Ich stimme absolut zu - die Aufgabe der Ressourcenverwaltung sollte immer beim Menschen liegen, vor allem in Mehrhundehaushalten. Ich selbst habe/hatte immer (auch) Hunde, die bei fressbaren Ressourcen keine Gefangenen gemacht haben und zudem eine sehr kurze Zündschnur hatten. Den Hunden klar zu machen, dass alles, was auf dem Boden landet so lange meins ist, bis ich es zuteile, und gleichzeitig die Sicherheit zu vermitteln, dass niemand zu kurz kommt und von mir zugeteilte Dinge nicht vor anderen Hunden beschützt werden müssen, ist essentiell um nicht dauerhaft extrem managen zu müssen.
Ich bin außerdem ebenfalls absolut der Meinung, dass du das Ganze unbedingt mit jemandem professionellen vor Ort angehen solltest - vor allem, weil einer deiner Hunde ernsthafte Verletzungsabsicht hat. Möglicherweise spielen auch andere strukturelle Missstände im Rudelgefüge mit eine Rolle, aber das kann man nur vor Ort erkennen. Oft sind das Kleinigkeiten an ganz anderer Stelle, die man gar nicht als maßgeblich erachtet auf den ersten Blick...
Man braucht außerdem ein gutes Auge und gutes Timing um sowas trainieren zu können. Außerdem ist es vermutlich ratsam mit einem Maulkorbtraining zu beginnen, um den ressourcenverteidigenden Hund absichern zu können, während man mit und an den Ressourcen trainiert. Auch da hilft ein Trainer vor Ort bei der Einschätzung und Durchführung.
Trotzdem beschreibe ich dir mal, wie ich es hinbekomme, dass ich hier, trotz teils sehr ressourcenorientierten Hunden, Kauartikel und ähnliches rumliegen lassen kann, selbst wenn Gasthunde da sind. Dann weißt du schon mal, in welche Richtung es gehen kann.
Hier lernt jeder Hund, der dazu kommt (auch Gasthunde) erstmal, dass man sich nicht hektisch (so nach dem Motto, wer zu erst kommt, mahlt zuerst) auf essbare/runtergefallene Dinge stürzt, und außerdem, dass kein anderer Hund bedrängt wird, wenn er grad was frisst. Besonders Hunde, die generell eine schlechte Impulskontrolle haben, tun sich damit häufig ziemlich schwer.... Lernen können sie es aber alle.
Impulskontrolle und Ruhe bewahren (insbesondere in Anwesenheit von Futter) ist das erste, was hier jeder Hund lernen muss. Das bedeutet erstmal auch, dass ich selbst Ruhe ausstrahlen muss.
Wichtig: Anfangs mir jedem Hund einzeln üben! Die Anwesenheit des Futterkonkurrenten erzeugt für den Anfang viel zu viel Druck und Dynamik.
Als erste Übung lass ich dafür einfach einen Futterbrocken vor meine Füße fallen und verbiete das aufnehmen. Ich bin dabei je nach Hund durchaus körperlich und schubse ihn mit einem energischen "Nein" weg. Danach hebe ich den brocken wieder auf.
Konnte der Hund sich beherrschen, hebe ich den brocken auf und gibt es eine Belohnung aus meiner Hand - ganz wichtig: NICHT die Freigabe des Futters auf dem Boden darf die Belohnung sein. Sonst lernt der Hund nur, dass er nach einem Lob hin darf und das kann dazu führen, dass er noch angespannter und hektischer wird. Diese Anspannung wiederum kann bei einem futterneidischen Hund schon ein trigger sein.
Das Futter in meinem Einwirkungsbereich tabu ist, lernt erstmal jeder Hund einzeln. Später Dann auch in der Gruppe...
Wenn alle entspannt bleiben, wenn was runter fällt, kann ich beginnen das runter gefallene Futter ab und an mal für den ein oder anderen Hund frei zu geben. Aber nur, wenn das bei keinem der anwesenden Hunde wieder zu Aufregung/Anspannung führt.
Wenn die Hunde etwas zu kauen bekommen oder generell ihr Futter, achte ich darauf, dass alle in Ruhe!!! auffressen können. Das bedeutet, ich hindere andere Hunde daran, diejenigen, die länger brauchen für ihre Portion, zu belästigen. Sobald ich merke, dass jemand Anzeichen für einen Ressourcenkonflikt zeigt (schneller fressen ist übrigens die erste Stufe auf der Eskalationsleiter) schicke ich den Hund, der das auslöst, weiter weg, oder stelle mich zwischen ihn den fressenden Hund. So lernen alle, dass sie nicht befürchten müssen, zu kurz zu kommen, und dass sie gar nicht in die Bedrängnis kommen werden, ihr Futter verteidigen zu müssen. Das ist ein ganz entscheidender Punkt. Sobald sie diese Sicherheit grundsätzlich haben, können sie oft erst wieder auf drohverhalten zurückgreifen... Vorher ist ihre Anspannung viel zu groß. Habe ich einen Hund hier, der schon gelernt hat, alles drohverhalten zu überspringen, kommt jetzt dass, was viele vll merkwürdig finden... Ich lobe ohn für alle drohende Kommunikation, die nicht eskalativ ist: schneller fressen, Rute heben, deutliche drohblicke zur Seite, steif werden, knurren, Zähne zeigen. Gleichzeitig schicke ich dabei alle anderen Hunde weiter weg, so dass der zur Eskalation neigende Hund wieder lernt, dass sich drohverhalten lohnt.
Wichtig: Auch hierbei braucht es Fingerspitzengefühl und gutes timing - das ist etwas, dass ich definitiv nur unter der Anleitung einer Fachperson machen würde, wenn ich keine Erfahrung mit Aggressionsverhalten habe! Sonst besteht die Gefahr, dass ich mit dem Lob die Situation erst eskalieren lasse. Trotzdem ist es sehr wichtig, dem eskalierenden Hund gute Kommunikation wieder nahe zu bringen, will man auf Dauer Ruhe in der Gruppe haben. Ebenso, ihn nicht als den "schuldigen" zu betrachten, denn hinter Ressourcenverteidigung steckt so gut wie immer Verlustangst und Unsicherheit/Unklarheit. Und oft genug ist es im Endeffekt nur eine aus Hilflosigkeit übertriebene Reaktion auf (tatsächlich oder vermeindliches, manchmal auch nur erwartetes) unhöfliches/respekloses Verhalten anderer Hunde...
Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Das hilft uns fürs erste weiter. Werde die Tage noch jemanden kontaktieren, der uns bei der ganzen Sache helfen kann.