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Celine
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Anzahl der Antworten 219
zuletzt 25. Nov.

Hunde früher und heute

„Hunde in den „modernen" Gesellschaften müssen „funktionieren". Ihnen wird jegliche Freiheit abgesprochen, sie lernen nicht selbst zu entscheiden, jede ihrer Handlungen wird kommentiert – erlaubt oder verboten“ Hunde dürfen bei uns nicht mehr erwachsen werden. Sie sollen bis ins hohe Alter ihr Leben mit Spielen verbringen und jede Sekunde ihres Lebens, jede Handlung wird ihnen vorgegeben. Damit sie so funktionieren wie Roboter, die in unsere immer intolerantere Gesellschaft „passen" Heute fehlt diese natürliche Sozialisierung oft vollkommen, weil alles nach Recht, Gesetz und Modetrend „funktionieren" muss. Und so begegnen sich Hunde nur noch an Leinen, wo sie ihre natürliche Körpersprache nur bedingt einsetzen können und auch für sie persönlich unangenehme Begegnungen nicht umgehen können – oder sie werden gezielt in Welpen- oder Hundegruppen gezwängt, wo sie auch der Situation nicht natürlich ausweichen können, wenn sie einen anderen Hund nicht mögen oder ihn fürchten. Aufgrund von Modetrends, gesellschaftlichen Zwängen und dem penetranten Wunsch nach der perfekten Welt (und so auch dem perfekten Hund), geht heute der entspannte Umgang mit unserem wundervollen und anpassungsfähigen Sozialpartner Hund immer mehr verloren." Ich finde diese Worte mehr als zutreffend und haben mich zum nachdenken gebracht. Damals hat mich das Buch: Wanja und die wilden Hunde auch schon sehr beeindruckt. Ronja darf bei mir auch mal die Wege im Wald entscheiden. Es ist auch mal ganz interessant zu sehen, welchen Weg der eigene Vierbeiner einschlägt. Einfach sinnlos buddeln, Wurzeln fressen, erkunden. Wie steht ihr zum Thema? Quelle: Franziska Siebel.
 
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Selina
18. Sept. 18:18
Also ich habe meinen Hund als treuen Partner an meiner Seite. Auch der Hund darf bei mir seine Bedürfnisse ausleben, darf bellen und spielen wann er möchte, darf schlafen wo er will (ob Sofa, Bett oder Körbchen) , da und wenn das Hundefutter eben mal durch die Wohnung geschleppt wird und im Körbchen gefuttert wird, dann ist das eben......
Das klingt sehr schön und auch wahnsinnig liebevoll🥰hier ist aber auch wieder die Sache dass man das nicht mit jedem Hund machen kann. Denn unter Hunden gibt es auch einfach so etwas wie Raumverwaltung und vielen Hunden gibt es Sicherheit wenn sie das zugeteilt bekommen und sich eben nicht überall frei bewegen dürfen.
Ich habe eine Arbeitshunderasse, wenn ich das so machen würde wie du käme sie den ganzen Tag nicht zur Ruhe. Sie würde mir den ganzen Tag Spielzeug hinterher tragen...😂
Ich denke einen guten Hundebesitzer macht aus, dass er herausfindet was bei seinem Hund sinnvoll ist und was nicht und da ist einfach jedes Hunde-Mensch Team individuell.
Manche Hunde brauchen mehr Führung, andere kann man auch mehr lassen. Es gibt Rassen die selbstständiger sind als andere. Und jeder Hund hat noch seinen eigenen einzigartigen Charakter den man einfach erkennen und fördern muss
 
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Melanie
18. Sept. 18:20
Ich finde wir leben hier heute eh viel zu viel in einer reinen Leistungsgesellschaft. Leute die warum auch immer( z.B. psychische Erkrankungen) aus dem Rahmen fallen, haben es in unserer Gesellschaft oft sehr schwer. Also muss auch der Hund und alle weiteren Haustiere perfekt funktionieren. Ich möchte nicht wissen wie viele hier in Panik verfallen wenn sie lesen das ein anderer Welpe angeblich mit 3 Monaten Stubenrein war und der eigene mit 8 Monaten noch nicht soweit ist.

Und ob auf dem Dorf alles besser ist, wage ich zu bezweifeln. Ich wohne selber ländlich: ja wir haben hier mehr Platz und gehen mit Hundekontakten vielleicht auch lockerer um. In eine Hundeschule gehen hier allerdings auch weniger Leute da sie es für unnötig halten. Stattdessen bekommt der Hund ein Stachelhalsband, wird getreten und geschlagen wenn er nicht sofort hört. Zum fressen gibt's dann die Reste vom Mittagstisch der Besitzer. Einen Tierarzt sehen diese Hunde dann oft auch nur durch Zufall ( wenn z.B. gerade die Kühe eh untersucht werden müssen). Tja und wenn einer stirbt dann gibt's halt einen neuen.
 
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Sina
18. Sept. 18:20
Es geht ja eher darum, dass viele Hunde nur noch Leinenkontakt kennen oder dem ausgesetzt werden. Und viele in den Auslauf gehen und den Hund oft mit Fremdhunden konfrontiert.
Den Artikel werden schon einige kennen, finde ihn diesbezüglich trotzdem passend Ihn hier nochmal zu erwähnen.

https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=21386
 
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Anja
18. Sept. 18:20
Wir haben das Glück, auf dem Land zu leben, mit großem Grundstück, nahegelegenen Wald und Nachbarshunde. Sie dürfen frei laufen, schon allein, weil sie gut abrufbar sind. Und natürlich haben sie auch Hunde, die sie einfach nicht mögen und das ist auch völlig in Ordnung. Bei Bedarf d. h. im Ort, bei Besuchen oder beim Tierarzt gibt es natürlich Leinenpflicht.
Wir haben ein gutes Zusammenspiel, das aber auch nur möglich ist, weil wir hier Platz genug haben. Ich denke, in Großstädten ist es tatsächlich sehr schwierig, dem Hund eine solche Freiheit zu gewähren.
 
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Katrin
18. Sept. 18:28
Nicht die Hunde haben sich (abgesehen von züchterischen Eingriffen) verändert sondern der Halter meiner Meinung nach. Es ist der Mensch der aus denkenden, fühlenden und und trieborientierten Wesen etwas machen möchte was eigentlich komplett gegen deren Natur geht. Den Hund Hund sein lassen ist unmöglich. Es gibt da je nach Gegend einfach zuviele Regeln und Vorschriften an die man sich halten muss/soll. Hinzu kommt der Druck den vielen Halter verspüren. Das ist teilweise noch schlimmer wie bei der Erziehung von Kindern.
 
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Sophia
18. Sept. 18:33
Ich sehe den Text ganz anders und habe eine andere Meinung dazu. Früher war der Hund oft ein Hofhund, er hatte zwar zu arbeiten hat auch selbstständig Entscheidungen getroffen, wurde aber sehr oft auch geschlagen, nicht gesund gefüttert und auch Spaziergänge waren nicht unbedingt immer Tagesordnung. Man wollte dass der Hund Eindringlinge meldet und er hatte seine Funktion auf der Jagd oder beim Hüten oder Bewachen. In der modernen Gesellschaft ist mittlerweile angekommen, dass man Hunde artgerecht auslasten muss und ich glaube dass die Hunde heute ein besseres Leben als früher führen. Man hat Beschäftigungskurse, Mantrailing, Agility lernt den Hunden Tricks und sie sind nicht mehr so viel alleine wie früher. Sie bekommen anständiges Futter statt Essensreste, man zahlt Tierheilpraktiker und Physiotherapie. Wenn der Hund alt wird bekommt er einen schönen Lebensabend anstatt wie früher teilweise einfach erschossen zu werden. Früher musste der Hund auch funktionieren, bei der Arbeit, beim Jagen oder beim Hüten und heute die Windhunde sind doch das größte Beispiel dafür: Wenn ein Hund nicht funktioniert und keinen Sieg bringt wird er aussortiert, deshalb sind so viele Galgos aus dem Tierschutz nun bei uns. Jäger und Schäfer konnten früher nichts mit einem Hund anfangen der zu alt war zum Arbeiten. Ja mein Hund muss funktionieren, denn dann hat er genau diese Freiheit von der du sprichst. Wenn der Hund funktioniert, also immer abrufbar ist dann darf er sich entfernen, darf buddeln und Hund sein. Leinen Kontakt geht auch an der Schleppleine denn nicht jeden Hund kann man ableinen durch Jagdtrieb oder Ängstlichkeit/Aggression. Früher konnte man den Hund bei Haus und Hof laufen lassen, da war einfach nur Land. Heutzutage sind selbst auf dem Landstraßen und es ist nicht mehr so einfach den Hund von sein zu lassen. Außerdem sind überall Wanderer, Spaziergänger, Katzen. Egal ob der Mensch oder der Hund, alles entwickelt sich weiter und nichts ist wie früher. Der Vorfahre von Wolf und Hund war schon Begleiter des Menschen in der Steinzeit und man entwickelt sich zusammen weiter und passt sich an. Es gibt viele Rassen mit will to please die gefallen und arbeiten wollen und denen es viel zu langweilig wäre einfach beim Gassi gehen dauernd "nur Hund" zu sein. Also ja bei ursprünglichen Rassen magst du recht haben aber auf den Großteil der Hunde trifft es meiner Meinung nach nicht zu
Ich finde den "früher war alles besser" Unterton in dem Text auch schwierig. Die Welt ist heute anders, der Hund muss mit viel mehr Umweltfaktoren umgehen können als früher. Gesetze wie Leinen Pflicht schränken ein, klar, aber es darf niemand mehr seinen Hund erschießen.

Meine Oma hat mir auch mal erzählt, dass bei ihr als Kind der Hund halt einfach "da" war. Futter gab's, wenn was übrig war, Pflege gab es keine, Erziehung auch nicht. Hat er den Falschen angebellt, gab's von Vati einen Tritt. Da war der Hund "Hund", aber ist das besser?

Was der Text gut macht ist uns aktuell den Spiegel vorzuhalten. Was können wir besser machen? Ich schau bei sowas immer lieber nach vorne als zurück. Wir sind finde ich schon weit gekommen.
 
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Carola
18. Sept. 18:34
Früher hatten wir Hofhunde, die halfen die Tiere auf die Weide zu bringen und vor allem hatten sie die Aufgabe niemanden in das eisam gelegene Haus zu lassen. Weder Tag noch Nacht! Sie hatten nachts ihren Platz im Stall und konnten rein und raus wie sie wollten. Sie hörten auch und konnten Sitz und Platz. Manchmal gingen wir auch mit ihnen spazieren, meist aber waren sie auf dem riesigen Gelände unterwegs. Sie kannten ihren Job und ließen auch niemanden auf das Grundstück wenn wir es nicht erlaubten. Es waren verdammt große Hunde und sie waren nicht stadttauglich. Die waren super.
So ein Hund in der Stadt ist aber ein absoluter Alptraum und da passt er nicht hin.
Jetzt habe ich einen Stadthund der sogar manchmal aufs Sofa darf. Natürlich ist er komplett anders sozialisiert und erzogen, weil es sonst nicht funktioniert. Auch dieser Hund hat Freiheit und Kontakte zu Artgenossen, aber völlig anders. Er darf eben nicht dafür sorgen, dass niemand das Haus betritt, das passt nicht! Er muß ganz andere Sachen lernen.
Ich denke nicht, dass man das vergleichen kann.
 
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Celine
18. Sept. 18:45
Ich finde es persönlich auch wichtig, vergangenes nicht nur schlecht zu betrachten. Jede Zeit hatte ihre guten Seiten.

Kindern wurde damals mehr zugetraut, wuchsen in keiner Konsumgesellschaft auf. Ähnlich wie bei Hunden?
Wie viele Hunde sind übergewichtig? Besitzen ganze Spielzeugkisten oder ähnliches. Ich habe manchmal den Eindruck, dass Hunde von Punks oder Obdachlosen unbeschwerter sind. Sie werden nicht mit der Konsumverseuchten Welt konfrontiert.

Die Hunde und Katzen meiner Familie bekamen Schlachtabfälle und wurden auch nicht getreten. Damals, wie heute, gibt es Tierquäler. Man muss nur in die Balkanländer schauen.
 
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Katrin
18. Sept. 18:52
Ich glaube das größte Problem sind Menschen die einfach keine Hunde halten sollten. Wer kennt sie noch, die Werbung mit mein Haus mein Auto meine Yacht? Der Hund wurde zu einem must have. Mal ehrlich, wieviele Familienhunde haben heute noch einen Job?
 
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Celine
18. Sept. 18:54
Ich glaube das größte Problem sind Menschen die einfach keine Hunde halten sollten. Wer kennt sie noch, die Werbung mit mein Haus mein Auto meine Yacht? Der Hund wurde zu einem must have. Mal ehrlich, wieviele Familienhunde haben heute noch einen Job?
Die Frage ist auch, warum muss es immer mehr Rassen geben?
Damals hat es doch auch geklappt?
Warum kann der Mensch nicht einfach mal mit dem zufrieden sein, was er hat.
Nein es werden immer mehr Hybride „gezüchtet“. Man will was außergewöhnliches haben, das Gesprächsthema von nebenan sein. 🙃