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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 8. Juli

Einfache, familientaugliche Anfängerhunde

Viele wünschen sich einen Hund und haben sich diesen in den letzten 2 Jahren erfüllt. Die Suche nach dem passenden Vierbeiner war bzw ist sicher ganz vielfältig. Da wurden Hunde nach Optik, nach Fellfarbe angeschafft. Oder nach den Wesensbeschreibungen im Internet. Nahezu jede Rasse wird als nett und einfach und familiengeeignet beschrieben.....nur ...sind sie das dann auch? Die vielen Labradore aus angeblichen Arbeitslinien, sie vielen Mixe daraus. Aussies, Border, Viszla, Samojeden, Doodles, um nur ein paar sehr beliebte mittelgroße Rassen zu nennen. Die vielen Kleinhunde, allen voran der Chihuahua und der Zwergspitz. Die von den Tierschutzorganisationen als netten, liebevollen ehemaligen Straßenhunde .... Was macht einen Familienhund aus ? Wie viel muss in einen Familienhund an Erziehung investiert werden und klaffen da manchmal die Vorstellungen sehr weit auseinander ? Wunsch und Wirklichkeit?
 
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Dogorama-Mitglied
1. Juli 12:52
Tatsächlich ist der Familien- oder auch Anfängertaugliche Hund der mit der längsten Zündschnur, in meinen Würfen nach Möglichkeit der oder die Möglichst am gechilltesten sind, die die in sich ruhen und die die wie ich sie bezeichne am leichtführigsten sind und die eben auch schon im jungen Alter ein entsprechendes Maß an Akzeptanz mitbringen. Das heißt nicht, dass die keinerlei Arbeit machen, aber die bleiben meist auch in weniger Erfahrenen Händen ausgeglichen und kommen auch damit zurecht wenn sie mal nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen ohne das sofort eine Riesen Katastrophe ausbricht. Es gibt viele engagierte Ersthundehalter. Sie stellen Fragen, sie hören zu, sie sind unglaublich wissbegierig. Und es macht Spaß ihnen beim wachsen und zusammenwachsen zu zu sehen!
So sehe ich das auch.
Dazu bedarf es aber neben Kenntnisse der Rasse welche man züchtet, natürlich auch Erfahrung mit dieser.
 
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Dogorama-Mitglied
1. Juli 12:55
Ich glaube, gerade der Punkt mit der Vorstellung und der Realität, den du da ansprichst, ist ein ganz wichtiger, der vor allem schon bei den wenig hilfreichen Eigenschaften in den Rassebeschreibungen los geht. Bleibe ich z.B. mal bei "meiner" Rasse, dem Australian Shepherd. Lese ich mir da z.B. bei den ersten Vorschlägen der Suchmaschine die genannten Eigenschaften durch, komme ich da auf Intelligent, Anhänglich, Freundlich, Aktiv, Beschützend. Klingt soweit doch erst einmal nach einem tollen Hund oder? Und ab genau diesem Punkt machen sich die wenigsten Leute überhaupt noch Gedanken darum, was es eben heißt, einen Hund mit solchen Eigenschaften zu führen. Intelligent? Ja klar ist der intelligent. Praktisch fürs (Trick-)Training, ohne Frage. Aber der fährt seinen IQ danach ja nicht runter, wie einen PC, den man in Standby versetzt. Ein intelligenter Hund wird einen ständig hinterfragen, wird versuchen zu "schummeln" und Schlupflöcher im Regelkonstrukt suchen (und sei es "nur" durch eine unsaubere Ausführung des Kommandos, was sich dann langsam einschleicht) und in aller Regelmäßigkeit anfragen, ob zuvor gesetzte Regeln noch gelten. Anhänglich klingt gut. Das klingt nach dieser bedingungslosen Liebe vom Hund zum Halter - das will ich! ... bis man wieder zur Arbeit muss, mal einkaufen oder aus gehen möchte. Oder der Hund einen (oder Familienmitglieder) in der Bewegung versucht zu kontrollieren. Das kann vom ständigen Verfolgen, über totalen Stress, wenn sich die "Herde" aufteilt bis hin zum Zwicken ins Bein so ziemlich alle Formen annehmen. Aussies sind auch häufig als Ein-Mann/Frau-Hunde bekannt - nur blöd, wenn in der Familie die Betreuung nur durch mehrere Personen abgesichert werden kann, der Hund sich aber eben nur diesen EINEN Menschen ausgesucht hat. Ihr merkt schon worauf ich hinaus möchte - und das waren noch die "netten" Eigenschaften. Es darf sich jeder gerne ein eigenes Bild im Kopf machen, was passiert, wenn Leute Eigenschaften wie "Beschützend", "Wachsam", "Eigen- oder Selbstständig" etc. auf die leichte Schulter nehmen...
Auf den Punkt gebracht !
 
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Anna
1. Juli 13:04
Bei deinem ersten Satz wollte ich schon protestieren, aber dein letzter Satz ist voll zutreffend. Ich habe mir einen Flat geholt, weil ich genau das wollte: einen aktiven Hund mit Arbeitswillen und meine Bereitschaft, mich auf die Dummyarbeit einzulassen, um ihn artgerecht auszulasten. Beim ersten Kind hat man ja auch noch keine Erfahrung und wächst mit seinen Aufgaben.
Dieser erste Satz ist auch mir sehr schwer gefallen. Ich musste dabei nämlich u.a. an meine ehemalige Gassi-Hündin aus der Nachbarschaft denken:

Ich, zu Beginn 8/9 Jahre alt, sie 6 Monate alte Border Collie Hündin, Arbeitslinie, im Urlaub aus den Bergen direkt vom Schäfer mitgenommen.
Wir hatten eine tolle Zeit, keine Frage! Wir hatten viel Spaß beim Tricktraining, viel Arbeit beim Anti-Jagd(/Hüte) Training und sind nach Monaten und Jahren des Herumprobierens zu einen super Team geworden:

Ich, vielleicht 10-12 Jahre alt, sie meist ohne Leine im Wald und in der Stadt unterwegs, im Fuß an anderen Hunden vorbei, super abrufbar bei Joggern und Radfahrern, schlauster Hund, den ich jemals getroffen habe - sie hat neue Tricks auf Anhieb verstanden und teilweise schneller verinnerlicht, als ich mir neue Namen ausdenken konnte.
(Bis hin zu Reißverschlüsse öffnen und aus der Jacke helfen war da alles dabei.)

Ich glaube auch weiterhin, dass sie gerade in der Zeit mit mir nicht unbedingt unglücklich war - wir haben viel zusammen unternommen, ausprobiert und die Freude, wenn ich wieder kam um sie abzuholen, war jedes Mal riesengroß.
ABER, wie gesagt, es war auch eine lange Zeit des Rumprobierens.
Und es war entsprechend für den Hund eine lange Zeit, in der sie eben NICHT rassegerecht gehalten wurde und Triebe, für die sie eigentlich gezüchtet wurde, plötzlich unerwünscht und gefährlich waren - ein Mal (nicht mit mir) hat sie z.B. versucht ein Auto zu "hüten" und hatte in Folge dessen eine zertrümmerte Hüfte mit wochenlanger Physio.

Was ich sagen möchte:
Es ist schwer, sich selbst einzugestehen, dass der Hund, den man so (ge)liebt (hat), es bei einem anderen deutlich besser gehabt hätte.
Und dafür muss er nicht einmal unbedingt kreuzunglücklich sein - aber dieser Hündin hätte es (trotz oder gerade wegen aller Liebe) bestimmt nicht geschadet, in den Bergen bei den Schafen zu bleiben und mit einem erfahrenen Hundeführer genau den Job zu machen, für den sie geboren wurde... auch wenn ich sie wahnsinnig vermisst hätte.
 
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Charly
1. Juli 15:49
Oder die Bürohunde. Macht es da Sinn einen sehr temperamentvollen aktiven Hund zu holen? Dem es Mühe macht ruhig zu sein und stundenlang die Wände zu beobachten weil er durch die Außengeräusche immer auf Empfang ist?
Eigentlich hast du es dir alles selbst beantwortet. 😄

Eine wenig sportliche Rasse an einen sportlichen Alltag zu gewöhnen ist nicht ratsam. Immerhin sinkt die Lebensqualität des Tieres auch, wenn es dadurch später beeinträchtig wird. Wie zum Beispiel Stress, Gelenkprobleme ect.

Eine Anschaffung sollte schon gut überlegt sein. Ein Welpen kann an so gut wie an alles gewöhnen, wichtig ist nur das die Kinder ebenfalls die Erziehung und den Umgang des Tieres beachten. Ansonsten muss man selbst die eigenen Bedürfnisse zurückschrauben. Wenn du ein Sportfanatiker bist, sollte man sich keinen großen ruhigen Hund zulegen.
 
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Michael
1. Juli 20:39
Gibt es überhaupt eine Rasse wo man einfach sagen kann " Einfach " Anfängerhunde ? Kommt es da nicht auf uns als Halter und dem Charakter der Hunde drauf an ? Stellt sich das nicht erst mit der Zeit und dem Ergebnis was ich als Halter aus dem Tier gemacht habe drauf an ?
Nein . Veranlagung ist ja da. Mein Terrier hat 50 Jahre Wildschwein jagen und festhalten im Blut. Das ist einfach drin. Der Bracco ist 2000 Jahre alt und ein Geruchsspezialist oder Autist. Der verliert sich schonmal in einer Geruchswelt wie die eines Rehs und ist dann : Stunden unterwegs. Es sei denn der hat ne Aufgabe.
Also es hat schon einen Sinn, wenn es heißt nur an Jäger abzugeben.
Leider gibt das dann diese Hobbyzuchten, die dann hochspezialisierte Rassehunde in Familien stecken. Und dann ist das schon großartig wenn der arme Hund einmal die Woche im SUV zum Joggen gekarrt wird. Ansonsten läuft soll er in der Stadt ohne Leine laufen und zu Hause einfach nur zur Inneneinrichtung passen.
Ich Kauf mir auch keine Hyäne. Ich kann der kein bedarfsgerechtes Leben bieten. Wenig Aas im Garten etc.
 
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Andrea
8. Juli 09:23
Nein . Veranlagung ist ja da. Mein Terrier hat 50 Jahre Wildschwein jagen und festhalten im Blut. Das ist einfach drin. Der Bracco ist 2000 Jahre alt und ein Geruchsspezialist oder Autist. Der verliert sich schonmal in einer Geruchswelt wie die eines Rehs und ist dann : Stunden unterwegs. Es sei denn der hat ne Aufgabe. Also es hat schon einen Sinn, wenn es heißt nur an Jäger abzugeben. Leider gibt das dann diese Hobbyzuchten, die dann hochspezialisierte Rassehunde in Familien stecken. Und dann ist das schon großartig wenn der arme Hund einmal die Woche im SUV zum Joggen gekarrt wird. Ansonsten läuft soll er in der Stadt ohne Leine laufen und zu Hause einfach nur zur Inneneinrichtung passen. Ich Kauf mir auch keine Hyäne. Ich kann der kein bedarfsgerechtes Leben bieten. Wenig Aas im Garten etc.
Veranlagung ist definitiv da. Mir fällt sofort mein Kindheitshund ein. Ein Mix aus Spitz und Jack Russel. Diese Hündin hatte eine gute Nase für Nagetiere.

Ein Mal gingen wir spazieren und plötzlich war ihre Nase im Gras. Drei Sekunden später hatte der Hund eine Maus im Maul die sogleich tot geschüttelt wurde. So schnell konnte ich nicht reagieren. Der Hund ließ die Maus von selbst fallen und ging weiter als sei nichts gewesen. Der Hund hat sonst nie Jagdanzeichen gegeben. Die Kaninchen konnten frei im Garten laufen, ohne das der Hund da dran ging.
 
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Martin
8. Juli 15:47
Ich kann mich vielem hier anschließen. Wir waren vor fast drei Jahren in genau der Situation. Wir suchten einen einfachen Familienhund.

Vor vier Jahren war ich total dagegen. Viel Arbeit, viel Schmutz, ständig Gassi gehen, was ist mit dem Hund im Urlaub, wo finde ich einen Tierarzt, was ist wenn wir den Hund nicht erziehen können. All diese Fragen waren da.

Meine Frau wollte schon immer einen Hund, die Kinder sowieso. Also habe ich gelesen und gelesen.

Seit fast drei Jahren lebt Balu jetzt bei uns und unser Leben hat sich ziemlich verändert. Ja, ich muss jeden Tag mit dem Hund raus und an manchen Tagen habe ich keine Lust. Aber ist eben so.

Als Balu ein Junghund war, habe ich es oft bereut. Der Hund hatte alles vergessen. Nichts klappte mehr, aber auch das ging vorbei.

Was viele nicht verstehen, dass sich die Menschen an Regeln halten müssen, z. B. Rückzugsort für den Hund, Regeln zu spielen und toben.
 
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Dogorama-Mitglied
8. Juli 17:01
Ich denke kein Hund dieser Welt - egal welcher Rasse - schreit laut "Hier!" wenn gefragt wird, ob er Versuchskaninchen bei einem blutigen Anfänger werden möchte. Die typischen "Anfängerhunde" zeichnen sich klassischerweise eher dadurch aus, dass ihre Anforderungen an den Halter was Triebigkeit und Auslastung angeht deutlich niedriger sind und vor allem: Dass die Auswirkungen einer Vollkatastrophe selbst bei "Versagen" des Halters deutlich überschaubarer sind, als bei spezialisierten Arbeitshunden. Dann hat man zu Hause halt einen "Tut-nix-Hund", der zwar unerzogen, aber nett ist oder einen Hund, den man trotz mangelnder Erziehung an der Leine gut halten kann. Bedenken sollte man aber auch, dass es viiiiiele verschieden Abstufungen von Anfängern gibt: Vom quasi Profi bis hin zum "bleib mal beim Kuscheltier" ist da alles dabei. Wichtigste Komponente ist denke ich auch hier wieder die Bereitschaft, sich aktiv mit dem Hund zu beschäftigen und sich sowohl vorher (bei der Auswahl des Hundes) als auch nach der Anschaffung ein Leben lang auf dessen Bedürfnisse einzustellen. So kann auch ein absoluter Anfänger mit seinem Hund zusammen lernen und zu einem tollen Team zusammen wachsen oder eine Großfamilie ein ideales Zuhause für einen Hund sein. Klar, bedeutet das mehr Management und mehr Arbeit für die Erwachsenen, aber wenn Hund und Kind gelernt haben, gewisse Grenzen und Regeln einzuhalten, kann das für beide eine riesige Bereicherung sein (: Die Frage ist also nicht "Wie anfänger- oder familientauglich ist ein Hund?", sondern "Wie hundetauglich ist die Familie oder der Anfänger?" 🤷‍♀️
Danke 🙏
Wenn ich hier so lese, Anfänger, schwieriger Hund, keine Ahnung, warum dann einen Hund, kennt die Bedürfnisse nicht, armes Tier, usw.
Ich bin zu 100 % genau das was hier, immer und immer wieder verurteilt wird!
Und ja auch ich habe mich schon, dank dieser super App hier, gefragt "bin ich denn wirklich die richtige für meinen Hund, all die Jahre".
Mein Hund war nach 1 Woche 100% stubenrein, nach 5 Wochen Leinenführig, nach knapp 1 Jahr klappte der Rückruf zu 80 %, nach 2 Jahren kein jagen mehr. Seit er 1,5 Jahre ist läuft er nur an der Straße an der Leine sonst immer frei.
Als ich merkte (ganz ohne Internet) , was mein Hund gerne macht zb schnüffeln, stöbern, schwimmen habe ich das immer mit eingebaut.
Also ja, mein Hund ist perfekt für mich, so wie ich für ihn!
Obwohl, ich null Ahnung hatte, mich auch nicht belesen habe, Trainer und Hundeschule hatte ich mir nach paar unmöglichen Begegnungen gespart. Ich bin null dominant noch konsequent und doch habe ich für mich den perfekten Hund und das als Anfänger!
Erst heute Nachmittag wieder "tzzz du mit deinem Vorzeigehund".
Besonders was man so in dieser App hier liest, tut das echt gut und ich weiß solche Äußerungen wieder mehr zu schätzen!
Was mir auch immer wieder auffällt, gerade die, die in einer Hundeschule sind oder einen Trainer haben. Geben Kommandos, erziehen oder korrigieren ihre Hunde ein Leben lang.
Wir waren heute fast 3 Stunden im Wald, ich habe mich nicht einmal ärgern müssen, nicht einmal schreien, nicht korrigieren oder sonst irgendetwas machen müssen.
Ah stimmt nicht ganz habe einmal zischen müssen, weil er mir zu weit weg war.
Ansonsten alles extrem entspannt, alleine dafür liebe ich meinen Hund. Aber vielleicht habe ich auch einfach Glück mit meinem roten Cocker😉
Ich weiß wirklich nicht ob es "die Anfängerhunde" gibt, da habe ich ehrlich zu wenig Ahnung von Hunden, aber wenn man als Mensch sein Gehirn benutzt, sein Tier beobachtet und über etwas Verständniss für seine Fellmaus verfügt sollte es doch jedem möglich sein ob mit Hilfe oder ohne, Erst Hundebesitzer oder nicht fair und respektvoll mit seinem Hund zurecht zu kommen.
 
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Michael
8. Juli 19:24
Veranlagung ist definitiv da. Mir fällt sofort mein Kindheitshund ein. Ein Mix aus Spitz und Jack Russel. Diese Hündin hatte eine gute Nase für Nagetiere. Ein Mal gingen wir spazieren und plötzlich war ihre Nase im Gras. Drei Sekunden später hatte der Hund eine Maus im Maul die sogleich tot geschüttelt wurde. So schnell konnte ich nicht reagieren. Der Hund ließ die Maus von selbst fallen und ging weiter als sei nichts gewesen. Der Hund hat sonst nie Jagdanzeichen gegeben. Die Kaninchen konnten frei im Garten laufen, ohne das der Hund da dran ging.
Na ok. Maus. Bei sind es Katzen, Waschbären, Füchse , Wildschweine…