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M.
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Anzahl der Antworten 13
zuletzt 28. Jan.

Hund abschirmen oder nicht?

Es heißt ja immer, dass Hunde gewisse Dinge unter sich klären, aber der Halter auf "Signale" achten muss, um evtl. ein Spiel abzubrechen. Meine Hündin verwirrt mich aber mit ihrem Spielverhalten. Luna zählt knapp zu den großen Hunden und ist generell sehr freundlich, unterwürfig, hat starken Spieltrieb und will zu jedem Hund hin. Leider wollen die kleinen Hunde so gar nicht, auch wenn sie brav im Platz signalisiert, dass sie friedlich ist. Wenn dann mal ein großer Hund daherkommt (irgendwie immer Rüden) fiebt sie sehr aufgeregt und will hin da sie die Erfahrung gemacht hat, große Hunde spielen gerne. Ein Rottweiler Rüde spielte einmal ganz gut mit ihr. Er blieb stehen, während sie abcheckte. Erst jaulte sie immer, ging weg und wieder hin. Er schnüffelt, sie jault und rennt weg, geht aber wieder hin. Dasselbe 4-5 Mal. Rüde blieb ruhig stehen. Dann war der Rottweiler auch los. Es kam annähern, abwarten, schnüffeln, gemeinsam Rennen. Als er begann sie am Heck zu belästigen verbiss sie ihn mehrmals und wir brachen ab. Soweit so gut. Die beiden fiepen immernoch sehnsüchtig, wenn sie sich begegnen, auch wenn Luna sich immer erstmal duckt. Heute zeigte sie das Verhalten bei einem anderen Rüden und diesmal glaube ich, ging es ganz schief. Der Rüde war wieder größer als sie. Beide unkastriert, aber sie war Anfang Dezember läufig und sollte nicht mehr so riechen. Beide Hunde bellen sich auf dem Waldweg erwartungsvoll an, zerren aufeinander zu. Ich und der andere Halter Leinen beide ab. Da Luna das mit dem unterwürfig hingehen, schnuppern, jaulen, weg und dann wieder hin beim Rottweiler auch tat, dachte ich mir noch nichts dabei. Das ging immer wieder so. Der Rüde jagte sie kurz, sie blieb stehen, jaulte, rannte weg. Einmal sogar zu mir, aber statt bei mir zu bleiben lief sie in die andere Richtung vor ihm weg und dann liefen sie und liefen und liefen....weg. Der Hund hat meine Hündin vor sich hergejagt (!) Schei*e, dachte ich und lief hinterher während der andere seinen Hund auch rief. Es kamen zum Glück beide zurück. Der Rüde voran zu seinem Herren, dicht gefolgt von meiner, die bei mir stehen blieb. Ich lobte meine Hündin fürs Kommen und Band sie fest. Dann kam der Halter mit Rüde ganz freudig und meinte, na das klappt ja, die vertragen sich. ???? Ich wollte gerade ansetzen, dass ich das gar nicht gut finde, als eine andere Frau mit Beagle kam. Dieser lief frei und ging zum großen Rüden. Der Halter leint seinen Hund wieder ab, beide beschnuppern sich.... und jetzt kommt's. ... Meine Hündin, von der ich dachte sie hätte richtig Angst vor dem Großen gehabt, wollte hin und mitmachen! Ich lies sie dann auch los um mit beiden zu schnuppern, damit sie dieses "Erlebnis" irgendwie noch positiv abschließt, aber es verwirrt mich sehr. Luna und der große Hund beschnupperten sich friedlich zum Abschied und ich musste sie regelrecht wegzerren, um heimzugehen, während die anderen weiter in den Wald gingen. Lange Rede und nun zur Frage: War mein Hund nun in Gefahr und ich habe zu spät reagiert oder ist das noch normal? Ich will sie eigentlich nicht mit diesen beiden großen Rüden spielen lassen, wenn beide sie am Ende immer belästigen, aber sie zeigt auch keine deutliche Abwehrhaltung. Sie ist so auf Spielen aus, dass sie, auch wenn sie jaulte und den Schwanz einklemmt, immer wieder Kontakt aufnimmt. Soll ich diese Rüden meiden oder es nochmal (aber Aufmerksamer) versuchen, damit sie vlt endlich mal Kontra gibt, wie beim Rottweiler? Die beiden Halter der Rüden (zumindest Rottweilers ging zur Hundeschule) finden das übrigens normal und toll und fragen mich bei Begegnungen an der Leine immer, wann wir wieder die Hunde spielen lassen. Und meine zieht fröhlich an der Leine zu denen hin. Zieht dann aber den Schwanz ein, wenn der Rüde auch zu ihr hinzieht. Wie soll ich mich verhalten? Will Luna nun spielen oder sind ihr die beiden doch zu viel? Danke für eure Meinung.
 
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M.
28. Jan. 16:22
Du beschreibst viele Lautäußerungen, die Du gleichzeitig bewertest z.B. als aufgeregt oder erwartungsvoll. Tatsächlich lässt sich nur sehr begrenzt eine Emotion einem bestimmten Laut zuordnen, da es immer auf die ganze Körpersprache ankommt und es dann auch noch rassespezifische Unterschiede gibt. Bei der Körpersprache können es dann kleine Nuancen und Feinheiten sein, die nur für wenige Augenblicke gezeigt werden, um Aufschluss über die Kommunikation erhalten zu können. Das erfordert auch viel Übung und man muss sich viele verschiedene Hunde dazu anschauen, nur der eigene reicht da nicht weit. Generell habe ich die Erfahrung gemacht, dass das, was die meisten Hundehalter als Spiel bezeichnen zu 99% keines ist. Das hat z.B. auch viel damit zu tun, dass die Spielbereitschaft mit nicht rudelzugehörigen Artgenossen mit dem Erwachsenwerden nachlässt (was nicht heißt, dass es nicht auch Erwachsene total spielfreudige Hunde gibt). Stattdessen ist das "Spiel" ganz häufig einfach nur die Kommunikation über die Rangordnung in der Gruppe, die sich beim Aufeinandertreffen bildet. Da wird dann auch schonmal gejagt, also das könnte bei Euch durchaus der Fall gewesen sein. Das jetzt aber wiederum als positiv oder negativ zu bewerten ist ohne es live zu sehen schwierig. Generell kann ich aus der Erfahrung heraus sagen, dass zwei Hunde, die eine gute Sozialisierungsphase durchlebt haben, relativ sauber miteinander umgehen und es in der Natur der Dinge liegt, dass einer eben eher unterwürfig ist und wenn der nicht am Ohrfeigenbaum rüttelt, ist das meistens nicht der Rede wert. Eine andere Dynamik bekommt das Ganze, wenn es z.B. drei Hunde sind, die sich treffen. Für das Ausdrucksverhalten kann ich Dir die Webinare der Hellhound Foundation über dieses Thema empfehlen, um Situationen mit Deiner eigenen Hündin einordnen zu können, bietet es sich an einen Fachmann dazu zu holen. Tendenziell würde ich den beiden Rüden in Deiner Situation wsh noch eine Chance geben, da wirkliches Meideverhalten eigentlich anders aussieht und die Rüden in Deiner Beschreibung nicht asozial klingen, aber das ist wie gesagt nur ein Gefühl, ohne die Situation gesehen zu haben. Und was Deine Luna angeht, sei froh, dass sie kleine Brötchen backt. Unterwürfigkeit hat nichts mit fehlender Souveränität zu tun. Die Hunde, die sich ungerührt am Hinterteil schnuppern lassen, sind in der Regel viel souveräner und selbstsicherer, als die, die den Schnüffler wegschnappen^^ Außerdem kann ich Dir aus leidiger Erfahrung berichten, dass dominante Hündinnen die Pest sein können 😄
Danke für deine Antwort :) Die ist auch sehr informativ. Teilweise muss ich schon einräumen etwas unsicher zu sein, wenn es darum geht, meinen (ersten) Hund komplett zu verstehen. Zumal sie seit ihrer ersten Läufigkeit plötzlich wieder ganz anders reagiert, als zuvor. Mit der Pyrenäin meines Bruders (Rudel, wie du beschreibst) spielt sie perfekt. Nebeneinander, raufen, schlecken, jagen, Pause und immer im Wechsel. Aber ja, fremde Hunde oberhalb ihrer Gewichtsklasse sind neu. Habe noch keine Antwort vom Hundetrainer, aber ein Treffen mit dem Rotti im Hof versuchen wir nochmal. Das ein Rüde irgendwann mal probiert, ob er an die Hündin ran darf, ist ja nun nicht ungewöhnlich 😅 und er hört auf sein Herrchen. Mit dem können wir hoffentlich weiterspielen. Mir geht's nur darum, dass sie möglichst nicht ängstlich wird. Denn das in Panik ausreißen geht gar nicht. Hier ist zwar nicht viel Verkehr, aber wenn die Autos kommen, ist ihnen die 30 Zone herzlich egal.
 
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Laura
28. Jan. 16:53
Danke für deine Antwort :) Die ist auch sehr informativ. Teilweise muss ich schon einräumen etwas unsicher zu sein, wenn es darum geht, meinen (ersten) Hund komplett zu verstehen. Zumal sie seit ihrer ersten Läufigkeit plötzlich wieder ganz anders reagiert, als zuvor. Mit der Pyrenäin meines Bruders (Rudel, wie du beschreibst) spielt sie perfekt. Nebeneinander, raufen, schlecken, jagen, Pause und immer im Wechsel. Aber ja, fremde Hunde oberhalb ihrer Gewichtsklasse sind neu. Habe noch keine Antwort vom Hundetrainer, aber ein Treffen mit dem Rotti im Hof versuchen wir nochmal. Das ein Rüde irgendwann mal probiert, ob er an die Hündin ran darf, ist ja nun nicht ungewöhnlich 😅 und er hört auf sein Herrchen. Mit dem können wir hoffentlich weiterspielen. Mir geht's nur darum, dass sie möglichst nicht ängstlich wird. Denn das in Panik ausreißen geht gar nicht. Hier ist zwar nicht viel Verkehr, aber wenn die Autos kommen, ist ihnen die 30 Zone herzlich egal.
Ich wünsche Euch alles Gute 🤗 immer versuchen selbst gelassen zu bleiben, das entspannt die Gesamtsituation auch immer und es ist auf jeden Fall nicht verkehrt lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig einzugreifen, wenn man sich nicht sicher ist ☺️
 
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Sina
28. Jan. 17:07
Hallo Marlen, ich würde dir dieses Buch empfehlen. Mir hat es geholfen meine Hunde körpersprachlich im Ungang mit anderen Hunden besser verstehen.