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Jay
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 566
zuletzt 28. Okt.

Analyse & Interpretation von Verhalten

Auf mehrfachen Wunsch hin versuch ich hier mal einen Sammelthread zu Analysen und Interpretationen von Verhalten zu starten. Ich denk das könnte ganz spannend werden 😊 Einfach Videosequenz posten und ggf etwas Drumherum-Wissen (z.B. Alter, Geschlecht, Beziehung der Hunde untereinander etc.) posten und schauen was Andere darin sehen. Auch Sequenzen ohne große weitere Beschreibung könnten eventuell interessante Sachen hervor bringen. Bin mal gespannt ob es Anklang findet und was so bei rum kommt.
 
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Jörg
10. Juni 20:33
Hallo Jörg, dein Eindruck, dass der Boxer überfordert war, lässt sich durch mehrere körpersprachliche Elemente gut untermauern. Betrachtet man die Interaktion differenziert, fällt auf, dass es sich nicht um ein ausgewogenes Spiel mit wechselseitiger Rollenübernahme handelt. Der dunkle Hund zeigt ein hohes Maß an körperlicher Präsenz, initiiert dauerhaft den Kontakt, geht sehr eng in den Schulter- und Nackenbereich. Gerade dieser Körperbereich wird unter Hunden sensibel wahrgenommen und ist häufig Zielrichtung bei Dominanzverhalten oder in beginnenden Eskalationen. Der Boxer hingegen zeigt kaum spieltypische Signale. Stattdessen ist eine eher defensive Körpersprache zu beobachten. Er steht oft mit leicht abgewandtem Kopf, niedriger Körperspannung und deutlicher Meidungstendenz. Dein Eingreifen war daher sinnvoll, da eine freiwillige Beendigung des Kontakts durch den Boxer offenbar nicht möglich war. Dass er sich im Anschluss zurückgezogen und geschlafen hat, kann als Zeichen von Erschöpfung bzw. Stressverarbeitung interpretiert werden.
Ich muss dazu sagen das war zu einer Zeit wo beide in der Pupertät waren. Also schon ca drei Jahre her wenn nicht sogar vier. Ich hatte auch so ein wenig das Gefühl das der Boxer meinen Stinker so ein wenig auf Abstand zu uns Haltern bringen wollte.? Was ich so bei der Rückkehr Richtung uns Halter beobachtet habe.
 
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Julia 🐾Nero
10. Juni 21:41
So unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein, ich sehe in der Interaktion kein Problem.
Es ist halt ziemlich wild und körperlich, aber aus meiner Sicht haben beide Spaß daran.
Ja der Amstaff ist in einer vielleicht fordernden Position, aber ich sehe beim Boxer kein ernsthaftes Unbehagen. Sehr ausladende, "clownische" Bewegungen. Man könnte sogar interpretieren, dass der Boxer nachgibt, um den Amstaff zu animieren, was körperlich größere Hunde nicht selten machen.
Ich finde das ist halt ein Raufspiel, was viele Menschen nicht mögen. Wenn sich die Hunde gut kennen würde ich nichts dagegen haben, bei fremden Hunden ist das Risiko bei so wilden Interaktionen vermutlich zu hoch.

Ist jetzt sicher nicht falsch zu unterbrechen, wenn die gar nicht zum Schluss kommen.
Aber meiner hat mal mit einem Amstaff Rüden gespielt da sah es ähnlich aus.
Meiner war dann irgendwann ein bisschen frustriert, weil er nicht so wendig ist und dann musste man auch beenden, weil es bei Rüden halt immer krachen kann, v.a. wenn sie jung und intakt sind.

Aber ich kann auch komplett falsch liegen.
 
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Dogorama-Mitglied
11. Juni 06:21
Hier liege ich mit Finley auf der Couch, er hat sich zu mir gekuschelt und nach ner Weile angefangen so zu grummeln. Ich kann es nicht so recht einordnen. Ist das schon knurren? Was will er mir damit mitteilen? Normalerweise schicke ich ihn so einer Situation von der Couch, wenn er nicht aufhört. Interpretiere ich da zu viel rein? 🤔
Wenn ich nur das Audio höre frag ich mich, knurrt der tatsächlich? Für mich klingt das wie "Schnarchen", sehr monoton und im immer gleichen Abstand, wie bei jedem Atemzug...?
 
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* ᴀʟᴇxᴀꜱ ꜱᴄʜɴᴀᴜᴢᴇʀᴛʀᴜᴘᴘ
11. Juni 06:28
Hier liege ich mit Finley auf der Couch, er hat sich zu mir gekuschelt und nach ner Weile angefangen so zu grummeln. Ich kann es nicht so recht einordnen. Ist das schon knurren? Was will er mir damit mitteilen? Normalerweise schicke ich ihn so einer Situation von der Couch, wenn er nicht aufhört. Interpretiere ich da zu viel rein? 🤔
Ich sehe da nichts "schlimmes"
Ich sehe beschäftige dich mit mir kuscheln, streicheln what ever.
Das knurren ist nicht bösartig und die ganzen Körperhaltung eher wie ein liegender Kartoffelsack.
Hab hier auch so eine Kandidatin die das genauso ausführt. Das ist dann gib mir Aufmerksamkeit und starr nicht den TV oder das Handy an
 
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Dogorama-Mitglied
11. Juni 06:53
Ist schon etwas her aber was haltet ihr von dieser Interaktion der Hunde? Ich habe es dann auch beendet da es mir so schien als ob der Boxer doch etwas überfordert wirkte. Der Boxer ist daheim in seinem Korb direkt eingeschlafen, mein Stinker hat mir daheim dann noch den Ball gebracht zum weiterspielen.
Ich finde, dass der graue Hund ziemlich aufdringlich und lästig in Richtung Boxer ist und der Boxer da so ein bisschen drüber"fiddelt".

Beide sind imho noch im pseudospielerischen (konfliktvermeidenden) Gehabe, ich würde das aber ebenso unterbrechen, weil wirklicher Spass ist das nicht und ich würd nicht warten wollen, bis womöglich irgendwas kippt.

Meist unterbreche ich, wenn ich vom Zusehen her selber das Gefühl von Stellvertreter-Genervtheit bekomme.
Nicht sehr wissenschaftlich 🙈
 
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Moni
11. Juni 07:29
Ist schon etwas her aber was haltet ihr von dieser Interaktion der Hunde? Ich habe es dann auch beendet da es mir so schien als ob der Boxer doch etwas überfordert wirkte. Der Boxer ist daheim in seinem Korb direkt eingeschlafen, mein Stinker hat mir daheim dann noch den Ball gebracht zum weiterspielen.
Bei mehrfacher Betrachtung des Videos fällt mir auf, dass der Boxer den Amstaff versucht mit dem Körper ( Breitseite und Hinterteil) weg zu schupsen.
Und der Amstaff bleibt halt kontinuierlich dran.
Das kann ein Kräftemessen oder eine Diskussion sein. Ein ausgeglichenes Spiel ist es nicht.

Wenn man sieht das eine Interaktion zwischen Hunden kein Ende nimmt, würde ich es immer trennen. Selbst wenn es ein Spiel ist.
Es gibt Hunde, die von sich aus schon viel Ausdauer im Grenzen anfragen und testen haben und wenn dann noch die Rasse Terrier mit rein kommt ist ein "unendlich was auch immer " fast vorprogrammiert.
Muss aber auch nicht sein.
 
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Julia 🐾Nero
11. Juni 07:52
Ich finde Kräftemessen ist ein guter Begriff.
Spiel hat ja verschiedene Funktionen, unter anderem die eigenen Fähigkeiten für Jagd und Kampf zu entwickeln und zu tranieren.
Gerade bei jungen Rüden ist das Bedürfnis ihre Kräfte zu messen oft hoch, wobei ich die Mädels da jetzt auch nicht rausnehmen will.

Die Frage ist, wie man mit sowas umgeht.
Grundsätzlich finde ich es gut, Hunden soetwas kontrolliert zu ermöglichen, solange keiner dabei in ernsthafte Bedrängnis gerät.
Die nächste Stufe wäre vermutlich der Kommentkampf, den natürlich auch wieder keiner will.
Ich finde auch Fiddeln nicht "schlimm", solange es auch funktioniert und zum Ziel führt. Blöd ist wenn der Hund damit keinen Erfolg hat. Im Endeffekt wird viel probiert und gelernt.
Ich finde der Boxer fängt viel gut ab und kann mit der Situation umgehen.
Jetzt müsste man den Hund kennen, um zu wissen, ob er das freiwillig macht oder ob er sich nicht wehren kann. Das finde ich macht auch einen großen Unterschied und ist auf so einer Aufnahme schwer zu erkennen.

Ohne zu spielen wird man kein guter Spieler.
Meiner hat früher auch den Bogen oft überspannt oder konnte nicht selbstständig aufhören. Inzwischen ist er eigentlich ein ziemlich sozialer Spieler, wobei es ihn immer noch ab und an überkommt. Nur das man es jetzt sehr gut unterbrechen kann.

Die Meinungen gehen da sehr auseinander, wie viel Spielraum man Hunden geben sollte, sich auszutesten.
Nur weil es kein "schönes Spiel" ist, ist es deswegen nicht "kein Spiel".

Und dann kommen individuelle Präferenzen. Mache Hunde spielen auf Distanz und berühren sich kaum, andere ringen und wälzen sich übereinander und sind dabei sehr laut.
 
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Dogorama-Mitglied
11. Juni 08:58
Ich finde Kräftemessen ist ein guter Begriff. Spiel hat ja verschiedene Funktionen, unter anderem die eigenen Fähigkeiten für Jagd und Kampf zu entwickeln und zu tranieren. Gerade bei jungen Rüden ist das Bedürfnis ihre Kräfte zu messen oft hoch, wobei ich die Mädels da jetzt auch nicht rausnehmen will. Die Frage ist, wie man mit sowas umgeht. Grundsätzlich finde ich es gut, Hunden soetwas kontrolliert zu ermöglichen, solange keiner dabei in ernsthafte Bedrängnis gerät. Die nächste Stufe wäre vermutlich der Kommentkampf, den natürlich auch wieder keiner will. Ich finde auch Fiddeln nicht "schlimm", solange es auch funktioniert und zum Ziel führt. Blöd ist wenn der Hund damit keinen Erfolg hat. Im Endeffekt wird viel probiert und gelernt. Ich finde der Boxer fängt viel gut ab und kann mit der Situation umgehen. Jetzt müsste man den Hund kennen, um zu wissen, ob er das freiwillig macht oder ob er sich nicht wehren kann. Das finde ich macht auch einen großen Unterschied und ist auf so einer Aufnahme schwer zu erkennen. Ohne zu spielen wird man kein guter Spieler. Meiner hat früher auch den Bogen oft überspannt oder konnte nicht selbstständig aufhören. Inzwischen ist er eigentlich ein ziemlich sozialer Spieler, wobei es ihn immer noch ab und an überkommt. Nur das man es jetzt sehr gut unterbrechen kann. Die Meinungen gehen da sehr auseinander, wie viel Spielraum man Hunden geben sollte, sich auszutesten. Nur weil es kein "schönes Spiel" ist, ist es deswegen nicht "kein Spiel". Und dann kommen individuelle Präferenzen. Mache Hunde spielen auf Distanz und berühren sich kaum, andere ringen und wälzen sich übereinander und sind dabei sehr laut.
Ich denke ein ganz brauchbarer Indikator für Unterbrechen ist, wenn ein Hund erfolglos versucht, die Aktionen des anderen zu vermeiden.

Das scheint mir in dem Video erkennbar und wenn man jetzt nicht zB ausdrücklich die Agenda hat, dass der Bedrängte eigenständig seinen Unmut kundtun soll, wär das für mich ein Grund zu sagen genug jetzt.
 
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Jörg
11. Juni 09:11
Ich denke ein ganz brauchbarer Indikator für Unterbrechen ist, wenn ein Hund erfolglos versucht, die Aktionen des anderen zu vermeiden. Das scheint mir in dem Video erkennbar und wenn man jetzt nicht zB ausdrücklich die Agenda hat, dass der Bedrängte eigenständig seinen Unmut kundtun soll, wär das für mich ein Grund zu sagen genug jetzt.
Da muss ich jetzt mal nachfragen woran du erkennst das der Boxer versucht die Interaktion zu vermeiden?
 
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Julia 🐾Nero
11. Juni 10:08
Da muss ich jetzt mal nachfragen woran du erkennst das der Boxer versucht die Interaktion zu vermeiden?
Ich kann das zum Beispiel nicht erkennen, zumindest nicht zweifelsfrei.

Sobald mal ein paar cm Abstand zwischen den Hunden ist setzt der Boxer selber nach. Er versucht auch seinen Kopf über den Kopf/Schulterbereich des Amstaffs zu legen, nur gelingt es ihm nicht gut.
Weil er einfach mega "abspackt" auf gut deutsch.
Wofür Boxer ja auch bekannt sind, einfach riesen Kasper und Clowns.

Natürlich vorausgesetzt er ist nicht das größte Schaf und kann sich Null behaupten. Aber wie gesagt, dafür müsste man den Hund kennen und in anderen Interaktionen sehen.
Die Interaktion geht laut Aussage im Video ja schon länger so.
Wenn der da gar keinen Bock darauf hätte, würde zumindest mehr Muskeltonus und aktives Meiden einsetzen.

Meiner wendet sich im Spiel auch oft ab und haut dem Gegenüber seinen Hintern ins Gesicht (oder haut ihn um, wenn er sich verschätzt).
Das ist aber bei ihm kein Meiden, sondern eher die Absicht, dass es weiter geht. Viele Hunde schrecken nämlich zurück, wenn sie ihn im Spiel anspringen und er frontal reagiert. Daher hat er seinen Arschbomben Technik verfeinert.

Hättest du was dagegen, wenn ich das Video verschiedenen Trainern zeige?
Denn die Meinungen gehen hier schon sehr auseinander, was mega spannend ist.

Die Wahrheit liegt vielleicht irgendwo dazwischen.