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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 29. Okt.

Aggressives Verhalten gegenüber Artgenossen.

Hallo liebe Community, meine Hündin (ca. 7 Jahre) verhält sich immer mal wieder aggressiv gegenüber Artgenossen. Sie geht nach vorne und schnappt, gebissen hat sie bis jetzt noch nicht. Ich habe sie vor drei Jahren aus dem Tierheim adoptiert und über ihre Vorgeschichte weiß ich leider überhaupt nichts. Wir haben mittlerweile schon so viel ausprobiert aber leider hat keine Trainingsmethode nachhaltig geholfen. Über ein Markersignal+Lekerli lässt sie sich noch am besten regulieren. Leider tappe ich aber immer noch im Dunkeln was bei ihr der Trigger bzw. die Ursache ist… Das merkwürdige ist, das sie das angespannte/aggressive Verhalten grundsätzlich immer bei Hundebegegnungen zeigt, sobald der andere Hund ihr aber sympathisch ist oder nicht auf ihr Verhalten eingeht, möchte sie meistens sofort spielen. Ich würde gerne verstehen, warum sie meint, erst so aggressiv agieren zu müssen bzw. bin ich immer offen für konstruktive Ratschläge. Aktuell gewöhne ich sie an einen Maulkorb, um mehr Sicherheit zu haben. Nur leider wird das Problem dadurch auch nicht gelöst… Evtl. hat jemand eine ähnliche Problematik? Danke für euer Rückmeldungen 😊
 
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Dogorama-Mitglied
27. Okt. 06:40
Das Hundebegegnungsthema finde ich ein super spannendes, das haben wir mit unserem 7jährigen auch. Da du Liese am Besten kennst und es ohne es zu sehen schwierig ist, ihre Intention einzuschätzen, teile ich einfach Mal mit dir, was bei uns geholfen hat:
1. Herausfinden, ob Hund, wenn er die Möglichkeit hat, zum anderen Hund hin oder weg will (bei uns Letzteres)
2. Ab da Hund Ausweg körpersprachlich aufzeigen
3. Weil Hund das noch nicht kapiert hat anfangs, sondern nur den anderen Hund angestarrt --> Beziehungsarbeit
Beziehungsarbeit heißt bei uns: dem Hund zeigen, dass ich "sinnvolle" Entscheidungen treffe in jeglicher Lebenslage.
Mittlerweile sind wir soweit, dass wir gemeinsam sogar (selbstverständlich unter Beachtung der Individualdistanz der Hunde) in Hundebegegnungen verharren lernen, denen Spiky gern aus dem Weg gehen würde, wo ich mich aber mit dem Menschen gegenüber unterhalten möchte.
Viel Erfolg euch weiterhin!
 
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Sarah
27. Okt. 06:59
Es klingt so, als hätte sie gelernt zunächst defensiv zu handeln, bevor der andere Hund den ersten Schritt macht. Du solltest ihr beibringen, dass du Situation handhabst & regelst & nicht, dass sie dafür zuständig ist.
Wahrscheinlich hat sie in dem Zusammenhang eine geringe Individualdistanz, das ist wie bei uns Menschen von Hund zu Hund unterschiedlich. Meine Hündin hat zum Beispiel eine sehr geringe, d.h. ich lasse ihr Zeit sich auf Entfernung an andere Hunde zu gewöhnen (die können sich nämlich auch auf Entfernung beschnüffeln, nicht nur mit Nase im Arsch😂).
Das wären jetzt erstmal meine Ideen dazu.
Begegnen sich die Hunde denn an der Leine oder frei?
 
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Selina
27. Okt. 07:12
Yoshi hat große Probleme mit Menschen. Er hat sich ausschließlich an mich gebunden, fremde machen ihm Angst. Wenn jemand sich auf ihn zu bewegt, weicht er aus. Auch meinem Mann gegenüber ist er allenfalls ambivalent. Aber er sucht auch das Spiel. Dann springt er bellend um meinen Mann herum, vorne runter, hinten hoch, Spuelaufforderung. Wenn mein Mann mitspielt und sich dabei auf ihn zu bewegt, beginnt er zu fiddeln. Er springt mehr zurück oder zur Seite als vor das Bellen wird schrill, die Ohren gehen zur, der Schwanz hängt runter. Zieht mein Mann sich wieder zur, geht das Ganze wieder in Spiel über. Das geht oft längere Zeit hin und her. Aber Yoshi fordert dieses Spiel selbst ein, von Anfang an. Ich glaube, er ist hin und her gerissen, was er davon halten soll, dass mein Mannes auch dazu gehört.
Ja okay die Erklärung macht Sinn, ich dachte du meinst beim Gassi, dass er das macht wenn ihr fremde Menschen trefft.
 
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Sonja
27. Okt. 08:22
Ja okay die Erklärung macht Sinn, ich dachte du meinst beim Gassi, dass er das macht wenn ihr fremde Menschen trefft.
Fremden Menschen würde ich nicht erlauben, Yoshi zum Fiddeln zu bringen. Ich platziere mich dazwischen, das reicht dafür aus.
 
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Claudia
27. Okt. 14:34
Mehr Distanz zum anderen Hund oder immer dazwischen stellen. Unserer macht das auch. Mal genau hinschauen, ob der Hund in die Luft beißt. Sieht täuschend echt aus.

Wir sagen Schnappi, das Krokodil zu ihm.

Mit kleineren Hunden spielt er, mit allen anderen nicht.

Wir halten höflich Abstand und respektieren das. Uns reichen seine kleinen Freunde, die er auf den Spaziergängen trifft.
 
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Dogorama-Mitglied
27. Okt. 21:12
Es klingt so, als hätte sie gelernt zunächst defensiv zu handeln, bevor der andere Hund den ersten Schritt macht. Du solltest ihr beibringen, dass du Situation handhabst & regelst & nicht, dass sie dafür zuständig ist. Wahrscheinlich hat sie in dem Zusammenhang eine geringe Individualdistanz, das ist wie bei uns Menschen von Hund zu Hund unterschiedlich. Meine Hündin hat zum Beispiel eine sehr geringe, d.h. ich lasse ihr Zeit sich auf Entfernung an andere Hunde zu gewöhnen (die können sich nämlich auch auf Entfernung beschnüffeln, nicht nur mit Nase im Arsch😂). Das wären jetzt erstmal meine Ideen dazu. Begegnen sich die Hunde denn an der Leine oder frei?
Danke für deine Einschätzung 😉 Ich lasse Liese aktuell gar nicht mehr mit fremden Hunden in den direkten Kontakt, an der Leine sowie nicht und im Freilauf nur mit Hunden die sie sehr gut kennt. An der Leine zeigt sie grundsätzlich immer dieses aggressive Verhalten und im Freilauf ist es sehr von der Situation und den anderen Hunden abhängig.
 
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Dogorama-Mitglied
27. Okt. 21:20
Ich finde gut, dass Andreas das Spiel in Ausführungszeichen gesetzt hat ;-) Einander fremde Hunde spielen für gewöhnlich nicht miteinander. Schau dir mal das Thema Fiddeln genauer an, da kannst du vielleicht noch ein wenig was lernen: https://sprichhund.de/4fs-fiddle-about/ All die Verhaltensweisen, die du beschreibst, lassen vermuten, dass deine Hündin keinen Kontakt zu (ihr fremden) Artgenossen wünscht bzw. dieser zu unangenehm von statten geht. Das ist übrigens keine Seltenheit, denn Menschen tendieren dazu Hundebegegnungen möglichst unangenehm für Hunde anzugehen (frontale Annäherung, schnelles Aufeinandertreffen, an einem Ort verharren, Lautäußerungen, Hunden nicht ausreichend Ausweichmöglichkeiten bieten etc.). Wie gut bist du denn im Bilde, was hündische Kommunikation betrifft? Ich hänge dir mal noch die Eskalationsleiter an, denn die finde ich für solche Einschätzungen (ganz grob) super hilfreich :)
Vielen Dank für deine Tipps 🙏 In das Thema Fiddeln werde ich mich mal einlesen. Das hilft mir bestimmt nochmal, um Liese besser einschätzen zu können.
Die Eskalationsleiter kenne ich aber leider trifft diese nicht so ganz auf Liese zu…sie überspringt die ersten Stufen und geht sofort in die Eskalation 🙈
 
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Dogorama-Mitglied
27. Okt. 21:23
Ursachenforschung dürfte schwierig werden, bei 4 Jahren unbekannte Vorgeschichte … Spielt angeleint/unangeleint eine Rolle? Geschlecht des anderen Hundes? Größe/Rasse/Farbe (Hunde können durchaus Aversionen entwickeln, wenn sie mit einem bestimmten Hund schlechte Erfahrungen gemacht haben, diese auf äußere Ähnlichkeit projizieren)? Es ist ja durchaus anzunehmen, dass Liese Raum und Ressourcen verteidigen musste, und mit dem schnappen muss gar keine finale Beißabsicht verfolgt werden, sondern eine Warnung. Ist das schnappen nur bei Erstkontakten zu beobachten, oder auch bei Hunden, die sie schon kennt? Passiert das nur einmalig bei der Kontaktaufnahme oder auch während des „Spiels“? Sind die Sinne gesund (sehen, hören, riechen), sprich kann sie den Gegenüber (rechtzeitig) ausreichend wahrnehmen/abschätzen? Wie sicher/souverän ist deine Hündin insgesamt, auch und gerade in unbekannten Situationen? Vor einer „Therapie“ würde ich sorgfältig nach Gesetzmäßigkeiten/Auslösern fahnden. Für deinen Hund macht sein Verhalten sicher Sinn, fragt sich nur welchen … Sorry, sind nur Fragen, aber es macht schon einen Unterschied, ob sie angstmotiviert oder dominant-aggressiv ist …
Okay vielen Dank für den Input und die Fragen 😉 Ich habe diese jetzt einmal für mich beantwortet und Liese geht eher in die Richtung dominant-aggressiv. Ich werde aber nochmal Rat bei einer Hundetrainerin suchen.
 
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Dogorama-Mitglied
27. Okt. 21:33
Mehr Distanz zum anderen Hund oder immer dazwischen stellen. Unserer macht das auch. Mal genau hinschauen, ob der Hund in die Luft beißt. Sieht täuschend echt aus. Wir sagen Schnappi, das Krokodil zu ihm. Mit kleineren Hunden spielt er, mit allen anderen nicht. Wir halten höflich Abstand und respektieren das. Uns reichen seine kleinen Freunde, die er auf den Spaziergängen trifft.
Danke ☺️ Mehr Distanz, einen Bogen laufen, Körper dazwischen stellen, das mache ich bereits alles. Aber leider hängt Liese trotzdem in der Leine sobald ein fremder Hund vorbei geht…
Zeigt euer Hund das Verhalten denn immer noch oder habt ihr es komplett im Griff?
 
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Elli
28. Okt. 02:12
Danke ☺️ Mehr Distanz, einen Bogen laufen, Körper dazwischen stellen, das mache ich bereits alles. Aber leider hängt Liese trotzdem in der Leine sobald ein fremder Hund vorbei geht… Zeigt euer Hund das Verhalten denn immer noch oder habt ihr es komplett im Griff?
Wir haben ein ähnliches Problem mit unserem Pubertier. Trainieren daran schon seitdem er ein Welpe war. Bei mir passiert das häufig dann, wenn ich abgelenkt, aufgeregt, nicht komplett entspannt und fokussiert bin. Wenn es passiert hol ich langsam die Leine ein, greife ins Halsband und schiebe ihn sanft aber konsequent hinter mich ins Sitz. Dabei bleibe ich stehen, mache mich groß, übernehme die Führung. Da muss man echt konsequent und selbstbewusst bleiben. Mal kann er völlig entspannt an Hunden vorbei, mal gar nicht. Wichtig ist, dass man selbst cool bleibt und dem Hund die Führung vermittelt, egal was er tut. Zeig ihr nicht, dass dich ihr Verhalten beeindruckt oder stresst. Passiert mir leider auch noch zu oft aber je entspannter ich bin, desto entspannter kann der Hund sein 😄 also kurzum: trotz intensivem Training gibt es gute und schlechte Tage, ganz los sind wir es nicht, aber so weit, wie wir uns es nicht hätten träumen lassen in der Zeit. Drücke euch die Daumen 👍