Und auf Basis der generellen Diskussion finde ich es auch wichtig zu unterscheiden aus welcher „Richtung“ die Person kommt.
Mal ganz blöd gefragt:
Wie viele Leute hier haben (hatten, ich bleibe der Einfachheit halber bei einer Zeitform) Hund(e), die:
- sich auffällig verhalten über das Maß testen in der Pubertät hinaus
- verletzt haben
- von außen als aggressiv beschrieben werden
- einen Maulkorb (situativ) tragen, abgesehen von Staubsauger oder Öffis
- abgegeben wurden, weil die Besitzer das nicht mehr wollten/konnten, beschlagnahmt usw.
- selber Herzklopfen gehabt, weil ein Trigger sichtbar ist und einem der Hund gleich um die Ohren fliegt (ja ist nicht optimal, aber eben auch schwer zu verhindern)
- wirklich tiefgreifend und umfassend über lange Zeit an solchen Themen gearbeitet
- sich intensiv damit auseinandergesetzt, inkl. Fachliteratur usw.
Oder alternativ professionelle Trainer, die mit solchen Mensch-Hund Teams arbeiten.
Das ist einfach eine ganz andere Realität. In meinem FSJ hatten wir einen Tag ein Experiment: jeder hat für den Tag eine Behinderung bekommen (Rollstuhl, Brille mit Seheinschränkung, Kopfhörer = taub, Alterungssuit, stumm usw.) und wir sollten ganz normal unseren Tag in der Stadt verbringen. Einem gesunden Menschen fällt gar nicht auf, wie viele Stufen es gibt, wie man ohne Ohren und Mund kommuniziert, wie man sich blind zurechtfindet. Leute mit Behinderung leben das gleiche und doch ein ganz anderes Leben und wir „normalen/gesunden“ (normal im Bezug auf die Hunde nicht auf die Menschen, da immer noch Vergleich) Leute sehen das gar nicht.
Ich habe eine Hündin die Verhaltenskreativ ist (sehr nette Umschreibung unsere Trainerin).
Ich erlebe zur Zeit täglich bei Hundebegegnungen (auch ohne Kontakt), dass viele Hundehalter keine Ahnung von ihren Hunden, oder der Körpersprache haben. (Auch nicht Körpersprache bei Menschen).
Wenn mein Hund den anderen versucht von weitem zu fixieren und drohend drauf zu geht, ich sie davon abbringe (z.B durch blocken oder umlenken meiner Hündin) und der andere seinen Hund beim vorbeigehen trotzdem an meine ran lässt, hat der Halter auf 50 Meter nicht aufgepasst , oder nichts davon verstanden.
Meine Hündin ist sehr eindeutig in dem was sie tut, sie kommuniziert sehr klar, dass es, wenn sie hin könnte Stress gibt (zumindest wenn sie auslöst, passiert nicht bei jedem Hund).
Andererseits sehe ich viele Halter, die ihre Hunde vom fixieren nicht abhalten, es nicht mal versuchen und wahrscheinlich nicht mitbekommen oder nicht verstehen. Darauf reagiert meine Hündin leider extrem, natürlich ist das „mein“ Problem und ich muss trainieren, aber etwas Rücksicht/nicht eskalieren sollte nicht zu viel verlangt sein.
Auf unsere Hündin trifft aber auch folgendes zu:
- auffälliges Verhalten und Grenzen testen über das normale hinaus, auch nach der Pubertät
- hat einen Hund verletzt (Selbstverteidigung, Rest durch Management verhindert, aber wenn sie könnte wie sie wollte…)
- wird von außen als aggressiv beschrieben (gegenüber Hunden)
- trägt da, wo Hunde frei laufen einen Maulkorb
Ich hatte auch schon
- Herzklopfen, wenn man merkt, dass gleich was passiert und man das nicht verhindern kann
- wir arbeiten seit ca. einem Jahr mit einer Trainerin an dem Thema und haben viel erreicht, aber ganz weg gehen wird es im Zweifelsfall nicht