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Laura
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Anzahl der Antworten 20
zuletzt 19. Okt.

Angst beim Gassi gehen

Hey ihr. Brauche mal Hilfe. Mein Junghund, 6 Monate, aus dem Tierschutz hat sehr viel Angst vor Geräuschen, besonders an der Straße. Im Haus bellt er dann auch viel, wenn er das Geräusch nicht einschätzen kann. Er ist jetzt 4 Wochen bei uns. Möchte ihm die Nagst nehmen, sodass wir auch mal spazieren gehen können. Oder soll man noch warten? Im Moment traut er sich keinen Meter vom Grundstück. Fahren deshalb in den Wald. Da klappt alles super. Wie sähe ein Stück für Stück Training aus? Gerne auch Tipps für Sicherheit und Vertrauen im allgemeinen schaffen. Dankeee :)
 
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Johanna
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30. Sept. 10:09
Ich denke nicht, dass du ihn vor allen Geräuschen/Stresseituationen fernhalten solltest.
So kann er nicht lernen damit umzugehen, natürlich nicht übertreiben und direkt an den größeren Straßen spazieren gehen, aber ruhige Wohngebiete könnte er schon langsam kennen lernen.
Anstatt immer in den Wald zu fahren, könnte ein ruhiges Wohngebiet mit kleinen Straßen (Spielstraßen, 30er Zone, etc.) eine Abwechslung sein.

In allen Situationen ist wichtig, dass du entspannt bist und ihm Sicherheit gibst. Also nicht zu sehr auf Geräusche/Stressoren eingehen, nicht den Hund bemitleiden, sondern selbstbewusst vorweg gehen. An für ihn komische Dinge spielerisch oder mit Leckerlies ran und vorbei führen.

Evtl. könnte ein zweiter Hund helfen, an dem er sich orientieren kann. Wenn du also Menschen mit souveränen Hunden in der Nachbarschaft kennst, vllt könnt ihr einfach mal zusammen die Welt erkunden.

In der Wohnung könnte eine Box helfen, die immer offen ist. Viele Hunde fühlen sich darin besonders wohl.
 
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Johanna
30. Sept. 10:09
Ich denke nicht, dass du ihn vor allen Geräuschen/Stresseituationen fernhalten solltest.
So kann er nicht lernen damit umzugehen, natürlich nicht übertreiben und direkt an den größeren Straßen spazieren gehen, aber ruhige Wohngebiete könnte er schon langsam kennen lernen.
Anstatt immer in den Wald zu fahren, könnte ein ruhiges Wohngebiet mit kleinen Straßen (Spielstraßen, 30er Zone, etc.) eine Abwechslung sein.

In allen Situationen ist wichtig, dass du entspannt bist und ihm Sicherheit gibst. Also nicht zu sehr auf Geräusche/Stressoren eingehen, nicht den Hund bemitleiden, sondern selbstbewusst vorweg gehen. An für ihn komische Dinge spielerisch oder mit Leckerlies ran und vorbei führen.

Evtl. könnte ein zweiter Hund helfen, an dem er sich orientieren kann. Wenn du also Menschen mit souveränen Hunden in der Nachbarschaft kennst, vllt könnt ihr einfach mal zusammen die Welt erkunden.

In der Wohnung könnte eine Box helfen, die immer offen ist. Viele Hunde fühlen sich darin besonders wohl.
 
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Olli
30. Sept. 10:12
Irgendwo ist der Wald ja mal zu Ende. Dann geht ihr Richtung Strasse, so dass er noch nicht 'auslöst'. Da setzt du dich hin und liest was, danach wieder etwas näher zur Straße und du liest wieder 'ne Buchseite.

Das gilt eigentlich für alle Reize, die neu sind.

Vielen Junghunden in der Nachbarschaft hat es z.B. geholfen, wenn wir zusammen Gassi gegangen sind.
 
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Johanna
30. Sept. 10:12
Ich würde außerdem immer ein Sicherheitsgeschirr empfehlen, damit falls er sich erschreckt nichts passieren kann.
Aus normalen Geschirren sind Hunde schneller draußen als man schauen kann.

Und dann ganz viel gemeinsam erleben.
Je nachdem was der Hund gerne macht, helfen Suchspiele oder Agility (balancieren auf Baumstämme, etc.) dabei, dass der Hund mehr Selbstbewusstsein aufbauen kann, weil er/ihr gemeinsam Erfolge erlebt.
 
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Nicole
30. Sept. 10:27
Erstmal in der offenen Haustüre herumsitzen.
Und Aussenreize positiv bestätigen.
Z.b. ihr sitzt in der offenen Haustüre im Hauseingang herum.
Jemand läuft vorbei und du belegst das mit einem positiven Markerwort (im Idealfall schon im Haus aufgebaut) und sofort rollt ein Keks/oder lässt ihn aus einer Tube lecken oder du startest ein Sozialspiel mit dir, gibst dem Hund Entspannungsmassagen und ggf auch manipulierst den Hundekörper: Z.b. eine eingezogene Rute von unten in die Waagerechte streicheln, durch streicheln unterm Kinn den Kopf in eine erhabene Position führen.

So belegst du alles aber auch alles positiv, egal ob Mensch, Auto, Fahrrad, etc.

Selbstbewusstseins push: gibt es etwas was euer Hund nach diesen 4 Wochen bereits besonders gut kann? Z.b. etwas tragen?
Viele Hunde tragen Dinge mit Stolzer Position: man kennt das der Kopf geht hoch, oft auch die Rute.

Es gibt Hunde denen hilft es Situationen zu meistern die für sie schwierig sind, wenn sie dabei eine positive Aufgabe haben.
Das kann man sich dann zu Nutze machen indem man diese Aufgabe startet bevor es in die unangenehme Situation geht.
Die unangenehme Situation wird überlagert.
Wichtig dabei: sich immer wieder am Edge zu bewegen.

Teilt euch die Welt ein in Zonen: rote Zone: Nix geht mehr
gelbe Zone: es kostet bereits Überwindung:
Grüne Zone: hier ist die Welt in Ordnung.

Der Edge sind Situationen die euren Hund Überwindung kosten. Aber meistert er die immer öfters: gibt das dem Selbstbewusstsein auch immer mehr push.

Übung dazu z.b: Kekse fliegen: 10 mal in Grüne Zonen, einmal in gelbe, wieder mehrmals in grüne, wieder in gelbe.
Verbales Lob dazu verstärkt bei Keksaufnahme in gelben Zonen.

Wenn auch gelbe Zonen keine Probleme mehr machen. Sich roten Zonen annähern.

Werdet der Bodyguard von eurem neuen kleinen Freund und vor allem übernehmt klare Führung!
Dosiert Weise mit seinen und euren Kräften.

Es kommt Arbeit auf euch zu, und dazu gehören auch Tagesformabhängige Rückschläge.
 
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CAROL
30. Sept. 10:30
Wenn er sich nicht vom Grundstück traut, dann würde ich nicht zwingen. Er ist erst vier Wochen bei euch und ggf hat er auch eine späte Fremdelphase. Schaut euch Dinge in der Nähe ganz in Ruhe an, setzt euch auf eine Bank oder so und lasst ihn einfach gucken. Und erklärt ihm die Welt. Also ruhig die Dinge benennen.
Wenn er im Wald entspannt ist, dann macht das auch ruhig. Ich würde das nicht täglich machen, aber das ist bloß meine Meinung.
Denn er muss auf jeden Fall die Eindrücke verarbeiten können, also genug Ruhephasen haben. Und Wald ist ja auch aufregend wegen der ganzen Gerüche.
 
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Nicole
30. Sept. 10:36
Ja doch ich würde ihn jetzt nach 4 Wochen schon gelegentlich mal vom Grundstück runter nehmen. Irgendwann muss die Welt auch größer werden…

Dazu würde ich es wie beim Welpen machen.
Vom Haus paar Meter wegtragen und dann in Richtung Haus laufen lassen. Das fällt den meisten Hunden erstmal einfacher.

Wählen könnt ihr ja erstmal eine Tageszeit zu der es etwas ruhiger ist in eurer Straße.
 
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Laura
30. Sept. 11:04
Irgendwo ist der Wald ja mal zu Ende. Dann geht ihr Richtung Strasse, so dass er noch nicht 'auslöst'. Da setzt du dich hin und liest was, danach wieder etwas näher zur Straße und du liest wieder 'ne Buchseite. Das gilt eigentlich für alle Reize, die neu sind. Vielen Junghunden in der Nachbarschaft hat es z.B. geholfen, wenn wir zusammen Gassi gegangen sind.
Das mit dem Lesen finde ich gut 😄
 
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CAROL
30. Sept. 11:55
Ja doch ich würde ihn jetzt nach 4 Wochen schon gelegentlich mal vom Grundstück runter nehmen. Irgendwann muss die Welt auch größer werden… Dazu würde ich es wie beim Welpen machen. Vom Haus paar Meter wegtragen und dann in Richtung Haus laufen lassen. Das fällt den meisten Hunden erstmal einfacher. Wählen könnt ihr ja erstmal eine Tageszeit zu der es etwas ruhiger ist in eurer Straße.
Aber was bringt das ihn runter zu zwingen durch‘s Tragen? Was soll er dadurch lernen?
 
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Nicole
30. Sept. 12:21
Aber was bringt das ihn runter zu zwingen durch‘s Tragen? Was soll er dadurch lernen?
Auf dem Arm ist der Hund erstmal in Sicherheit.
Durchs Tragen selbst lernt der Hund nichts.

In gewisser Weise muss der Hund ja aber dennoch Reizen zugeführt werden, damit ein sog. Gewöhnungseffekt überhaupt irgendwann eintreten kann.

Mit dem Tragen hilfst du dem Hund sozusagen erstmal raus aus der Gefahrenzone, in eine unbedenklichere Gegend z.b. die nächste Seitenstraße etc pp. Aber ohne dass du den Hund ins einfrieren und verweigern bzw. ins durchflüchten versetzt.

Hunde sind nicht doof und wissen recht schnell in welche Richtung es wieder in die sichere Wohnung geht. Natürlich muss der Hund trotzdem durch die für ihn noch rote Zone oder sich zumindest rantasten, aber der Anreiz Richtung sichere Höhle zu gehen ist für den Hund automatisch höher wie weg davon.

Ohne Arbeit wie gesagt wird das nichts.

Aber die TE wohnt nunmal an dieser Straße und das wird über kurz oder lang zum Lebensraum des Hundes dazu gehören. - Oder worst case es ist nicht die Umgebung in der dieser Hund leben sollte.

Auf Dauer den Minimum 3 mal täglich ins Auto zu laden und da muss sie ihn ja theoretisch auch schon reintragen, wenn er von alleine nicht vor die Tür tritt, und in den Wald zu fahren oder aber seine Welt lediglich auf die eigenen 4 Wände und vielleicht noch einen heimischen Garten zu beschränken, ist ja nicht das Ziel.

Der Hund wird kaum von alleine eines morgens aufstehen und sagen: ja heute gehe ich mir mal angstfrei die Welt vor der Tür anschauen.
 
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Susanne
30. Sept. 12:27
Meine Tessa kommt auch aus dem Tierschutz und hatte am Anfang auch vor allem Angst. Dann habe ich eine Bekannte mit zwei Aussie‘d gefragt ob ich mit ihr laufen kann 👍 das hat soooo toll geholfen. Auf einmal waren Auto Bus Baustelle Müllabfuhr gar nicht mehr gefährlich 👍👍