Das Türenknallen vom Wind hat bei Benny auch zu Angst vor Wind geführt, teilweise auch vor halboffenen Türen. Das war trainierbar, weil ich selbst mit der Tür klappern konnte. Ist heute kein Problem mehr und hat ca. 1/2 Jahr gebraucht. Aber Benny ist auch nur ein bisschen unsicher, er hat nicht viele Ängste.
Ganz anders Ella, aus dem Tierschutz, Jagdhündin aus der Toskana. Sie hat viele Ängste, Licht und Schatten, Gegenstände, die sie nicht kennt, fremde Menschen, ... Am schlimmsten Geräusche, deren Ursprung sie nicht ausmachen kann. Wenn in der Gegend gefeiert wird, mit lauter Musik, die man auch bei uns hört. Gewitter ist auch schlimm.
Ich habe im Februar online einen Workshop von Tina Schwarz mitgemacht.
https://tina-schwarz.de/
Ihr Ansatz ist deckungsgleich mit den Empfehlungen aus diesem Podcast
https://open.spotify.com/episode/6M0oxPtP3WcHLYs7k3Eekg?si=_is8mmT2QCeATo2oYrtiFQ
Man soll die Situation, die für den Hund so furchteinflößend ist, mit Fröhlichkeit, Spiel, Spaß und Superleckerli zum Positiven wandeln, so dass der Hund mit dem Auslöser nach einiger Zeit mehr positive Erfahrungen verknüpft als negative. Also nach der ersten Schrecksekunde, die sich bei plötzlichen Ereignissen nicht vermeiden lässt, Party machen. Du musst herausfinden, was Dein Hund ganz doll liebt, und das immer griffbereit haben. Und wenn nicht, nicht ärgern, sondern freuen, über was auch immer.
Daraus ergibt sich, dass jeder Zwang, jedes widerwillig ausgeführte Komnando zu viel Negatives in die Situation bringt, und daher vermieden werden sollte. Ein Hund, der sich bei Angst oder gar Panik verkriechen will, sollte das ungehindert dürfen. Trotzdem solltest Du für Deinen Hund da sein, in dem Maß, das der Hund gut findet. Streicheln wollen dann die wenigsten, selbst wenn sie fast in einen rein krabbeln. Unserem Sammy hat es bei starker Gewitterangst geholfen, die Pfote zu halten. Ella verkriecht sich und hat dort lieber ihre Ruhe. Aber sie beruhigt sich schneller, wenn man sich in die Nähe setzt und einfach da ist. Das hat uns Nala gestern vorgemacht. Ella hatte Gewitterangst und hat sich verkrochen. Den gewählten Rückzugsort sucht sie nur noch bei stärkerer Angst auf. Nala ging hin, schaute sich genau an, was Ella da macht, und legte sich dann quer vor den Eingang des Rückzugsortes.
Man kann auf den ängstlichen Hund einreden, wenn er ihm hilft, aber eben fröhlich. Auf keinen Fall bedauern oder bemitleiden, denn das beinhaltet negative Gefühle.
Ella ist jetzt 1 Jahr bei uns, seit dem Workshop im Februar "freuen" wir uns über alles, was passiert. Wir bleiben immer bei ihr, bis sie wieder entspannt ist, egal, was wir ursprünglich vor hatten. Sie darf sich immer verkriechen und den Ort selbst wählen, aber wir versuchen, so viel Routine wie möglich normal stattfinden zu lassen. Beim letzten Gewitter (gestern) dauerte es nur noch ca. 10 Minuten bis sie sich zum Schlafen eingerollt hat. Ab da kann sie auch auf unsere direkte Nähe verzichten.
In den Situationen mit Musik, die draußen zu hören ist, hat Ella in den ersten Monaten Panik gekriegt. Wollte nur rein, hat sich nicht lösen können. Inzwischen pinkelt sie trotz Musik. Sie will danach zwar auch direkt rein, aber nicht mehr panisch.
Für uns funktioniert das "Freuen" gegen die Angst gut. Man braucht Geduld. Je nach dem, wie gefestigt die Angst inzwischen ist, braucht es teilweise sehr lange, bis die positive Verknüpfung greift.
@Tom: Dann lohnt sich für Dich wahrscheinlich auch die Podcastfolge, die ich vor ein paar Tagen verlinkt habe. Wo auf die Unterschiede zwischen Angst und Furcht ausführlich eingegangen wird. Wichtig, weil die Herangehensweise unterschiedlich ist.