Also selbstverständlich sind 8 bis 9 Stunden zu lange, da hilft auch meist kein zweiter Hund. Die sind dann gemeinsam allein. Das kann man leider nicht schönreden, Hunde sind (bis auf ganz wenige Ausnahmen) nicht gemacht fürs Alleinbleiben – schließlich sind sie hochsoziale Tiere.
Ich wage jetzt mal ins Blaue zu raten, dass bisher wegen Corona alle zusammen zu Hause waren und es verpasst wurde, das Alleinebleiben ordentlich zu trainieren. Oder es wurde ein neuer Job angetreten – das wissen wir nicht.
Da der Hund aber nicht alleine bleiben kann, bedeutet das entweder, dass er dafür nicht ordentlich vorbereitet und trainiert wurde oder dass der Hund charakterlich nicht dazu in der Lage ist. Das kann durchaus auch rasseabhängig sein! Für einen Labrador zb ist es furchtbar, alleine zu sein, einem Herdenschutzhund ist das reichlich schnuppe, da sie dazu gezüchtet wurden, selbstständig ohne den Menschen zu bestehen (allerdings meist in einem Rudel).
Ein Borboel ist ja ein Wachhund, der durchaus auch mal draussen gehalten wird. Die können also durchaus klarkommen. Wichtig ist aber das richtige Training und Zeit dafür. "In kleinen Schritten" wurde ja schon gesagt, das ist richtig. Kleine Schritte bedeutet aber: echt klein! Mal kurz 10 Sekunden den Raum verlassen, nix sagen. Dann mal 30 Sekunden. Nach 50 Wiederholungen ohne Gemurre, Quitschen, Bellen... Kann man mal 3 oder Minuten den Müll rausbringen. Also wirklich das Haus verlassen (der Hund weiß genau, ob du noch in der Wohnung bist, nur vor der Wohnungstür stehst oder wirklich weggehst)... Ob der Hund ruhig und entspannt bleibt, kannst du überprüfen mit ner Kamera oder zumindest mit ner Audioaufnahme (altes oder zweites Handy, Tablet etc.). Wenn der Hund aufgeregt durch die Gegend tippelt oder bellt, heult, kratzt etc. war der zeitliche Schritt zu groß und noch nicht gefestigt.
Wenn 5 Minuten gut funktionieren und der Hund cool bleibt, idealerweise völlig unbeeindruckt auf seinem Platz bleibt, kannst du steigern. Dann sind 5- bis 10-Minuten-Schritte machbar und das lässt sich flott auf 30 Minuten oder ne Stunde steigern. Das macht dann keinen Unterschied mehr. DENN: Der Hund hat gelernt: auch wenn du oft gehst, du kommst immer wieder! Es geht vor allem um Vertrauen und Routine! Von heute auf morgen kann das kein Hund und erlebt untrainiert tatsächlich Todesängste, denn er weiß instinktiv, dass er alleine (und eingesperrt) nicht überleben kann! Lernt er es aber in kleinen Schritten, in vielen vielen Wiederholungen (500 bis 1000 mindestens), wird es normal.
Was die Dauer angeht, spielt die biologische Uhr eine Rolle. Hunde können zwar nicht die Uhr lesen, aber sie haben durchaus ein ziemlich präzises Zeitgefühl. Mein Hund weckt mich präzise jeden Morgen zur selben Zeit. Exakt 2h nach dem Frühstück will er seine Gassirunde... Hunde nehmen die Zeit auch über das Tageslicht, Blasendruck, Hunger, Handlungen etc wahr.
Es spielt also durchaus eine Rolle, ob es 4, 6, 8 oder gar 9h sind.
Beim Alleinebleiben spielt auch eine wichtige Rolle, welche Beziehung ihr zueinander habt. Ein Hund, der seinen Menschen zu Hause auf Schritt und Tritt verfolgt (wie ein Schatten) und sogar mit aufs Klo latscht, wird sicher mehr Probleme bekommen, als einer, der gechillt auf seiner Decke oder Couch bleibt. Das kann dann Trennungsangst sein (selbst wenn es nur ein Raum weiter ist), oder Kontrollwahn (machen Hütehunde und Wachhunde gerne)...
Euer Training hängt also auch davon ab, herauszufinden, WESHALB der Hund so reagiert. Leidet er unter dem Kontrollverlust? Oder leidet er darunter, dass das Rudel getrennt ist? Oder glaubt er tatsächlich, dass er alleine nicht überlebt? ODER, dass seine Menschen draußen alleine nicht klarkommen?
Das würde ich mal in 1 oder 2 Einheiten von einem guten Trainer checken lassen...
Ansonsten was schon gesagt wurde:
- vorher angemessen körperlich und geistig auslasten
- Pausetraining und Deckentraining
- Ein ruhiges Abschiedsritual etablieren (da weiche ich durchaus von den zahlreichen Tipps ab: der Hund darf durchaus wissen, dass man nun geht (er hat ja gelernt, dass man zuverlässig wiederkommt), aber dann soll er chillen (deswegen Ruhetraining)). Wenn man wiederkommt, darf man natürlich auch begrüßen, aber dezent und ohne Party. Ansonsten wäre der Hund permanent in Erwartungshaltung
- Geeignetes, ungefährliches Spielzeug und Kauartikel, keine Knochen
- Musik / TV kann beruigen
Über Gassiservice oder Huta würde ich auch nachdenken...
Ich denke, da war ein Maximum an Tipps dabei.
Der ultimative Tipp: Nen Job ausüben, bei dem der Hund mit kann 😉