Home / Forum / Verhalten & Psychologie / Arbeiten mit einem "dummen" Hund?

Verfasser-Bild
Ina
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 93
zuletzt 13. März

Arbeiten mit einem "dummen" Hund?

Hallo! Ich weiß, mein Titel ist provokant! Yaco ist mein dritter Hund, er stammt aus dem Auslandstierschutz, hatte in seiner prägenden Zeit sicherlich keine guten Bedingungen kognitive Fähigkeiten zu entwickeln. Meine ersten beiden Hunde stammten von liebevollen Züchtern mit optimalen Bedingungen für Mutter und Welpen. Beide Hunde waren extrem clever. Nun zu meinem Problem mit Yaco. Ich weiß, er lernt sehr langsam, braucht extrem viele Wiederholungen und viele Wiederlungen in verschiedenen Situationen. Dazu kommt, dass in seinem Leben in Spanien Lernen wohl nicht positiv verknüpft war. Zu Beginn hat er sich auf den Boden geworfen und unter sich gelassen, sobald er gemerkt hat, dass ich etwas erarbeiten möchte. Ich habe Touch aufgebaut - das empfindet er als Futtermaschiene und damit zB Fuß gehen aufgebaut. Um ihn weiter auszulasten, möchte ich mit dem Futterdummy arbeiten. Das findet er prinzipiell ganz toll. Ich habe nur ein Problem: Futterdummy in meiner Hand verbindet er mit Futter. Soweit so gut. Wenn der Futterdummy auf mir liegt, funktioniert es auch noch. In dem Moment, in dem ich den Dummy neben mich lege, auch nur wenige cm, kommt ein erstaunter Blick: oh, weggezaubert? Wo ist es hin? Wenn ich darauf deute, dann findet er ihn meisten. Er geht mit der Schnauze hin, ich sage „Beutel“ nehme den Dummy auf und gebe ihm einen Keks aus dem Dummy. Lasse ich den Dummy liegen ist er sehr aufgeregt, sieht mich erwartungsvoll an, macht Sitz und Platz (versucht ein braver Hund zu sein..) aber er kann mit der Situation nichts anfangen. Das geht jetzt seit 4 Tagen so. Yaco kannte, wie er zu mir kam, keinerlei Kommunikation und Interaktion mit Menschen. Er kannte nichts an Verhaltensweisen um seine Wünsche oder Bedürfnisse zum Ausdruck zu Bringen. Auch kannte er die Zeigegeste nicht. Also dass der Mensch auf etwas zeigt und der Hund folgt mit dem Blick der Zeigegeste und findet das worauf man zeigt. Nun meine Frage: kann ich Yaco besser unterstützen? Wie können wir besser kommunizieren? Mir geht es nicht darum, dass Yaco etwas lernen muss (natürlich wäre das toll), vor allem geht es mir aber um die Beschäftigung und Auslastung. Ansonsten kennt er das Markerwort „super“ mit dem ich ihn bestätige. Ich freue mich auf Anregungen und Ideen! Herzliche Grüße, Ina und Yaco
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Syhl
3. Feb. 17:03
Hallo Ina, Gut ein Tierschutz Hund zu nehmen, es spricht von Mut; und ich bin sicher, sei es eine kurze oder längere Überlegung gewesen, als Erwachsen weiss man, dass dann auch Geduld gefragt sein wird.

Jetzt ist eben da der Hick: es wird UNMENGE an Geduld gefragt werden.

Ich hatte auch so eine, und die Verwirrung anfangs war gross: eine andere Welt!

Da muss man auch sich selber Zeit geben, um mit em Dümmerli zu Recht zu kommen. Was mir half: los lassen, akzeptieren, sich kein anderes Ziel setzen, als ein Hund das eben NOCH nichts kann, ABER einen glücklichen-zufriedenen Ausdruck hat. Eltern können sich ihre Sprösslinge auch nicht aussuchen!

Ungezwungene Kontakte mit Welpen kann gut helfen: beim mit Welpen spielen, machte meine „riesige“ Fortschritte… mit mir, wurde sie kommunikativ.

Wichtig: zuerst gründlich checken lassen, dass gesundheitlich nichts fehlt (n. B. Zähne RICHTIG kontrollieren).

dann mit kleinste Schritte immer WICHTIG, wie eine Kette, auf dem Vorherige bauen. Und zuhören. …

Irgend wann wird es dem dümmsten Schatz klar, dass es um Beziehung geht, und dann plötzlich klappt es auch: natürlich weiter im Schnecken Tempo und irgendwie noch begrenz, aber die Kommunikation
wurde aktiviert.

Herausforderung ist, das DER HUND etwas SELBER DAZU TUT, denn ja, sogar unsere Dümmerli sind kreativ, aber eben selten wie erwartet. Die Beziehung wird sicher ganz anders sein, aber sicher auch ganz gut.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Friedel
3. Feb. 18:15
Hallo Joe, Die erste Aufgabe ist mit der Schnauze den Dummy zu berühren. Dann sage ich „Beutel“ und er bekommt aus dem Dummy einen Keks. Er soll also im ersten Schritt lernen: mit der Schnauze den Dummy berühren - Beutel- gibt einen Keks aus dem Dummy Zum einfachen Verständnis der Link vom Lehrvideo: https://youtu.be/g6NkjV3yC7E
Danke für den Link. Das kann ich super gebrauchen, da ich meinen Holger zum Seevicehund für mich trainieren möchte. Und da ist das Apportieren ein zentraler Punkt: mir beliebige Genstände aufheben und geben.
Du schreibtst, dass er verwirrt ist, wenn du den Beutel neben dich legst. Wie reagiert er, wenn du ihn zwar neben dich legst, aber die Hand dran lässt? Wenn er ihn da berührt loben und Futter. Du kannst dann die Berührung verringern bis du ihn nicht mehr berührst. Dann langsam den Abstand der Hand vom Beutel entfernen, vielleicht dabei die Hand in die Zeigeform bringen. Die Hand auch mal etwas anheben, aber ganz nah am Beutel, ...
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Friedel
3. Feb. 18:36
Das Kommando : Beutel - mit der Schnauze den Beutel berühren hat er noch nicht verstanden. Dabei ist es egal, ob der Dummy bei mir liegt oder wo anders. Er ist aufgeregt, schnüffelt rum. Und wenn er mit der Schnauze den Dummy berührt kommt von mir „Beutel“. Auf Kommando kann er das noch nicht. Logisch wäre das nur in der Hand zu trainieren. Aber er ist dann sooo aufgeregt, dass gar nichts mehr geht. Endziel im ersten Schritt: ich gebe den Dummy im Umkreis von 2-3 Meter von mir weg, sage „Beutel“ , Yaco geht hin, berührt den Dummy mit der Schnauze. Ich nehme den Dummy auf und er bekommt einen Keks
Dann bist du noch ganz am Anfang. Also dass er das Berühren des Beutels lernt. Erst wenn er das Berühren des Beutels mit der Belohnung verknüpft hat, ist er aufnahmefähig, das auch noch mit dem Wort "Beutel" zu verknüpfen. Im ersten Schritt "Beutel" unmittelbar nach der Berührung sagen und dann loben. Dann öfter kurz vor der Berührung, also wenn er seine Schnauze hinbewegt "Beutel" sagen. Dann immer kurz vorher "Beutel" sagen, damit er die Reihenfolge Wort "Beutel" -> Beutelberühren -> Futter verknüpft. Irgendwann wird das Wort "Beutel" für ihn zum Signal den Beutel zu berühren, damit er Futter bekommt. Aber ganz ganz vorsichtig mit dem Wort umgehen. Das wäre eine Chance diese Angst vor Kommandos abzubauen und sie positiv zu verknüpfen.
Hatte er vor dir einen deutschen Vorbesitzer. Ich frage, weil es sich so anhört, als ob er das Kommando "Fuß" kennen würde - aber sehr negativ verknüpft.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Nadine
3. Feb. 21:00
Habt ihr ihn Gesundheitlich checken lassen??
Wie lange ist er in Deutschland?

Dumm würde ich ihn nicht nennen.
Wie du sagst er kannte nix.
Diese Hunde brauchen etwas länger und sind schnell überfordert.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Elke
4. Feb. 09:56
Mein Hund spielt auch nicht. Apportieren klappt nur, wenn er weiß, dass Futter im Beutel ist. Ball oder so interessiert ihn nicht. Auch der Futterbeutel wird uninteressant, wenn er sich nicht sicher fühlt. Zuhause klappt es besser. Da kann er alles mögliche. Was meinen Hund wirklich auslastet, ist Suchen. Futterstücke in einem Schnüffelteppich oder direkt in der Wohnung versteckt findet er mega.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Ina
4. Feb. 15:46
Dann bist du noch ganz am Anfang. Also dass er das Berühren des Beutels lernt. Erst wenn er das Berühren des Beutels mit der Belohnung verknüpft hat, ist er aufnahmefähig, das auch noch mit dem Wort "Beutel" zu verknüpfen. Im ersten Schritt "Beutel" unmittelbar nach der Berührung sagen und dann loben. Dann öfter kurz vor der Berührung, also wenn er seine Schnauze hinbewegt "Beutel" sagen. Dann immer kurz vorher "Beutel" sagen, damit er die Reihenfolge Wort "Beutel" -> Beutelberühren -> Futter verknüpft. Irgendwann wird das Wort "Beutel" für ihn zum Signal den Beutel zu berühren, damit er Futter bekommt. Aber ganz ganz vorsichtig mit dem Wort umgehen. Das wäre eine Chance diese Angst vor Kommandos abzubauen und sie positiv zu verknüpfen. Hatte er vor dir einen deutschen Vorbesitzer. Ich frage, weil es sich so anhört, als ob er das Kommando "Fuß" kennen würde - aber sehr negativ verknüpft.
Hallo Friedel,
Yaco kam direkt aus Spanien zu mir, hatte also keine deutschen Vorbesitzer. Aus dem Verhalten vom Hund vermute ich, dass er zB im Rückruf geschlagen wurde. Und eben auch alles andere, was nach Lernen und Unterordung aussieht mit negativen Konsequenzen besetzt wurde. Insofern muss ich mit Yaco sehr vorsichtig und positiv arbeiten (was ja nicht schlecht ist😉)
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Ina
4. Feb. 15:48
Danke für den Link. Das kann ich super gebrauchen, da ich meinen Holger zum Seevicehund für mich trainieren möchte. Und da ist das Apportieren ein zentraler Punkt: mir beliebige Genstände aufheben und geben. Du schreibtst, dass er verwirrt ist, wenn du den Beutel neben dich legst. Wie reagiert er, wenn du ihn zwar neben dich legst, aber die Hand dran lässt? Wenn er ihn da berührt loben und Futter. Du kannst dann die Berührung verringern bis du ihn nicht mehr berührst. Dann langsam den Abstand der Hand vom Beutel entfernen, vielleicht dabei die Hand in die Zeigeform bringen. Die Hand auch mal etwas anheben, aber ganz nah am Beutel, ...
Ja, das klappt mittlerweile immer besser!
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
4. Feb. 15:50
Ina, hab ich das recht in Erinnerung dass du ein Touch mit ihm aufgebaut hast?
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Gerhard-Maximilian
4. Feb. 16:50
Du schreibst in vielen Passagen bereits die Gründe für seine Lernfähigkeit. Denke das eigentliche Problem ist, Ihr seid noch kein Team...werdet erst absolut ein Team, dann klappt es auch mit der Umsetzung...Liebe bewirkt wahre Wunder 🤣
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Ina
4. Feb. 18:48
Ina, hab ich das recht in Erinnerung dass du ein Touch mit ihm aufgebaut hast?
Ja, das stimmt. Auf das Kommando Touch berührt er mit seiner Nase meine Handfläche. Das kann er sehr gut und zuverlässig und macht er auch sehr gerne.