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Melissa & Pascha
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Anzahl der Antworten 53
zuletzt 12. Aug.

Herdenschutzhund, Erziehung und Genetik

Hallo ihr lieben! Ich habe vor 2 Monaten eine Hündin bei uns aufgenommen, es ist davon auszugehen, dass Herdenschutzhund in ihr steckt. Sie ist Wahrscheinlich 1,5 Jahre alt und kommt aus Moskau. Sie lebt mit unserem Boston Terrier und uns in einer Wohnung. Mit der Zeit tauchten immer mehr schwierige Situationen auf und ich frage mich nun, inwieweit ich mit ihr am besten und fairsten umgehen kann. Die Frage ob man dem Hund gerecht werden kann, steht zur Zeit noch offen, für sie ein neues zu Hause zu suchen, weil es schwer ist, ist aber nicht die erste Option. Meinem Trainer habe ich auch schon dazu geholt, allerdings dauert es noch eine ganze Weile, bis zu unserem Termin. Sie ist Menschen gegenüber sehr zutraulich, eher gemütlich unterwegs, hat keinen will to please und einen jagdtrieb und bellt zu Hause bei Geräuschen. Außerdem zeigte sie Futterneid, hier passen wir gut und arbeiten daran bereits 🥰.Anfangs reagierte sie kaum auf fremde Hunde, sie möchte keinen Kontakt zu ihnen. Mittlerweile reagiert sie hysterisch bellend und quietschend draußen auf sie, es scheint mir auch Frust in ihr zu stecken, in diesen Momenten. Ich arbeite mit ihr an Grenzen die ich versuche konsequent durchzusetzen und positiver Konditionierung. Mein erster Hund war/ist stark reaktiv, allerdings haben wir daran fleißig gearbeitet. Was auch ein großes Problem für uns darstellt, ist dass sie bei offenem Fenster nachts bellt oder knurrt, sobald sie was hört. Sie reagiert auch tagsüber sehr aufgebracht auf gewissen Geräusche oder Vögel am Fenster. Es ist schon sehr anstrengend und ich würde sehr gerne daran arbeiten, ich weiß aber noch nicht inwieweit es möglich ist und wie genau ich dies tun muss. Sollten wir ihr nicht gerecht werden können, müssen wir ihr natürlich ein zu Hause suchen, in dem sie sich mehr ausleben kann. Zumindest ist sie schon mal in Deutschland um besser vermittelt werden zu können. Vielleicht habe ich diese Hunde und ihre Instinkte und Bedürfnisse unterschätzt, ich hoffe jedoch, dass ihr mir ein wenig Angst nehmen und Tipps geben könnt. Ich bitte euch auch darum, mich nicht zu verurteilen, ich möchte aus der Situation für alle das beste machen! Ich freue mich auf eure Erfahrungsberichte und Meinungen🫶🏻 Liebe Grüße
 
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Melissa & Pascha
21. Mai 08:46
Das muss nicht unbedingt HSH typisch sein. Was macht ihr denn, wenn sie bellt? Bei meinem vermutlichen HSH mix geht eigentlich alles über Vertrauen und wenig über gehorsam. Er muss wissen, dass ich sinnvoll entscheide, dann klappt es auch. Also im Fall bellen: nicht unterbinden, sondern zeigen man hat es wahrgenommen, danke sagen, aufstehen, Aufgabe übernehmen und nachschauen gehen und sicherstellen, dass keine Gefahr ist (bei uns signal "alles gut"). Nach vielen Wiederholungen reicht jetzt ein "alles gut" und er bellt auch nicht mehr so viel, weil ich ja schon die meisten Geräusche für uns als ungefährlich beurteilt habe und er sie jetzt kennt. Ja, das heißt nachts oft aufstehen, da muss man dann durch. Oder Fenster zu - so haben wir es anfangs gemacht, auch möglichst weit weg vom Treppenhaus von unserem Mehrfamilienhaus, damit man nachts Ruhe hat und die Geräusche Tagsüber erst mal abarbeiten kann. Das bellen ist aber eher weniger rassetypisch, ein souveräner HSH ist nicht laut. Bei ihm ist es viel mehr seine Unsicherheit.
Danke für deine Einschätzung! Um ehrlich zu sein habe ich noch keine wirkliche Herangehensweisen beim bellen… mein Trainer hat mir schnell über WhatsApp den Tipp gegeben, sie in den Momenten wo sie bellt, eher abzulenken, damit sie geistig nicht mehr in dieser stressitiation und sie dadurch dann den Reiz erst verarbeiten kann. Das ist aber sehr pauschal gewesen und ich weiß nicht ganz wie gut ich diesen Tipp finde. Mein Treffen mit dem Trainer ist wie gesagt erst in einer Weile, wo wir alles genau besprechen. Ich werde aber auf jeden Fall mal deine Herangehensweise ausprobieren!
 
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Lo
21. Mai 08:54
Danke für deine Einschätzung! Um ehrlich zu sein habe ich noch keine wirkliche Herangehensweisen beim bellen… mein Trainer hat mir schnell über WhatsApp den Tipp gegeben, sie in den Momenten wo sie bellt, eher abzulenken, damit sie geistig nicht mehr in dieser stressitiation und sie dadurch dann den Reiz erst verarbeiten kann. Das ist aber sehr pauschal gewesen und ich weiß nicht ganz wie gut ich diesen Tipp finde. Mein Treffen mit dem Trainer ist wie gesagt erst in einer Weile, wo wir alles genau besprechen. Ich werde aber auf jeden Fall mal deine Herangehensweise ausprobieren!
Zu der Bellthematik hat mir folgendes Buch gut geholfen: https://www.google.de/search?q=turid+rugaas+das+bellverhalten+der+hunde&ie=UTF-8&oe=UTF-8&hl=de-de&client=safari auch das „Calming Signals“ von Turid Rugaas ist eine Klasse Lektüre um seinen Hund besser zu verstehen 😊 Die „Trainerin“ meinte zu ihr wir müssen das bellen entweder ignorieren oder korrigieren. War beides nicht sinnvoll. Ich bin dann bei jedem Warnwuffen aufgestanden, bin zum Fenster etc. hingegangen und hab nachgeschaut. Inzwischen ist das Warnwuffen extrem zurück gegangen.
 
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Melissa & Pascha
21. Mai 09:00
Zu der Bellthematik hat mir folgendes Buch gut geholfen: https://www.google.de/search?q=turid+rugaas+das+bellverhalten+der+hunde&ie=UTF-8&oe=UTF-8&hl=de-de&client=safari auch das „Calming Signals“ von Turid Rugaas ist eine Klasse Lektüre um seinen Hund besser zu verstehen 😊 Die „Trainerin“ meinte zu ihr wir müssen das bellen entweder ignorieren oder korrigieren. War beides nicht sinnvoll. Ich bin dann bei jedem Warnwuffen aufgestanden, bin zum Fenster etc. hingegangen und hab nachgeschaut. Inzwischen ist das Warnwuffen extrem zurück gegangen.
Das klingt sehr gut, danke für den Tipp. Ich hoffe bei uns klappt es auch 🥰
 
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Julia und
21. Mai 09:13
Hallo, In dem von dir beschriebenen Verhalten sehe ich auch erst mal keine explizite HSH Problematik. Wie man mit der Reaktion auf Außenreize umgeht ist sicher eine Frage der Motivation. Bei uns hat tatsächlich das klassische Ignorieren am besten funktioniert. Jegliche Reaktion auf das Bellen haben meinen Schäferhund darin bestätigt, dass es sein Job ist zu melden. Er hatte also keine Angst, sondern es als seine Aufgabe angesehen. Bei einem Hund der wirklich Angst bekommt ist Ignorieren vermutlich komplett falsch. Also spielt aus meiner Sicht die Ursache/Motivation eine entscheidende Rolle, um das Problem in den Griff zu bekommen. Als "HSH-typisch" kenne ich eher ausgeprägtes Territorialverhalten und Recourcenverteidigung (wobei natürlich auch Hunde anderer Kategorien dahingehend Probleme entwickeln können). Wie reagiert euere Hündin denn auf Besuch? Zum Thema HSH finde ich das Kynologische Kompetenzzentrum "Skangalös" sehr hilfreich und informativ. Die Trainerin ist auch in vielen Reportagen zum Thema HSH zu sehen. Kleiner Nachtrag: Der will-to-please ist aus meiner Sicht eine Eigenschaft, die gefördert und "rausgekitzelt" werden muss. Und bedeutet keinesfalls "Ich mache einfach immer was du willst". Es ist eher die Kooperationsbereitschaft und muss dem Hund auch schmackhaft gemacht werden, damit er Spaß daran hat. Also durchaus eine Trainingssache. Wenn man sich dahingehend mit dem Hund nicht beschäftigt hat, wird selbst die Vorzeige-will-to-please Rasse keine Motivation zeigen zu kooperieren.
 
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Melissa & Pascha
21. Mai 09:17
Hallo, In dem von dir beschriebenen Verhalten sehe ich auch erst mal keine explizite HSH Problematik. Wie man mit der Reaktion auf Außenreize umgeht ist sicher eine Frage der Motivation. Bei uns hat tatsächlich das klassische Ignorieren am besten funktioniert. Jegliche Reaktion auf das Bellen haben meinen Schäferhund darin bestätigt, dass es sein Job ist zu melden. Er hatte also keine Angst, sondern es als seine Aufgabe angesehen. Bei einem Hund der wirklich Angst bekommt ist Ignorieren vermutlich komplett falsch. Also spielt aus meiner Sicht die Ursache/Motivation eine entscheidende Rolle, um das Problem in den Griff zu bekommen. Als "HSH-typisch" kenne ich eher ausgeprägtes Territorialverhalten und Recourcenverteidigung (wobei natürlich auch Hunde anderer Kategorien dahingehend Probleme entwickeln können). Wie reagiert euere Hündin denn auf Besuch? Zum Thema HSH finde ich das Kynologische Kompetenzzentrum "Skangalös" sehr hilfreich und informativ. Die Trainerin ist auch in vielen Reportagen zum Thema HSH zu sehen. Kleiner Nachtrag: Der will-to-please ist aus meiner Sicht eine Eigenschaft, die gefördert und "rausgekitzelt" werden muss. Und bedeutet keinesfalls "Ich mache einfach immer was du willst". Es ist eher die Kooperationsbereitschaft und muss dem Hund auch schmackhaft gemacht werden, damit er Spaß daran hat. Also durchaus eine Trainingssache. Wenn man sich dahingehend mit dem Hund nicht beschäftigt hat, wird selbst die Vorzeige-will-to-please Rasse keine Motivation zeigen zu kooperieren.
Danke für deinen Beitrag! Sie reagiert auf Besuch aufgeregt und freudig, fremden gegenüber wirft sie sich auf den Rücken. Sie zeigt allerdings Futterneid! Damit kommen wir mittlerweile schon besser klar, wir provozieren da nichts bewusst, jedoch haben wir ihr früh gezeigt, dass sie die Ressourcen zu Hause nicht verwaltet und jetzt essen die beiden direkt nebeneinander. Anfangs hat sie auch schon damit begonnen, unseren Ersthund in der Wohnung einzugrenzen. Es ist schon viel besser, weil wir auch darauf reagieren, es kommt aber aabbb und zuuu noch vor, dass sie in räumlich eingrenzen oder korrigieren will.
 
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Ilona
21. Mai 09:25
Huhu Ich würde ihr und dir echt Zeit geben. Sie ist noch nicht lange bei dir. Sie muss sich erst mal eingewöhnen, mit euch klar kommen, mit der neuen Umgebung und Reizen. Wie gestaltest du denn die Gassigänge? Wie lange seid ihr unterwegs? Was macht ihr zusammen draussen? Wieviel Ruhe/ schlaf hat sie denn? Wie setzt du denn Grenzen durch und vorallem in welchen Situatione? Ich würde mal ne längere Zeit ein Tagebuch führen mit folgenden Punkten: ruhe und Schlaf, gassizeiten incl. Was habt ihr gemacht, wie lange wart ihr unterwegs, wieviele Hundebegegnungen hattet ihr, was war besonders an dem Tag? Hattet ihr besuch? Wart ihr zu Besuch oder Tierarzt? All diese Dinge. Dann mal nach 2 wochen schauen ob du ein Muster erkennst. Pauschal würde ich kurze Runden laufen. Erstmal immer die gleichen Runden u d auch nicht stundenlang am Stück. Um etwas Struktur rein zu bringen und den Hund nicht zu überfordern. Vielleicht auch schon die eine oder andere Insel mit einbauen. Gib ihr Zeit unterwegs Reize zu verarbeiten. Lass sie viel schnüffeln und schauen. Finder heraus, wieviel Distanz sie braucht um nicht bei hunden auszulösen. Gehe Bögen, weiche grosszügig aus, ziehe sie aber nicht hinter dir her. Achte wirklich auf ausreichend Schlaf. Mind 18 Stunden sollten die Schlaf und Ruhezeiten sein. Das Verhalten deines Hundes hört sich nach Stress an. Da werden Hunde reaktiver und reagieren schneller auf jede Kleinigkeit. Betreibe viel Management erstmal, in der Wohnung Fenster zu, vorhänge vor oder Sichtschutzfilie ran machen.Von Sarah Both gibts ein sehr schönes Buch: hunde im Stress, heisst das glaube ich. Kann ich dir wirklich ans Herz legen. Hab bitte Geduld. Das wird schon.
Ich nochmal. Da gibt es gerade die neuste Podcastfolge von Dog it right: nur gestresst unterwegs und zuhause. Hörte sich sehr gut an, ne Hundehalterin mit ähnlicher Problematik. Hör da mal rein. Kannst du bestimmt was für euch rausziehen...
 
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Ilona
21. Mai 09:27
5 Pfötchen 🐾 für Ilonas Antwort. Dem ist nichts hinzuzufügen. Alles drin, was hilft und super toller Buchtipp!
Ach danke schön🥰
 
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Melissa & Pascha
21. Mai 09:28
Ich nochmal. Da gibt es gerade die neuste Podcastfolge von Dog it right: nur gestresst unterwegs und zuhause. Hörte sich sehr gut an, ne Hundehalterin mit ähnlicher Problematik. Hör da mal rein. Kannst du bestimmt was für euch rausziehen...
Danke dir!!☺️
 
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Sandra
21. Mai 09:31
Das muss nicht unbedingt HSH typisch sein. Was macht ihr denn, wenn sie bellt? Bei meinem vermutlichen HSH mix geht eigentlich alles über Vertrauen und wenig über gehorsam. Er muss wissen, dass ich sinnvoll entscheide, dann klappt es auch. Also im Fall bellen: nicht unterbinden, sondern zeigen man hat es wahrgenommen, danke sagen, aufstehen, Aufgabe übernehmen und nachschauen gehen und sicherstellen, dass keine Gefahr ist (bei uns signal "alles gut"). Nach vielen Wiederholungen reicht jetzt ein "alles gut" und er bellt auch nicht mehr so viel, weil ich ja schon die meisten Geräusche für uns als ungefährlich beurteilt habe und er sie jetzt kennt. Ja, das heißt nachts oft aufstehen, da muss man dann durch. Oder Fenster zu - so haben wir es anfangs gemacht, auch möglichst weit weg vom Treppenhaus von unserem Mehrfamilienhaus, damit man nachts Ruhe hat und die Geräusche Tagsüber erst mal abarbeiten kann. Das bellen ist aber eher weniger rassetypisch, ein souveräner HSH ist nicht laut. Bei ihm ist es viel mehr seine Unsicherheit.
Ich handhabe es mit meinem Kangalmix genau so wie von Nadine beschrieben. Bedanken, aufstehen, hingehen nachschauen, loben und „alles gut“. Bei Nachbarn: „die dürfen das“ Dadurch ist es schon sehr gut geworden. Aber ich wertschätze sein Verhalten auch, hier wird kein Einbrecher glücklich. Wenn du dir Sorgen wegen der Nachbarn machst, erkläre ihnen doch, dass der Hund neu ist und ihr am trainieren seid. Vielleicht sind die Nachbarn ja ganz froh, eine Aufpasserin zu haben.
 
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Julia und
21. Mai 09:36
Bin sehr gespannt was der DNA Test ergibt. Irgendwie sieht die Hündin für mich mehr nach Hütehund Mix aus, mit Schäferhundanteil. Aber Optik kann täuschen 😁. Und sie ist so nebenbei angemerkt echt sehr hübsch 😍.