Deine Frage scheint irgendwie untergegangen zu sein:
Für mich bedeutet ‘gut geführt’, dass der Hund durch klare Kommunikation und Vertrauen weiß, was von ihm erwartet wird, und zuverlässig reagieren kann. Gute Führung zeigt sich für mich in Verlässlichkeit auf beiden Seiten.
Natürlich gehört für mich auch dazu, dass mein Hund in Gefahrensituationen zuverlässig auf mich reagiert. Das finde ich auch sehr wichtig.
Ich bin außerdem der Meinung, dass Verlässlichkeit bei einem Hund nicht primär über das Feilen an Kommandos entsteht, sondern über den Umgang mit den Reizen, die das Verhalten auslösen.
Ich glaube es hat auch was mit meiner Definition von Gehorsamkeit zu tun. Für mich hat das Abfragen von Gehorsam oft etwas von einer Strafe, weil ein Verhalten nicht so geklappt hat, wie es sollte. Wenn ich das so handhabe, wird das Verhalten des Hundes an meine Strafe geknüpft – aber das löst für mich nicht das eigentliche Problem. Gehorsam führt für mich auf die Dauer auch oft zu Widerstand. Aber vermutlich ist meine Definition da auch einfach etwas falsch.
Ja, an der klaren Kommunikation mangelt es bei mir sicher teilweise.
Da bin ich in den Details zu schwammig und wenig präzise definiert, weil ich mich selbst nicht optimal unter Kontrolle habe.
Abgesehen davon, dass ich zum Aufbrausen neige, kommt aus meinem Mund manchmal ein Hey, dann ein Guinness!, dann ein Komm oder ein Alter!. Das kann alles und nix heißen und sagt ihm nichts Konkretes.
Andererseits gibt's natürlich konkrete Kommandos, auf die er auch manchmal pfeift und das sollte nicht sein.
Das Abfragen von Gehorsam sollte auch definitiv keine Strafe sein, sondern etwas, das man aus dem Wissen um die essentielle Notwendigkeit heraus etabliert und das genau deshalb die nötige Dringlichkeit mitbringt.
Ich hab ja schon ein sehr starkes Gefühl, dass je mehr man los lässt, umso mehr geht "von selbst".
Würden dir selig über weitgehend unbesiedelte grüne Wiesen wandern, wär das, was an Kooperation zwischen G und mir klappt, schon zehn Mal genug.
Tun wir aber nicht, deshalb sind die Anforderungen an uns beide massiv höher.
Tatsächlich find ich es aber auch nicht verwerflich, an ein paar mehr oder weniger automatisierten Reaktionen zu arbeiten, um im Gegenzug grosse Freiräume bieten zu können.
Ich lese von und treffe Hunde, die von Welpe an bei ihren Leuten sind und kaum von den Leinen dürfen, weil sie scheinbar nie alt genug dafür werden.
G war ab 4 Monaten von der Leine, mit allen kalkulierten Risiken und Ausrutschern und beiderseitigen Fehlleistungen.
Inzwischen geht er mitten in der Stadt auf bekannten, ruhigeren Wegen frei.
Was er mit mir kann, können wenige nicht gezielt auf Obedince trainierte Hunde in dem Alter.
Aber für echte Entspanntheit im Freilauf in unserem Umfeld braucht es den Ticken mehr Verlässlichkeit, den Rest "nicht Gucken" und Überlegen, ob man gehorchen wird.