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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 21. Jan.

Angststarre

Hallo zusammen :) Und zwar wollte ich mal nachfragen ob jemand evtl. das gleiche Problem hat und mir den ein oder anderen Tipp geben kann. Erstmal zu meiner Hündin : 11 Monate, aus dem Tierschutz (Bulgarien), sehr ängstlich, habe sie mit 6 Monaten von einer Pflegestelle, nicht kastriert. Sie ist in sehr vielen Situationen schon viel Selbstsicherer und wir gehen auch alles sehr langsam an. Aber wo ich etwas ratlos bin, ist wenn sie quasi in (ich nenne es einfach mal so) Angststarre verfällt. z.B Sie sieht in größerer Distanz ein Pferd, sofort fixiert sie das Pferd, bleibt wie angewurzelt stehen, schwanz zieht sie ein, manchmal fiept sie, zittert. Dann ist sie nicht mehr empfänglich für Aufmerksamkeitssignal, ihren Namen, Spielzeug oder anderes. Nach kurzer Zeit kommt dann der Fluchtreflex und sie verfällt in totale Panik. Natürlich ist mir bewusst, dass sie enormen Stress hat schon ab der starre, aber ich möchte sie eben vor dem Fluchtreflex ablenken, damit sie nicht Panik verfällt. Aber sie reagiert ja nicht. Auch wenn ich sie rufe oder etwas an der leine ziehe passiert nichts. Bisher habe ich es nun so gemacht, dass ich zu ihr hin bin am Sicherheitsgeschirr nehme und mit ihr eine andere Richtung einschlage. Auch das klappt manchmal nur bedingt, weil sie sich dann ununterbrochen zurück dreht um die Situation zu beobachten. Jemand vielleicht ähnliches Erfahrungen? Wir hatten auch schon einen Hundetrainer ( negative Erfahrungen, war mehr der Typ " zwingen, da muss sie durch") und aktuell suchen wir noch jemanden passendes. Danke im voraus
 
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Dogorama-Mitglied
20. Jan. 18:16
Ich hab auch lange gebraucht um bei Amy die "richtige" Unterstützung in den verschiedenen Situationen rauszufinden. Bei ihr ist es tatsächlich sehr unterschiedlich, je nachdem wie die Situation ist und was dann auch möglich ist. Du hast ja geschrieben dass sie den Ansatz zur Flucht zeigt, das ist bei Amy auch so. Ohne Leine ist es weniger ein Problem weil die dann selbst über Abstand, Geschwindigkeit und Richtung entscheiden kann, wenn sie an der Leine ist hänge ich mit dran, was es erstmal noch "unangenehmer" für sie macht. Das bessert sich mit jeder Situation die ihr gemeinsam meistert, denn nur so baut sich das Vertrauen zu dir und deiner Kompetenz auf 😉 ich finde alle Vorschläge die hier gemacht wurden gut! im Prinzip ist es die jeweilige Situation die bestimmt, was die passende Strategie ist. Ich finde allerdings dass man durchaus unterschiedlich mit der selben Situation umgehen kann! Was ich meine ist, wenn zb ein Pferd in Sichtweite ist (liegt es tatsächlich am Pferd, oder daran dass "was gruseliges zu sehen ist" und sie nicht einschätzen kann ob das evtl eine Gefahr ist?) kannst du mal mit ihr stehen bleiben und zusammen schauen was passiert(oder auch nicht), mal gehst du weiter drauf zu, mal gehst du in die andere Richtung, mal zeigst du ihr dass du das auch siehst (zb ansprechen) und mal ignorierst du ihre Reaktion/Befürchtung indem du zb mit jemandem redest/Handy tippst etc. Das ganze hilft dabei solchen Situationen keine Bewertung "imme gut/immer schlimm" und keine Reaktion als "immer richtig/immer falsch" zu geben. Ich hoffe du verstehst was ich meine 😅
Ja ich versteh genau was du meinst und ich denke mit der zeit wird es auch besser, bisher hat sie ja schon viele Ängste abgelegt.
Es braucht halt wahrscheinlich auch einfach etwas bis wir uns beide gegenseitig richtig lesen/verstehen können. Und dafür, dass ich sie erst 5 Monate habe klappt ja schon vieles gut.
Ich sollte einfach diese Erwartungshaltung, die oft auch von außen suggeriert wird - das muss schon klappen, das muss perfekt sein, sie ist schon 11 und kann dies nicht- ablegen und uns beiden die benötigte Zeit geben :)
 
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Cornelia
20. Jan. 19:19
Hi,
Ich habe meinen Ersthund, 8 J., seit knapp über einem Jahr. Ich kann Dir nur zustimmen. Anfangs suchte ich händeringend einen Hundetrainer. War aber nichts. Irgendwie passte es nicht.
Nun gut! Ich habe dann viel gelesen und einfach immerzu meinen Hund beobachtet. War interessant, z.B.
hebt sie leicht das rechte Pfoetchen ist ihr etwas nicht geheuer ...links ... sie will etwas von mir... ähnlich Körperhaltung, Ohrenspiel etc.
Was andere erwarten war/ist mir schnuppe.
So bekam ich wegen mangelndem Trainer ... der Hund kann ja gar nicht abgeleint werden.. etc. unentwegt Kritik.
Heute läuft sie frei, auch ohne Trainer!
Allerdings Hündchen beobachtet mich auch!😜
Zum Thema Hundetrainer gibt es übrigens hier einen ganz interessanten Thread, da häufig die Antwort "Trainer muss her!" schon fast stereotyp gegeben wird.
Nichts gegen Trainer, aber DIE Wunderwaffe sind sie auch nicht. Ist ein bisschen so wie früher in der Schule - der Lehrer/in kann es nicht sein - nein, liegt am Kind, Eltern etc., nur hier halt am Hund.
 
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Susanne
21. Jan. 08:39
Hi, Ich habe meinen Ersthund, 8 J., seit knapp über einem Jahr. Ich kann Dir nur zustimmen. Anfangs suchte ich händeringend einen Hundetrainer. War aber nichts. Irgendwie passte es nicht. Nun gut! Ich habe dann viel gelesen und einfach immerzu meinen Hund beobachtet. War interessant, z.B. hebt sie leicht das rechte Pfoetchen ist ihr etwas nicht geheuer ...links ... sie will etwas von mir... ähnlich Körperhaltung, Ohrenspiel etc. Was andere erwarten war/ist mir schnuppe. So bekam ich wegen mangelndem Trainer ... der Hund kann ja gar nicht abgeleint werden.. etc. unentwegt Kritik. Heute läuft sie frei, auch ohne Trainer! Allerdings Hündchen beobachtet mich auch!😜 Zum Thema Hundetrainer gibt es übrigens hier einen ganz interessanten Thread, da häufig die Antwort "Trainer muss her!" schon fast stereotyp gegeben wird. Nichts gegen Trainer, aber DIE Wunderwaffe sind sie auch nicht. Ist ein bisschen so wie früher in der Schule - der Lehrer/in kann es nicht sein - nein, liegt am Kind, Eltern etc., nur hier halt am Hund.
Da kann ich nur zustimmen. Was ich von Bekannten und verwandten mitbekommen habe ist, dass es echt schwer ist, einen guten Trainer zu finden. Kai, was du geschrieben hast, hört sich für mich doch schon kompetent und überlegt an, ich denke, du kannst deine Kompetenz auch so erweitern. Ich persönlich würde mir nur einen Trainer holen, wenn ich einen absoluten Problem Hund hätte bzw um von außen die Situation beurteilen zu lassen. Mit Videos über Hundesprache, Sendungen und Büchern sowie Bauch Gefühl kommst du genauso weit.
 
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Caro
21. Jan. 08:49
Gerade gestern ein hilfreiches Video von DogsTV („Hund hat Angst beim Gassigehen“) zu dem Thema gesehen. Vielleicht gibt das eine Anregung 😊 https://youtu.be/fENAbyGptrE
 
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Dogorama-Mitglied
21. Jan. 09:24
Da kann ich nur zustimmen. Was ich von Bekannten und verwandten mitbekommen habe ist, dass es echt schwer ist, einen guten Trainer zu finden. Kai, was du geschrieben hast, hört sich für mich doch schon kompetent und überlegt an, ich denke, du kannst deine Kompetenz auch so erweitern. Ich persönlich würde mir nur einen Trainer holen, wenn ich einen absoluten Problem Hund hätte bzw um von außen die Situation beurteilen zu lassen. Mit Videos über Hundesprache, Sendungen und Büchern sowie Bauch Gefühl kommst du genauso weit.
Ja ich habe mir schon einige Bücher gekauft, paar Kurse, schaue Videos und führe eine art "Trainings/Verhaltensbuch".
Aber denke sollte uns beiden die Zeit geben und wie du sagst ein großes Problem ist Hilfestellungen vom Trainer holen
 
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Dogorama-Mitglied
21. Jan. 09:25
Gerade gestern ein hilfreiches Video von DogsTV („Hund hat Angst beim Gassigehen“) zu dem Thema gesehen. Vielleicht gibt das eine Anregung 😊 https://youtu.be/fENAbyGptrE
Danke werds mir anschauen :)
 
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R
21. Jan. 09:48
Die ersten Bindungspunkte sollten mindestens zwei Monate schon routiniert sein. Das sind die für den Hund lebensrelevanten (Futter,Wasser,Gassi,Schlaf) wenn diese Punkte für den Hund kein Konfliktpotenzial mehr bieten wird es einfacher Bindungsfragen zu klären. Man muss einfach sagen, dass diese Tierschutzhunde in ihrer Ahnungslosigkeit keine Garantie für ihr Leben kennen. Daher kann jeder Konflikt noch extrem ausarten, je nach gemüt und Selbstbewusstsein des Hundes in Angst,angriff oder Flucht. Freeze ist für mich ein Vorzeichen, kein eigener Gang. Sie ist im Konflikt und findet keine lösung welcher Weg eingeschlagen werden soll. In deinem Fall wird wauzel wohl ungeduldig. Das wird außer scheu auch Interesse sein und ein großer wechsel von "soll ich,soll ich nicht".Allein eben nicht souverän.
Beim freeze sollte die Situation einfeschätzt werden. Übernimm die lösung des Konfliktes ohne zu sehr auf sie einzugehen. Also schon mit ihr weitermachen , aber nicht nach Abfrage ob sie jetzt mitmacht. In manchen Situationen sollte geguckt werden, in manchen Situationen ist es so ungefährlich, dass Hund auch lernen muss(kaltes Wasser) einfach voran und weiter zu gehen. Direkt in den Konflikt würde ich nicht gehen und auch einen Bogen und Abstand dazu einbauen, aber ohne viel "Geschiss" drum zu machen ✌🏼😉. Voran gehen. Hund kann lösung ergreifen, sich einordnen, unterordnen, vertrauen zu lernen und deinen lösungsweg zu erleben. Das die Gefühle da noch Zirkus spielen ist auch ok.das ist aber ein anderes Umgangsthema als die Konfliktsituation. Weder böse,noch mitleidig, noch (das schwierigste) aufgeregt sein. Tief durchatmen und Ziel setzen. Die starre sehe ich oft wie einen Krampf. Auch beim gucken lassen, nicht zu fest werden lassen. Es gibt viele Situationen, wo ein Hund im "Tunnel" ist und kaum ansprechbar. Das kommt mit der Zeit und auch wie der Individuelle Zugang funktioniert.

Ich habe in der Stadt trainiert und bin mir sicher - erstmal zügig durch das Problem und dann zurückblicken - was so gruselig war ist besser,als davor zu stocken und zu diskutieren wie weit die Hormone sich auf Abwehr gestellt haben. Wie gesagt,Abstand und Bogen drum ist absolut in Ordnung.

Meine Akira ist ein bewegungsfreudiger hibbel und sehr flink, sie hat mittlerweile bei Aufregung die Möglichkeit einen Kreis um mich Rum zu laufen. Auch das ist gut für die Orientierung in der Umgebung und bringt Ruhe, das ein Kreis keine Fluchtrichtung ist.