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Andrea
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Anzahl der Antworten 30
zuletzt 24. Nov.

Ignorieren klappt nicht

Unseren jetzt zweieinhalb jährigen Teddy haben wir als Welpen ganz maßgeblich nach der Devise erzogen "unerwünschtes Verhalten ignorieren oder ablenken" und es hat super geklappt 😊 Mit dem jetzt vier Monaten alten Neelix funktioniert das überhaupt nicht 😕 Zum Beispiel Betteln durch Anstarren beim Essen: Teddy hatte das damals nach zwei Tagen kapiert und ist seitdem von sich aus ins Körbchen gegangen und hat eine Runde gedöst, wenn wir gegessen haben. Neelix dagegen scheint zu denken, dass wir es nicht mitkriegen, was er möchte und so wird er immer "deutlicher" bis hin zum Kläffen und Hochspringen wollen. Schicken wir ihn ins Körbchen, wird er nur noch verzweifelter, wie er sich bloß verständlich machen soll 🥴 Mittlerweile kommt er beim Essen in ein anderes Zimmer und wird nach dem Essen auch erst wieder raus geholt, wenn Ruhe ist. Trotzdem seit Wochen jedes Mal dieses Theater. Hat jemand Tipps? Würde mich freuen 🤗
 
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Dogorama-Mitglied
23. Nov. 19:30
Oh, hungrig ist er definitiv nicht 😅 "Wochenlang wegsperren", puh, das hört sich ja schlimm an 😖 Er kommt doch nur die Viertelstunde, während wir essen, in ein anderes Zimmer, wo auch ein Kuschelkissen zum Hinlegen, ein bisschen Spielzeug und ein Näpfchen Wasser ist.
Dann fühlt er sich vielleicht ausgeschlossen und versucht zu beschwichtigen. Gerade, wenn Hunde dann ignoriert oder abgewiesen werden, steigert sich ein solches Verhalten. Das würde zu deiner Beschreibung passen.

Na ja, das habe ich so aus deinem Text gelesen ^^ Auch wenn es nicht Wochen am Stück sind, sind es ja Wochen. Gerade der Nachsatz, dass er erst wieder rausgelassen wird, "wenn Ruhe ist" klingt irgendwie gar nicht schön für Neelix. Da ist Frust doch vorprogrammiert.
 
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Andrea
23. Nov. 21:20
Dann fühlt er sich vielleicht ausgeschlossen und versucht zu beschwichtigen. Gerade, wenn Hunde dann ignoriert oder abgewiesen werden, steigert sich ein solches Verhalten. Das würde zu deiner Beschreibung passen. Na ja, das habe ich so aus deinem Text gelesen ^^ Auch wenn es nicht Wochen am Stück sind, sind es ja Wochen. Gerade der Nachsatz, dass er erst wieder rausgelassen wird, "wenn Ruhe ist" klingt irgendwie gar nicht schön für Neelix. Da ist Frust doch vorprogrammiert.
Naja, aber ich kann doch die Tür nicht schon wieder aufmachen, solange er es noch fordert 🤔

Und wenn er unerwünschtes Verhalten zeigt wie Betteln, klar kriegt er dann Frust, wenn er seinen Willen nicht bekommt 😅
Aber darum geht es doch, dass er es lernt.
Insgesamt hat er schon wirklich Aufmerksamkeit für seine Bedürfnisse, bekommt einen gesunden Mix aus Ruhe, Beschäftigung, kleinen Aufgaben und Teamwork mit seinem Bruder 😉
 
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Dogorama-Mitglied
23. Nov. 22:23
Naja, aber ich kann doch die Tür nicht schon wieder aufmachen, solange er es noch fordert 🤔 Und wenn er unerwünschtes Verhalten zeigt wie Betteln, klar kriegt er dann Frust, wenn er seinen Willen nicht bekommt 😅 Aber darum geht es doch, dass er es lernt. Insgesamt hat er schon wirklich Aufmerksamkeit für seine Bedürfnisse, bekommt einen gesunden Mix aus Ruhe, Beschäftigung, kleinen Aufgaben und Teamwork mit seinem Bruder 😉
Lernen funktioniert am besten, wenn man nicht gestresst ist ;-)

Der kleine Neelix äußert seine Bedürfnisse und Empfindungen. Das als "Theater", "Willen nicht bekommen" oder "Fehlverhalten" abzutun wird ihm nicht gerecht. Er weiß nicht, dass ihr es euch anders wünscht. Woher denn auch?

Ich würde den Hunden eine Schleckmatte, einen Schnüffelteppich, was zum Kauen o.ä. anbieten, sodass sie gar nicht erst in solch frustrierende Situationen gelangen.
 
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Sonja
23. Nov. 22:32
Oh ja, das ist wohl richtig 😅 Da ich keine Kinder habe, hatte ich das nicht für möglich gehalten. Teddy und Neelix sind Halbbrüder, vom selben Züchter, beide als Welpe zu uns gekommen und dann diese Unterschiede 🥴 Wenn wir im Restaurant sind, haben wir das Problem nicht. Dann kommen beide Hunde in ihre Transporttasche, werden auf eine Sitzbank oder einen Stuhl gestellt und sind dann ruhig. Und bleiben auch drin, obwohl die Tasche zum Rausgucken aufgemacht wird. Ich würde sagen, sie sind durch die ungewohnte Umgebung eingeschüchtert 😉
Hast Du schon mal versucht, die Hunde bei Euch genauso zu behandeln wie im Restaurant? Vielleicht hilft ihm dieses Ritual.

Aber wenn ich das richtig gelesen habe, ist es nicht nur beim Essen, sondern generell so, dass er seinen Willen durchsetzen will.
Was mir beim Lesen durch den Kopf ging, war, wie lange habt Ihr bisher durchgehalten, das sich steigernde Gequengel zu ignorieren? Habt Ihr ihn dabei wirklich alle komplett ignoriert? Nie angeschaut?
Wird er, wenn er mal Luft holt, auch gelobt für die Pause?

Eine weitere Idee wäre, wenn Ihr etwas vorhabt, wo Ihr wisst, dass er so reagiert, dass er vorher eine Aufgabe bekommt. Etwas, was er gerne macht. Schnüffelteppich zum Beispiel. Nicht als Reaktion auf sein Gequengel, sondern vorher. Nicht Reagieren, sondern proaktiv tätig werden.

Wenn es bei mir im Home-Office mal länger dauert, stehen die Hunde alle 2 Minuten neben mir und mahnen den Feierabend an. Da ich so nicht arbeiten kann, mache ich 10 Minuten Pause und lasse sie was suchen (das machen alle 5 gerne). Alternativ kommt ihr Spielzeug in einen leeren Pappkarton, den ich durch Faltung verschließe, und den sie dann auspacken dürfen. Danach habe ich erst mal wieder Ruhe.

Wenn das Aushalten für ihn zu schwierig ist, mach es ihm leichter. Üb das Warten, aber immer nur kurz und nicht zu schwierig. Gib ihm zwischendurch Gelegenheit, den angestauten Frust loszuwerden. Lass ihn sich Austoben, bevor er viel aushalten muss.

Den Bruder als Vorbild zu benutzen, kann funktionieren. Wäre einen Versuch wert, das zu vertiefen.
Mach Spielchen wie
* Beide machen Sitz
* Du verteilst Leckerli
Aber immer nur für den, der zu Dir gerufen wird, in willkürlicher Reihenfolge (nicht abwechselnd, nicht vorhersehbar).
* Nach jedem Leckerli geht es zurück in die Reihe
Nach einer Weile kannst Du versuchen, dabei Ruhe zu belohnen.

Und immer dran denken: der Hund kann nicht ruhig sein, wenn Du nicht ruhig bist. Versuch, innerlich über ihn zu lachen. Bleib leise und ruhig, egal, wie nervig er ist.
Das wird schon, braucht nur etwas Geduld.
 
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Sonja
23. Nov. 22:39
Hab noch vergessen:
Wenn ich meine Ruhe vor den Hunden haben will, schicke ich sie entweder im selben Raum auf ihren Platz oder aus dem Zimmer - je nach dem, wo ich gerade bin. Wenn wir essen, ist die Esszimmertür offen, sie dürfen aber nicht über die Schwelle. Das haben sie schnell kapiert, weil wir es konsequent gefordert haben. Sie schlafen nun, während wir essen.
Wer quengelt, wird erst Recht weg geschickt. Darf aber wieder kommen, denn er soll ja die Chance haben, sich besser zu benehmen. Wird aber beim nächsten Quengeln sofort wieder weg geschickt.
 
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doris
24. Nov. 06:18
Ich würde meinen hund korrigieren. Anstupsen, oder schnipsen „hey“ und meine Hand oder meinen Körper genau da lassen und warten bis der Hund sich hinsetzt oder hinlegt bzw. abwendet. Dann nehme ich die Spannung raus drehe mich um und mache mein eigenes Ding. Ich lobe nicht, rede nicht, bin einfach nur präsent mit meinem Körper und bin mir bewusst dass ich ruhig und bestimmt bin und das auch ausstrahle. Ich gehe erst weg wenn der Hund sich abwendet bzw ablegt/absitzt. Ob er in sein Körbchen geht oder nicht ist mir egal. Er darf bei mir in der Nähe bleiben muss dafür aber entspannt und ruhig sein. Erst wenn ich mit allem fertig bin wird bei mir belohnt.
was würde denn die hundemutter mit einem welpen machen, wenn er an ihr futter gehen will? macht sie nicht genau das? (oder auch massiver, wenn der kleine fratz nicht hören will)
 
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Dogorama-Mitglied
24. Nov. 10:13
was würde denn die hundemutter mit einem welpen machen, wenn er an ihr futter gehen will? macht sie nicht genau das? (oder auch massiver, wenn der kleine fratz nicht hören will)
Die Hundemutter lässt ihr Hundekind essen, schließlich sorgt sie sich um dessen Wohlergehen und hat zum Ziel, dass ihr Nachwuchs groß und stark wird.
 
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Sophia
24. Nov. 10:18
Wenn ignorieren nicht hilft dann versuche mal, die winzigsten Erfolge zu belohnen. Wir haben ein paar wochen lang bei jedem Essen unsere Hündin auf ihren Platz geschickt und dann im Minuten takt das dort bleiben belohnt.
Essen war dadurch sehr mühsam, aber so kannst du die Frustration minimieren und das aushalten belohnen. Ganz ohne einsperren und anbinden.
 
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Andrea
24. Nov. 15:37
Wenn ignorieren nicht hilft dann versuche mal, die winzigsten Erfolge zu belohnen. Wir haben ein paar wochen lang bei jedem Essen unsere Hündin auf ihren Platz geschickt und dann im Minuten takt das dort bleiben belohnt. Essen war dadurch sehr mühsam, aber so kannst du die Frustration minimieren und das aushalten belohnen. Ganz ohne einsperren und anbinden.
Vielen Dank für deine Antwort 😊

Der Hund wird nicht angebunden!
Und ich verstehe das auch nicht als Einsperren, wenn er in einen 25 qm großen Wohnraum kommt, Fenster, Licht, Spielzeug, ein weiteres Körbchen, Spielsachen, Wasser und oft genug auch seinen größeren Bruder als Gesellschaft dabei hat.

Ich ärgere mich ehrlich gesagt ein bisschen, wenn ich das so genau wie möglich beschrieben habe und dann trotzdem Dinge wie "Einsperren" lese, als ob er stundenlang in eine dunkle Besenkammer gesperrt wird 😞
 
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Sophia
24. Nov. 16:15
Vielen Dank für deine Antwort 😊 Der Hund wird nicht angebunden! Und ich verstehe das auch nicht als Einsperren, wenn er in einen 25 qm großen Wohnraum kommt, Fenster, Licht, Spielzeug, ein weiteres Körbchen, Spielsachen, Wasser und oft genug auch seinen größeren Bruder als Gesellschaft dabei hat. Ich ärgere mich ehrlich gesagt ein bisschen, wenn ich das so genau wie möglich beschrieben habe und dann trotzdem Dinge wie "Einsperren" lese, als ob er stundenlang in eine dunkle Besenkammer gesperrt wird 😞
Sorry, das mit dem einsperren war nicht auf dich bezogen. Das sind nur die gängigen Tipps, die auch wir damals (vom Hundetrainer!) bekommen haben.
War also nicht als Kritik gemeint, sondern eher ein Kommentar aus meiner eigenen Erfahrung 😬