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Julia 🐾Nero
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zuletzt 21. März

Beuteschemastörung / Beuteschemaverschiebung

Hallo, Mich würde sehr interessieren, ob jemand mit der sogenannten Beuteschemastörung bzw Beuteschemaverschiebung zu tun hatte? Kurz gesagt definiert der Begriff eine Verhaltensstörung beim Hund, durch die andere Hunde, Katzen oder sogar Menschen (vermutlich Kinder) als Beute angesehen werden. Wichtig dabei ist, die Beuteschemaverschiebung hat nichts mit Aggression gegen z.B. Artgenossen zu tun (kann natürlich koexistent sein), sondern der andere Hund, in der Regel wohl kleine Hunde, wird nicht als Artgenosse, sondern als Beutetier gesehen. Ist das Humbug oder gibt es das tatsächlich? Es werden medial oft bestimmte Rassen mit dieser Verhaltensproblematik in Verbindung gebracht, daher wäre natürlich die Überlegung wert, ob eine genetische Komponente vorliegt. Oder ist es eine fatale Fehlsozialisierung im frühen Welpenalter? Oder kann es gegenballs sogar erst spät im Leben auftreten durch irgendwelche Auslöser? Falls es das gebe sollte, wie geht man damit um? Wie kann man da durch Training und Verhaltensmodifikation Erfolge erreichen? Bin gespannt, ob jemand persönlich damit zu tun hatte, aber natürlich auch auf persönliche Meinungen und Spekulationen.
 
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R
18. März 19:36
Als Besitzerin eines sprintenden zwerges, der windhundtypisch auch ein wenig "katziger"🐱 oder "karnickliger"🐇 😝 wirkt, musste ich leider schon mehrfach beobachten, dass besonders größere Hunde mit Beuteblick ausgestattet ankamen. Es gab bei mir durchaus wacklige Knie bei diesen fokussierten Jagdaugen. Es handelte sich bei fast allen um balljunkeys, die mit dem Ball umgelenkt werden sollten und dann kurz vorm ball abdrehten zu meinem Zwerg... Wär die gerannt, wäre es Hetze geworden. Keiner der Besitzer entschuldigte sich. "Normalerweise liebt er seinen ball mehr"... Ohne Worte ! ...dass es um Beute ging, war denen wohl egal. Jagd Gassi wäre hier ein interessantes Thema. Sowas wie - schickst du deinen Hund permanent jagen, wird er unter umständen Beute suchen. Es blieb beim abblocken(Mal mehr Mal weniger intensiv)... Der ist ja so hundefreundlich gewesen und mochte meine an dem Tag unsagbar gerne... ...ich verhätschel meine ja nicht und sie spielt auch mit Staffs und schäfis, aber es gibt einen ganz krassen Unterschied, wenn der anders "mit ihr spielen will"....
 
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SandrA
18. März 19:42
Als Besitzerin eines sprintenden zwerges, der windhundtypisch auch ein wenig "katziger"🐱 oder "karnickliger"🐇 😝 wirkt, musste ich leider schon mehrfach beobachten, dass besonders größere Hunde mit Beuteblick ausgestattet ankamen. Es gab bei mir durchaus wacklige Knie bei diesen fokussierten Jagdaugen. Es handelte sich bei fast allen um balljunkeys, die mit dem Ball umgelenkt werden sollten und dann kurz vorm ball abdrehten zu meinem Zwerg... Wär die gerannt, wäre es Hetze geworden. Keiner der Besitzer entschuldigte sich. "Normalerweise liebt er seinen ball mehr"... Ohne Worte ! ...dass es um Beute ging, war denen wohl egal. Jagd Gassi wäre hier ein interessantes Thema. Sowas wie - schickst du deinen Hund permanent jagen, wird er unter umständen Beute suchen. Es blieb beim abblocken(Mal mehr Mal weniger intensiv)... Der ist ja so hundefreundlich gewesen und mochte meine an dem Tag unsagbar gerne... ...ich verhätschel meine ja nicht und sie spielt auch mit Staffs und schäfis, aber es gibt einen ganz krassen Unterschied, wenn der anders "mit ihr spielen will"....
Ich habe auch schon oft erlebt, dass Besitzer den Ernst der Lage manchmal echt nicht checken - Hund hängt im Halsband, total im Tunnel, nicht ansprechbar und nicht von einer Katze unter einem parkenden Auto wegzubekommen. Besitzer: „Der will doch der Katze gar nichts tun, der wedelt doch und knurrt doch nicht mal. Der will nur mit ihr spielen, aber die Katze versteht das eben nicht.“ 🙄
 
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Julia 🐾Nero
18. März 19:51
Als Besitzerin eines sprintenden zwerges, der windhundtypisch auch ein wenig "katziger"🐱 oder "karnickliger"🐇 😝 wirkt, musste ich leider schon mehrfach beobachten, dass besonders größere Hunde mit Beuteblick ausgestattet ankamen. Es gab bei mir durchaus wacklige Knie bei diesen fokussierten Jagdaugen. Es handelte sich bei fast allen um balljunkeys, die mit dem Ball umgelenkt werden sollten und dann kurz vorm ball abdrehten zu meinem Zwerg... Wär die gerannt, wäre es Hetze geworden. Keiner der Besitzer entschuldigte sich. "Normalerweise liebt er seinen ball mehr"... Ohne Worte ! ...dass es um Beute ging, war denen wohl egal. Jagd Gassi wäre hier ein interessantes Thema. Sowas wie - schickst du deinen Hund permanent jagen, wird er unter umständen Beute suchen. Es blieb beim abblocken(Mal mehr Mal weniger intensiv)... Der ist ja so hundefreundlich gewesen und mochte meine an dem Tag unsagbar gerne... ...ich verhätschel meine ja nicht und sie spielt auch mit Staffs und schäfis, aber es gibt einen ganz krassen Unterschied, wenn der anders "mit ihr spielen will"....
Als Besitzer des gejagten Hundes stelle ich mir das echt furchtbar vor.

Angegriffen wurde meiner ja auch schon mehrfach, auch gebissen. Aber ich hatte nie das Gefühl "shit, der will ihn fressen/töten".

Ich muss sagen ich selber konnte das auch nicht erkennen, dass möglicherweise Jagdverhalten ausgeführt wird, denn Nero war ja auch reaktiv und aggressiv gegen Artgenossen. Da zu differenzieren, ob es nun Reaktivität, Aggressivität oder Jagd ist war für mich als Laie einfach unmöglich.
Dennoch hatte ich in den Situationen mit den kleinen, weißen Hunden immer ein besonders komisches/schlechtes Gefühl danach. Irgendwas war anders, aber ich konnte es nicht festmachen.
Daher tut es mir für die Trainerin sehr leid es erlebt zu haben, andererseits bin ich auch froh, dass es endlich mal jemand mit Ahnung gesehen hat. Zusätzlich ist seine Reaktivität und Aggression ja schon sehr reduziert, da fiel dieser Ausreißer natürlich viel stärker auf, da er sich bei ihr verträglich gezeigt hat.

Ich bin zumindest bei den Besitzern immer zu Kreuze gekrochen, auch wenn es das in dem Moment natürlich nicht besser für sie macht. Keiner der Hunde wurde verletzt, was mehr Glück als Verstand auf meiner Seite war. Da haben die jeweiligen Besitzer richtig gehandelt, sehr engagiert Passanten drum rum oder meiner hatte Maulkorb auf. Aber der Schreck bei Hund und Mensch muss schlimm gewesen sein.
 
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Sina
18. März 20:06
Es spielen bestimmt mehrere Faktoren eine Rolle für eine eventuelle Fehlverknüpfung mit den kleinen Hunden. Vielleicht hatte Nero in seiner Prägephase keinen Kontakt mit kleinen Hunden. Manchmal bewegen die kleinen sich ja auch total flink und erinnern etwas an fliehende Hasen oder Katzen. Vielleicht hat er in der Vergangenheit mal einen kleinen Hund gehetzt oder gepackt und dadurch hat sich die Fehlverknüpfung verstärkt. Du sagtest es und Neros Vorgeschichte klingt ja auch sehr danach, dass er Stress und kaum adäquate Auslastung erfahren hat, was übersteigertes Jagdverhalten ebenfalls begünstigt haben könnte.
Dass er evtl einfach nicht mit kleinen Hunden sozialisiert wurde, ist ein guter Punkt.
Hunde, die kleine Hunde von früh an kennen gelernt haben, "verwechseln" sie später eher nicht mit Beute.

Zusammen mit dem stark geförderten Jagdverhalten (Ball, freies Jagen im Wald) kann das bei manchen Hunden schon ausreichen.
 
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Sina
18. März 20:09
Als Besitzer des gejagten Hundes stelle ich mir das echt furchtbar vor. Angegriffen wurde meiner ja auch schon mehrfach, auch gebissen. Aber ich hatte nie das Gefühl "shit, der will ihn fressen/töten". Ich muss sagen ich selber konnte das auch nicht erkennen, dass möglicherweise Jagdverhalten ausgeführt wird, denn Nero war ja auch reaktiv und aggressiv gegen Artgenossen. Da zu differenzieren, ob es nun Reaktivität, Aggressivität oder Jagd ist war für mich als Laie einfach unmöglich. Dennoch hatte ich in den Situationen mit den kleinen, weißen Hunden immer ein besonders komisches/schlechtes Gefühl danach. Irgendwas war anders, aber ich konnte es nicht festmachen. Daher tut es mir für die Trainerin sehr leid es erlebt zu haben, andererseits bin ich auch froh, dass es endlich mal jemand mit Ahnung gesehen hat. Zusätzlich ist seine Reaktivität und Aggression ja schon sehr reduziert, da fiel dieser Ausreißer natürlich viel stärker auf, da er sich bei ihr verträglich gezeigt hat. Ich bin zumindest bei den Besitzern immer zu Kreuze gekrochen, auch wenn es das in dem Moment natürlich nicht besser für sie macht. Keiner der Hunde wurde verletzt, was mehr Glück als Verstand auf meiner Seite war. Da haben die jeweiligen Besitzer richtig gehandelt, sehr engagiert Passanten drum rum oder meiner hatte Maulkorb auf. Aber der Schreck bei Hund und Mensch muss schlimm gewesen sein.
Bei aggressiven oder reaktivem verhalten macht der Hund ja vor dem Angriff deutlich auf sich aufmerksam. Auch gehen dem ja meist verschiedene Eskalationsstufen voraus.

Jagdverhalten dagegen ist ja eher lautlos, ohne Vorwarnung "aus dem Nichts". Der Hund kommt seitlich oder von hinten angeschossen.
Die "Beute" soll ja nicht aufgeschreckt werden.

Ich finde das unterscheidet sich schon sehr deutlich, oder verstehe ich dich falsch?
 
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Julia 🐾Nero
18. März 20:20
Bei aggressiven oder reaktivem verhalten macht der Hund ja vor dem Angriff deutlich auf sich aufmerksam. Auch gehen dem ja meist verschiedene Eskalationsstufen voraus. Jagdverhalten dagegen ist ja eher lautlos, ohne Vorwarnung "aus dem Nichts". Der Hund kommt seitlich oder von hinten angeschossen. Die "Beute" soll ja nicht aufgeschreckt werden. Ich finde das unterscheidet sich schon sehr deutlich, oder verstehe ich dich falsch?
Ja jetzt wo ich es weiß macht es natürlich auch Sinn.

Aber ich hatte damals Zweifel, dass ich einfach zu doof war oder mein Hund einfach "gestört" ist (im Sinne von kognitive Ausfälle hat, eine Art Rage Syndrom o.ä.).
Und wenn ich davon erzählt habe glaubte man mir nicht. Du hast was verpasst, es gibt immer Anzeichen, du kannst Hunde nicht lesen, Hunde deeskalieren usw.

Deshalb war ich ja dann letztendlich auch beim Therapeuten um klären zu lassen, ob Nero wirklich einen Schaden hat. Das wurde ausgeschlossen. Aber klar das Verhalten hat nie jemand gesehen, weil es selten auftritt. Es sind nicht alle Hunde und nicht alle kleinen Hunde. Beim Therapeuten wurde er mit verschiedenen Hunden getestet, der Typ Hund bei dem die Vorfälle passiert waren war nicht dabei. Aber es sind ja auch nicht alle kleinen, weißen Hunde. (deshalb weiß ich auch nicht, wie man das trainieren könnte)

Und ja bei "normalen" Artgenossen Konflikten gab es immer Anzeichen.
Bei den Jagdvorfällen nicht. Da bestand zuvor kein Blickkontakt zwischen den Hunden und die angegriffenen Hunde haben ihn nicht mal kommen gesehen und standen mit dem Rücken zu ihm.

Im Nachhein fällt einem alles wie Schuppen von den Augen.
 
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Julia 🐾Nero
18. März 21:20
Geht mir auch so, höre die Begriffe zum ersten Mal, kenne aber fehlgeleitetes Beutefangverhalten. So wie ich es verstanden habe kommen einige Dinge zusammen, die nicht so ersichtlich sind. Ich bin ja mittlerweile ein riesiger Fan davon, Hunden wenn möglich immer die Gelegenheit zu geben angefangene Dinge fertig machen zu lassen und sie einen Abschluss finden zu lassen. Oder wenn das nicht möglich ist, eine andere Variante zur Verfügung zu stellen, mit der das funktioniert. Nach hohen Erregungslagen etwas ruhiges zu machen, mit dem der Hund etwas anfangen kann. Jagdverhalten endet nicht mit Hetzen auf dem höchsten Erregungslevel, sondern mit packen, schütteln, töten fressen. Hunde werden durch den Menschen mit Gegenständen enorm ins Hetzen gepusht, aber der Teil des Abschließens, in dem der Hormonspiegel und die Erregungslage sich kontinuierlich absenkt, fehlt komplett. Ich denke, manche Hunde stecken das gut weg, andere weniger und sind entsprechend schnell wieder auf dem Pegel, wenn sie die Objekte/ oder die Dynamik sehen. Manch ein Hund lernt das Jagen ein gutes Ventil für Stress und Frust im Alltag sein kann und sucht sich neben den ursprünglich gelernten Triggern noch weitere, wenn sie arg gestresst sind oder viel Frust haben.
Auf den Abschluss wollte ich noch kurz eingehen, weil ich da auch einen sehr großen Mehrwert feststellen kann.

Meiner apportiert das Abendessen mit einem Futterdummy. Und früher hat er danach auch echt schwer zur Ruhe gefunden. Also Dummy leer, Apportiertraining vorbei und jetzt auf gleich Ruhe war nicht leicht.
Seit ich etwa 1/4 des Futters drin und ihm am Ende den Dummy zum leer fressen und ausschlecken überlasse, kann ich sowohl eine deutliche Befriending erkennen, als auch fließendes ins Ruhe übergleiten.

Und obwohl ich es gesehen habe, war mir der Zusammenhang nicht so klar, wie du es formuliert hast 👍🏼.

Ich werde mal schauen, in welche Dinge wir dieses "fertig machen" noch einbauen können.
 
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Julia 🐾Nero
18. März 21:27
Es spielen bestimmt mehrere Faktoren eine Rolle für eine eventuelle Fehlverknüpfung mit den kleinen Hunden. Vielleicht hatte Nero in seiner Prägephase keinen Kontakt mit kleinen Hunden. Manchmal bewegen die kleinen sich ja auch total flink und erinnern etwas an fliehende Hasen oder Katzen. Vielleicht hat er in der Vergangenheit mal einen kleinen Hund gehetzt oder gepackt und dadurch hat sich die Fehlverknüpfung verstärkt. Du sagtest es und Neros Vorgeschichte klingt ja auch sehr danach, dass er Stress und kaum adäquate Auslastung erfahren hat, was übersteigertes Jagdverhalten ebenfalls begünstigt haben könnte.
Das klingt schlüssig.
Wenn es nur um das Jagdverhalten ginge, wäre der nächste Schritt für mich glaube ich auch leichter zu planen. Also irgendeine Form von Anti-Jagd Training oder besser noch Jagdersatztraining, falls ich etwas in der Umgebung finden kann.

Dann wäre meine Hoffnung, dass er so wie bei euch mit den Hühnern nachlässt.

Das schwierige finde ich aber konzeptuell gleichzeitig ein Anti-Jagd Training auf kleine Hunde zu machen und dabei die Sozialisierung nicht kaputt zu machen.
Also wenn ich bei Hunden Anti-Jagd Methoden anwende, versaue ich da nicht all den Fortschritt, den er mit Artgenossen gemacht hat?
Dazu kommt die fehlende Möglichkeit das Verhalten auszulösen oder die Situation nachzustellen. Selbst wenn mir jemand seinen Hund "zur Verfügung" stellen würde, wäre das ja Stress pur für den Hund. Auch wenn es nicht zum Kontakt kommt.
 
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Kassandra
19. März 06:34
Das klingt schlüssig. Wenn es nur um das Jagdverhalten ginge, wäre der nächste Schritt für mich glaube ich auch leichter zu planen. Also irgendeine Form von Anti-Jagd Training oder besser noch Jagdersatztraining, falls ich etwas in der Umgebung finden kann. Dann wäre meine Hoffnung, dass er so wie bei euch mit den Hühnern nachlässt. Das schwierige finde ich aber konzeptuell gleichzeitig ein Anti-Jagd Training auf kleine Hunde zu machen und dabei die Sozialisierung nicht kaputt zu machen. Also wenn ich bei Hunden Anti-Jagd Methoden anwende, versaue ich da nicht all den Fortschritt, den er mit Artgenossen gemacht hat? Dazu kommt die fehlende Möglichkeit das Verhalten auszulösen oder die Situation nachzustellen. Selbst wenn mir jemand seinen Hund "zur Verfügung" stellen würde, wäre das ja Stress pur für den Hund. Auch wenn es nicht zum Kontakt kommt.
Zum Thema Antijagd Training fällt mir nur ein. Auch beim antijagd Training übt man irgendwann ja auch in Gegenwart von lebendem wild. Und das Ziel ist ja das die sich nicht gestört fühlen.

Wir haben es mit Carl soweit hinbekommen das er wild anzeigt, also erstmal stehen bleibt. Er geht dann zwar ins fixieren, Kopf geht hoch, sehr aufmerksam. Aber er steht. Das würde den fremden kleinen Hund evtl etwas triggern, aber er würde keinen Herzinfarkt davon bekommen.
 
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Kirsten
19. März 07:52
Bezüglich der Fehlverknüpfung brauchte es ja vielleicht gar nicht viel außer viele aufregende Wiederholungen, von denen der grösste Teil wohl vor deiner Zeit war.

Hunde lernt bei Stress/Frust/Dampf o.ä. immer wieder -> Jagen fühlt sich gut an/ verschafft Linderung.
Gleichzeitig pusht eine „unvollendete“ Jagd und macht den Hund vom Hormonsystem ehrgeiziger/ verbissener beim nächsten Mal (wie die Natur es vorgesehen hat, wenn das Tier die Jagd ohne Beute beendet).

Der Hund steigt bei Anblick von Jagdreizen (bestimmte Beute/ Dynamik) im Erregungslevel jedes höher ein.
Allein der Anblick vom bestimmten Jagdreiz sorgt für Stress und Aktivierung des Körpers, das der Hund entladen möchte.
-> schnelleres Kippen in Jagdverhalten.

Oder Nero hatte vielleicht schon eine starke Verknüpfung mit dem Hundetyp, die ihn frustig oder wütend gemacht hat, und wenn er nun gelernt hat, dass Jagen eine gute Möglichkeit ist sich von starken überwältigenden Gefühlen Abhilfe zu schaffen, macht es Sinn, dass er ins Jagen kippt, wenn der Hund vom Bewegungsmuster auch ansatzweise gut als Beute passt.



Jagdverhalten geschieht nicht aus dem Nichts. Aaaaaber: Ein Hund der in kurzer Zeit auf einem hohen Pegel ist, ist einfach schnell, verdammt schnell! So das da in der Momentaufnahme u.U. in dieser minimalen Zeit eh kein Handlungsspielraum für den Menschen ist. In der Situation selbst hast du schlichtweg keinen Ansatzpunkt mit dem du arbeiten kannst. Wenn der Hund nicht gesichert ist, ist es einfach zu spät. Da machst du nichts und die Ohren sind ohnehin auf Durchzug.
Der ganze Hormoncocktail im Körper bringt den Hund nach vorne in den Zugriff, enthemmt ihn und sorgt dafür, dass stehenbleiben nahezu unerträglich ist.
Ich sage trotzdem, dass es nicht aus dem nichts passiert, weil du diesen vorausgehenden Teil verlängern kannst, wenn dein Hund in die Situation nicht mit einem extrem hohen Pegel einsteigt.
Möglicherweise ist er in einem ruhigeren Zustand mit etwas Hilfe auch wieder in der Lage einen Artgenossen, statt Beute zu sehen?

Ein ruhiger Hund im Jagdverhalten (im Anfang der Verhaltenskette) handelt nicht schnell und enthemmt, sondern vorsichtig und mit Bedacht. Er kann viel mehr darüber entscheiden, was er tun möchte und ist offener für äußere Reize als das er nur blind hinterherhetzen muss.
Ruhige jagende Hunde sehen unheimlich langweilig aus (:

Ich häng mal ein Video meines Hundes beim Mäuseln dran, das ist für die meisten von euch vermutlich pure Langeweile 🥱
Vor drei Monaten hatte sie diese Ruhe nicht, die war am Loch so aktiviert, dass sie vielleicht 2-3 Sekunden geschaut hat, und dann zack- Mäuselsprung vor lauter Erregung.


Zu dem was Sandra sagt bezüglich „der wedelt doch“. Fängt meine Jägerin an zu wedeln, weiß ich, es ist gerade sehr heiß, wir sind kurz vorm Wild und ich muss enorm vorsichtig sein, dass wir es nicht erwischen oder stören. Den Ernst der Lage nicht zu checken, trifft es im Beispiel sehr gut.
Falls ihr das Video schaut: da wedelt nichts, die kriegt noch was von mir und der Umwelt mit, aber ist konzentriert bei ihrer Aufgabe.

Klingt vielleicht ein bisschen makaber, aber mittlerweile denke ich mir, es ist eine gute Sache, dass die Mira jagt.
Ich kann so in einem gesicherten Kontext so viel darüber lernen, wie sie mit Erregung umgeht.
Und obwohl Hundebegegnungen (normalerweise) ein ganz anderer Kontext ist, hab ich anhand des Jagens so viel verstanden, was ich nun auch in Begegnungen nutzen kann, damit sie diese besser und ruhiger meistern kann.