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Julia 🐾Nero
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zuletzt 21. März

Beuteschemastörung / Beuteschemaverschiebung

Hallo, Mich würde sehr interessieren, ob jemand mit der sogenannten Beuteschemastörung bzw Beuteschemaverschiebung zu tun hatte? Kurz gesagt definiert der Begriff eine Verhaltensstörung beim Hund, durch die andere Hunde, Katzen oder sogar Menschen (vermutlich Kinder) als Beute angesehen werden. Wichtig dabei ist, die Beuteschemaverschiebung hat nichts mit Aggression gegen z.B. Artgenossen zu tun (kann natürlich koexistent sein), sondern der andere Hund, in der Regel wohl kleine Hunde, wird nicht als Artgenosse, sondern als Beutetier gesehen. Ist das Humbug oder gibt es das tatsächlich? Es werden medial oft bestimmte Rassen mit dieser Verhaltensproblematik in Verbindung gebracht, daher wäre natürlich die Überlegung wert, ob eine genetische Komponente vorliegt. Oder ist es eine fatale Fehlsozialisierung im frühen Welpenalter? Oder kann es gegenballs sogar erst spät im Leben auftreten durch irgendwelche Auslöser? Falls es das gebe sollte, wie geht man damit um? Wie kann man da durch Training und Verhaltensmodifikation Erfolge erreichen? Bin gespannt, ob jemand persönlich damit zu tun hatte, aber natürlich auch auf persönliche Meinungen und Spekulationen.
 
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Dogorama-Mitglied
19. März 09:12
Für mich stellt die Verfolgung „flüchtender oder schnell herannahender Objekte“ (gleichgültig ob passend ins angeblich gesunde Beuteschema) absolut keine Verhaltensstörung dar!
Interessanterweise haben wir vor Kurzem bei unserer entspannten Morgenrunde durch die Gartenanlage ein Eichhörnchen 🐿️ getroffen, das bei unserem Anblick und Geruch natürlich augenblicklich in den Fluchtmodus kam. Leider blieb es mit dem Hintern im Maschendrahtzaun hängen😅Juri also ebenso augenblicklich hinterher gejagt, Und?
Man glaubt es kaum, bei meinem Eintreffen an der Stelle ein erstarrtes Eichhörnchen im Zaun und ein schnüffelnder Goldi im 7. Himmel🥳endlich mal in Ruhe so ein Hörnchen beschnüffeln können. Keine Aufregung mehr, vom Auf-Fressen weit entfernt. Habe das Loch im Zaun auseinandergebogen, bis der Hintern durchgepasst hat und weg war es auf dem nächsten Baum. Und in dem Moment als es wieder loslief, wollte der Hund wieder hinterher.
Auch bei Radfahrern, die schnell fahren: sie werden verfolgt und gestellt sowie gemaßregelt.

Inzwischen sind wir soweit, dass er bei Sichtung eines Rades an die Leine kommt, ich den Radfahrer bitte, mal langsam an uns vorbeizufahren. Leine ab und Hund nimmt auf einmal keine Notiz mehr vom Rad.
Gleiches mit
Pferden, Kindern, Rollerfahrern, etc..
Hier geht’s also darum, Tempo und zu viel Dynamik herauszunehmen.
Dann lösen diese Reize keine „unangemessene“ Reaktion mehr aus.
 
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Julia 🐾Nero
19. März 09:54
Für mich stellt die Verfolgung „flüchtender oder schnell herannahender Objekte“ (gleichgültig ob passend ins angeblich gesunde Beuteschema) absolut keine Verhaltensstörung dar! Interessanterweise haben wir vor Kurzem bei unserer entspannten Morgenrunde durch die Gartenanlage ein Eichhörnchen 🐿️ getroffen, das bei unserem Anblick und Geruch natürlich augenblicklich in den Fluchtmodus kam. Leider blieb es mit dem Hintern im Maschendrahtzaun hängen😅Juri also ebenso augenblicklich hinterher gejagt, Und? Man glaubt es kaum, bei meinem Eintreffen an der Stelle ein erstarrtes Eichhörnchen im Zaun und ein schnüffelnder Goldi im 7. Himmel🥳endlich mal in Ruhe so ein Hörnchen beschnüffeln können. Keine Aufregung mehr, vom Auf-Fressen weit entfernt. Habe das Loch im Zaun auseinandergebogen, bis der Hintern durchgepasst hat und weg war es auf dem nächsten Baum. Und in dem Moment als es wieder loslief, wollte der Hund wieder hinterher. Auch bei Radfahrern, die schnell fahren: sie werden verfolgt und gestellt sowie gemaßregelt. Inzwischen sind wir soweit, dass er bei Sichtung eines Rades an die Leine kommt, ich den Radfahrer bitte, mal langsam an uns vorbeizufahren. Leine ab und Hund nimmt auf einmal keine Notiz mehr vom Rad. Gleiches mit Pferden, Kindern, Rollerfahrern, etc.. Hier geht’s also darum, Tempo und zu viel Dynamik herauszunehmen. Dann lösen diese Reize keine „unangemessene“ Reaktion mehr aus.
Also grundsätzlich verstehe ich was du meinst und es ist auch nicht verkehrt.

Aber wir reden hier nicht nur von hinterher rennen, sondern mit dem Begriff werden Angriffe mit zumindest hoher Beschädigungsabsicht und eigenlich sogar Tötungsabsicht gemeint.
Und das ist die Verhaltensstörung an der Sache.
Ein Hund ohne Störung sieht Kinder nicht als Beute.
Eichhörnchen hingegen schon.
Ob er der Beute nachjagt oder nicht ist dann wieder ein anderes Thema.
Wobei ich ehrlich gesagt das Nachjagen von Autos als nicht normal betrachte (ich habe es schon beobachten können und fand das schon verhaltensauffällig).
Für gewöhnlich bleibt der Hund, der das Auto jagt aber stehen, sobald das Auto anhält und verliert das Interesse. Und das zeigt aus meiner Sicht, dass es eigenlich kein Jagdverhalten ist (vielleicht eher fehlgeleitetes Hüteverhalten, aber bei Autos auch schwer nachzuvollziehen).

Aber wenn ein Hund einen kleinen Hund nicht als Artgenossen wahrnimmt, sondern als Beutetier, dann ist es aus meiner Sicht eine erhebliche Störung. Diese führt vermutlich nicht selten dazu, dass kleine Hunde getötet werden.

In meinem Fall sind die attackierten Hunde übrigens nicht wild rumgerannt oder geflüchtet. Sie trödelten gemächlich neben ihren Besitzern und zwei waren echt weit weg. Beim ersten Vorfall war der Hund so weit weg, dass man ihn kaum gesehen hat (die Frau hatte zwei Hunde dabei und meiner war nur auf einen fixiert) und beim zweiten zumindest gute 40 bis 50 Meter. Und sie liefen neben ihren Besitzern an der Leine.
 
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Dogorama-Mitglied
19. März 09:58
Also grundsätzlich verstehe ich was du meinst und es ist auch nicht verkehrt. Aber wir reden hier nicht nur von hinterher rennen, sondern mit dem Begriff werden Angriffe mit zumindest hoher Beschädigungsabsicht und eigenlich sogar Tötungsabsicht gemeint. Und das ist die Verhaltensstörung an der Sache. Ein Hund ohne Störung sieht Kinder nicht als Beute. Eichhörnchen hingegen schon. Ob er der Beute nachjagt oder nicht ist dann wieder ein anderes Thema. Wobei ich ehrlich gesagt das Nachjagen von Autos als nicht normal betrachte (ich habe es schon beobachten können und fand das schon verhaltensauffällig). Für gewöhnlich bleibt der Hund, der das Auto jagt aber stehen, sobald das Auto anhält und verliert das Interesse. Und das zeigt aus meiner Sicht, dass es eigenlich kein Jagdverhalten ist (vielleicht eher fehlgeleitetes Hüteverhalten, aber bei Autos auch schwer nachzuvollziehen). Aber wenn ein Hund einen kleinen Hund nicht als Artgenossen wahrnimmt, sondern als Beutetier, dann ist es aus meiner Sicht eine erhebliche Störung. Diese führt vermutlich nicht selten dazu, dass kleine Hunde getötet werden. In meinem Fall sind die attackierten Hunde übrigens nicht wild rumgerannt oder geflüchtet. Sie trödelten gemächlich neben ihren Besitzern und zwei waren echt weit weg. Beim ersten Vorfall war der Hund so weit weg, dass man ihn kaum gesehen hat (die Frau hatte zwei Hunde dabei und meiner war nur auf einen fixiert) und beim zweiten zumindest gute 40 bis 50 Meter. Und sie liefen neben ihren Besitzern an der Leine.
Ok. Dann ist das geklärt :-)
Zum Glück haben wir hier null Beschädigungsabsicht geschweige denn Tötungsabsicht.
 
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Julia 🐾Nero
19. März 10:04
Ok. Dann ist das geklärt :-) Zum Glück haben wir hier null Beschädigungsabsicht geschweige denn Tötungsabsicht.
Ich finde aber gut, dass du es ansprichst.
Man neigt schon oft dazu normales Hundeverhalten zu pathologisieren.

Wenn hier also jemand mitliest und erschreckt feststellt, dass sein Hund auch einem Eichhörnchen hinterherrennt, soll derjenige natürlich nicht glauben, sein Hund hätte eine Verhaltensstörung.

Daher ist es wichtig für Differenzierung zu sorgen und das hast du in meinen Augen mit deinen Beispielen sehr gut gemacht 👍🏼.
 
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Dogorama-Mitglied
19. März 10:14
Ich finde aber gut, dass du es ansprichst. Man neigt schon oft dazu normales Hundeverhalten zu pathologisieren. Wenn hier also jemand mitliest und erschreckt feststellt, dass sein Hund auch einem Eichhörnchen hinterherrennt, soll derjenige natürlich nicht glauben, sein Hund hätte eine Verhaltensstörung. Daher ist es wichtig für Differenzierung zu sorgen und das hast du in meinen Augen mit deinen Beispielen sehr gut gemacht 👍🏼.
👌🏻
 
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Julia 🐾Nero
19. März 10:40
Hm jetzt wo ich darüber nachdenke bin ich aber selber nicht so sicher, ob das alles so Sinn macht.

Erstens weiß ich nicht, ob mein Hund Beute überhaupt töten würde. Will und kann ich natürlich gar nicht rausfinden (ich habe zumindest zwei Erlebnisse, in denen er das Tier eingeholt aber nicht gebissen hat, einmal ein Marder und einmal ein Waschbär. Er hat sie umkreist und angebellt. Was nicht heißen muss, dass es so bleiben würde oder bei einem anderen Tier nicht anders wäre).

Zweitens kann ich auch bei den Angriffen auf die kleinen Hunde keine ernsthafte Beschäftigungs oder Tötungsabsicht erkennen. Denn wenn man ehrlich ist, hätte er er gewollt, dann hätte er es vermutlich auch getan.
Schwierig 🤔.....
Vielleicht ist es doch nicht nur Glück, dass den Hunden nichts passiert ist.
Aber irgendetwas stimmt an der Art der Angriffe dennoch nicht.
Vielleicht ist es aber doch kein Beute/Jagdverhalten.
 
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Sina
19. März 11:34
Hm jetzt wo ich darüber nachdenke bin ich aber selber nicht so sicher, ob das alles so Sinn macht. Erstens weiß ich nicht, ob mein Hund Beute überhaupt töten würde. Will und kann ich natürlich gar nicht rausfinden (ich habe zumindest zwei Erlebnisse, in denen er das Tier eingeholt aber nicht gebissen hat, einmal ein Marder und einmal ein Waschbär. Er hat sie umkreist und angebellt. Was nicht heißen muss, dass es so bleiben würde oder bei einem anderen Tier nicht anders wäre). Zweitens kann ich auch bei den Angriffen auf die kleinen Hunde keine ernsthafte Beschäftigungs oder Tötungsabsicht erkennen. Denn wenn man ehrlich ist, hätte er er gewollt, dann hätte er es vermutlich auch getan. Schwierig 🤔..... Vielleicht ist es doch nicht nur Glück, dass den Hunden nichts passiert ist. Aber irgendetwas stimmt an der Art der Angriffe dennoch nicht. Vielleicht ist es aber doch kein Beute/Jagdverhalten.
Ich bin gar nicht so sicher, ob so ein fehlgeleitetes Jagdverhalten zwangsläufig zu Verletzung oder Tötung führen muss.
Das ist ja nur der worst case.

Meine Hündin zB jagd selten, aber bei Eichhörnchen, brennen ihr auch die Sicherungen durch.
Es gab zweimal die Fall in denen sie es hätte erwischen können. Sie war dann aber so irritiert davon, dass sie gar nicht wusste was sie machen sollte, da es nicht mehr rannte wie sonst (das Eichhörnchen war so vertieft eine Nuss zu begraben, dass es sie nicht bemerkte)

Wenn Beute sich plötzlich anders verhält, als der Hund es erwartet, kann das schon mal für Verwirrung sorgen und der Jagdvorgang abgebrochen werden.
Und das ist bei einem kleinen Hund der an der Leine läuft ja auch definitiv der Fall.

Andere Hunde spielen wiederum auch erstmal mit ihrer Beute, testen an, bis sie dann irgendwann totgeschüttelt wird.
 
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Lena
19. März 13:07
Ich denke auch, dass das jagen nicht zwangsläufig beendet werden muss. Also weder „normales“ jagen, noch fehlgeleitetes Jagdverhalten.
Heutzutage beenden (soweit ich das gehört habe und weiß) die wenigsten Hunde die Jagdkette.
Appetenz, anschleichen und vorstehen, hetzen, packen/beißen.. das machen die meisten Hunde noch. Aber das was danach normal folgt, das machen viele Hunde einfach nicht mehr, selbst wenn sie es könnten.

Und.. was ich nebenbei noch erwähnen wollte:
Hüten ist auch Teil des Jagdverhaltens, wenn man es genau nimmt. 😉
(wegen dem Beispiel mit den Autos, dass der Hund da eher hütet und nicht jagt)
 
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Dogorama-Mitglied
19. März 15:26
Mich verstört immer viel mehr, dass diese Leute die Körpersprache ihrer Hunde nicht lesen können, ich sehe das immer schon von 10 Metern Entfernung.

Kürzlich auch wieder, eine Halterin hat ihren Hund an der Leine gehalten, konnte ihn aber trotzdem nicht sichern und er ist ohne auf Rückruf zu reagieren im voll Karacho auf uns zu gelaufen und wollte meine Hündin angreifen.

Alles abschirmen / in den Weg stellen hat nicht geholfen, also hat es einen saftigen Tritt für den Hund gegeben und Ruhe war. Ich war nachher halt der Arsch der Hunde tritt, weil die Alte zu blöd ist die Leine zu halten oder ihren Hund entsprechend zu erziehen.

Ja, sorry - ich schau nicht zu wie ein anderer Hund über meinen Hund herfällt während die Besitzerin blöd daneben steht. 🤷🏼‍♂️
 
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Celine
19. März 19:47
Fehlgeleitetes Beutefangverhalten gibt es leider. Ich habe es selber schon mit erleben dürfen, das kann wirklich gefährlich werden.
Ronja wurde damals bis auf die Straße gejagt, weil jemand der Meinung war, im Training mit Ronja seinen Labrador abzuleinen. Er hat Ronja solange gehetzt bist sie auf die Straße lief.

Ronja selber kann im Spiel leider auch umschwenken, besonders mit Gigi.
Ich sehe es in ihren Augen und den Kopffalten. Natürlich wird es sofort unterbrochen und sie lässt es dann auch aber dennoch kann sie sich hochschaukeln.