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Julia 🐾Nero
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Anzahl der Antworten 28
zuletzt 1. Dez.

Gegenkonditionierung vs. Selbstbestätigung

Aus aktuellem Anlass ein Gedankenexperiment. Ist der "Gegner" der Gegenkonditionierung die Selbstbestätigung (oder selbsterfüllende Prophezeiung)? Folgende Situation: Nero wurde im Frühjahr 3 Mal von frei laufenden Hunden beim Häufchen machen angegriffen. Er hat früher ausschließlich auf Gras Häufchen gemacht. Davor ausgiebig geschnüffelt, gedreht usw. Seit dem macht er zu meinem Leid nur noch auf Asphalt Häufchen und zwar ohne Ankündigung. Er läuft ganz normal, Zack Arsch auf dem Boden und es geht schon los. Anfangs habe ich noch versucht es abzubrechen, aber da er eh offensichtlich Stress hat, wollte ich ihn nicht zusätzlich unter Druck setzen und bin davon ausgegangen, dass das Verhalten wieder aufhört. Hat es aber nicht. Seit den 3 Mal, in denen er angegriffen wurde hat er inzwischen 100te von Häufchen gemacht, in denen nichts passiert ist. Müsste das nicht als Gegenkonditionierung ausreichen, um zu verstehen, dass er beim Häufchen machen nicht angegriffen wird? Oder bestätigt sich seine falsche Verknüpfung jedes Mal selbst, dass er nur nicht angegriffen wurde, weil er auf Asphalt gemacht hat? Und passiert das ähnlich in anderen Szenarien Bsp Fremdhundebegegnungen, ohne das wir es merken? Und verhindert eine erfolgreiche Gegenkonditionierung zu schlechten Erfahrungen? Bin auf Meinungen und Gedankenexperimente gespannt.
 
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Ina
Beliebteste Antwort
29. Nov. 08:39
Er hat nicht gelernt dass auf Asphalt nichts passiert, sondern dass auf Gras gefährlich ist, das ist ein Unterschied... Er meidet das Gras weil er schlechte Erfahrung gemacht hat, wenn du möchtest dass er wieder dort sein Geschäft macht musst du mit ihm dorthin und ihm das wieder "schmackhaft* machen..
Ich würde möglichst oft Feld- und Waldwege aufsuchen, dort zB. Suchspiele auf dem Randstreifen/im Gras machen, jedes Lösen im Gras, auch das Markieren loben und belohnen....
Das wäre mein Ansatz...
Mal ein Beispiel aus meiner Erfahrung, ich ging an einem Grundstück vorbei als ein Apfel direkt über meinem Hund vom Baum fiel, obwohl er in einem Netz landete, hat sich Mylo total erschrocken...
Nun machte er nicht nur um diesen Baum einen großen Bogen sondern schaute bei jedem anderen auch misstrauisch nach oben und wollte nicht darunter her laufen.
Ich bin dann täglich mindestens einmal am Apfelbaum vorbei, mehrfach hin und her, erst mit Abstand, mit viel Lob und Leckerchen, bei anderen Bäumen habe ich das vermeidende Verhalten ignoriert, (Bäume gibt es hier sehr viele 😅)
Nach einiger Zeit trat das Meideverhalten nur noch sporadisch auf und ist dann gänzlich verschwunden...

Was ich damit sagen will, man muss aktiv an den Ängsten arbeiten und gegenkonditionieren wenn eine Verhaltensänderung erreicht werden soll
 
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Jochen
29. Nov. 07:54
„Seit den 3 Mal, in denen er angegriffen wurde hat er inzwischen 100te von Häufchen gemacht, in denen nichts passiert ist. Müsste das nicht als Gegenkonditionierung ausreichen, um zu verstehen, dass er beim Häufchen machen nicht angegriffen wird?“

Das ist keine Gegenkonditionierung, das ist Habituation und die funktioniert bei Hunden meistens nicht.
Zur Gegenkonditionierung musst du bei gewolltem Verhalten positiv verstärken.
 
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Li
29. Nov. 08:04
Ich denke mir, dass Nero durch die Angriffe das Erleichtern auf Gras eingestellt hat, weil er damit negative Erfahrungen gemacht hat. Das Gras ist somit für ihn "verbrannt".
Das Erleichtern auf Asphalt hat bisher keine negativen Erlebnisse gebracht und wird somit beibehalten.
Das er sich nicht mehr dreht und schnüffelt, könnte daran liegen, dass er so schnell wie möglich fertig werden will, also sich nur auf das Nötigste konzentriert.
Das spart Zeit, denn wenn er sich löst, ist er nicht direkt zum Abwehren bereit, falls ein neuer Angriff käme.
Evtl. liegt es aber auch daran, dass Hunde sich auf Asphalt eher nicht drehen.
Das Erleichtern auf Asphalt hat ihm nichts Negatives beschert und deshalb wird er wahrscheinlich dabei bleiben.
 
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Steffi
29. Nov. 08:18
Nach meinem Verständnis ist sein Verhalten die Notfallstrategie, die sich bewährt hat. Er muss sich ja lösen, kann also nicht komplett meiden. Bei jedem 'schnellen Haufen' auf dem Asphalt, wird er bestätigt Er hat sein eigentliches Löseverhalten abgelegt, da es für ihn nun mit negativer Erfahrung verknüpft ist.
 
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Ina
29. Nov. 08:39
Er hat nicht gelernt dass auf Asphalt nichts passiert, sondern dass auf Gras gefährlich ist, das ist ein Unterschied... Er meidet das Gras weil er schlechte Erfahrung gemacht hat, wenn du möchtest dass er wieder dort sein Geschäft macht musst du mit ihm dorthin und ihm das wieder "schmackhaft* machen..
Ich würde möglichst oft Feld- und Waldwege aufsuchen, dort zB. Suchspiele auf dem Randstreifen/im Gras machen, jedes Lösen im Gras, auch das Markieren loben und belohnen....
Das wäre mein Ansatz...
Mal ein Beispiel aus meiner Erfahrung, ich ging an einem Grundstück vorbei als ein Apfel direkt über meinem Hund vom Baum fiel, obwohl er in einem Netz landete, hat sich Mylo total erschrocken...
Nun machte er nicht nur um diesen Baum einen großen Bogen sondern schaute bei jedem anderen auch misstrauisch nach oben und wollte nicht darunter her laufen.
Ich bin dann täglich mindestens einmal am Apfelbaum vorbei, mehrfach hin und her, erst mit Abstand, mit viel Lob und Leckerchen, bei anderen Bäumen habe ich das vermeidende Verhalten ignoriert, (Bäume gibt es hier sehr viele 😅)
Nach einiger Zeit trat das Meideverhalten nur noch sporadisch auf und ist dann gänzlich verschwunden...

Was ich damit sagen will, man muss aktiv an den Ängsten arbeiten und gegenkonditionieren wenn eine Verhaltensänderung erreicht werden soll
 
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Julia 🐾Nero
29. Nov. 08:57
Er hat nicht gelernt dass auf Asphalt nichts passiert, sondern dass auf Gras gefährlich ist, das ist ein Unterschied... Er meidet das Gras weil er schlechte Erfahrung gemacht hat, wenn du möchtest dass er wieder dort sein Geschäft macht musst du mit ihm dorthin und ihm das wieder "schmackhaft* machen.. Ich würde möglichst oft Feld- und Waldwege aufsuchen, dort zB. Suchspiele auf dem Randstreifen/im Gras machen, jedes Lösen im Gras, auch das Markieren loben und belohnen.... Das wäre mein Ansatz... Mal ein Beispiel aus meiner Erfahrung, ich ging an einem Grundstück vorbei als ein Apfel direkt über meinem Hund vom Baum fiel, obwohl er in einem Netz landete, hat sich Mylo total erschrocken... Nun machte er nicht nur um diesen Baum einen großen Bogen sondern schaute bei jedem anderen auch misstrauisch nach oben und wollte nicht darunter her laufen. Ich bin dann täglich mindestens einmal am Apfelbaum vorbei, mehrfach hin und her, erst mit Abstand, mit viel Lob und Leckerchen, bei anderen Bäumen habe ich das vermeidende Verhalten ignoriert, (Bäume gibt es hier sehr viele 😅) Nach einiger Zeit trat das Meideverhalten nur noch sporadisch auf und ist dann gänzlich verschwunden... Was ich damit sagen will, man muss aktiv an den Ängsten arbeiten und gegenkonditionieren wenn eine Verhaltensänderung erreicht werden soll
Das Problem ist, dass er weiterhin über Gras läuft, darauf pinkelt, darauf spielt, liegt, sich wälzt usw.
Aber er macht kein Häufchen.

Ich dachte auch schon, dass ich einfach so lange auf einer Wiese warte, bis er es macht.
Aber dazu motivieren kann ich ihn natürlich nicht.
Kaum waren wir auf dem Gehweg, hat er nach ein paar Metern sein Geschäft erledigt.

Es ist schwer ein "Nicht auftreten" von etwas aktiv positiv zu verstärken oder zu markieren.

In anderen Situationen hat das Ausbleiben des negativen Reizes zum Beispiel ausgereicht, um die negative Assoziation zu löschen.
Uns ist im Wald ein großer Ast vor die Füße gefallen.
Da hat er sich zurecht auch sehr erschrocken.
Die Stelle fand er auch erst mal gruselig, aber nach ein paar Mal vorbei laufen, in denen kein Ast runter gefallen ist hat ausgereicht, um die Angst verschwinden zu lassen.

In dem Fall mit dem Häufchen scheint das nicht zu klappen.
Deswegen wäre meine Vermutung, dass er bei jedem Häufchen, dass er nicht auf Gras macht sein Glauben bestätigt wird, dass er durch genau dieses Verhalten einen Angriff umgangen ist.

Also dass eine selbst verstärkende positive Assoziation mit dem Asphalt oder der Handlung auf Asphalt zu machen statt findet, die ich ja gar nicht verhindern kann.
 
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Li
29. Nov. 09:27
Bei der Sache mit dem Ast ist Nero selbst nicht aktiv und kann es somit nicht beeinflussen.
Bei seinem Problem aber schon, da er selbst entscheidet, wo er sich löst.
Er bringt ganz klar das Koten auf der Wiese mit dem Angriff zusammen.
Deshalb kann er auf der Wiese auch pinkeln oder andere Dinge machen und auf dem Asphalt kotet er.
Evtl. löst sich das Problem von ganz alleine wieder, wenn genug Zeit vergangen ist.
Ich denke nicht, dass man den Hund mit Training dazu bringen kann, wieder auf die Wiese zu machen.
 
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R
29. Nov. 09:35
Ihm wurde die Idee, auf Gras häufchen zu machen, quasi aberzogen durch die Vorfälle. Hier hätte ich Fokus auf Sicherheit geben , also Safezone verstärken. Das ist allerdings stark von einem guten Timing abhängig um bei ihm Fortschritte zu ermöglichen. Allgemein ist vlt das erfolgreiche abschirmen, wenn ein Fremdhund ihn "unerwünscht" stört, schon ein Punkt, ihm in der Hinsicht die negative Erfahrung zu relativieren. Das kann bspw auch beim Gassi mit befreundeten Hunden geschehen. Er will schnüffeln, du gibst Sicherheit für ungestörtheit. Ansonsten gutes Auge wann er muss und möglichst vorher aufs Gras führen. Wenn er muss Umgebung für ihn im Blick behalten und ihn loben wenn's gewünscht verläuft auf Gras. Einfach das er deine Anwesenheit mehr mit Sicherheit verbindet. Leichter gesagt als getan. Würde wahrscheinlich lange Strecken auf Naturboden anvisieren und loben sobald es in die richtige Richtung geht und gar nichts sagen, wenn es auf dem falschen Platz geschieht, bzw leichte Anmerkung.
 
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Sonja
29. Nov. 09:37
Habe mir vor 4jahren spaik Schuhe gekauft die sind zwei in einem normal tragen unten wenden dann hast du spaik Schuhe kosten so ca 120bis130euro 🦊😊
 
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Ina
29. Nov. 10:03
Habe mir vor 4jahren spaik Schuhe gekauft die sind zwei in einem normal tragen unten wenden dann hast du spaik Schuhe kosten so ca 120bis130euro 🦊😊
🤔???
 
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Evi
29. Nov. 13:00
Ganz querer Gedanke - aber evtl einen Versuch wert: wenn ihr eine definitiv 100 % ruhige Stelle in der Gegend habt, würde ich dort etwas Kot von ihm hinlegen. Vielleicht "denkt" er dann "Ach, hier war ich mal kacken? 🤔 Aber scheint ein guter Platz zu sein." Vielleicht muss man das dann auch etwas timen. Dann natürlich Party und super dickes Lob. Und keine Ahnung, ob es was bringt. Aber bei solchen Problemen muss man wohl querdenken.