Hallo Herr Hansen,
ich bin immer wieder erschüttert und angewidert, was angeblich so vernunftbegabte Wesen wie der Mensch den sogenannten Mitgeschöpfen antun und ihre Seelen zum Teil nachhaltig verletzen oder sogar fast zerstören.
Um so schöner und beruhigender ist es zu erfahren, daß es auch Menschen wie Sie gibt, die solchen geschundenen Seelen ein schönes Zuhause schenken und ein glückliches Leben ermöglichen.
Bevor Lenny in mein Leben trat, hatte ich nur Tiere aus dem Tierschutz, auch mehrere Angsthunde. Auch solche mit Berührungsängsten. Jeder von ihnen hat sich in seinem eigenen Tempo geöffnet. Manche der Probleme konnten über den Aufbau von Vertrauen und Training gelöst werden, manche blieben bis zum Ende ihres Lebens.
Ich glaube nicht, daß eine bestimmte Bürstenart das Problem ist, sondern wie man in der Vergangenheit mit Joschi umgegangen ist. Können Sie ihn überall anfassen/streicheln ? Seine Pfoten anfassen/anheben ? Ins Ohr schauen, ihn auf den Arm nehmen ? Geht das alles ?
So wie Sie es schildern, wirkt es auf mich, als wollten Sie zu viel in zu kurzer Zeit und bauen dies nicht kleinteilig genug auf. Jedes Mal, wenn Sie ihn überfordern und er dies durch Zittern und Abwehrverhalten zeigt, müssen Sie wieder ganz von vorne anfangen und haben alles, was Sie bis dahin an Vertrauen aufgebaut haben, wieder verspielt.
Viele liebe Grüße Natascha
Danke für die Antwort! Ich kann ihn mittlerweile fast überall anfassen, auch in die Ohren schauen, aber die Vorderpfoten sind tabu und auch hoch nehmen, ich drücke es mal vorsichtig aus, geht kaum. Gestern ist er tatsächlich zum ersten Mal auf meinen Schoß gesprungen, hat es aber dort nicht sehr lange ausgehalten. Ich denke nicht, außer vielleicht beim Thema bürsten, dass ich zu viel erwarte. Bei mir passiert nichts aus Zwang, sondern alles freiwillig. Der Joschi lebt aber nun seit 9 Monaten bei mir und wurde noch nicht gebürstet. Ich denke, dass es nun höchste Zeit wird. Ich habe Angst, dass er irgendwann hoffnungslos verfilzt. Ich gehe wirklich alles in absoluter Ruhe an und verlange auch keinen perfekten Gehorsam von ihm, allerdings muss ich sagen, dass ihm unsere Trainingseinheiten richtig Spaß machen und er auch voll bei der Sache ist. Was mich noch etwas stutzig macht ist, dass mir von den vorherigen Haltern erzählt wurde, dass er sehr schlecht und manche Tage gar nichts frisst. Das kann ich so nicht bestätigen. Bei mir haut der rein, wie ein Scheunendrescher! Beim ersten Treffen, was auch gleich der Übergabetermin war, wollte er mein Bein rammeln und ich habe ihn mit der bloßen Hand weggedrückt. Davon wurde mir dringend abgeraten, weil er dann beißt. Ich habe aber nicht darauf gehört und habe es trotzdem gemacht. Ich hatte ihn aber auch mit Hähnchenfleisch bestochen. Die erste Zeit bei mir ist er zwar zu mir auf die Couch gekommen, hat sich aber immer auf den äußersten Rand des Ottomanen gelegt. Jedes Mal wenn ich wieder ins Wohnzimmer gegangen bin hat er sich auf den Rücken gelegt. Damals habe ich gedacht dass das heißt "kraule mich am Bauch", heute bin ich mir sicher, dass er Unterwürfigkeit gezeigt hat und kraulen das Letzte war, was er wollte. Mittlerweile kann ich ihn recht gut deuten und sehe auch fast täglich kleine Fortschritte, was mich auch irgendwie tierisch stolz macht. Aber wie gesagt, es passiert alles freiwillig und ohne Zwang. Es sei denn, er will mal wieder eine Katze fressen, da greife ich natürlich ein.