Bezüglich der Fehlverknüpfung brauchte es ja vielleicht gar nicht viel außer viele aufregende Wiederholungen, von denen der grösste Teil wohl vor deiner Zeit war.
Hunde lernt bei Stress/Frust/Dampf o.ä. immer wieder -> Jagen fühlt sich gut an/ verschafft Linderung.
Gleichzeitig pusht eine „unvollendete“ Jagd und macht den Hund vom Hormonsystem ehrgeiziger/ verbissener beim nächsten Mal (wie die Natur es vorgesehen hat, wenn das Tier die Jagd ohne Beute beendet).
Der Hund steigt bei Anblick von Jagdreizen (bestimmte Beute/ Dynamik) im Erregungslevel jedes höher ein.
Allein der Anblick vom bestimmten Jagdreiz sorgt für Stress und Aktivierung des Körpers, das der Hund entladen möchte.
-> schnelleres Kippen in Jagdverhalten.
Oder Nero hatte vielleicht schon eine starke Verknüpfung mit dem Hundetyp, die ihn frustig oder wütend gemacht hat, und wenn er nun gelernt hat, dass Jagen eine gute Möglichkeit ist sich von starken überwältigenden Gefühlen Abhilfe zu schaffen, macht es Sinn, dass er ins Jagen kippt, wenn der Hund vom Bewegungsmuster auch ansatzweise gut als Beute passt.
…
Jagdverhalten geschieht nicht aus dem Nichts. Aaaaaber: Ein Hund der in kurzer Zeit auf einem hohen Pegel ist, ist einfach schnell, verdammt schnell! So das da in der Momentaufnahme u.U. in dieser minimalen Zeit eh kein Handlungsspielraum für den Menschen ist. In der Situation selbst hast du schlichtweg keinen Ansatzpunkt mit dem du arbeiten kannst. Wenn der Hund nicht gesichert ist, ist es einfach zu spät. Da machst du nichts und die Ohren sind ohnehin auf Durchzug.
Der ganze Hormoncocktail im Körper bringt den Hund nach vorne in den Zugriff, enthemmt ihn und sorgt dafür, dass stehenbleiben nahezu unerträglich ist.
Ich sage trotzdem, dass es nicht aus dem nichts passiert, weil du diesen vorausgehenden Teil verlängern kannst, wenn dein Hund in die Situation nicht mit einem extrem hohen Pegel einsteigt.
Möglicherweise ist er in einem ruhigeren Zustand mit etwas Hilfe auch wieder in der Lage einen Artgenossen, statt Beute zu sehen?
Ein ruhiger Hund im Jagdverhalten (im Anfang der Verhaltenskette) handelt nicht schnell und enthemmt, sondern vorsichtig und mit Bedacht. Er kann viel mehr darüber entscheiden, was er tun möchte und ist offener für äußere Reize als das er nur blind hinterherhetzen muss.
Ruhige jagende Hunde sehen unheimlich langweilig aus (:
Ich häng mal ein Video meines Hundes beim Mäuseln dran, das ist für die meisten von euch vermutlich pure Langeweile 🥱
Vor drei Monaten hatte sie diese Ruhe nicht, die war am Loch so aktiviert, dass sie vielleicht 2-3 Sekunden geschaut hat, und dann zack- Mäuselsprung vor lauter Erregung.
Zu dem was Sandra sagt bezüglich „der wedelt doch“. Fängt meine Jägerin an zu wedeln, weiß ich, es ist gerade sehr heiß, wir sind kurz vorm Wild und ich muss enorm vorsichtig sein, dass wir es nicht erwischen oder stören. Den Ernst der Lage nicht zu checken, trifft es im Beispiel sehr gut.
Falls ihr das Video schaut: da wedelt nichts, die kriegt noch was von mir und der Umwelt mit, aber ist konzentriert bei ihrer Aufgabe.
Klingt vielleicht ein bisschen makaber, aber mittlerweile denke ich mir, es ist eine gute Sache, dass die Mira jagt.
Ich kann so in einem gesicherten Kontext so viel darüber lernen, wie sie mit Erregung umgeht.
Und obwohl Hundebegegnungen (normalerweise) ein ganz anderer Kontext ist, hab ich anhand des Jagens so viel verstanden, was ich nun auch in Begegnungen nutzen kann, damit sie diese besser und ruhiger meistern kann.