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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 31. Jan.

Immer erst noch Gucken...

In meiner Fantasie spreche ich meinen Hund gezielt an - zB Name oder Komm her - und sobald er meine Stimme hört, dreht er sich zackzack um und sieht mich an oder tut was ich will. In meiner Realität spreche ich meinen Hund gezielt an - zB Name oder Komm her - und sobald er meine Stimme hört, guckt er nicht selten erstmal noch ein gutes Weilchen in der Gegend rum, bevor er mich ansieht oder tut was ich will. (Ja ich hab prompte Reaktion auf Ansprache geübt und verstärkt. Hat bisher nicht viel geändert) 2 konträre Probleme hab ich mit diesem Verhalten: 1) Es nervt mich als Kontrollfreak ziemlich, nicht zuletzt weil es ihm Zeit gibt, sich gegen meine Aufforderung zu entscheiden und Blödsinn zu machen. 2) Je länger ich ihn dabei beobachte, um so mehr bekomm ich den Eindruck, dass das Abchecken der Umgebung wichtig für ihn/rassetypisch ist. Ich bin hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis/der Notwendigkeit prompter Befehlsbefolgung (sehr dicht frequentierter Lebensraum mit viel Potential für Probleme) und dass ich gerne meine Toleranz etwas erhöhen und auch ein verzögertes Befolgen akzeptieren würde, sofern dazwischen kein Blödsinn gemacht wird. Vielleicht müsste ich auch konkretere Anweisungen für konkrete Situationen ausarbeiten...? Und den Unterschied besser erkennen, zwischen Umsehen und Anvisieren (incl Davonlaufen)...? Habt ihr dazu ähnliche Erfahrungen und Gedanken?
 
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Vivi &
22. Jan. 15:44
Es erscheint mir auf Anhieb schwierig hier solche Dinge zu finden🙈 aber ich werde mal beobachten und gucken, ob ich herausfinde, was unsere hier so spannend findet. 😂 Wenn ich dem Hund sagen würde, "Guck mal da hinten ist ein Mensch" würde sie mir den Vogel zeigen, weil sie das schon eine Minute vor mir entdeckt hat. Das wäre sonst so ein "Erst noch Gucken" -Ding. Ich verstehe aber, denke ich, was du meinst.
Ich zeige gerne schöne Stöcke. Pico darf mit denen spielen und dementsprechend freut er sich wenn ich besonders schöne Stöcke für ihn finde.

Außerdem zeige ich ihm alte Eichen im passenden Boden, da wachsen öfter mal Trüffel und den Geruch liebt er.
 
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Ilona
22. Jan. 15:53
Woher weißt du, was interessant ist, um es mit Mira zu teilen und ihr damit hoffentlich eine Freude zu machen? Ich hab das auch ein paar Mal versucht, aber die Rückmeldung war eher "Oh ja...hier ist nichts." oder "Der Grasbüschel zwanzig Zentimeter weiter ist der interessantere, bei dir ist nur Dreck." und daraus folgt, dass sie nicht mehr unbedingt kommt🙈
Du könntest anfangs imteressante Leckereien hinlegen und so tun, als ob du die gefunden hast. So hab ich es anfangs gemacht. Jetzt reicht schon, wenn ich mit dem Fuss etwas dreck weg scharre und sage: yuna komm mal schnell schsu mal hier....wenn du nicht mit Leckerlis arbeiten möchtest, kannst du inzeressante Schnupperstellen suche: plsttgelegenes Gras ( lag vielleicht ne Katze drin) , Vogelfedern die rum liegen, wenn du weiss, das ein Eichhörnchen immer auf einen bestimmten Baum ist, ihr den Baum zeigen, mauselöcher zeigen. Stellen zeigen, wo Hunde gerne markieren....klar, hat man da nicht immer den Jackpot, aber irgendwann und immer öfter findest du ne imteressante Stelle. Und das dann auch immer öfter.
 
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Vivi &
22. Jan. 15:53
Strafe im Hundetraining kann in zwei Formen auftreten: Als positive Strafe, bei der ein Verhalten unterbrochen oder reduziert wird, indem etwas Unangenehmes hinzugefügt wird, wie z. B. ein Leinenruck, eine scharfe Stimme etc. Und als negative Strafe, bei der etwas Angenehmes entzogen wird, um ein Verhalten zu reduzieren, wie etwa der Entzug von Freilauf, das Beenden eines Spiels oder das Wegnehmen einer Ressource wie Futter. Ich sehe Strafe im Hundetraining teilweise kritisch, weil sie Nebenwirkungen mit sich bringt. Teilweise fehlt die klare Verknüpfung zwischen Verhalten und Konsequenz, besonders wenn die Strafe nicht unmittelbar erfolgt. Außerdem und das ist für mich das wichtige, zeigt Strafe dem Hund nur, was er nicht tun soll, bietet ihm aber keine Orientierung, welches Verhalten stattdessen erwünscht ist. Mir ist natürlich bewusst, dass gewisse Handlungen wie das Krallenschneiden ebenfalls als Strafe empfunden werden können. Allerdings glaube ich, dass Strafen, wo sie vermeidbar sind, auch vermieden werden sollten.
Deswegen sollte man die Strafe immer damit koppeln das man danach das gewünschte Verhalten stärkt (am besten bereits davor). Strafe allein ist nur begrenzt sinnvoll. Aber das ungewünschte Verhalten bestrafen (Anbruch durch ein "Nein" oder einen bösen Blick) und dann direkt das Alternativverhalten einfordern (Aufmerksamkeit zu mir - feiiin gemacht) hilft dem Hund zu verstehen welches Verhalten erwünscht ist. Erziehung ohne Strafen und Grenzen funktioniert bestimmt für einige Hunde (und Menschen), aber nicht für alle. Grenzen sind unglaublich wichtig und geben dem Hund den Rahmen vor, in dem er sich bewegen darf. Ein strategisch gesetztes "Nein" hilft, zumindest meinem Hund, mehr als rein positiv zu arbeiten.
 
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Dogorama-Mitglied
22. Jan. 16:10
Deswegen sollte man die Strafe immer damit koppeln das man danach das gewünschte Verhalten stärkt (am besten bereits davor). Strafe allein ist nur begrenzt sinnvoll. Aber das ungewünschte Verhalten bestrafen (Anbruch durch ein "Nein" oder einen bösen Blick) und dann direkt das Alternativverhalten einfordern (Aufmerksamkeit zu mir - feiiin gemacht) hilft dem Hund zu verstehen welches Verhalten erwünscht ist. Erziehung ohne Strafen und Grenzen funktioniert bestimmt für einige Hunde (und Menschen), aber nicht für alle. Grenzen sind unglaublich wichtig und geben dem Hund den Rahmen vor, in dem er sich bewegen darf. Ein strategisch gesetztes "Nein" hilft, zumindest meinem Hund, mehr als rein positiv zu arbeiten.
Ich sehe, dass du das ‘Nein’ als wichtiges Signal für deinen Hund empfindest, und ich stimme dir zu, dass Grenzen wichtig sind. Für mich wäre allerdings die Frage, ob Strafe – selbst in Kombination mit dem Aufbau eines Alternativverhaltens – immer so klar für den Hund verständlich ist, wie wir denken. Einige Hunde deuten das ‘Nein’ oder den bösen Blick als allgemeine Unsicherheit, statt als direkte Konsequenz ihres Verhaltens.

Ich finde es spannend, dass du Grenzen betonst, denn die sind für mich auch zentral. Aber ich glaube, diese können auch ohne Strafe kommuniziert werden – etwa durch klare Regeln und das gezielte Verstärken erwünschten Verhaltens. Für mich würde das eher langfristig funktionieren, weil es den Hund weniger in Stress bringt und er sich sicherer fühlt, was von ihm erwartet wird.

Zudem sagte ich ja teilweise in nicht nie oder immer.
 
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Jessica
22. Jan. 16:27
Ich sehe, dass du das ‘Nein’ als wichtiges Signal für deinen Hund empfindest, und ich stimme dir zu, dass Grenzen wichtig sind. Für mich wäre allerdings die Frage, ob Strafe – selbst in Kombination mit dem Aufbau eines Alternativverhaltens – immer so klar für den Hund verständlich ist, wie wir denken. Einige Hunde deuten das ‘Nein’ oder den bösen Blick als allgemeine Unsicherheit, statt als direkte Konsequenz ihres Verhaltens. Ich finde es spannend, dass du Grenzen betonst, denn die sind für mich auch zentral. Aber ich glaube, diese können auch ohne Strafe kommuniziert werden – etwa durch klare Regeln und das gezielte Verstärken erwünschten Verhaltens. Für mich würde das eher langfristig funktionieren, weil es den Hund weniger in Stress bringt und er sich sicherer fühlt, was von ihm erwartet wird. Zudem sagte ich ja teilweise in nicht nie oder immer.
Mir kam hier gerade mit zwei Hunden im Raum der Gedanke auf: Hunde untereinander kommunizieren ja ausschließlich über Korrekturen aka Strafe für Verhalten (scharfer Blick, Schnauzgriff, Abschnappen, Knurren). Und die sagen sich gegenseitig ja auch nicht, welches Alternativverhalten erwünscht ist, sondern die Devise ist irgendwie: "wenn ich dich nicht korrigiere, ist es ok." 😄

Also soll nicht heißen, dass gezielter Aufbau von Alternativverhalten unnötig ist - ich mache das ja auch ständig und das gibt dem Hund auch ein Erfolgserlebnis und ist super. Aber eventuell sind (zeitlich gut platzierte) Strafen durchaus auch (ergänzend) zielführend 😄
 
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Babs
22. Jan. 16:34
Kleine Kurskorrektur - ich möchte weniger eine Grundsatzdiskussion über Freilauf oder Erziehungs- und Trainingsmethoden, als Einschätzungen zu diesem "Gucken" und dann erst irgendwie Reagieren. Beobachtet ihr das (in verschiedener Form?) bei euren Hunden und wie interpretiert ihr das?
Könnte es möglicherweise auch ein generalisiertes Verhalten sein?
 
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Dogorama-Mitglied
22. Jan. 17:25
Mir kam hier gerade mit zwei Hunden im Raum der Gedanke auf: Hunde untereinander kommunizieren ja ausschließlich über Korrekturen aka Strafe für Verhalten (scharfer Blick, Schnauzgriff, Abschnappen, Knurren). Und die sagen sich gegenseitig ja auch nicht, welches Alternativverhalten erwünscht ist, sondern die Devise ist irgendwie: "wenn ich dich nicht korrigiere, ist es ok." 😄 Also soll nicht heißen, dass gezielter Aufbau von Alternativverhalten unnötig ist - ich mache das ja auch ständig und das gibt dem Hund auch ein Erfolgserlebnis und ist super. Aber eventuell sind (zeitlich gut platzierte) Strafen durchaus auch (ergänzend) zielführend 😄
Hunde haben in der Regel eine gemeinsame ‘Sprache’, die sie verstehen und die für sie instinktiv klar ist. Wenn wir Menschen hingegen Strafen einsetzen, kann es schnell passieren, dass der Hund nicht versteht, was genau gemeint ist, weil unsere Signale für ihn oft weniger eindeutig sind.
Jedenfalls knurre ich meinen Hund nicht an.
Zudem gibt es ja viele Kommunikationsstrategien zwischen Hunden die außerhalb von Strafen liegen wie einen Meidebogen zu laufen.
 
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Maria
22. Jan. 17:35
Hey, ich hab jetzt nur die anfänge des treads gelesen:
Dante ist ja auch eon hütehund (andere Größe) aber durchaus auch sehr kooperativ und auf mich bezogen. Umfeld ist bei uns dorf/ Land mit direkter Nähe zu Stadt und auch häufiger mal im stadtpark unterwegs sein.
Hunde sind seine größte Leidenschaft, ihn von Hunden wegrufen sicher das schwerste. Geht mittlerweile aber auch.
Thema bei uns ist noch das schauen bei hundebegegnungen (ich möchte nicht das er unhöflich starrt). Wir haben das Thema blickkontakt/ beobachten also sehr stark als Thema im Alltag.

Jetzt rein auf den Rückruf bezogen:
Ich beobachte das ebenfalls, dass nach dem rückruf erstmal noch geschaut wird. Dabei aber sehr stark vom Umfeld abhängig, vom rückruf, und vom Tag.
Es gibt gute und schlechte Tage aber: was mir aufgefallen ist: in gegenden wo wir selten sind, wo er sich nicht so auskennt macht er das viel viel weniger, da reagiert er zwar auf (namen) Ansprache nicht so gut, aber dafür auf den rückruf ("back" bei uns).
Hinterm haus, wo er täglich lang läuft schaut er sich schonmal um wenn das "back" kommt, was ist denn hier wieder interessantes wieso Frauchen mich ruft. ...
Man muss dazu sagen, dass ich den Rückruf auf den Dorf runden auch nicht bei jedem gassi Gang brauche. Das mag bei euch komplett anders sein.
Das meine Erfahrung zum Thema nochmal "kurz schauen wieso die alte mich gerufen hat hier in meinem Reich" vs. "Oh ja ich kenn mich hier nicht aus, Frauchen hat gerufen ich komm mal besser schnell"...
 
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Nadine
22. Jan. 17:45
Hey, ich hab jetzt nur die anfänge des treads gelesen: Dante ist ja auch eon hütehund (andere Größe) aber durchaus auch sehr kooperativ und auf mich bezogen. Umfeld ist bei uns dorf/ Land mit direkter Nähe zu Stadt und auch häufiger mal im stadtpark unterwegs sein. Hunde sind seine größte Leidenschaft, ihn von Hunden wegrufen sicher das schwerste. Geht mittlerweile aber auch. Thema bei uns ist noch das schauen bei hundebegegnungen (ich möchte nicht das er unhöflich starrt). Wir haben das Thema blickkontakt/ beobachten also sehr stark als Thema im Alltag. Jetzt rein auf den Rückruf bezogen: Ich beobachte das ebenfalls, dass nach dem rückruf erstmal noch geschaut wird. Dabei aber sehr stark vom Umfeld abhängig, vom rückruf, und vom Tag. Es gibt gute und schlechte Tage aber: was mir aufgefallen ist: in gegenden wo wir selten sind, wo er sich nicht so auskennt macht er das viel viel weniger, da reagiert er zwar auf (namen) Ansprache nicht so gut, aber dafür auf den rückruf ("back" bei uns). Hinterm haus, wo er täglich lang läuft schaut er sich schonmal um wenn das "back" kommt, was ist denn hier wieder interessantes wieso Frauchen mich ruft. ... Man muss dazu sagen, dass ich den Rückruf auf den Dorf runden auch nicht bei jedem gassi Gang brauche. Das mag bei euch komplett anders sein. Das meine Erfahrung zum Thema nochmal "kurz schauen wieso die alte mich gerufen hat hier in meinem Reich" vs. "Oh ja ich kenn mich hier nicht aus, Frauchen hat gerufen ich komm mal besser schnell"...
Spannend, bei uns ist das tatsächlich komplett andersrum. Mag aber auch daran liegen, dass die Standard freilaufstrecken daheim so gewählt sind, dass man meistens einen guten Überblick hat und wayne weiß, aus welcher Richtung was spannendes kommen könnte - nämlich im Zweifel von vorne oder hinten. Vorne sieht er eh, hinten sieht er wenn er zu mir läuft. Entsprechend reagiert er da, ohne die Umgebung erst noch zu scannen. So jedenfalls meine Erklärung 😁
 
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Maria
22. Jan. 17:56
Spannend, bei uns ist das tatsächlich komplett andersrum. Mag aber auch daran liegen, dass die Standard freilaufstrecken daheim so gewählt sind, dass man meistens einen guten Überblick hat und wayne weiß, aus welcher Richtung was spannendes kommen könnte - nämlich im Zweifel von vorne oder hinten. Vorne sieht er eh, hinten sieht er wenn er zu mir läuft. Entsprechend reagiert er da, ohne die Umgebung erst noch zu scannen. So jedenfalls meine Erklärung 😁
Ist vielleicht auch abhängig vom hundetyp. Keine ahnung, aber das Thema "nochmal kurz scannen" ist mir sehr bekannt. Wobei es wie gesagt auch stark tagesabhängig ist.

Zum Teil vermutlich auch selber gemacht, weil ich bei uns in der Gegend eben fast nur noch wirklichen rückruf nutzen muss wenn etwas auftaucht.