Natürlich bist du als Mensch auch ein Sozialkontakt. Aber du bist artfremd und deswegen höchstens die zweitbeste Wahl als Kontakt. Vielleicht neben Artgenossen zusätzlich auch noch weit hinter anderen artfremden Kontakten zu Schafen, Pferden, Igeln etc.
Die Hunde haben da ja dann keine Wahl...
Als Mensch und Halter (heißt das eigentlich deswegen so?) hat und hält man halt die Leine in der Hand, kann dran rum reißen und Dinge und ggf auch die expliziten Wünsche vom Hund nach eigenem Gusto und im Zweifelsfall der eigenen Bequemlichkeit halber einfach unterbinden.
Zusätzlich kann man sogar behaupten, dass es für den Hund bestimmt schon das beste ist und der es eigentlich auch gar nicht anders haben möchte...
Man kann das vielleicht selbst glauben oder auch nur sich selbst und anderen so verkaufen wollen.
Jeder, wie er mag.
Dass der Mensch keine hündischen Artgenossen ersetzen kann, da bin ich ganz bei dir.
Dass wir Zweibeiner nach jahrtausender langer Prägung/ Selektion noch unter einem Igel stehen, wage ich allerdings zu bezweifeln. Interessant? Von mir aus. Aber i.d.R. kein adäquater Sozialpartner, so ein Stacheltier.
Ja, ich unterbinde "nach eigenem Gusto" explizite Wünsche meines Hundes.
Zum Beispiel habe ich ihm als Welpen verboten, hinter wehenden Blättern auf die Straße zu springen. Noch heute verbiete ich ihm, läufigen Hündinnen nachzustellen, wenn wir unterwegs sind. Desweiteren teile ich ihm zu was, wann und wie viel er frisst, damit er gesund bleibt.
Und wenn er explizit an diesem Grasbüschel in 10 Meter Entfernung schnüffeln will, wir aber gerade im Fuß sind, dann unterbinde ich das auch, weil
1. Fuß gleich Fuß bedeutet und
2. ich mir nicht jedes Mal den Arm auskugeln lassen möchte, nur weil irgendwo irgendwer hingepinkelt hat.
Macht mich das zu einem schlechten (Hunde-)Menschen? Nein.
Denn es ist ja nicht nur meine Aufgabe als Hundehalter, Bedürfnisse zu verweigern, sondern auch, sie gezielt zu erfüllen.
Ich füttere ihn, wenn er hungrig ist, ich spiele mit ihm, weil es uns beiden Spaß macht, ich kuschel mit ihm, weil er das als soziales Wesen braucht, ich gehe mit ihm die Welt entdecken, ermögliche ihm täglich Kontakt mit Artgenossen und sorge für eine gute Balance zwischen Action und Ruhe.
Ich glaube, wenn ein Hund lernen kann, dass er zu Hause aus dem Napf fressen darf, unterwegs aber das angeschimmelte Leberwurstbrot liegen lassen soll, kann er auch ohne weiteres lernen, dass er ohne Leine mit seinen Kumpels spielen darf, er aber angeleint gerade einfach neben seinem Menschen mitlaufen soll.
Und "bequem" ist daran gar nichts, denn
1. muss man das seinem Hund erst einmal beibringen und
2. muss man sein Bedürfnis einfach seines Weges zu gehen, anstatt alle paar Meter von wildfremden Menschen angehalten zu werden, damit die Hunde "mal Hallo sagen können" auch noch ständig erklären und rechtfertigen.
Und ja, natürlich wollen viele Hunde lieber zum anderen Hund und spielen. Geht aber nicht immer.
Und nur, weil man selbst einen hundefreundlichen Hund hat, würde ich anderen nicht unterstellen, sich oder anderen etwas "verkaufen" zu wollen, oder ihre Hunde nicht lesen zu können. Es gibt genug Hunde, die wollen tatsächlich keinen Kontakt zu fremden Hunden - weder mit, noch ohne Leine - und zeigen das im Zweifelsfall recht deutlich.
Wenn Leute ihre Hunde auch an der Leine zu anderen Hunden hinlassen möchten UND der andere Halter einverstanden ist - deren Hunde, deren Erziehung.
Aber nicht vergessen: Einige Leute mögen sich auch an der Leine über andere Hunde freuen. Für andere ist man angeschimmeltes Leberwurstbrot.