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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 18. Sept.

Der Hund ist ein Dämon!

Hier im Forum sehe ich leider sehr häufig, dass Hunden - egal ob den eigenen oder gar fremden - die wildesten Intentionen und Eigenschaften unterstellt werden. Mit keinen, wenigen oder kaum aussagekräftigen Hintergrundinformationen, mutieren aufgrund voreiliger Schlüsse und fehlerhafter Annahmen viele Tiere schnell zur machtbesessenen und allesdominierenden Bestie. Häufig wird dabei vollkommen außer Acht gelassen, dass Hunde aufgrund der Domestikation überaus anpassungsfähige und eher konfliktmeidende Lebewesen sind. Nicht selten werden Beschwichtigungsgesten, Demut oder Aufregung somit schnell zu Respektlosigkeit, Machtdemonstration und Übergriffigkeit. Dies geschieht jedenfalls in den Köpfen der Menschen! Immer wieder fällt mir bei solchen Aussagen auf, dass dabei lang veraltete Thesen (Rudeltheorie, Hierachiedenken, Hintergedanken der Tiere etc.)  in den Raum geworfen werden und an diesen auch hartnäckig festgehalten wird. Weiterhin scheint es vielen schwer zu fallen, die Dinge zunächst neutral zu betrachten. Zügig wird gewertet und verurteilt. Die hündische Kommunikation und Körpersprache wird zuhauf fehlerhaft interpretiert, negativ bewertet oder im Zuge dessen sogar dem Tier untersagt. Damit wird diesen gutmütigen und überaus sozialen Lebewesen Unrecht getan und sie werden auch leider durch Schubladendenken und schlechten Vorschlägen (oft zu unfairen und/oder gewaltvollen Methoden) unangemessen behandelt und erneut missverstanden. Ich bin eher dafür, grundlegend davon auszugehen, dass kein Hund böse Absichten hegt und es stets eine nachvollziehbare Ursache für jegliches Verhalten gibt. Anstatt die damit verbundenen Symptome mit allen Mitteln zu bekämpfen, sollte doch geschaut werden, an welchen wichtigen Rädchen tatsächlich gedreht werden kann. Und das nicht nach Schema F, sondern individuell an das Hund-Mensch-Team, dessen Situation und Umfeld angepasst. Mir fällt auch vermehrt auf, dass viele Menschen sich schwer damit tun, die Fehler an anderer Stelle, als beim Hund zu suchen. Niemand ist perfekt und das ist sicher auch allen irgendwie klar. Warum also geben so viele Hunden die Schuld daran, dass sie Verhaltensweisen zeigen, die uns (Menschen) persönlich unangenehm sind oder unpassend erscheinen? Wir haben die Hunde in unser Leben geholt und sind es ihnen schuldig, sie durch dieses menschliche Konstrukt zu begleiten und ihnen zu zeigen, wie sie sich gut anpassen können, um ein möglichst harmonisches, erfülltes und entspanntes Leben zu führen. Nun frage ich mich, wie man das derzeitige Denken umkrempeln kann? Weg vom Unterstellen böser Absichten, hin zur vernünftigen Ursachenforschung. Ohne voreilige Schlüsse, unangebrachte Wertungen (gegenüber den Hunden wie auch den Menschen) und vollkommen absurder Interpretationen. Wie können wir Menschen es schaffen uns zu verbessern? Werden wir jemals Schubladendenken, Verbissenheit und Schuldfragen hinter uns lassen können? Ist das überhaupt möglich? Und wenn ja, auf welche Weise? Gibt es Wege einander dabei gegenseitig zu unterstützen und somit dafür zu sorgen, dass die Menschheit sich wenigstens hier ein kleines bisschen weiterentwickelt? Sicher können wir uns alle informieren, bilden und reflektieren. Wir können unser Gedankengut und das anderer hinterfragen und neue Erkenntnisse dazu gewinnen. Mir geht es hier aber darum, wie wir einander helfen können, eben dahin zu gelangen, wenn vermeintlich ein Stein im Weg zu liegen scheint. Freue mich auf einen friedlichen und konstruktiven Austausch :)
 
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Dogorama-Mitglied
8. Nov. 19:43
An und für sich ein guter Beitrag. Allerdings ist Dogorama ja eine App, mit einem Forum in denen alle die gleichen Möglichkeit haben. (Kommentieren/Beiträge erstellen) Ich habe es dir schon in einem anderen Beitrag geschrieben, aber auch hier passt es sehr gut rein: Man muss sehr differenziert an so ein Thema herangehen. Wir haben ja einmal die reine Information und einmal den Wortschatz. Das Medium ist hier ja primär die Schriftform. Auch wenn wir uns alle ein großes Spektrum an Worten teilen, die eine feste Bedeutung besitzen, fallen hier (Da Buchstaben Symbole sind und damit auch ein Wort) eigene Erfahrungen rein. Wenn ich das Wort „Hund“ schreibe, habe ich gewiss ein anderes Bild vor Augen, als jeder der jetzt das Wort gelesen hat. Ebenso schwingt bei jedem eine andere Emotion mit, basierend auf der Verbindung zu einem Wort. Wenn man nun von diesem einen Punkt ausgeht, ist es absolut unmöglich es jedem recht zu machen, wenn man Beiträge schreibt oder eben auf jene Antwort. -Dadurch kommt es schnell dazu das sich irgendwer angegriffen fühlt oder etwas als unpassend empfindet. -> Und dann gehen auch schon Diskussionen los. Dann gibt es ja noch die reine Information an sich, die man übertragen möchte. Leider kann man nicht 100% über reine Schrift eine Info übertragen. Weshalb immer fragen offen bleiben. Der Mensch an sich ist dazu in einem begrenzten Rahmen in der Lage, eine solche Lücke aufgrund von Wissen/Erfahrungen zu füllen. UND das ist ein natürlicher Prozess. Leider ist es hier aber so, dass dieses Auffüllen auch wieder individuell ist. Dadurch kann man nur mit einer Füllung mitgehen oder sie Ablehnen. Rein wissenschaftlich ist es also unmöglich etwas an diesem Problem zu ändern. Allerdings bin ich auch überrascht, denn auch du selbst tappst häufiger in die Falle der Lückenfüllung und bist dann nicht gewillt andere Erfahrungen oder Wissensstände als gleichwertig zu akzeptieren. Natürlich gibt es auch sehr fragliche Antworten oder Fragen, bei denen man stark daran zweifelt das bei Person XY überhaupt ein Hund leben sollte. Das einzige was man tuen kann, ignorieren, melden (wenn der Beitrag schädlich ist) oder eine Antwort formulieren, die schlüssiger und fundierter herüber kommt. Und ja ich weiß das ich da selbst nicht das beste Beispiel bin, weil auch ich mich schnell verleiten lasse, aufgrund von Lückenfüllern oder auf bestimmten Worten aufhänge
Danke dir, das ist hier auch sehr wertvoll :) Mir geht es ja darum, wie man sich dahingehend verbessern kann. Ich schließe mich da ein, denn mir ist das besonders wichtig. Dass ich ebenso nicht frei von Fehlern bin, Dinge falsch interpretiere (oder "fülle") und immer mal wieder Schwierigkeiten habe, andere Sichtweisen wertfrei zu betrachten möchte ich gar nicht verheimlichen! Manchmal fahre ich mich auch selbst ein wenig fest und komme dann schwer wieder heraus. Ich denke, das ist nichts was man von jetzt auf gleich beherrscht :p Allein dein Hinweis darauf, dass du bermekst, dass mir so etwas passiert ist für mich ja wieder gut. So hast du mir gezeigt, dass es durchaus auffällt und ich werde künftig vermehrt darauf achten. Wortklauberei ist beispielsweise auch so ein Ding bei mir ^^ Da kommt wieder deine Definitions- und Erfahrungsfrage ins Spiel!
 
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Dogorama-Mitglied
8. Nov. 20:05
Danke dir, das ist hier auch sehr wertvoll :) Mir geht es ja darum, wie man sich dahingehend verbessern kann. Ich schließe mich da ein, denn mir ist das besonders wichtig. Dass ich ebenso nicht frei von Fehlern bin, Dinge falsch interpretiere (oder "fülle") und immer mal wieder Schwierigkeiten habe, andere Sichtweisen wertfrei zu betrachten möchte ich gar nicht verheimlichen! Manchmal fahre ich mich auch selbst ein wenig fest und komme dann schwer wieder heraus. Ich denke, das ist nichts was man von jetzt auf gleich beherrscht :p Allein dein Hinweis darauf, dass du bermekst, dass mir so etwas passiert ist für mich ja wieder gut. So hast du mir gezeigt, dass es durchaus auffällt und ich werde künftig vermehrt darauf achten. Wortklauberei ist beispielsweise auch so ein Ding bei mir ^^ Da kommt wieder deine Definitions- und Erfahrungsfrage ins Spiel!
Ich denke kaum einer kann sich in diesem Forum frei davon machen. Wir lassen uns alle mal verleiten. Ich ärgere mich da auch am Ende oft über mich selbst, dass ich in Situation X nicht souveräner reagiert habe. Oder es ignoriert habe. Was mir aber ab und an hilft: Ich schreibe meinen Wuttext so richtig detailliert hier herunter. Und wenn ich fertig bin, lese ich ihn noch mal. Danach wird alles gelöscht. Und wenn ich mich dann immer noch ärgere, schreibe ich noch was und lösche es wieder. Bisschen komisch, ich weiß. Danach schaffe ich es dann auch oft sehr neutral oder zumindest (für mich) wertfrei zu antworten
 
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Sabine
8. Nov. 20:57
Ein Ansatz, der mir in solchen Situationen immer wieder hilft, ist dass Hunde Dinge nicht gegen uns, sondern für sich machen. Das lässt Raum für die Frage „warum tut der Hund das?“ und vor allem auch „was macht das mit mir und warum?“.
Ich würde sogar noch weiter gehen. Meine Frage, wenn der Hund unerwünschtes Verhalten zeigt, lautet: "Was habe ich falsch gemacht oder falsch verstanden?"
 
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Dogorama-Mitglied
8. Nov. 21:34
Steffi ich finde es gut das du immer versuchst dich in den Hund hinein zu versetzen und ihm keine bösen Absichten unterstellst. Aus Sicht des Hundes sind das es auch keine. Wir Menschen interpretieren das oft falsch. Hunde reagieren nur auf unsere Verhaltensweisen die manchmal nicht verständlich für sie sind. Und dann entsteht der Teufelskreis. Auch ein Tier hat mal einen schlechten Tag oder ist unkonzentriert. Aber wir erwarten das sie ohne Rückfragen sofort alles umsetzen. Das machen wir ja selber nicht mal. Es gibt schon einfache klare Regeln die uns helfen können das Zusammenleben zu vereinfachen. Aber da hast du Recht das sollte mit fairen Mitteln geschehen. Und auch hier gibt es immer verschiedene Wege, denn jedes Tier ist anders genauso wie wir. Deshalb kann man auch über den Tellerrand schauen und sich auf andere Methoden oder Ideen einlassen, solange sie positiv sind und helfen könnten. Es ist gut das du die Dinge hinterfragst. Bedenke aber es gibt Menschen die manchmal sich härter ausdrücken aber nicht so meinen und eventuell Methoden anwenden die etwas veraltet wirken. Aber trotzdem auch dem Hund nicht schaden und ihm auf ihre Weise ihre Zuwendung geben was wir vielleicht gar nicht mitbekommen. Sie machen es vielleicht weniger sensibel wie wir aber der Hund kommt damit auch gut klar. Das ist dann Harte Schale und weicher Kern. Dafür müssen wir uns dann mehr öffnen und nicht gleich schlechtes Denken. Fällt mir auch manchmal schwerer. Aber so entstehen schnell Missverständnisse.
 
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Dogorama-Mitglied
8. Nov. 21:43
Mich stört, dass ganz häufig freilaufende Hunde als wilde Bestien gesehen werden, die den eigenen, angeleinten Hund nur angreifen wollen. Ich erlaube meinen Hunden, wenn sie angeleint sind, den Kontakt mit freilaufenden Hunden... gab noch nie ein Problem...
 
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Melanie
8. Nov. 21:47
Die größte Herausforderung bei der Hundeerziehung ist es sich selbst gegenüber komplett ehrlich zu sein. Der eigentliche"Dämon" des Hundes ist nun Mal nicht am unteren Ende der Leine zu finden.
 
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Dogorama-Mitglied
8. Nov. 22:24
Mich stört, dass ganz häufig freilaufende Hunde als wilde Bestien gesehen werden, die den eigenen, angeleinten Hund nur angreifen wollen. Ich erlaube meinen Hunden, wenn sie angeleint sind, den Kontakt mit freilaufenden Hunden... gab noch nie ein Problem...
Das ist am Ende nur eine persönliche Einstellung. Ich mag es zb gar nicht wenn jemand ungefragt seinen Hund unangeleint zu uns kommen lässt. Egal ob der Hund nun nett ist oder nicht. Die Interpretation, „als wilde Bestien gesehen werden {…} nur angreifen wollen“, ist ja am Ende das was du daraus ableitest. Ich denke das ist ein gutes Beispiel für, andere Erfahrungen, führen zu anderen Ansichten. Wenn es für dich fein ist und du nur gute Erfahrungen machst, dann ist das super. Umgekehrt muss man dann auch jemand anderen akzeptieren dessen Hund durch unangeleinte Hunde attackiert wurde, einfach skeptisch ist und dann lieber keinen unkontrollierten Kontakt möchte. Genauso wie Leute wie ich, die einfach allgemein keine unkontrollierten Kontakte mag :) Leben und leben lassen. Jede Erfahrung hat seine Berechtigung, darf aber nicht als die einzig ware und richtige Ansicht betrachtet werden
 
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Frank
9. Nov. 08:27
Das ist am Ende nur eine persönliche Einstellung. Ich mag es zb gar nicht wenn jemand ungefragt seinen Hund unangeleint zu uns kommen lässt. Egal ob der Hund nun nett ist oder nicht. Die Interpretation, „als wilde Bestien gesehen werden {…} nur angreifen wollen“, ist ja am Ende das was du daraus ableitest. Ich denke das ist ein gutes Beispiel für, andere Erfahrungen, führen zu anderen Ansichten. Wenn es für dich fein ist und du nur gute Erfahrungen machst, dann ist das super. Umgekehrt muss man dann auch jemand anderen akzeptieren dessen Hund durch unangeleinte Hunde attackiert wurde, einfach skeptisch ist und dann lieber keinen unkontrollierten Kontakt möchte. Genauso wie Leute wie ich, die einfach allgemein keine unkontrollierten Kontakte mag :) Leben und leben lassen. Jede Erfahrung hat seine Berechtigung, darf aber nicht als die einzig ware und richtige Ansicht betrachtet werden
Eben... ...und diese "persönliche Einstellung" gehört wie alles ab und zu mal hinterfragt. Darum geht es doch in diesem Fred, oder? Unser Erleben, unseren Einfluß auf das eigene Erleben und unsere Bereitschaft daran zu arbeiten. Ein gesundes Verhältnis nicht nur zu unseren Hunden ist ohne die innere Bereitschaft zur kritischen Selbstbeobachtung kaum möglich, ich meine sogar unmöglich. Gefühlt verschanzen sich 90% aller Menschen hinter ihrer "persönlichen Einstellung" So ist natürlich kaum eine Weiterentwicklung machbar. LG
 
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Dogorama-Mitglied
9. Nov. 08:28
Das ist am Ende nur eine persönliche Einstellung. Ich mag es zb gar nicht wenn jemand ungefragt seinen Hund unangeleint zu uns kommen lässt. Egal ob der Hund nun nett ist oder nicht. Die Interpretation, „als wilde Bestien gesehen werden {…} nur angreifen wollen“, ist ja am Ende das was du daraus ableitest. Ich denke das ist ein gutes Beispiel für, andere Erfahrungen, führen zu anderen Ansichten. Wenn es für dich fein ist und du nur gute Erfahrungen machst, dann ist das super. Umgekehrt muss man dann auch jemand anderen akzeptieren dessen Hund durch unangeleinte Hunde attackiert wurde, einfach skeptisch ist und dann lieber keinen unkontrollierten Kontakt möchte. Genauso wie Leute wie ich, die einfach allgemein keine unkontrollierten Kontakte mag :) Leben und leben lassen. Jede Erfahrung hat seine Berechtigung, darf aber nicht als die einzig ware und richtige Ansicht betrachtet werden
Ganz recht, aber andererseits schau dir mal sie ganzen Aufregerthreads an, wo Leute sich űber unangeleinte Hunde aufregen... ist ja nicht nur hier so, sondern auch in anderen Hundeforen űblich. Man könnte ja auch an sich selber arbeiten, damit umgehen lernen und nicht immer den eigenen Ängsten nachgeben..🙂
 
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Dogorama-Mitglied
9. Nov. 09:16
Ich denke kaum einer kann sich in diesem Forum frei davon machen. Wir lassen uns alle mal verleiten. Ich ärgere mich da auch am Ende oft über mich selbst, dass ich in Situation X nicht souveräner reagiert habe. Oder es ignoriert habe. Was mir aber ab und an hilft: Ich schreibe meinen Wuttext so richtig detailliert hier herunter. Und wenn ich fertig bin, lese ich ihn noch mal. Danach wird alles gelöscht. Und wenn ich mich dann immer noch ärgere, schreibe ich noch was und lösche es wieder. Bisschen komisch, ich weiß. Danach schaffe ich es dann auch oft sehr neutral oder zumindest (für mich) wertfrei zu antworten
Wuttexte verfassen klingt gar nicht mal so verkehrt! Vor allem in Zeiten, in denen man gereizt ist oder die Emotionen irgendwie überkochen ^^ Dann muss man aber echt aufpassen nicht aus Gewohnheit auf den kleinen Pfeil rechts zu klicken ;-)