Liebe alle, danke für eure ganzen Kommentare! Ich war bei der Tierärztin und sie meinte, die Prostata sei zwar leicht vergrößert, wirklich schlimm sei es aber nicht.
Ich hab das Ganze natürlich auch weiter beobachtet: Wenn er mit mir auf bekannten Runden unterwegs ist, schleicht er nicht so. Bei mir verhält er sich normal. Bei meinem partner im Grunde auch, es sei denn (das war die Situation, in der ads Video entstanden ist), es ist etwas "komisch" - in diesem Falle war ich das Wochenende über nicht da.
Mit diesem Hintergrund scheint es vielleicht doch eine Verhaltenssache und keine medizinische Sache zu sein, was denkt ihr? Und wenn das so ist - was mache ich denn dann? Ich glaube schon, dass er vom charakter her nicht super gern in neue Situationen geht, also er ist jetzt nicht total ängstlich oder so, aber auch kein Draufgänger. Macht es Sinn, das irgendwie zu üben, habt ihr eine Idee, wie man ihm dabei helfen kann, "komische" Situationen besser auszuhalten? es ist ja doch wichtig dass er es ertragen kann, wenn ich mal länger weg bin, oder auch, wenn wir im Urlaub sind.
Dazu muss man allerdings auch sagen: Er klebt im Alltag jetzt auch nicht ständig an mir, er kann sehr gut alleine bleiben, und wir waren auch schon öfter mit ihm weg, was kein Problem war. Kann es sein, dass er über die letzten 2 Monate unsicherer geworden ist? Und wenn ja, was könnten dafür denn gründe sein?
Grund für mehr Unsicherheit könnte eine Spooky-Phase sein.
http://www.natuerlichmithund.at/spooky-periods/
Es kann aber auch einfach situationsabhägig sein, dass ihn etwas verunsichert. In die Wohnung pinkeln ist manchmal auch einfach ein Zeichen von Unsicherheit, zumal der Harndrang durch gruselige Erlebnisse zunehmen kann.
Ich habe mir das Video noch ein paar Mal angeschaut.
Er schaut und schnuppert lange in die Luft, und geht dann nur zögerlich steif und breitbeinig weiter. Dabei schaut er seinen Menschen an, was in der Regel die Frage ist, was er nun tun soll. Er bekommt aber keine Antwort (natürlich nicht, weil gar nicht klar war, was los ist).
Auffällig ist, dass er die ganze Zeit intensiv in die Luft schnuppert. Er sammelt Informationen und versucht die Gerüche einzuordnen.
Der Schwanz wird gerade und steil nach oben getragen. Das heißt, der Hund ist auf etwas fokussiert, stark angespannt, er hat starkes Interesse an etwas, möchte die Situation einschätzen. Dazu passt auch das geschlossene Maul und der steife, angespannte Körper.
Er bleibt viel stehen, nimmt sich Zeit, die Lage zu sondieren. Die breitbeinige Haltung und das leicht abgesenkt Hinterteil ist eine eher defensive Haltung, er will sich nicht angreifbar machen.
Insgesamt würde ich sagen, er versucht, die Situation einzuschätzen, und ist dabei hin und hergerissen zwischen Neugier und Vorsicht.
Er fragt seinen Menschen, bekommt von dem aber keine Hilfe bei der Einschätzung der Situation. Also muss er selbst seine Schlüsse ziehen. Er sieht dann die Situation als ungefährlich an und geht - nach Deiner Schilderung - daraufhin normal weiter.
Die Situationen, in denen er dieses Verhalten zeigt, sind Situationen, die ihn eh schon verunsichern (fremde Umgebung, andere Abläufe, Bezugsperson abwesend). Anscheinend kommt er dann mit Reizen, die ihn zusätzlich verunsichern, nicht mehr klar.
Das Pinkeln ist eine typische Stressreaktion.
Du hast die Zusammenhänge selbst schon gut erkannt.
Helfen würde ihm, wenn er Antworten bekommt auf fragende Blicke, zum Beispiel ein "Weiter". Das wäre eine Entscheidung, die ihm abgenommen wird, und gleichzeitig die Einschätzung, dass der Reiz, der ihn beunruhigt, so harmlos ist, dass man ihm keine weitere Aufmerksamkeit schenken muss.
Das "Weiter" sollte aber nur eine Antwort auf seine Frage sein. Solange er nicht fragt, sollte er die Gelegenheit haben, zuende zu schnüffeln und selbst zu bewerten.
Du musst allerdings damit rechnen, dass er öfter Pinkeln muss, wenn er so stressige (aufregende) Situationen erlebt. Also besser zusätzliche Pipirunden einplanen.
Vorsichtshalber würde ich den Hund dann auch nicht auf das Bett oder Sofa lassen.
Geht stressigen Situationen nicht aus dem Weg, aber führt sie auch nicht künstlich herbei. Er muss nicht lernen, Stress "zu ertragen", denn das wäre erlernte Hilflosigkeit. Dann wirkt er ruhig, hat sich aber innerlich aufgegeben und vor allem hat er dann weiter Sress, er zeigt das nur nicht mehr. Das sollte vermieden werden.
Wichtig ist Euer Verhalten während der Situationen, und dass er anschließend ausreichend Ruhe bekommt, um sie zu verarbeiten und den Stress (das Cortisol) abzubauen.