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Joe
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Anzahl der Antworten 69
zuletzt 18. Okt.

Geminderter Sexualtrieb bei klarem Führungsstil

Ich hab unlängst in ein Interview mit Jan Nijober reingeschaut (ich hoffe, ich verwechsle jetzt nicht die Quelle) und er sagt da in einem Nebensatz, dass der Sexualtrieb bei Rüden mäßiger ausgeprägt wird, wenn der Mensch (vereinfacht gesagt) klar die Führungsrolle übernimmt. Die Bemerkung fand ich deshalb so spannend, weil ich selbst schon überlegt hatte, ob das eventuell so sein könnte, weil ich in den meisten Belangen schon relativ deutlich "Chef" bzw Entscheidungsträger bin und sich bei Guinness alles Sexuelle, inklusive der Reaktion auf läufige Weibchen, in einem seher überschaubaren Rahmen hält. Eure Meinungen und Erfahrungen dazu...?
 
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Joe
15. Okt. 11:16
Ich habe mal etwas Inhalt aus einem seiner Bücher gefunden: Wer führt geht vorne - so Jan Nijboer und führt als Beipiel folgendes an: Wer führt beim Marathonlauf? - derjenige der vorne läuft, oder derjenige ganz hinten? Wer führt die Kinder einer Schulklasse auf einem Ausflug an? Wer führt sie durch ein Museum? Folgen Sie mir zum nächsten Raum. Und was tun Sie? Sie "dackeln" hinterher. Das reicht mir, um nicht mehr von seinen Klugheiten wissen zu wollen. In einem Internetforum berichten manche Leute von ihren Erfahrungen mit den Instruktor*innen und das zeigt mir nur umso mehr, wie überholt und absurd deren Vorstellungen sind. Und @Michi: Ja natürlich ist es für Hunde in unserer Welt so leichter. So vielen Artgenossen, wie sie täglich begegnen will man erstmal widerstehen können. Von Unterdrücken steht wortwörtlich nichts. Aber bei dem Wort "Führungsrolle" klingeln bei mir direkt die Alarmglocken. Das hängt nämlich einfach sehr oft zusammen. Dein Hund ist sicher für viele Hündinnen und Menschen ein Traum! Aber wenn du sagst, dass deine vorigen Hunde ebenso gut mit Läufigkeiten umgehen konnten, würde ich ja schon fast sagen, dass dein Umgang mit ihnen und ihrem Verhalten auch einen Teil dazu beigetragen hat ;-) Nur so ein Gedanke.
Ich hab 2 Interviews mit ihm gehört und er sagt im Prinzip genau das, was hier ständig als Standardtips für gute Hundehalung und Problemlösung wiedergekäut wird. Mensch soll Dinge regeln. Hund soll in die Entscheidungs- und Fügrungskompetenz seines Menschen vertrauen können Menschen und sich an ihm orientieren. Hund soll nicht vorauspreschen und sich selbständig machen. Hund soll im Idealfall ohne Leine bei Mensch blfiben, weil er weiß, dass es bei dem vernünftig, angenehme und interessant zugeht. So und ähnlich. Fast jeder hier betet im Prinzip genau das vor. Nijborg ist Pädagoge und vergleicht die Beziehung Mensch-Hund mit Elten-Kind. Macht sehr viel Sinn für nich, lässt Spielraum dafür, wie reif und selbständig das "Kind" ist und was man ihm an Freiheiten zugestehen kann, gibt aber klar vor, wer hier die Verantwortung für eigentlich Alles hat. Ich würde von Vorverurteilung auf Grund unzusammenhängender Informationsbrocken eher abraten.
 
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Joe
15. Okt. 11:21
Mich stört ein bisschen die Formulierung „geminderter“ Sexualtrieb. Ist er wirklich gemindert (was ja bedeuten würde, dass sich hormonell etwas ändern müsste) oder doch eher unterdrückt? Es ist ja ein Unterschied ob der Hund weniger will, weil weniger Trieb da ist, oder weniger will, weil er nicht wollen darf. Hat er dazu was gesagt oder hast du evtl. einen Link? Würde mich wirklich interessieren 👍🏻
Von nicht dürfen war bei ihm keine Rede, das war eher ein Feststellung bzw Beobachtung. Bei Guinness ist es auch kein nicht dürfen. Klar darf er nicht am Hintern anderer Hunde picken wie er grad mag, aber ansonsten beeinflusse ich ihn in seinem Sexualzeug nicht. Ist auch nicht nötig, weil er ausser Pipischlecken mit Sabbern und ein bisschen Ziehen und Wimmern bri läufigen Mädels nix macht.
 
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Sandra
15. Okt. 11:26
Ich denke, dass Rüden die gut im Gehorsam sind, also den Hundeführer als solchen anerkennen sich in vielen Bereichen zurückhalten müssen/ können/ wollen. Also ganz automatisch auch in der Triebigkeit. Egal ob Sexualtrieb, Jagdtrieb oä
 
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Akie
15. Okt. 11:27
Mich stört ein bisschen die Formulierung „geminderter“ Sexualtrieb. Ist er wirklich gemindert (was ja bedeuten würde, dass sich hormonell etwas ändern müsste) oder doch eher unterdrückt? Es ist ja ein Unterschied ob der Hund weniger will, weil weniger Trieb da ist, oder weniger will, weil er nicht wollen darf. Hat er dazu was gesagt oder hast du evtl. einen Link? Würde mich wirklich interessieren 👍🏻
Danke, genau das wollte ich auch grade anmerken. Ein Jagdhund, der keine Rehe auf dem Feld hetzen darf, hat deswegen ja auch nicht weniger Jagdtrieb, sondern hat gelernt, dem Trieb an dieser Stelle nicht nachzugeben. Wenn mein Rüde lernt, dass wir läufige Hündinnen in Ruhe lassen, ist auch das gelerntes Verhalten, sollte aber an den Hormonen nichts verändern. (Falls doch, würde ich dazu gerne eine Studie lesen. Hab beim schnellen googlen nichts dazu gefunden.)
 
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Joe
15. Okt. 11:27
Falls es wen interessiert, die Bemerkung fiel glaub ich hier https://youtu.be/ksKQLmHPO2k?feature=shared
 
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Joe
15. Okt. 11:32
Danke, genau das wollte ich auch grade anmerken. Ein Jagdhund, der keine Rehe auf dem Feld hetzen darf, hat deswegen ja auch nicht weniger Jagdtrieb, sondern hat gelernt, dem Trieb an dieser Stelle nicht nachzugeben. Wenn mein Rüde lernt, dass wir läufige Hündinnen in Ruhe lassen, ist auch das gelerntes Verhalten, sollte aber an den Hormonen nichts verändern. (Falls doch, würde ich dazu gerne eine Studie lesen. Hab beim schnellen googlen nichts dazu gefunden.)
Das finde ich wenig durchdacht. Die meisten Rüden lernen, dass sie nicht an läufige Hündinnen ran dürfen, dennoch nehmen sie es sehr unterschiedlich gelassen an. Die Veränderung/weniger starke Ausprägung im Hormonhaushalt führte er auf kein konkretes Training sondern auf die Art der Beziehung zwischen Mensch und Hund zurück
 
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Akie
15. Okt. 11:40
Das finde ich wenig durchdacht. Die meisten Rüden lernen, dass sie nicht an läufige Hündinnen ran dürfen, dennoch nehmen sie es sehr unterschiedlich gelassen an. Die Veränderung/weniger starke Ausprägung im Hormonhaushalt führte er auf kein konkretes Training sondern auf die Art der Beziehung zwischen Mensch und Hund zurück
Und das wiederum finde ich wenig durchdacht, denn das lässt so viele andere Faktoren, die zu einem gesteigerten Sexualtrieb führen, außer Acht. Wie belegt er denn die veränderte Ausprägung im Hormonhaushalt? Wurden medizinische Untersuchungen oder so durchgeführt?
 
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Joe
15. Okt. 12:11
Und das wiederum finde ich wenig durchdacht, denn das lässt so viele andere Faktoren, die zu einem gesteigerten Sexualtrieb führen, außer Acht. Wie belegt er denn die veränderte Ausprägung im Hormonhaushalt? Wurden medizinische Untersuchungen oder so durchgeführt?
Wie du meinem Eingangsposting entnehmen kannst, war das ein Nebensatz in einem Länge Interview, in dem es eigentlich um was Anderes ging. Und wie das bei Nebensätzen oft so ist, gab's dazu leider keine Studien, Untersuchungen oder sonstige Belege. Einfach nur eine Behauptung, die ich hier zur Diskussion gestellt habe. Er hat der Vollständigkeit halber allerdings auch nicht gesagt, dass das immer und überall so ist oder dass es keine gegenspielenden Faktoren geben kann. Mehr weiß ich nicht dazu.
 
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Monika
15. Okt. 13:02
Ist ein spannendes Thema. Ich könnte mir schon vorstellen, dass ein ausgeglichener Hund, der sich auf seinen Menschen verlassen kann, mit seinem Stoffwechsel reagiert. Gut belegt ist das ja für die verschiedenen Stresshormone, warum also nicht auch für Testosteron. Folgendes habe ich dazu gefunden: https://mensch-hund-und.de/2021/03/21/hund-und-hormone/ : ... "Es ist vielmehr so, dass Aggressivität die Ausschüttung von Testosteron begünstigt. ". .. Fazit wäre dann, dass der Hund, der sich auf seinen Menschen verlassen kann, weniger aggressiv sein muss und deshalb weniger Testosteron ausbildet, was weniger Trieb bedeutet (der Trieb muss also nicht unterdrückt werden).
 
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Akie
15. Okt. 13:04
Wie du meinem Eingangsposting entnehmen kannst, war das ein Nebensatz in einem Länge Interview, in dem es eigentlich um was Anderes ging. Und wie das bei Nebensätzen oft so ist, gab's dazu leider keine Studien, Untersuchungen oder sonstige Belege. Einfach nur eine Behauptung, die ich hier zur Diskussion gestellt habe. Er hat der Vollständigkeit halber allerdings auch nicht gesagt, dass das immer und überall so ist oder dass es keine gegenspielenden Faktoren geben kann. Mehr weiß ich nicht dazu.
Genau das ist meine Schwierigkeit mit der Aussage - sie ist so pauschal und einfach. Der Diskussionsspielraum ist beinahe endlos und es gibt so viel Raum für weiterführende Fragen. Ich habe auch kurz Google bedient und geschaut, ob er sich an irgendeiner Stelle genauer darauf bezieht und konnte nichts finden. Meine Fragen nach seinen Belegen sind natürlich keine Provokation, sondern ehrliches Interesse daran, wie er darauf kommt, denn er wird sich das wohl kaum in dem Moment ausgedacht haben.