos zu gelangen, aber genausoeunfach ist es an "den/die falschen" zu geraten.. Ich denke das da auch so einige bekannte oder gar "Promitrainer" nicht unschuldig sind. Für so manch HH sind das die "Neuzeitgurus" und einiges von ihnen wird einfach falsch interpretiert, weil nur weil dieser und jener es so macht muss diese Methode nicht beim eigenen Hund klappen...Ich habe leider schon einige HH erlebt die es so sehen und auf biegen und brechen ihrem Hund mit einer Methode was "eintrichtern" wollen... Ein weiters grosses Problem sehe ich auch darin das jeder "Hinz und Kunz" sich Hundetrainer nennen kann.
 
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Katrin
25. Dez. 17:35
Also ich als Besitzerin einer Hündin mit Auffälligkeit freue mich über Hilfsangebote (wenn es zeitlich passt). Egal ob es ein keines Stück gemeinsames gehen, oder „nur“ Begegnungstraining/nochmal vorbeikommen ist. Generell freue ich mich, wenn andere (wo möglich) mehr Abstand halten, evtl. einen kleinen Bogen andeuten, ihren Hund an die Leine nehmen oder auch nur auf die andere Seite lenken. Von anderen mit ebenfalls auffälligen Hunden wünsche ich mir/erwartet ich, dass diese wenigstens Versuche unternehmen ihren Hund vom starren/drohen abzuhalten.
Wie gesagt ich vermute es lag dann einfach oft daran das es dem Halter unangenehm war. Bemerke ich einen auffälligen Hund versuche ich da wo es geht möglichst Abstand rein zu bringen und frage dann wenn ich einige Meter entfernt bin ob er/sie Hilfe braucht oder wir die Begegnung wiederholen sollen usw. Ich selber bin wenn ich einen auffälligen Hund bei mir hatte immer auf Menschen zugegangen und hab gefragt. Mir ist aber das negative Verhalten des Hundes nie unangenehm gewesen. Er/Sie konnte nunmal in dem Moment nicht anders reagieren und sowas sollte einem dann auch nicht peinlich sein müssen.
 
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Susanne
25. Dez. 17:37
An der Aufklärung kann es in meinen Augen nicht (hauptsächlich) liegen. Es gibt genug Tierheimmitarbeiter oder Züchter, die sich tagtäglich den Mund fusselig reden und letztendlich wird der Hund ja doch von irgendwo geholt, sollte man keinen aus seriöser Quelle bekommen. Gesetze mögen helfen, aber was will man denn noch per Gesetz regulieren? Am Ende verliert jemand seinen ansonsten top gehaltenen Hund, weil seine Wohnung 0,2 qm zu klein ist, es aber nun mal so im Gesetz steht... Ob es heutzutage mehr oder weniger verhaltensauffällige (aggressive) Hunde gibt oder nicht, lasse ich mal dahin gestellt. Mein persönlicher Eindruck ist eher, dass die Menschen selbst immer weniger mit ihresgleichen umgehen können, sich wg Lapalien verunsichern oder aufregen lassen und sich gegenseitig immer mehr einschränken, aus Angst selbst eingeschränkt zu werden. Früher hing der Hund an der Kette, bewachte sein Grundstück, bekam zweimal am Tag Futter und vielleicht mal eine Streicheleinheit. Für die meisten hoffentlich keine wünschenswerte Hundehaltung mehr, aber solche Hunde hatten trotz allem deutlich weniger Stress. Ein "moderner" Hund bekommt mit Chance 2 Wochen Urlaub seiner Menschen zugestanden, muss danach still und brav alleine bleiben können, stubenrein sein, draußen ordentlich an der Leine gehen und für Spiel und Spaß bereit stehen, wenn Mensch endlich Zeit und Lust dazu hat. Die Hundehaltung wird romantisiert und die Erwartungen sind riesig. Da kann selbst ein stinknormaler Hund schnell zur Enttäuschung werden. Statt zu reglementieren, würde ich mir mehr gesunden Menschenverstand wünschen und die Bereitschaft sich auf das Tier einzulassen. Zu akzeptieren, dass auch Hunde mal einen schlechten Tag haben oder sich unwohl fühlen kann, dass nicht alles von jetzt auf gleich klappt, dass Hund auch mal "nein" sagt und das nicht ignoriert wird, bis er sich nicht mehr anders zu helfen weiß. Und nicht zuletzt, sich nicht dafür zu schämen, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen. Wer einen Leinenpöbler hat, wird die abschätzigen Blicke oder sogar Kommentare kennen. Aus der Gesellschaft kommt kein Verständnis für unperfekte Tiere (oder Kinder), deshalb braucht man auch hier keine zu erwarten. Aber man kann zusammen mit seinem Hund wachsen und lernen, wenn man bereit dafür ist.
 
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Carola
25. Dez. 17:38
Ich denke, es ist ein sehr vielschichtiges Problem. Zum einen steht jede Menge Schmu im Internet über die Hunde. Wenn ich mir mal meine Hunderasse nehme, den Spitz steht da immer ganz nett dass der Hund leicht erziehbar ist. Ist er auch bei der richtigen Führung und bei dem richtigen Training. Fehlt das aber kann sich der Spitz zu einem elenden Kläffer der durchaus auch mal schnappt entwickeln. So ist das bei anderen Hunderassen eben auch oftmals lese ich das Hütehunde und Herdenschutzhunde in einen Topf geworfen werden dann krempeln sich mir die Zehennägel auf! Das ist auch ein Teil der Problematik dass sich die falschen Leute die falschen Hunde kaufen und nicht oder falsch mit ihnen trainieren. Viele sind ja sogar noch stolz dass sie noch nie in einer Hundeschule waren. Aus meiner Sicht ist das für Ersthundebesitzer aber sehr wichtig. Und selbst mit Hundeerfahrung kann man in einem Kurs oder einem Verein noch viel dazu lernen! Dann kommen oftmals aus dem Ausland Hunde hierher die weder von ihrer Genetik noch ihrer Sozialisation in unsere hiesige Lebensumwelt passen. Auch gibt es inzwischen wesentlich mehr Hunde, Corona sei Dank, und es haben sich nicht alle Menschen wirklich ernsthafte Gedanken gemacht welchen Hund sie sich da so ins Haus holen. Da liegt dann ein Arbeitsloser Spezialist auf dem Sofa, mit ihm wird Ruhe Training gemacht und er darf dreimal am Tag Gassi gehen. Dass das bei einigen Hunderassen komplett nach hinten losgeht ist schon aufgrund der Ansprüche die diese Rassen an ihre Menschen haben vorprogrammiert. Dann wird auch noch die Rasse Zucht mehr oder weniger verteufelt und es gibt lustige hybridrassen und auch Mischlinge die je nach Mischung durchaus zu Granaten oder mindestens zu anstrengenden Wundertüten werden können. Natürlich kann man niemanden dazu zwingen vernünftig mit seinem Hund zu trainieren und ihn ordentlich zu erziehen aber aus meiner Sicht sollte jeder Hundehalter zumindest eine Sachkundeprüfung haben damit ein Minimum an Wissen gewährleistet ist.
 
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Katja
25. Dez. 17:41
Auch die einfuhr vom Ausland Auch Tierschutz gehört gestoppt wir haben genug Hunde in unseren tierheimen
Was dabei immer gerne vergessen wird: vernünftige Tierschutz-Orgas nehmen Auslands-Tierschutzhunde zurück und vermitteln sie in kundige Hände weiter, wenn es bei den ersten Besitzern Probleme gibt… steht zumindest bei uns so im Vertrag. ATS-Hunde landen eigentlich nicht im Tierheim. Aber irritierend sind natürlich z.B. solche Anfragen, wie hier kürzlich auf Dogorama, ob ich nicht ein neues Zuhause für den Rassehund wüsste (war, glaub ich, sogar Qualzucht)… war knapp 6 Monate alt, das arme Hundetier!😳 Auf meine Frage, warum sie ihn nicht zum Züchter zurückgibt, kam dann „da krieg ich ja das Geld nicht zurück!“. Dazu fällt mir echt nix mehr ein…
 
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Katrin
25. Dez. 17:44
Was dabei immer gerne vergessen wird: vernünftige Tierschutz-Orgas nehmen Auslands-Tierschutzhunde zurück und vermitteln sie in kundige Hände weiter, wenn es bei den ersten Besitzern Probleme gibt… steht zumindest bei uns so im Vertrag. ATS-Hunde landen eigentlich nicht im Tierheim. Aber irritierend sind natürlich z.B. solche Anfragen, wie hier kürzlich auf Dogorama, ob ich nicht ein neues Zuhause für den Rassehund wüsste (war, glaub ich, sogar Qualzucht)… war knapp 6 Monate alt, das arme Hundetier!😳 Auf meine Frage, warum sie ihn nicht zum Züchter zurückgibt, kam dann „da krieg ich ja das Geld nicht zurück!“. Dazu fällt mir echt nix mehr ein…
Erklärt sowas aber nicht auch ein wenig das Hunde auffällig werden? Diese mangelnde Empathie und Verantwortungslosigkeit mancher Menschen für ihr selber angeschafftes Haustier?
 
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Verena
25. Dez. 17:47
Mit ist gerade die von dir angesprochene Unterstützung wichtig. Was kann ich als Hundehalter mit Hund ohne Auffälligkeiten tun um Halter mit auffälligen Hunden zu unterstützen? Aktiv und/oder passiv. Wir sind zB öfter mal Trainingspartner von umweltunsicheren Hunden oder auch von Hunden die mit anderen nicht klarkommen. Aber da kommen die Halter eben auf mich zu. Angebotene Hilfe wenn ein sichtbares Problem auftrat wurde bisher meistens abgelehnt. Ob das aus Scham geschah weiß ich nicht aber ich vermute es zumindest.
Manchmal sind es auch nur die kleinen „Dinge“ im Leben, die evtl ein wenig hilfreich sein können. Ich hatte gestern mit meinen 5 Hunden viele Hundebegegnungen auf unserer Wanderung, mehr als sonst. Eine junge Frau war dabei. Ihr Hund hatte einen Maulkorb auf, sie hat sich scheinbar nicht weiter getraut an uns vorbei. Ich habe zu spät bemerkt, dass sie zurück kam, da ich selbst mit meinen beschäftigt war, da wir einen alten Hundekumpel trafen und sich dann auch noch plötzlich 2 Hunde nicht all zu nett und ohne Besitzer ins Spiel einmischten. Nachdem das geregelt war und ich sie sah leinte ich meine Hunde an, dass sie sicher gehen kann, keiner rennt zu ihrem Hund. Ich sprach sie einfach an, ob man behilflich sein kann, da ich mit Buggy (meine Senior Hündin schafft keine langen Strecken mehr) leider grad nicht weiter ausweichen kann. Sie bedankte sich, dass ich einfach stehen blieb und wir kamen ins Gespräch und unterhielten uns kurz. Wir unterhielten uns so lange, bis ihr Hund auch entspannt da stand und dann ging jeder weiter seiner Wege. Ich würde mir manchmal wünschen, dass im Alltag Respektvoller miteinander umgegangen wird. Nicht jeder ist sich selbst der nächste. Natürlich ist alleine damit nicht jedes Problem behoben, aber wenn mir jemand Hilfe anbot, oder einfach Platz machte als mein Kleiner noch ne kleine tickende Zeitbombe war und ich ihn nicht überfordern wollte, war ich sehr dankbar. Und jeder einzelne, der für uns einen kleinen Bogen lief, oder in einer engen Gasse wartete bis wir durch waren, hat geholfen, dass mein Kleiner nun einfach gechillt durchs Leben laufen kann.
 
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Katja
25. Dez. 17:47
Also hier in Berlin beobachte ich recht klar die Auswirkungen der kompletten Leinenpflicht (überall bis auf eine Handvoll Auslaufgebiete): die Hunde kommen an & sind noch recht normal… und dann kann man schön über das nächste Jahr beobachten, wie sie sukzessive das Sozialverhalten verlernen und zum schwierigen Hund werden. Da spielen natürlich viele andere Faktoren, einige hier schon genannt, auch mit rein. Aber Hunde, die ihr Leben komplett an der Leine verbringen und nie Sozialkontakte haben dürfen, können, meiner Meinung nach, nur komisch werden…
 
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Katja
25. Dez. 17:50
Ist es denn wirklich so, oder nur dein subjektiver Eindruck? Ich glaube, dass man heute einfach genauer hinschaut. Ich hatte drei Freunde mit bissigen Hunden zuhause. Und wenn ich mit dem Fahrrad zur Bushaltestelle fuhr, musste ich „Vollgas“ an einem Hof vorbei, weil da ein Hund rausgeschossen kam und Passanten attackierte. Meine Mutter hatte eine Schäferhündin aus dem Tierheim geholt, die man nicht streicheln konnte, weil sie dann sofort sichernd die Hand ins Maul nahm, weil sie vom Vorbesitzer schwer misshandelt wurde. Also dieses „heutzutage ist alles schlimm und immer schlimmer“ dystrophische Gehabe sehe ich nur als Stimmungsmache, solange keine belastbaren Fakten existieren. Und gleich kommt wieder eine Schar um die Ecke, die den Auslandstierschutz verunglimpfen oder irgendwelche Rassen…
Naja, der Jagdhund, der früher auf dem Bauernhof ab und an mal „eigenen Interessen“ nachgegangen ist, kam eben irgendwann nicht mehr wieder und es war klar: da hat ein Nachbar kurzen Prozess gemacht. Früher wurden oft Probleme anders gelöst als heute…😳
 
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Susanne
25. Dez. 17:53
Naja, der Jagdhund, der früher auf dem Bauernhof ab und an mal „eigenen Interessen“ nachgegangen ist, kam eben irgendwann nicht mehr wieder und es war klar: da hat ein Nachbar kurzen Prozess gemacht. Früher wurden oft Probleme anders gelöst als heute…😳
Joar... Das erinnert mich an einen Bauern aus meiner Kindheit, bei dem hintereinander zwei Hunde nach einem Beißvorfall eingeschläfert werden mussten. Zufälligerweise hatten beide Gehirntumore...