Ich sehe den Text ganz anders und habe eine andere Meinung dazu. Früher war der Hund oft ein Hofhund, er hatte zwar zu arbeiten hat auch selbstständig Entscheidungen getroffen, wurde aber sehr oft auch geschlagen, nicht gesund gefüttert und auch Spaziergänge waren nicht unbedingt immer Tagesordnung. Man wollte dass der Hund Eindringlinge meldet und er hatte seine Funktion auf der Jagd oder beim Hüten oder Bewachen.
In der modernen Gesellschaft ist mittlerweile angekommen, dass man Hunde artgerecht auslasten muss und ich glaube dass die Hunde heute ein besseres Leben als früher führen. Man hat Beschäftigungskurse, Mantrailing, Agility lernt den Hunden Tricks und sie sind nicht mehr so viel alleine wie früher. Sie bekommen anständiges Futter statt Essensreste, man zahlt Tierheilpraktiker und Physiotherapie. Wenn der Hund alt wird bekommt er einen schönen Lebensabend anstatt wie früher teilweise einfach erschossen zu werden.
Früher musste der Hund auch funktionieren, bei der Arbeit, beim Jagen oder beim Hüten und heute die Windhunde sind doch das größte Beispiel dafür: Wenn ein Hund nicht funktioniert und keinen Sieg bringt wird er aussortiert, deshalb sind so viele Galgos aus dem Tierschutz nun bei uns. Jäger und Schäfer konnten früher nichts mit einem Hund anfangen der zu alt war zum Arbeiten.
Ja mein Hund muss funktionieren, denn dann hat er genau diese Freiheit von der du sprichst. Wenn der Hund funktioniert, also immer abrufbar ist dann darf er sich entfernen, darf buddeln und Hund sein. Leinen Kontakt geht auch an der Schleppleine denn nicht jeden Hund kann man ableinen durch Jagdtrieb oder Ängstlichkeit/Aggression.
Früher konnte man den Hund bei Haus und Hof laufen lassen, da war einfach nur Land. Heutzutage sind selbst auf dem Landstraßen und es ist nicht mehr so einfach den Hund von sein zu lassen. Außerdem sind überall Wanderer, Spaziergänger, Katzen.
Egal ob der Mensch oder der Hund, alles entwickelt sich weiter und nichts ist wie früher. Der Vorfahre von Wolf und Hund war schon Begleiter des Menschen in der Steinzeit und man entwickelt sich zusammen weiter und passt sich an. Es gibt viele Rassen mit will to please die gefallen und arbeiten wollen und denen es viel zu langweilig wäre einfach beim Gassi gehen dauernd "nur Hund" zu sein.
Also ja bei ursprünglichen Rassen magst du recht haben aber auf den Großteil der Hunde trifft es meiner Meinung nach nicht zu
Ich denke es geht um die Einstellung.
Eine maja nowak leint ihre hunde auch an. Sie kennen alle einen rückruf und halten sich an besprochene grenzen.
So handhabe ich es auch bei meinen Hunden.
Es geht mehr darum, wie viele todunglückliche „ausgelastete“ hunde es gibt.
Australien Shepherds die nicht ruhen können weil sie nur über Kommandos funktionieren, sich nur ablegen wenn jemand „platz“ sagt. Es wird agility gemacht und mantrailing aber zufrieden ist der Hund trotzdem nicht.
Ich habe in der Verwandtschaft genau so einen hund.
Die Halter sind absolut lieb aber sie fühlen ihren Hund nicht. Sie können nicht spüren was er braucht. Wird er unruhig wird er beschäftigt aber er wird dadurch nicht ruhiger. Er wird dadurch erschöpft. Den gewünschten effekt erreicht man nicht.
Aber rückruf und sitz und platz und hürden springen beherrscht er perfekt.
Nur die innere ausgeglichenheit wird er wahrscheinlich nie spüren.
Alle bekannten klassischen Ruheübungen wurden gemacht.
Er tut dann so durch kopfablegen als wäre es entspannt und am ende springt er genauso aufgestochen hoch, wie er innerlich tatsächlich ist.
Mein Kiba zum Beispiel hat auch gelernt in der stadt mit mir unterwegs zu sein. Im gartencenter, im tierpark, im baumarkt.
Er läuft locker an der leine, lässt sich abrufen und wenn ich eine bitte habe, dann kommt er dem nach.
Ich stehe nicht im wald und sage „kiba, FUSS!“ und zwinge ihn am bein bei mir zu laufen (das ist was in meinen augen „muss funktionieren“ bedeutet) sondern ich frage „kiba, magst du mal bei mir bleiben?“ und er reiht sich neben mir ein wenn zb ein Radfahrer kommt.
Ich habe das nie klassisch konditioniert. Ich habe ihn angesprochen, aus neugier was ich wollen könnte latschte er neben mir her und das habe ich dann mit einer streicheleinheit und auch einem leckerli belohnt. Einfach im alltag immer dann wenn es auch für ihn sinn machte.
Er ist ein Husky-laika-Schäferhund mischling und dinge die sinnlos erscheinen werden hinterfragt.
So musste ich komplett umdenken als er zu mir kam, klassisches Martin rütter training war für ihn absolut unattraktiv.
Jeder Hund ist am ende des tages eine völlig eigene Persönlichkeit und jeder mensch findet mit seinem Hund seinen eigenen weg.
Aber hier war nicht gemeint man soll den Hund über all laufen lassen, keine signale verwenden, sondern wieder mehr auf sein Bauchgefühl hören und weniger sich darauf verlassen dass man alles über kommandos lösen kann. Den Charakter, das wesen und die persönlichkeit des Hundes fördern und ja auch mal fünfe grade sein lassen, wenn es passt.