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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 7. Juni

Hunde und Narzissten

Guten Morgen, Ich habe hier neulich in einem Thread von einer Halterin gelesen, deren Hund sich ablehnend gegenüber Narzissten verhält. Hat noch jemand Erfahrungen damit oder gibt es eventuell sogar etwas wissenschaftliches, das ich beim googeln nicht entdeckt habe? Viele Grüße
 
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Sandra
7. Juni 17:12
Spannendes Thema!
 
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Anna
7. Juni 17:13
Total toll, genau dieses Thema beschäftigt mich nämlich gerade enorm! Weißt du, ob es Studien gibt, in denen die Reaktion des Tieres über den Verlauf einer Psychotherapie seines Halters hinweg untersucht wurde? Gerne auch per PN! Ich würde so gerne wissen, wie stark sich das menschliche Auftreten schon auf den Hund auswirkt.
Es ist nochmal ein Unterschied ob ein Hund punktuell mit seinem Halter mit psychiatrischen Patienten arbeitet oder der Halter an einer psychiatrischen Störung leidet. Ich erinnere mich an zwei Studien, einmal ptbs bei Feuerwehrleuten nach 9/11 und depressiven Patienten, wo beobachtet wurde, dass die Hunde zeitverzögert zum Halter auch psychisch auffällig wurden und erhöhte Cortisolspiegel hatten. Müsste ich aber nochmal suchen wenn ich Zeit habe
 
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Veronika
7. Juni 17:32
Wie beschrieben ist es ein Abstimmungsproblem im Rahmen der Kontakt -, aber vor allem der Beziehungsstörung. Bei einigen (nicht bei allen) geht es in der Kontaktaufnahme z.b. um das Thema macht und Unterwerfung. Auf diese nonverbalen Aussagen reagiert der Hund, egal was der Patient mit Worten sagt. Dante entzieht sich dem dann lieber
Ahso...dann geht es eigentlich um eine unbewusste Macht und Unterwerfung. Das kenne ich schon bei Hunden. Sie reagieren auch auf versteckte Aggressionen oder Wut.Aber das haben doch auch mehrere andere Krankheitsbilder. Man kann dann aber nicht sagen dass der Hund Narzisten erkennt oder? Er erkennt eine innere Anspannung, oder verstehe ich es falsch?
 
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Emily
7. Juni 17:35
Ich glaube, du unterschätzt deinen Hund. Die Menschen, die bei uns manchmal durch unser spießiges Raster fallen, weil sie nicht ganz der Norm entsprechen, das sind Typen mit Charakter. Sie scheren sich nicht so um die Meinung der anderen und machen ihr Ding. Meistens haben genau diese Menschen das Herz am rechten Fleck. Mit Hund kommt man oft auch mit Leuten ins Gespräch, mit denen man sonst kein Wort gewechselt hätte. Ich so bin schon des öfteren wirklich positiv überrascht worden. Vertrau deinem Hund ruhig, er weiß, was er macht...😉
Hm, das ist aber auch sehr verallgemeinernd, mein Hund findet generell jeden toll der ne Kippe oder Bierflasche in der Hand hat (ich denke wegen dem Geruch) Ich spreche jetzt nicht mit jedem Menschen der mir im Park über den Weg läuft, aber darunter waren auch Leute die mir zumindest erstmal nicht freundlich begegnet sind. Davon abgesehen: Dass wirklich ohne Ausnahme jeder Mensch, der raucht oder trinkt ein gutes Herz hat, scheint mir statistisch unwahrscheinlich.
 
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Dogorama-Mitglied
7. Juni 17:38
Hm, das ist aber auch sehr verallgemeinernd, mein Hund findet generell jeden toll der ne Kippe oder Bierflasche in der Hand hat (ich denke wegen dem Geruch) Ich spreche jetzt nicht mit jedem Menschen der mir im Park über den Weg läuft, aber darunter waren auch Leute die mir zumindest erstmal nicht freundlich begegnet sind. Davon abgesehen: Dass wirklich ohne Ausnahme jeder Mensch, der raucht oder trinkt ein gutes Herz hat, scheint mir statistisch unwahrscheinlich.
Bestimmt ist er ein reinkarnierter Rockmusiker. 😜
 
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Dogorama-Mitglied
7. Juni 17:55
Es ist nochmal ein Unterschied ob ein Hund punktuell mit seinem Halter mit psychiatrischen Patienten arbeitet oder der Halter an einer psychiatrischen Störung leidet. Ich erinnere mich an zwei Studien, einmal ptbs bei Feuerwehrleuten nach 9/11 und depressiven Patienten, wo beobachtet wurde, dass die Hunde zeitverzögert zum Halter auch psychisch auffällig wurden und erhöhte Cortisolspiegel hatten. Müsste ich aber nochmal suchen wenn ich Zeit habe
Wenn das bei Gelegenheit ginge, würde ich mich über die Studien extrem freuen! 💚 Ich finde das absolut spannend. Wurde zufällig auch untersucht, ob die Hunde wieder weniger verhaltensauffällig wurden, sobald sich die Depression/PTBS bessert? Oder falls jemand noch ein Thema für seine Diss sucht, ich warte auch 4 Jahre 😅
 
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Anna
7. Juni 18:27
Ahso...dann geht es eigentlich um eine unbewusste Macht und Unterwerfung. Das kenne ich schon bei Hunden. Sie reagieren auch auf versteckte Aggressionen oder Wut.Aber das haben doch auch mehrere andere Krankheitsbilder. Man kann dann aber nicht sagen dass der Hund Narzisten erkennt oder? Er erkennt eine innere Anspannung, oder verstehe ich es falsch?
Bei einigen ja, aber auch bei denen, bei denen es nicht um macht und Unterwerfung geht, will Dante nicht hingehen. Ich habe Zuwenig dissoziale Patienten, aber es wäre spannend zu sehen, ob es da ähnlich ist. Persönlichkeitsstörungen sind primär Beziehungsstoerungen, von daher wundert es mich nicht, dass es da häufiger Abstimmungsprobleme gibt. Ich würde es auch nicht auf alle Hunde verallgemeinern. Eine Kollegin in der Forensik setzt ihren Hund auch bei Persönlichkeitsstörungen ein und der reagiert wieder anders. Eine Möglichkeit wäre sonst noch die übertragung des Halters, das ist bei mir aber nicht einleuchtend, da ich die Arbeit mit Menschen mit Persönlichkeitsstörungen sehr mag und Dante dann eher auf Suchterkrankungen reagieren müsste (was ich nicht mag). Ist definitiv ein interessantes Thema, aber schwierig zu unterscheiden was die individuelle Reaktion des Hundes ist und was man generalisieren darf. Bezüglich der Anspannung: er reagiert auf eine Anspannung bei Patienten mit Borderline zwar auch mit Abstand, aber sucht vorher und hinterher schon den Kontakt. Und da ist die Anspannung oft sehr viel höher. Ich denke es könnte ein Faktor sein, sehe aber eher nonverbale Abstimmungsprozesse im Vordergrund plus seine individuelle Reaktion.
 
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Maria
7. Juni 18:37
Eine Erfahrung von uns: Lennox ist ein Hund, der sich entweder von Menschen anfassen lässt, oder eben nicht. Mag er es nicht, geht er einfach weg ohne sonstige Reaktion. Man kann ihm jederzeit Futter wegnehmen ohne negative Folgen. Er nimmt es dann einfach hin. Menschen gegenüber hat er nie auch nur ansatzweise aggressives Verhalten gezeigt. Bei allen bis auf einen: Der erste und einzige Mensch, den Lennox je, vermeintlich grundlos, vom ersten Moment an angeknurrt und sogar schon gebissen hat, ist ein handfester Narzisst. Obwohl dieser Mensch ihm gegenüber immer freundlich war und in dem Moment auch nur streicheln wollte. Bis heute zeigt er dieses Verhalten unverändert. Noch nie hat er sich von diesem Mann streicheln lassen. Was aber noch viel erstaunlicher ist, er nimmt kein Futter von ihm. Was für Lennox wohl die Definition von "Absolut untypisch" ist. Selbst von Fremden nimmt er es. Bei ihm ist die Reaktion aber immer: Knurren und Weggehen. Leider kann ich Lennox nicht fragen, wie er zu seiner offensichtlich sehr negativen Einschätzung gekommen ist. 🤷‍♀️😅
 
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Veronika
7. Juni 19:45
Bei einigen ja, aber auch bei denen, bei denen es nicht um macht und Unterwerfung geht, will Dante nicht hingehen. Ich habe Zuwenig dissoziale Patienten, aber es wäre spannend zu sehen, ob es da ähnlich ist. Persönlichkeitsstörungen sind primär Beziehungsstoerungen, von daher wundert es mich nicht, dass es da häufiger Abstimmungsprobleme gibt. Ich würde es auch nicht auf alle Hunde verallgemeinern. Eine Kollegin in der Forensik setzt ihren Hund auch bei Persönlichkeitsstörungen ein und der reagiert wieder anders. Eine Möglichkeit wäre sonst noch die übertragung des Halters, das ist bei mir aber nicht einleuchtend, da ich die Arbeit mit Menschen mit Persönlichkeitsstörungen sehr mag und Dante dann eher auf Suchterkrankungen reagieren müsste (was ich nicht mag). Ist definitiv ein interessantes Thema, aber schwierig zu unterscheiden was die individuelle Reaktion des Hundes ist und was man generalisieren darf. Bezüglich der Anspannung: er reagiert auf eine Anspannung bei Patienten mit Borderline zwar auch mit Abstand, aber sucht vorher und hinterher schon den Kontakt. Und da ist die Anspannung oft sehr viel höher. Ich denke es könnte ein Faktor sein, sehe aber eher nonverbale Abstimmungsprozesse im Vordergrund plus seine individuelle Reaktion.
Ich finde es interessant. Ich arbeite auch mit vielen Menschen die eine Psychische Erkrankung haben. Auch mit behinderten Menschen. Mein Hund reagiert in vielen Situationen eher Halterspezifisch. Er mag viele Menschen nicht, die ich auch nicht mag. Zum Beispiel Alkoholiker oder gewalttätige Menschen. Viele Situationen sind aber wieder eher Junghundstypisch. Wie zum Beispiel kleine Kinder. Die kann er nicht einschätzen. Wir haben in der Familie einen behinderten Kleinkind. Als sie bei uns zu Besuch waren, hatte ich echt Bedenken wie es läuft. Charlie war aber wie ausgewechselt (er kann Kinder überhaupt nicht ausstehen) und ist von alleine ganz leise zu dem Bubi gegangen und hat sich zu ihm hingelegt. Tag später wieder alle andere Kinder angebellt. Er reagiert aber auch auf körperliche Krankheiten wie Krebs.
 
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Dogorama-Mitglied
7. Juni 22:14
Das kann mein Post gewesen sein. Dante arbeitet in meiner psychiatrischen Praxis und wird in der hundegestützten Psychotherapie nach Ganser eingesetzt, hat aber auch manchmal kurze Interaktionen mit psychiatrischen Patienten. Zu Menschen mit einer narzisstische Persönlichkeitsstörung geht er nicht hin und verweigert den Kontakt. Theorie dahinter ist, dass die nonverbale Abstimmung zwischen Hund und Patient so Para läuft, dass der Hund den Kontakt meidet. Hier ist dann auch der Ansatzpunkt für mich dies mit dem Patienten zu besprechen. Verändert der Patient im Laufe der Therapie sein interaktionsmuster, reagiert der Hund nämlich auch wieder anders. Auf Depression und Anspannung reagiert er übrigens auch sehr spezifisch.
Ja, danke Anna - das wird dein Post gewesen sein! Ich finde es so spannend weil ich für mich eben die Erklärung hatte, dass der Hund auf die (vorhandene oder eben nicht vorhandene) Authentizität des Menschen reagiert. Und das ist ja eben bei der narzisstischen Persönlichkeitsstörung wie ich sie verstehe ein großer Punkt. Den von dir noch erwähnten Punkt von Macht und Unterwerfung (und verdeckter Abhängigkeit andererseits) hatte ich noch gar nicht bedacht. Danke, dass du deine Beobachtungen noch mal ausführlicher geschildert hast!!! Natürlich sind diese Beobachtungen sicher kaum zu validen Ergebnissen zu verwerten, trotzdem fände ich es auch ein extrem spannendes Forschungsthema.