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Jörg
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zuletzt 12. Juli

Aggression beim Hund.

Nur mal so für die Menschen die immer schreiben das es immer am Halter liegt wenn ein Hund Aggression zeigt. https://youtube.com/shorts/-ZKH5FgyxjE?si=-1TvRrOs3h6rjmCN Was sagt ihr dazu und welcher Meinung habt ihr zu dem Thema Agresion. Das ganze ist ein schwieriges Thema daher bitte bleibt freundlich.
 
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Dogorama-Mitglied
10. Juli 13:15
Das Problem ist ja man muss das leben. Nur draußen oder nur bei Hundebegegnungen funktioniert das nicht. Vorspielen kann man einem Hund auch nichts. Und dann ist die Frage, wie lange so eine Persönlichkeitsentwicklung im Verhältnis zu einem Hundeleben dauert. Ich denke manchmal muss man akzeptieren, dass nicht jeder Mensch und Hund zusammen passen. Für mich kommt eine Abgabe in gute Hände definitiv in Frage.
Du bist wirklich sehr reflektiert, bevor ich aber meinen Hund abgebe würde ich mich doch versuchen zu ändern.
 
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Svenja
10. Juli 13:26
Du bist wirklich sehr reflektiert, bevor ich aber meinen Hund abgebe würde ich mich doch versuchen zu ändern.
Aber Dominik, das ist genau das, auf das ich immer hinaus wollte. Als Hundetrainer/Berater/whatever arbeitest du mit den Menschen und nicht mit den Hunden. Natürlich funktioniert das rein körpersprachliche, intuitive Korrigieren von Hunden meist deutlich schneller als das rein positive Training. Aber welches du anwenden kannst, entscheidest nicht du, sondern der Mensch, der deine Hilfe sucht. Viele Menschen sind nicht dazu in der Lage, wozu du in der Lage bist. Ich habe Hunde im Training, die rasten in Hunde Begegnungen dermaßen aus, kaum nehme ich die Leine, ist Ruhe. Wenn ich diesen Menschen sage: "mach es wie ich", dann habe ich 0,0 geholfen.
Anderen Menschen zeigst du es und sie haben diese Präsenz und Einstellung oder sie können sie erlernen. Das muss man heraus finden und dann so trainieren, wie der Mensch es umsetzen kann - egal, was man selber kann.
Und bei manchen Formen von Aggression oder auch Angst kannst du als Mensch auch mit Standing tun, was du willst, da braucht es einfach langwieriges Training.
 
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Dogorama-Mitglied
10. Juli 17:12
Aber Dominik, das ist genau das, auf das ich immer hinaus wollte. Als Hundetrainer/Berater/whatever arbeitest du mit den Menschen und nicht mit den Hunden. Natürlich funktioniert das rein körpersprachliche, intuitive Korrigieren von Hunden meist deutlich schneller als das rein positive Training. Aber welches du anwenden kannst, entscheidest nicht du, sondern der Mensch, der deine Hilfe sucht. Viele Menschen sind nicht dazu in der Lage, wozu du in der Lage bist. Ich habe Hunde im Training, die rasten in Hunde Begegnungen dermaßen aus, kaum nehme ich die Leine, ist Ruhe. Wenn ich diesen Menschen sage: "mach es wie ich", dann habe ich 0,0 geholfen. Anderen Menschen zeigst du es und sie haben diese Präsenz und Einstellung oder sie können sie erlernen. Das muss man heraus finden und dann so trainieren, wie der Mensch es umsetzen kann - egal, was man selber kann. Und bei manchen Formen von Aggression oder auch Angst kannst du als Mensch auch mit Standing tun, was du willst, da braucht es einfach langwieriges Training.
Das weiß ich doch aber ich denke dann sollte man eher darüber nachdenken ob Hund und Mensch zusammenpassen. Wird sonst keiner glücklich mit so einem rumgeeiere. Man sollte aber trotzdem immer erst gucken ob der Mensch sich nicht dementsprechend ändern kann.
 
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Steffi
10. Juli 17:38
Ist halt leider nicht mein Wesen / meine Art. Ich wäre vom Typ her der positive only Mensch. Nur verstehe ich, dass es nicht die ganze Wahrheit ist und bin davon nicht überzeugt, wie meine "Kollegen". Bzw eigentlich glaube ich ja sogar, dass es nicht bei allen Hunden funktionieren kann. Aber ändern kann ich mich nicht 🙈.
Hey, sich im Sinne des Hundes breit zu informieren und über viele Möglichkeiten nachzudenken, ist auf eine andere Art positiv, nämlich reflektiert und offen, ich finde, da bist Du wirklich gut drin. Auch zu erkennen, dass ein einziger Weg nicht zum Ziel führt. Deswegen muss man vielleicht auch nicht seine Persönlichkeit ändern, sondern hinter Entscheidungen stehen, um sich so ermöglichen, dass Verhalten zu ändern bzw. anzupassen. Ich denke auch, dass einige Dinge, die man als Teil seiner Persönlichkeit empfindet, anerzogen sind oder so sehr in einer Gruppe etabliert bzw. modern sind, dass es schwer ist zu sagen: Ich mach das jetzt anders und steh dazu. Besonders schwer ist es, wenn es nicht nur um einen selber geht, sondern um ein abhängiges Lebewesen, für das man die Verantwortung trägt.
 
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Dogorama-Mitglied
10. Juli 18:18
Ja das stimmt natürlich, wenn der Hund ein hoch emotionales Aggressionsverhalten zeigt. Und ich habe inzwischen den Eindruck, dass es im Weltbild vieler "rein positiven" Leute nur Hunde zu geben scheint, die hoch emotional und defensiv aggressiv sind. Sie sind also so gestresst und erregt und können gar nicht anders als aggressiv zu reagieren, weil sie sich beengt und bedroht fühlen. Daher kommt immer die Aussage "wenn der Hund sich doch für die "falsche" Reaktion entscheidet, war er einfach noch zu erregt oder die gebotene Alternative war nicht gut genug". Aber was ist mit Hunden, die operant und offensiv aggressiv sind? Also zielgerichtet, bei vollem Bewusstsein aktiv in die Konfrontation gehen bzw diese initiieren? Ich glaube das ist der große Streitpunkt. Für die "positive only" Leute kann es solche Hunde nicht geben, weil so ein Hund eigentlich ohne negative Konsequenzen auf Seiten des Halters sein Aggressionsverhalten nicht einschränken wird. Denn er ist nicht zu aufgeregt und er fühlt sich nicht bedroht und agiert bewusst aggressiv. Aber die positive only Fraktion glaubt, dass eine negative Konsequenz nie notwendig ist, ergo darf es diese Hunde einfach nicht geben. Es gibt sie aber. Ist jetzt ein bisschen off-topic, hat mich aber beschäftigt.
Ein wichtiger Punkt scheint mir aber, dass diese Art der Aggression sehr selten ist.
Das ist für eine soziale Tierart keine erfolgversprechende Strategie. Würden Hunde häufig so ticken, wären sie weder Rudeltiere noch könnten sie mit uns Menschen zusammenleben.
 
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Julia 🐾Nero
10. Juli 18:34
Ein wichtiger Punkt scheint mir aber, dass diese Art der Aggression sehr selten ist. Das ist für eine soziale Tierart keine erfolgversprechende Strategie. Würden Hunde häufig so ticken, wären sie weder Rudeltiere noch könnten sie mit uns Menschen zusammenleben.
Einerseits hast du Recht.

Andererseits würde ich folgende Einwände bzw Gedanken einbringen.

Hunde sind nicht aus evolutionären Druck entstanden, sondern durch selektive Züchtung.
Damit haben sich nicht immer die Exemplare fortgepflanzt, die am besten an die Umwelt und ein Zusammenleben angepasst sind.

Des weiteren sind Rudeltiere in der Regel nicht tolerant Artgenossen gegenüber, die nicht zum Rudel gehören. Diese werden vertrieben oder sogar getötet, wenn wir uns mal die Vorfahren anschauen.

Bei Straßenhunden, die oft exemplarisch für Konfliktvermeidung herangezogen werden, findet womöglich eine natürliche Selektion statt. Es überleben nur die konfliktvermeidenden Hunde lange genug, um von uns beobachtet zu werden.
Die anderen werden als Problemhund abgefangen oder bei Auseinandersetzung verletzt (was ohne medizinische Versorgung tödlich enden kann durch beispielsweise Infektionen).
Wäre eine Möglichkeit.

Zuletzt kann ich zumindest von meinem von mir betitelten offensiv, operanten Hund berichten, dass er noch nie auch nur in meine Richtung geschnappt hat. Egal wir sehr er in Rage war. Unser Zusammenleben ist eigentlich safe.

Aber er hat auch noch keinen anderen Hund verletzt, war bisher immer konstruktiv und hatte nie echte Beschädigungsabsicht.

Wären so meine spontanen Gedanken.

Aber du hast Recht, das ist mit Sicherheit eher selten. Ich hatte mit sowas noch nie zu tun, kenne bis heute keinen anderen Hund, den ich so einschätzen würde und viele der Trainer, die ich aufgesucht habe scheinbar auch nicht.
 
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Julia 🐾Nero
10. Juli 18:44
Du bist wirklich sehr reflektiert, bevor ich aber meinen Hund abgebe würde ich mich doch versuchen zu ändern.
Glaub mir das habe ich.
Wir waren in den zwei gemeinsamen Jahren in zwei Hundeschulen, bei 3 freiberuflichen Trainern, in einem Zentrum für Verhaltenstherapie, zwei Hundesportvereinen und ich habe mehrere Tausend Euro für Training ausgegeben.

Und es ist immer ein Pingpong zwischen die Methode funktioniert, aber passt nicht zu mir und die Methode passt zu mir, aber funktioniert nicht.

Jetzt ist Nero 4 und hat damit ein gutes Drittel seiner Lebenserwartung erreicht. Wie lange soll das so gehen, wenn ich mit eigenen Augen gesehen habe, dass er ein gutes Leben haben kann, wenn er in richtigen Händen ist.

Ich versuche es aktuell auch noch mal neu und vor allem mit Arbeit an mir. Aber bin auch im Gespräch mit seiner Betreuerin über eine mögliche Abgabe an sie.
 
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Jörg
10. Juli 19:05
Glaub mir das habe ich. Wir waren in den zwei gemeinsamen Jahren in zwei Hundeschulen, bei 3 freiberuflichen Trainern, in einem Zentrum für Verhaltenstherapie, zwei Hundesportvereinen und ich habe mehrere Tausend Euro für Training ausgegeben. Und es ist immer ein Pingpong zwischen die Methode funktioniert, aber passt nicht zu mir und die Methode passt zu mir, aber funktioniert nicht. Jetzt ist Nero 4 und hat damit ein gutes Drittel seiner Lebenserwartung erreicht. Wie lange soll das so gehen, wenn ich mit eigenen Augen gesehen habe, dass er ein gutes Leben haben kann, wenn er in richtigen Händen ist. Ich versuche es aktuell auch noch mal neu und vor allem mit Arbeit an mir. Aber bin auch im Gespräch mit seiner Betreuerin über eine mögliche Abgabe an sie.
Ich möchte nur auf den letzten Abschnitt eingehen. Du siehst bei der Betreuerin nur Moment Ausschnitte wie es aussieht wenn er sich dort eingelebt hat weiß man erst nach einiger Zeit. Von daher fände ich es Schade wenn du ihn dort hin gibst. Denn ich halte dich eigentlich für jemanden der nicht auf gibt. Und gerade dieser Therd soll helfen damit um zu gehen. Und eventuell Ursachen zu finden die einem helfen den eigenen Hund besser zu verstehen. Um damit besser um zu gehen. Jedermanns Freund kann man vom Hund nicht erwarten. Und jeder Hundehalter hat auch seine Rückschläge. Aber nur aus diesen lernen wir.
 
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Dogorama-Mitglied
10. Juli 19:09
Einerseits hast du Recht. Andererseits würde ich folgende Einwände bzw Gedanken einbringen. Hunde sind nicht aus evolutionären Druck entstanden, sondern durch selektive Züchtung. Damit haben sich nicht immer die Exemplare fortgepflanzt, die am besten an die Umwelt und ein Zusammenleben angepasst sind. Des weiteren sind Rudeltiere in der Regel nicht tolerant Artgenossen gegenüber, die nicht zum Rudel gehören. Diese werden vertrieben oder sogar getötet, wenn wir uns mal die Vorfahren anschauen. Bei Straßenhunden, die oft exemplarisch für Konfliktvermeidung herangezogen werden, findet womöglich eine natürliche Selektion statt. Es überleben nur die konfliktvermeidenden Hunde lange genug, um von uns beobachtet zu werden. Die anderen werden als Problemhund abgefangen oder bei Auseinandersetzung verletzt (was ohne medizinische Versorgung tödlich enden kann durch beispielsweise Infektionen). Wäre eine Möglichkeit. Zuletzt kann ich zumindest von meinem von mir betitelten offensiv, operanten Hund berichten, dass er noch nie auch nur in meine Richtung geschnappt hat. Egal wir sehr er in Rage war. Unser Zusammenleben ist eigentlich safe. Aber er hat auch noch keinen anderen Hund verletzt, war bisher immer konstruktiv und hatte nie echte Beschädigungsabsicht. Wären so meine spontanen Gedanken. Aber du hast Recht, das ist mit Sicherheit eher selten. Ich hatte mit sowas noch nie zu tun, kenne bis heute keinen anderen Hund, den ich so einschätzen würde und viele der Trainer, die ich aufgesucht habe scheinbar auch nicht.
Das Grundprinzip "Hund" ist schon natürlich evolutionär entstanden, und auch Züchtung ist im Großen und Ganzen darauf ausgelegt, einigermaßen kooperative und konfliktreduzierende Individuen zu produzieren.
Die Exemplare, die deutlich aus diesem Schema fallen, zählen imho zu den Zuchtfehlern.


Bei Konflikten mit Artgenossen greift aber im Normalfall die Verhaltensabfolge, die wir als Eskalationsleiter kennen.
Aus dem Weg Gehen, Deeskalieren, auf Entfernung Drohen, Verjagen etc.
Wer da gezielt auch über weitere Strecken zur Konkurrenz läuft und die angreift, fällt deutlich aus dem üblichen Schema und wäre eben genau so ein Problemhund, der ja auch selbst leicht verletzt werden kann.

Bez deinem Hund bin ich jetzt verwirrt - hattest du nicht auch von ernster (rückgerichteter) Aggression berichtet?
Oder verwechsle ich das jetzt?
Vielleicht könntest du das nochmal genauer beschreiben, womöglich hab ich da ein falsches Bild...

Was macht er denn dann, wenn er aggressiv auf Entfernung zu anderen hinläuft?

Ich hatte jetzt mal eine Begegnung mit einer Hündin, die in dem Moment operant, offensiv und destruktiv wirkte.
Das denk ich tatsächlich an das Wort "Psychopath".
 
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Dogorama-Mitglied
10. Juli 19:16
Ich möchte nur auf den letzten Abschnitt eingehen. Du siehst bei der Betreuerin nur Moment Ausschnitte wie es aussieht wenn er sich dort eingelebt hat weiß man erst nach einiger Zeit. Von daher fände ich es Schade wenn du ihn dort hin gibst. Denn ich halte dich eigentlich für jemanden der nicht auf gibt. Und gerade dieser Therd soll helfen damit um zu gehen. Und eventuell Ursachen zu finden die einem helfen den eigenen Hund besser zu verstehen. Um damit besser um zu gehen. Jedermanns Freund kann man vom Hund nicht erwarten. Und jeder Hundehalter hat auch seine Rückschläge. Aber nur aus diesen lernen wir.
Das find ich in dem Fall total fehlgeleitet.

Hundehaltung ist kein Wettbewerb, auch nicht mit sich selbst.
Es ist kein "Aufgeben", wenn man nach langen Bemühungen feststellt, dass man nicht gut zusammenpasst und der Hund mit jemand Anderem besser harmoniert.

Wenn die Betreuerin gut zu Nero passt und Julia sich nicht endlos verbiegen kann, um sich passend zu machen, spricht nichts dagegen, ihn zu übergeben.