Natürlich ist es wichtig, sich persönlich weiterzuentwickeln, Resilienz aufzubauen und sich nicht als „Opfer“ zu sehen. Aber das entbindet den Täter nicht von seiner Verantwortung. Es geht nicht darum, auf die „Gnade der Täter“ zu hoffen, sondern um das Verständnis, dass der Fokus immer auf denjenigen liegen sollte, der die schädigende Handlung begeht. Ohne diese klare Trennung geraten wir in Gefahr, die Verantwortung auf das Opfer zu übertragen, was genau das ist, worüber ich spreche, wenn ich von Victim Blaming rede.
Victim Blaming bedeutet nicht nur zu sagen: „Kind A trägt eine Brille und ist deshalb selbst schuld, gemobbt zu werden.“ Es bedeutet auch, wenn wir die Lösung für Mobbing oder Missbrauch darin suchen, dass das Opfer sich ändern muss, statt die Strukturen und das Verhalten des Täters zu hinterfragen.
Ja, Selbststärkung ist wichtig, aber es ist genauso wichtig zu erkennen, dass Mobbing durch den Täter entsteht und dieser sich ändern muss. Wenn wir die Verantwortung auf das Opfer legen, selbst wenn wir es als „Selbstentwicklung“ verkaufen, verlagern wir den Fokus und lassen den eigentlichen Verursacher aus dem Blick.
Ohne Forschung gäbe es übrigens viele dieser Ansätze zur Selbststärkung überhaupt nicht. Therapie und Selbstentwicklung basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Forschung untersucht Täterprofile, Mobbingdynamiken und Machtstrukturen, um daraus Hilfsmittel für Betroffene zu entwickeln. Zu sagen, dass Theorie und Praxis nicht zusammengehören, ist nicht korrekt. Es gibt einen ständigen Austausch zwischen den beiden – Theorie wird an der Praxis erforscht und verbessert, und daraus entwickeln sich Ansätze, die dann wieder in die Praxis zurückfließen. Es ist also keine akademische Spielerei, sondern der Grund, warum es heute so viele effektive Werkzeuge gibt, um Menschen zu helfen.
Deine Erfahrungen sind wertvoll, keine Frage, aber sie sind eine Einzelperspektive. Forschung berücksichtigt viele solcher Erfahrungen, um allgemeingültige Muster zu erkennen und Lösungen zu entwickeln, die für eine Vielzahl von Menschen funktionieren.
Das ist jetzt aber ein Strohmann vom aller Feinsten 😅.
Weder habe ich den Tätern die Verantwortung abgesprochen, noch den Opfern auferlegt.
Genauso wenig habe ich Forschung generell in Frage gestellt oder als unnütz befunden, noch habe ich gesagt Theorie und Praxis gehören nicht zusammen.
Ich sprach davon, dass hier gerade Theorie und Praxis aufeinander prallen.
Weil die Theorie, zumindest die, auf du dich berufst Mobbing verhindern und die Praxis, auf die ich mich beziehe, akuten Mobbing Opfern helfen soll.
Aber ok, jetzt schweifen wir ab.