Richtig ist, dass kein Welpe mit einem fixen Aggressionsverhalten zur Welt kommt. Aber was man eben schon beobachten kann – und was auch zuchtgeschichtlich teils eben gezielt selektiert wurde –, sind neurobiologische Voraussetzungen, die bestimmte Reaktionsweisen wahrscheinlicher machen: z. B. eine niedrige Reizschwelle, hohe Erregbarkeit, geringe Frustrationstoleranz oder ein besonders ausgeprägtes Verteidigungsverhalten.
Diese Merkmale sind für sich genommen noch keine „Aggression“, aber sie erhöhen ganz klar die Wahrscheinlichkeit, dass ein Hund unter Stress, Überforderung oder Frust schneller mit aggressiven Strategien reagiert – auch ohne negative Lernerfahrungen.
Insofern sind Welpen aus solchen Linien nicht aggressiv geboren, aber sie bringen eine bestimmte Stressverarbeitungsarchitektur mit, die sich später deutlich im Verhalten zeigen kann, je nach Umwelt, Training und Belastung - siehe zB bestimmte Diensthund- , oder HSH - Linien.
Wenn man das auf die Spitze treibt, hat man aber nach einigen Generationen offenbar tatsächlich Tiere, die kaum mehr in der Lage sind, reguliert zu reagieren und für die offensive Aggression so ziemlich die einzig verfügbare Reaktion auf Umweltreize darstellt.
Da kann man dann schon umgangssprachlich sagen, die werden aggressiv geboren.
Dass diese Versuche oder Vermeherreien ser hässlich sind, muss man wohl nicht extra betonen.
Die Erkenntnisse daraus sind aber dennoch hochinteressant und erweitern das Verständnis dafür, was in der Zucht alles verkackt werden kann.