Ich verstehe das total.
Meine Hündin ist auch so eine „muss gucken und nachdenken“.
Ich hab mittlerweile einfach gelernt, wie unschätzbar wichtig es ist, sie so oft es eben nur geht Dinge zu Ende machen zu lassen und mich dabei nicht zu sehr von dem Gedanken irritieren zu lassen, dass es ja klappen muss, wenn die Situation es erfordert.
Und selbst wenn man bemüht ist, dem Hund diese Zeit zu geben, macht man häufig noch unbewusst körpersprachlichen Druck. Das liegt das „Weiter“ meist schon auf den Lippen, wenn man merkt, dass dem Hund etwas besonders wichtig ist und es länger dauern kann. Oder man geht schonmal ein paar Meter vor, die der Hund dann wieder aufschließen kann, statt an seiner Seite zu bleiben. Wieviel Druck das erzeugt, kann man nachempfinden, wenn man mit jemandem gemeinsam durch die Stadt geht, an einem spannenden Schaufenster stehen bleibt, und die Begleitung steht schon ungeduldig ein paar Meter weiter mit dem Fokus darauf, dass es gleich weiter geht.
Du sagst ja selber, dass du recht städtisch wohnst. Wer so eine Wohnlage hat, ist umweltbedingt eh schon in der Notwendigkeit dem Hund öfter mal mal in sein tun reinzuquatschen.
Wir Hundehalter möchten nicht, dass unser Hund „reaktiv“ reagiert, aber wenn der Hund sich mit wichtigen Dingen auseinandersetzt, quasseln wir rein, um ihn wegzuholen, wollen Kommandos abfragen, oder zügig weiter.
Meine Hündin hat mittlerweile deutlich mehr Verständnis dafür, wenn ich sage, dass wir mal weiter müssen, als früher. Sie hat gelernt, dass sie sich in den meisten Momenten nicht eilen oder festsaugen muss, in der Hoffnung sich den wichtigsten Input noch eben schnell „zackzack“ reinzuziehen und kann dadurch auch besser loslassen, wenn es nötig ist.
Für extrem wichtige Untersuchungen, bei denen wir ein bisschen Zeit haben, aber nicht so viel, dass es reicht, um vollständig abschließen zu können, kündige ich kurz an, dass wir gleich weiter müssen und mache sonst keinen Druck.
Dann fällt es ihr auch deutlich leichter loszulassen, obwohl sie nicht fertig geworden ist, wenn wir aufbrechen.
Früher hat sie auf mein „Weiter“ leider oft mit Widerstreben reagiert. Das ist heute nicht mehr so.
Wir achten gegenseitig mehr aufeinander, aber das beinhaltet auch, dass ich ihr in den Situationen, wo es geht auch viel entgegenkomme. Dann fällt es ihr auch leichter, das selbe für mich zu tun.