Wobei man sagen muss, dass eine Studie immer die Erhebung empirischer Daten UND die Interpretation dieser Daten durch Menschen beinhaltet. Und die Interpretation darf, kann und soll kritisch betrachtet werden. Daher müssen die Daten immer verpflichtend veröffentlicht werden.
In diesem besagten Artikel gibt es einige Interpretationen, die ich zum Beispiel eher hinterfragen würde.
Bsp. der Umgang mit Ausreißern.
Wie Lisa-Eileen angesprochen hat, es gab dort das Beispiel von einer Rasse, von der die meisten Hundebesitzer angaben, ein bestimmtes Verhalten (ich glaube Spielzeug verbuddeln) nicht zu zeigen. Aber es gab auch einige wenige Halter, die angaben, dass ihr Hund das doch tut.
Die Schlussfolgerung/Interpretation der Autoren ist, das Verhalten ist nicht rassebedingt. Das ist eine massive Überbewertung von Ausreißern, denn die Wahrscheinlichkeit das Verhalten zu zeigen ist ja doch mit der Rasse assoziiert.
Zwei Sätze, die mir noch spontan einfallen, die ich als absolut unnötig empfand waren: es gibt kein Verhalten, dass nur einer einzigen Rasse zugeschrieben werden kann. Ach ne, ich glaube das hat keiner angenommen. Die Frage ist doch in welcher Häufigkeit und Intensität das Verhalten auftritt. Und dann gab es das komische Argument, dass Welpen unabhängig von der Rasse verspielter seinen, als erwachsene Hunde.
Ja ich glaube das hat auch keiner bestritten und ist kein Argument dafür, dass bestimmte Verhaltensweisen mit hoher Wahrscheinlichkeit in bestimmten Rassen stark oder schwach ausgeprägt sind.
Außerdem machen die Autoren anfangs große Statements, die sie dann im Text nach und nach selbst relativieren. Das geschieht aber leider oft auf Nachdruck von Journals, da mache ich den Autoren keinen Vorwurf. Man muss die Leserschaft erst Mal packen und das macht man mit plakativen Aussagen, wie Verhalten sei nicht genetisch bedingt (wobei es auch Editoren gibt, die sehr allergisch auf Overstatements reagieren und einen sofort rejecten. Ein Paper veröffentlicht zu bekommen ist eine Kunst für sich).
Anschließend muss man auch sagen, das Studien nicht als in Stein gemeißelten Wahrheiten, sondern immer als Diskussionsgrundlagen angeführt werden sollten.
In großen Studien, wie dieser, werden statistische Verfahren angewendet, um die Bedeutung solcher Verhaltensweisen korrekt einzuordnen. Es gibt Techniken wie robuste Regressionen oder Mixed-Effects-Modelle, die dafür sorgen, dass Ausreißer nicht das Gesamtbild verzerren, aber gleichzeitig auch nicht ignoriert werden. Diese Verfahren ermöglichen es den Forschern, eine differenzierte Aussage über die Verhaltensvariabilität zu treffen. Dass manche Hunde einer Rasse ein Verhalten zeigen und andere nicht, unterstützt die Aussage der Autoren: Verhalten kann genetisch beeinflusst sein, aber es ist nicht strikt an die Rasse gebunden.
Häufigkeit allein reicht nicht aus, um zu zeigen, dass ein Verhalten genetisch bedingt ist. Die Studie geht hier weiter und untersucht die Verteilung von Verhaltensweisen innerhalb und zwischen den Rassen. Allein die Tatsache, dass ein Verhalten in einer Rasse häufiger auftritt, bedeutet nicht zwangsläufig, dass es ausschließlich genetisch verankert ist. Um diese Verbindung herzustellen, sind genetische Korrelationen erforderlich, wie sie in genomweiten Assoziationsstudien (GWAS) untersucht werden.
Wissenschaft entwickelt sich weiter, und neue Erkenntnisse können frühere Annahmen infrage stellen. Es ist entscheidend, dass die Daten und die methodischen Ansätze korrekt analysiert und interpretiert werden. Die Tatsache, dass die Ergebnisse von einigen Lesern oder Kritikern infrage gestellt werden, gehört zur normalen wissenschaftlichen Praxis. Diese Diskussionen sind wichtig, aber sie müssen auf solider methodischer Kritik beruhen, nicht auf Annahmen oder oberflächlicher Betrachtung der Ergebnisse. Wissenschaft lebt von Transparenz und Nachvollziehbarkeit.