Ein Schuß ins Blaue, einfach mal spaßeshalber:
Was macht dich so sicher dass du die Gesichter der anderen richtig interpretiert hast? Oder kannst du etwa Gedanken lesen?
Bist du nicht einfach deiner Gewohnheit gefolgt weil du eine gewisse Erwartung anderer Menschen an Dich vorauszusetzen gewohnt bist?
Daran gewöhnt der Störfaktor zu sein? 😁
Ich komm nichtmal auf die Idee mir beim Tierarzt zu überlegen ob ich & Hundi gerade ungut auffallen.
Sicher kann man sich nie sein… auch ich nicht.
Da ich das Lesen von Körpersprache, Mimik, Gestik, kurz stille Kommunikation, beruflich brauchte, darin geübt und ausgebildet bin, kann ich mir vorstellen, dass mir die Interpretation etwas leichter fällt und meine Trefferquote höher liegt, als wenn dies nicht der Fall wäre, weil schlicht weg Gewohnheit.
Diesbezüglich habe ich mir auch meine Erkrankung des zentralen Nervensystems zu Nutze gemacht, die eine Hypersensitivität der Sinne und der Wahrnehmung zur Folge hat. Meine Oma würde wieder sagen ich hätte auch Sche….e Gold gemacht, da ich etwas genutzt, geschult, trainiert habe, was eigentlich im Alltag eine enorme Belastung darstellt.
Um dies aber genau zu erklären müsste ich enorm ausholen, da das ganze echt Komplex ist. Kurz gesagt und lapidar ausgedrückt, meine Filter im Hirn funktionieren nicht richtig, was normalerweise als unwichtige Information ins Unterbewusstsein verschoben wird, landet bei mir unglücklicherweise im Bewusstsein. Mein Mann nennt mich einen wandelnden Lügendetektor.
Und nein, alles mitzubekommen ist nicht gut, es endet dann durch Reizüberflutung in einer Überreizung des Nervensystem mit unendlich vielen Symptomen. Diesbezüglich hatte ich in einem früheren Beitrag mal Meditation angesprochen.
Warum glaubst du wiederum ich sei es gewöhnt der Störfaktor zu sein?
So weit ich dies beurteilen kann, ist dies nicht grundsätzlich der Fall, daher auch keine Erwartungshaltung meinerseits.
Es war folgende Situation.
OP meines Hundes stand bevor, er hat den MDR Gendefekt, dazu bin ich auch noch ein totaler Narkoseschisser. Bin selbst auf dem OP Tisch mal fast verstorben und meine mittlerweile verstorbene Hündin Tasha wäre bei ihrer Kastration fast verstorben. Ergo: nervöser Narkoseschisser.
Da ich aber schon merkte, dass meine Angst und Nervosität sich auf meinen Kola überträgt, wir auch noch sooo lange warten mussten bis es losgeht, die langweilige Wartezeit ganz sicher nicht hilfreich ist, da Angst und Nervosität steigt, was sich wiederum noch mehr auf meinen Hund überträgt, plus die nahende Reizüberflutung, weil halt sehr viel um mich herum los war, fand ich es sinnvoll, mich abzulenken, den Fokus auf etwas spezielles zu richten.
In solchen Situationen schaue ich gerne ins Außen, gehe weg von der Beschäftigung mit meinem Inneren und den Versuch die Emotionen, die Reize usw. zu kontrollieren und beobachte dann das Außen, völlig neutral was sehe ich, was höre ich, was nehme ich wahr, die Reizüberflutung bewusst steuern und dann erfolgt die Interpretation, die mir hilft den Reizen einen Sinn zugeben, sie zu ordnen und zu sortieren. Hilft mir jedesmal ruhiger zu werden, mich zu entspannen, dies hilft wiederum dem Hund ruhiger zu werden und sich zu entspannen.
Ich habe also nicht geguckt ob wir unangenehm auffallen, es fiel mir einfach nur auf, dass dies anscheinend der Fall ist.
Nebenbei fielen mir noch haufenweise andere Dinge auf. Eine gestresste Mitarbeiterin der Klinik, die sich für einen gemachten Fehler fertig machte, eine andere die versuchte beruhigend auf sie einzuwirken.
Ein Arzt, der jemanden suchte. Der gleiche Arzt nachdem er denjenigen gefunden hatte. Hochkonzentrierte Mitarbeiter der Klinik, die irgendwas vorbereitet hatten und jemand vermutlich neuen, unerfahrenen einwiesen, der hypernervös und unsicher war. Die einweisende Mitarbeiterin, die versucht hat sich nicht anmerken zulassen, dass sie merkt, wie nervös die einzuweisende Person ist. Die einzelnen Schattierungen in der Farbe der Wand, da die Wand nicht gleichmäßig gestrichen wurde. Die ausgefallene LED in der Beleuchtung, den hinunterlaufenden Tropfen an der Desinfektionsflasche, die auf dem rollbaren Wagen dort stand usw usw usw.
Das ganze mache ich auch in anderen Situationen wo ich warten muss. Hält das was ich mal gelernt habe fit, hält die Reizüberflutung auf ein Minimum, was die Symtome durch die Überreizung des ZNS auf ein Minimum hält. Manchmal habe ich die Möglichkeit meine Interpretation zu überprüfen. Damals im Beruf war’s das gegeben. Manchmal leider nicht, gerade bei alltäglichen Situationen z.B. im Supermarkt. Dennoch weiß ich aus Erfahrung, dass meine Trefferquote sehr hoch ist…. nur wie jeder andere auch nicht perfekt oder unfehlbar.
Und wenn man dann da so sitzt und das Außen, das Drumherum, die kleinen Details, die schlicht weg bei normalen gesunden Hirnen durch den Filter rutschen und als unwichtig ins Unterbewusstsein verschoben werden, einfach mal wahrnimmt, ich also quasi mein Ding“ mache, dann fallen gewisse Dinge einfach deutlicher auf.
In diesem Fall die Reaktionen der anderen. Deren Körpersprache, deren Mimik usw.
Einen Teil davon, was ich früher also beruflich gemacht habe, mache ich nun als Beschäftigung in Wartesituationen, gegen die Langeweile aber auch um den Kopf und das Gelernte fit zuhalten aber auch und ganz besonders um gesundheitliche Problematiken zu umgehen.
In diesem Fall war die Interpretation sehr einfach, da die ganze stille Kommunikation sehr „laut“ war, also sehr offensichtlich…. zumindest für mich. Ich kann nicht beurteilen wie es für jemanden wäre, der, lapidar gesagt, normal im Kopf ist 😉
Und nein ich kann keine Gedanken lesen. Viele Gedanken zeigen sich aber durch Körpersprache, Mimik, Gestik, kleine Geräusche, die man macht und selbst gar nicht merkt, Augenbewegungen, Nasenzucken, also unbewusste Bewegungen des Körpers, des Gesichts usw.
Man gibt extrem viel von sich Preis, auch wenn man selbst denkt, dass man völlig still sitzt und nix macht….. und dennoch macht man gerade dann sehr sehr viel 😉
Ach, und gerade um möglichst neutral interpretieren zu können, MUSS man die eigene Erwartungshaltung, Vorurteile und Verurteilungen handhaben können, sich und die eigene Subjektivität rausnehmen und in eine neutrale objektive Position begeben, um dann beurteilen zu können, was wahrgenommen wurde. Das ist eigentlich die Herausforderung dabei, denn niemand kann absolut und 100% neutral sein, denn jeder hat ein Unterbewusstsein, dass pausenlos versucht sich einzumischen. Es ist aber durchaus bis zu einem gewissen Grad erlernbar. Deswegen wirken viele klinische Psychologen auch oft so kalt und unnahbar, weil sie einen Teil von sich selbst für einen Moment „abtrennen“ müssen um sich das Ganze neutral anzugucken und um dann neutral interpretieren und beurteilen zu können …. nicht verurteilen, BEurteilen.