Hey, bei unserem Hund ist das ähnlich und ich verstehe total, dass dich das stört! 😅
Mir hat es geholfen einzuteilen in "dringliche" Kommandos (Rückruf, Stopp, Aus, alles was keine Bedenkzeit erlaubt aus Sicherheitsgründen) und "Gott gib mir Geduld"-Kommandos, die auch in 3 Sekunden kein Weltuntergang sind (Platz, Sitz, ins Auto einsteigen etc.).
Wenn du da ein paar Kompromisse eingehen kannst, hast du schon mehr Nerven übrig für die wirklich zeitkritischen Kommandos 😀
Bei den zeitkritischen Kommandos haben wir erstmal drauf geachtet (selbstverständlich nach dem ordentlichen Aufbau), was unser Hund denn lieber stattdessen machen würde (bei uns ist das meistens schnüffeln oder andere Menschen / Hunde anstarren). Die Bedürfnisse und Impulse sind wir dann gezielt angegangen.
- Bedürfnisse versucht in Kooperation mit uns zu befriedigen (Nasenarbeit, Suchspiele, Sozialspiel,..), dadurch fand er uns generell auch ein bisschen cooler 😉
- Impulskontrolle und Frustrationstoleranz gezielt geübt (in kleinen Schritten geübt wegzuschauen und uns anzuschauen, etwas toll riechendes doch zu ignorieren und zu uns zu kommen etc.)
- wir haben uns allgemein mehr als "Umgebungschecker" etabliert (an uneinsehbaren Kreuzungen laufen wir vorne, am Zaun und an den Fenstern sowie an der Türe stehen nur wir uns kontrollieren, ich gehe zuerst vor die Tür, ich kann ihn anweisen eine Zeit lang nur im Raum hinter mir zu laufen etc.), damit er das Gefühl hat, dass er NICHT die Verantwortung dafür trägt. Wir haben die Übersicht. Er muss sich nicht darum kümmern.
- Rückruf ("Hier") haben wir fast 25x am Tag geübt, damit es wie ein Reflex passiert. Kein Denken - einfach loslaufen. Wir haben von einem Raum in den anderen abgerufen, vom Kauspielzeug, aus 2 Meter Entfernung an der normalen Führleine... Egal welcher Umstand, welche Umgebung, welche Aktivität... Er soll jederzeit alles lassen und kommen können. Wenn ich mir nicht 100% sicher war, dass er kommt, habe ich mit einem "soften herrufen" gearbeitet, bei dem ich auch kurze Bedenkzeit akzeptieren kann (zb "komm mal her").
Bei zeitkritischen Kommandos ist es mir auch wichtig, dass der Hund gar nicht erst die Erfahrung macht "oh ich kann mich dagegen entscheiden und habe dann mehr Spaß" deswegen habe ich am Anfang mehr Sicherheitsmanagement betrieben (mit Leine oder in einem eingezäunten Bereich zB), damit die Verknüpfung Ignoranz = meine eigene Party gar nicht erst entsteht 😅 die Gefahr besteht ja letztendlich immer, wenn der Hund sich erstmal Überlegungszeit gönnt à la 'ist es das wert, auf den Mensch zu hören'?
Es passt natürlich nicht jede Maßnahme bei jedem Hund und es kommt auf die Lebensumstände und Umgebung an, welche Ziele wirklich wichtig zu erreichen sind - also pick dir gerne das raus, was für euch wertvoll erscheint 😄
Ich finde "schauen" ist immer dann fein, wenn es nicht zeitkritisch ist, auf mich zu reagieren. Wenn seine Augen abgewandt sind, ist es viel schwerer für ihn, gedanklich bei mir zu bleiben. (Und natürlich auch für mich, ihn mit Gestik, Bewegung oder meinetwegen auch Bestechung (Leckerlie, Spielzeug) zu überzeugen. 🤷🏼♀️