Ist es denn wirklich so, oder nur dein subjektiver Eindruck? Ich glaube, dass man heute einfach genauer hinschaut. Ich hatte drei Freunde mit bissigen Hunden zuhause. Und wenn ich mit dem Fahrrad zur Bushaltestelle fuhr, musste ich „Vollgas“ an einem Hof vorbei, weil da ein Hund rausgeschossen kam und Passanten attackierte. Meine Mutter hatte eine Schäferhündin aus dem Tierheim geholt, die man nicht streicheln konnte, weil sie dann sofort sichernd die Hand ins Maul nahm, weil sie vom Vorbesitzer schwer misshandelt wurde. Also dieses „heutzutage ist alles schlimm und immer schlimmer“ dystrophische Gehabe sehe ich nur als Stimmungsmache, solange keine belastbaren Fakten existieren. Und gleich kommt wieder eine Schar um die Ecke, die den Auslandstierschutz verunglimpfen oder irgendwelche Rassen…
Du hast recht, dass es früher ebenfalls verhaltensauffällige Hunde gab und dass heute möglicherweise genauer hingeschaut wird. Aktuelle Statistiken zeigen dazu einige interessante Entwicklungen:
Anstieg der Hundepopulation:
Die Anzahl der Hunde in Deutschland ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2021 lebten rund 10,3 Millionen Hunde in deutschen Haushalten.
Bissverletzungen durch Hunde:
Detaillierte Statistiken zu Bissverletzungen durch Hunde sind begrenzt. Allerdings wurden im Jahr 2018 in Baden-Württemberg rund 1.400 Hundeattacken polizeilich erfasst, was den höchsten Wert in den letzten sechs Jahren darstellt.
Todesfälle durch Hundebisse:
Die Anzahl der Todesfälle infolge von Hundebissen ist relativ gering. Zwischen 1998 und 2023 wurden in Deutschland jährlich durchschnittlich etwa 3,3 Todesfälle aufgrund von Hundebissen verzeichnet.
Die Zahlen sind vom statistischen Bundesamt und verdeutlichen, dass die Hundepopulation in Deutschland wächst und dass es eine signifikante Anzahl von Hundeattacken gibt. Ob dies auf eine Zunahme von verhaltensauffälligen Hunden oder auf eine erhöhte Sensibilisierung und Meldebereitschaft zurückzuführen ist, lässt sich anhand der vorliegenden Daten nicht eindeutig bestimmen.
Die tatsächliche Zunahme von verhaltensauffälligen Hunden lässt sich also aktuell nicht eindeutig durch belastbare Daten belegen. Vielmehr könnte meiner Meinung nach der Eindruck einer Zunahme auf eine höhere Sichtbarkeit und Sensibilisierung zurückzuführen sein. Mit mehr Hunden in Haushalten steigen jedoch auch zwangsläufig die Herausforderungen, was zu einer stärkeren Wahrnehmung von Problemfällen führt. Gleichzeitig haben unüberlegte Anschaffungen und mangelndes Wissen bei einigen Halter*innen dazu beigetragen, dass bestehende Probleme sichtbarer werden. Die Diskussion sollte daher meiner Meinung nach weniger auf eine tatsächliche Zunahme fokussieren, sondern darauf, wie durch bessere Aufklärung, Prävention und Unterstützung die Anzahl auffälliger Hunde und die damit verbundenen Probleme reduziert werden können.