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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 15. Juli

Ausflippen bei Hunden im TV

Bei mir läuft viel der Fernseher, auch als gerne als dezente Hintergrundberieselung. Guinness kennt das, seit er ein Baby ist, war nie ein Problem, gab nie nennenswerte Reaktionen auf irgendwas. Seit Kurzem allerdings verschärft sich seine Reaktion auf Hunde im Fernsehen massiv. Wo früher höchstens mal geguckt und gehorcht wurde, wird jetzt aufgesprungen und winselnd durch die Wohnung gelaufen oder gar aufgeregt gebellt. Die Reaktionen sind keineswegs immer gleich stark - zB scheint ihn TV-Gebell viel weniger zu triggern als TV-Gewinsel und -Gejaule - aber tw flippt er da schon ziemlich rum. Ich hab noch keine griffige Strategie dagegen, weil das Verhalten erst relativ kurz so ausufert und ich quasi noch herumprobiere, was dagegen hilft. Bisher ausprobiert habe ich beruhigen, "erklären" bzw zeigen, ignorieren, genervt rummotzen und zurückbeordetn, liegen Bleiben belohnen...nichts davon hatte brauchbaren Effekt. Gestern hab ich dann mal eine Passage, auf die er ganz stark reagiert hat, mehrmals abgespielt und auch herumprobiert und gegen Ende festgestellt, dass Positionsübungen gehen und er da etwas weniger irre ist. Der Abschluss war zwei Mal während der Passage ins Platz zu schicken und erst zum "fremden Hund Suchen" freizugeben, wenn fie Geräusche vorbei waren. Das klappte erstaunlich gut und im Nachhinein war auch das Interesse am Suchen nicht mehr so heftig. Was ist eure Meinung bzw eure Erfahrung zu diesem Thema?
 
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Dogorama-Mitglied
12. Juli 21:34
Hast du mal versucht, ihn von dem Reiz abzulenken? Also vielleicht mit ner Schleckmatte, Kong oder sowas und dann, während er beschäftigt ist, diese Geräusche abzuspielen? Oder mit etwas anderem, was er richtig gut findet, Zergel oder sowas. Wenn er dann ruhig bleibt, könntest du belohnen und er verknüpft diese Geräusche vielleicht sogar noch positiv, durch die tolle Ablenkung, die er währenddessen hat.
Ich hab bisher noch garnix Gezieltes gemacht, weil diese Überreaktion ziemlich neu ist.

Ich hab garnix gegen Desensibilisierung, aber rgendwie kommt sie mir bei etwas, das Hund schon ewig kennt, nicht wie die erste Wahl vor...
 
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𝓜𝓲𝓷𝓪
14. Juli 22:11
Meine reagieren nur noch auf einen Filmhund ,wenn dieser entsetzlich winselt geradezu weint. Herzig😆 Ich glaube bei mir stumpften sie einfach irgendwann ab was das betrifft,da ich immer Hintergrundbeschallung brauche und bei Filmen /Serien wird irgendwie immer gebellt. Da hatte ich wohl Glück.🍀Ansonsten denke ich,dass es wirklich oftmals hormonelle Phasen sind in denen sie plötzlich erregbarer sind und wieder auf Dinge reagieren,die eigentlich zuvor noch wurscht waren. Das hatte ich zuletzt auch wieder. Z.B.:Aus tausend Kilometer Entfernung hört man einen Hund bellen und beide krempelten die Ärmel präventiv schonmal hoch und dann war es von heute auf morgen plötzlich auch wieder vorbei .🤷‍♀️
 
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C
15. Juli 05:28
Ich hab bisher noch garnix Gezieltes gemacht, weil diese Überreaktion ziemlich neu ist. Ich hab garnix gegen Desensibilisierung, aber rgendwie kommt sie mir bei etwas, das Hund schon ewig kennt, nicht wie die erste Wahl vor...
Eine Gegenkonditionierung kann hier absolut sinnvoll sein. Da sich Guinness Reizverarbeitung scheinbar verändert hat.

Ich drösele deinen Eingangstext mal etwas auf, vielleicht hilft es dir ja beim Einordnen, auch wenn es etwas länger wird:
Dass sich sein Verhalten gegenüber TV-Hundegeräuschen plötzlich verschärft hat, obwohl es früher nie ein Thema war, kann mehrere Ursachen haben:

- Reifung & Sozialverhalten: Mit etwa 2,5 bis 3 Jahren ist ein Border Collie oft sozial "erwachsen". Verändertes Revier- oder Sozialverhalten gegenüber Artgenossen (selbst virtuellen) ist da nicht untypisch – auch, wenn das in dem Fall “nur” TV-Geräusche sind.

- Verknüpfung / Sensibilisierung: Es kann sein, dass er irgendwann mal auf einen konkreten Reiz (z.B. ein besonders klagendes Winseln oder Jaulen im TV) angesprungen ist – und das Gehirn hat dann verknüpft: „Hundewinseln = Alarm“. Da Border Collies oft sehr fein differenzieren, kann es sein, dass sich das auf bestimmte Tonlagen oder emotionale Inhalte (Klagen, Panik) beschränkt.

- Unklare Erwartungslage: Hunde im Fernsehen sind schwer einzuschätzen – sie riechen nicht, verhalten sich "komisch", erscheinen plötzlich, sind aber irgendwie da. Wenn dein Hund ein sehr strukturbedürftiger Typ ist (wie viele BCs), können solche „nicht einordenbaren“ Situationen Stress auslösen.

Du hast bisher getestet:
- Beruhigen, zeigen, erklären – gut gemeint, aber oft schwierig, wenn du selbst auf das Geräusch mit mehr Aufmerksamkeit reagierst.

- Ignorieren – funktioniert nur, wenn das Verhalten noch ganz am Anfang steht oder klar Frust-getrieben ist (was bei dir nicht unbedingt der Fall ist, es klingt mehr nach Erregung/Überforderung).

- Herummotzen / Schimpfen – führt meist zu noch mehr Stress. Selbst wenn der Hund aufhört, ist es eher Unterdrückung als echte Entspannung.

- Positionstraining (wie du’s mit Platz und Freigabe gemacht hast) – sehr gut, vor allem beim BC (und auch anderen Hütehunden), bei dem man sich immer etwas zwischen Genie und Wahnsinn bewegt. So selbstständig wie die Tiere Lösungen finden, so unfähig sind sie oft, die einfachsten Ansätze zu erkennen - absolute
Verarbeitungswunder mit Übersteuerungspotenzial. Eine aktive, strukturierte Alternative zu bieten, kann da Gold wert sein, weil du ihm Kontrolle und Orientierung zurückgibst: „Ich weiß nicht, was da los ist, aber Frauchen hat einen Plan, ich muss das nicht selbst regeln.“

Mit folgenden drei Ansätzen habe ich bei Hütehunden gute Erfahrungen gemacht:
1. Trigger kontrolliertes Gegenkonditionieren
2. Entspannungsübungen
3. Isoliertes Training von Frustrationstoleranz & Impulskontrolle
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
15. Juli 07:49
Eine Gegenkonditionierung kann hier absolut sinnvoll sein. Da sich Guinness Reizverarbeitung scheinbar verändert hat. Ich drösele deinen Eingangstext mal etwas auf, vielleicht hilft es dir ja beim Einordnen, auch wenn es etwas länger wird: Dass sich sein Verhalten gegenüber TV-Hundegeräuschen plötzlich verschärft hat, obwohl es früher nie ein Thema war, kann mehrere Ursachen haben: - Reifung & Sozialverhalten: Mit etwa 2,5 bis 3 Jahren ist ein Border Collie oft sozial "erwachsen". Verändertes Revier- oder Sozialverhalten gegenüber Artgenossen (selbst virtuellen) ist da nicht untypisch – auch, wenn das in dem Fall “nur” TV-Geräusche sind. - Verknüpfung / Sensibilisierung: Es kann sein, dass er irgendwann mal auf einen konkreten Reiz (z.B. ein besonders klagendes Winseln oder Jaulen im TV) angesprungen ist – und das Gehirn hat dann verknüpft: „Hundewinseln = Alarm“. Da Border Collies oft sehr fein differenzieren, kann es sein, dass sich das auf bestimmte Tonlagen oder emotionale Inhalte (Klagen, Panik) beschränkt. - Unklare Erwartungslage: Hunde im Fernsehen sind schwer einzuschätzen – sie riechen nicht, verhalten sich "komisch", erscheinen plötzlich, sind aber irgendwie da. Wenn dein Hund ein sehr strukturbedürftiger Typ ist (wie viele BCs), können solche „nicht einordenbaren“ Situationen Stress auslösen. Du hast bisher getestet: - Beruhigen, zeigen, erklären – gut gemeint, aber oft schwierig, wenn du selbst auf das Geräusch mit mehr Aufmerksamkeit reagierst. - Ignorieren – funktioniert nur, wenn das Verhalten noch ganz am Anfang steht oder klar Frust-getrieben ist (was bei dir nicht unbedingt der Fall ist, es klingt mehr nach Erregung/Überforderung). - Herummotzen / Schimpfen – führt meist zu noch mehr Stress. Selbst wenn der Hund aufhört, ist es eher Unterdrückung als echte Entspannung. - Positionstraining (wie du’s mit Platz und Freigabe gemacht hast) – sehr gut, vor allem beim BC (und auch anderen Hütehunden), bei dem man sich immer etwas zwischen Genie und Wahnsinn bewegt. So selbstständig wie die Tiere Lösungen finden, so unfähig sind sie oft, die einfachsten Ansätze zu erkennen - absolute Verarbeitungswunder mit Übersteuerungspotenzial. Eine aktive, strukturierte Alternative zu bieten, kann da Gold wert sein, weil du ihm Kontrolle und Orientierung zurückgibst: „Ich weiß nicht, was da los ist, aber Frauchen hat einen Plan, ich muss das nicht selbst regeln.“ Mit folgenden drei Ansätzen habe ich bei Hütehunden gute Erfahrungen gemacht: 1. Trigger kontrolliertes Gegenkonditionieren 2. Entspannungsübungen 3. Isoliertes Training von Frustrationstoleranz & Impulskontrolle
Sehr cooler und hilfreicher Beitrag, danke dir dafür!!