Also bei aller Liebe, aber ich hab auch einen Hund, der, wenn Fremde den ungefragt einfach so anpacken würden, Dinge tun würde, die mindestens meine Tierhalterhaftpflicht ungeil finden würde und der aber ein sehr apartes Aussehen hat, 30kg helles Fluff und je skeptischer/ängstlicher sie guckt, desto goldiger finden sie die Leute, da sie auch idR sehr ruhig und gesittet bei mir (an der Leine) läuft. Davon ab hab ich fürs TH schon Yorkies, Chihuahuas, Labradore, Aussies, Pitbulls und Co ausgeführt und ja, es ist möglich, jeden dieser Hunde vor Fremdstreichlern (was bei den TH Hunden halt aus Versicherhungsgründen verboten war) abzuschirmen, egal ob auf dem Feld, dem Wohngebiet oder am Tag der offenen Tür auf dem vollen Gelände. Ganz ohne Penis. Ist übrigens eine Situation, die sich gut in Hundeschulen oder mit befreundeten Hundehaltern üben lässt.
Der Hund läuft immer an der von Menschen abgewandten Seite, unterhalte ich mich mit jemandem, geht der Hund hinter mich und ich behalte dabei die Umgebung im Auge, dass nicht von hinten wer an den Hund geht. Wenn ich Kot aufsammle, schau ich mich vorher um, ob in dem Moment jemand vorbeigeht. Wenn ich aus dem Haus gehe, wartet der Hund im Flur, bis ich durch die Tür bin.
Wenn ich sehe, da ist Gedränge auf dem Fußweg, wechsle ich die Seite oder warte in einer Parklücke, wenn es mir zu heikel ist.
Kommt trotzdem jemand auf meinen Hund zu, dann gibt es ein bestimmtes, aber eben ehrliches: »Bitte halten Sie Abstand zum Hund!« vielleicht noch mit deutlicher Erklärung, weil dann oft ein »Aber die guckt doch so lieb« oder (Evergreen) »Aber die wedelt doch mit dem Schwanz!« kommt, aber eher gehe ich dann zurück (mit Hund), als dass ich die Leute dann machen lasse. An mir kommt keiner vorbei. ICH bin im Zweifel das, was für meinen Hund, der Maulkorb und Leine kennt, zwischen der angeordneten Pflicht für beides steht, die im Zweifel kommt, wenn mein Hund zupacken sollte oder auch nur jemanden anspringt. Da lasse ich mit mir nicht diskutieren.
Es gibt auch Wege, die sind mir zu eng und zu bestimmten Uhrzeiten zu belebt. Das traue ich mir und meinem Hund das nicht hundertprozentig zu oder ich weiß, dass ich dort an manchen Stellen keine Möglichkeit zum Ausweichen habe. Zum Beispiel die Straße direkt vor unserem Haus zwischen 7:30 und 8 Uhr. Dann kommt für den Fall der Fälle auf den Hund ein Maulkorb, wenn ich da ausgerechnet zu dieser Zeit trotzdem lang muss. Fertig. Wege teile ich im Kopf inzwischen wie Klettersteige nach Schwierigkeit ein.
Klar, das ist sauanstrengend im Gegensatz zu normalem Gassigehen, man muss aufpassen wie ein Schießhund und es ist auch frustrierend, dass man da in seinen Wegen von Dritten limitiert wird, aber da bin ich am Ende des Tages wenigstens platt und schlaf gut. Wenn mein Hund jemanden tackern würde, egal wie blöd der sich angestellt hat, sähe das anders aus.
Und ›den Leuten austreiben‹ kann man das in der eigenen Familie (vielleicht). Im Freundes- und womöglich noch im Bakanntenkreis, oder, wenn man Glück hat, in der direkten Nachbarschaft. Aber es wird immer Heiopeis geben, die es trotzdem wieder versuchen werden, ob nun aus Unwissen, weil sie noch keinem aggressiven oder ängstlichem Hund begegnet sind, oder Unbelehrbarkeit, aber der Wunsch, die Menschheit dahingehend zu erziehen, dass der innerhalb eines Hundelebens doch noch eintritt ... Nein, wird nicht passieren. Egal wie respektlos und mies das ist, es wird immer unsere Arbeit als Halter bleiben und rechtfertigt keine Beißvorfälle.
Da hilft echt nur üben, sowohl für Hund (weggehen und Schutz bei mir suchen, okay; beißen, no way) und Mensch (Sicherheit vermitteln, Kommunikation) und bis dahin die Eskalation so gut es geht vermeiden (Abschirmen, vorausschauend Handeln, ggf mit Maulkorb arbeiten). Das eigene Verhalten und das des Hundes sind die Parameter, auf die man noch den größten Einfluss hat. Alles andere ist in meinen Augen schöne Theorie.