Darf ich fragen, wie du die Beziehung zu deinem Hund regelst? Wer entscheidet da im Alltag überwiegend? Hund oder du?
Klar darfst du das fragen. Aber am Ende ist das schwer in Worte zu fassen.
Zunächst einmal regele ich unsere Beziehung nicht. Sie existiert und ich bin sehr bemüht, dass sie schön ist und wir uns miteinander wohl fühlen. Ich überlasse meiner Hündin und auch meinen anderen Schützlingen so viele Entscheidungen, wie möglich. Sie sind schon zu genüge in unser gesellschaftliches Korsett gequetscht, das muss ich nicht noch enger schnüren. Alltägliche Entscheidungen habe ausreichend ich zu tragen. Da finde ich es ganz toll, wenn meine Hündin sich Dinge, wie ihren Spazierweg, unseren Pausenplatz, ihre Freunde und ihre Liegeplätze selbst aussuchen kann. Auch heiße ich es willkommen, wenn sie Lust zu spielen hat, sie mal gekrault werden mag oder sie mir anderweitige Bedürfnisse mitteilt. Schließlich leben wir miteinander und ich möchte eine Freundin und keine Herrscherin sein.
Zu deinem folgenden Text: Die Standardtipps, die hier und anderswo gegeben werden, teile ich größtenteils nicht. Ich halte nichts davon, dass wir Menschen andere Lebewesen als Untergebene betrachten und sie behandeln, als wären sie weniger wert oder weniger klug. Das spricht meiner Meinung nach auch gegen eine gesunde Beziehung zueinander. Natürlich wünsche ich mir, dass meine Hündin mir vertraut, dass sie sich sicher fühlt und versteht, wann es nötig ist meinen Empfehlungen zu folgen. Aber dafür habe ich zu arbeiten und nicht sie. Denn Vertrauen kommt nicht durch bloße Konditionierung und ein gehorsamer Hund ist auch kein Symbol für eine tolle Bindung zu seinem Menschen.
Führung wird unter (Hunde)Menschen sehr häufig ganz seltsam gedacht und dadurch missverstanden. Dazu hatte ich mal ein schönes Bild gesehen, leider habe ich das jetzt nur noch in Bezug auf Menschen gefunden. Die Aussage ist aber die gleiche. Und nein, auch möchte ich nicht, dass meine Hündin permanent damit beschäftigt ist sich an mir zu orientieren. Sie soll ihren Interessen, durch mich geschützt, nachgehen können, sich entfalten und mir mitteilen, wenn sie etwas spannendes bemerkt hat. Sie (so auch die anderen Hunde an meiner Leine) läuft übrigens fast ausschließlich vor. Das entspricht ihrer Natur und ganz sicher stiehlt sie mir dadurch nicht meinen Rang. Sie soll so selbstständig, wie nur möglich handeln, wobei ich selbstverständlich darauf achte, dass alles in einem bestimmten Rahmen bleibt und niemand zu Schaden kommt.
Der Idealfall, den du hier nennst, ist meiner Ansicht nach ein gutes Beispiel für eine ungesunde Abhängigkeit.
Im Übrigen bin auch ich Pädagogin. Ich habe mich aber mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und modernen Methoden befasst und bin in der Erziehung nicht in der Nachkriegszeit hängen geblieben. Entschuldige, dass das so heftig klingt, aber wenn man die Hundeerziehung des o.g. Herren mit der von Menschen vergleicht, dann merkt man schnell, dass es ihm darum geht, die hilfsbedürftigen Lebewesen nach seinen Vorstellungen zu formen (gefügig zu machen) und nicht darum, ihnen den Raum zu geben, um sich unter seiner Aufsicht und in Sicherheit frei entfalten zu können.
Aber ich glaube, das ufert hier ein wenig aus. Wir können sehr gerne zurück zum ursprünglichen Thema kommen. Ich urteile tatsächlich aufgrund der paar Informationen, die ich aus zweiter Hand im Internet gefunden habe. Auf seiner Website selbst steht nämlich so gut wie nichts über die angewandten Methoden und die Videos auf YouTube kann ich mir nicht wirklich geben. Ich bin mir nach meinen kleinen Recherchen recht sicher, dass es seine Gründe hat, weswegen so wenig Videos von dem Umgang mit den Hunden selbst veröffentlicht sind. Auch dieses "Führen und Folgen"-Statement auf seiner Facebookseite ist für mich aussagekräftig.