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Laura
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Anzahl der Antworten 4
zuletzt 12. Dez.

Ängstliche Hündin

Ich weiß nicht ob es hierzu schon mal einen Thread gab, aber wir haben eine Pomchi Hündin (1 Jahr). Sie ist super lieb und eine treue Begleiterin - bei mir und meiner Freundin.. Sind wir jedoch bei der Familie oder Freunden, darf und soll ihr am liebsten keiner zu nahe kommen, dann rennt sie schnell weg & will sich verstecken. Sie ist super ängstlich. Auch das Treffen auf andere Hunde ist nicht immer so, wie ich es mir vielleicht auch für sie wünsche.. sie hat Angst vor anderen Hunden und bellt sie dann an & versteckt sich hinter mir. Habt ihr Tipps wie wir üben können, dass sie da offener wird ? Wir sind mit unserem Latein am Ende. 😅 Zu unserer Hündin: Fina haben wir mit 6 Monaten geholt, sie war nicht sozialisiert & kannte alltägliche Situationen gar nicht und dort war sie auch schon sehr ängstlich. - sie kam aber dann doch zu mir & hat mein Herz gehabt. 🥰 die Umstände in ihrem alten Zuhause.. dazu können wir nur vermuten.. es waren andere Tiere im Haushalt und ein kleinere Kinder.
 
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Alina
Beliebteste Antwort
11. Dez. 22:09
Hallo Laura, Ich hab auch so eine kleinen Angsthasen bei mir Zuhause. Das wir sie bei uns aufgenommen haben, ist jetzt schon fünf Jahre her und sie hat sich soo stark weiterentwickelt in dieser Zeit! Damals hat sie sich unter den Tischen versteckt und von dort fremden Besuch angebellt, wollte keine 500m Spazieren aus Angst und traute sich nicht in unbekannte Gebäude oder Treppen hoch. All das macht sie heute nicht mehr und ist ein richtig toller Begleithund geworden. Trotzdem ist sie nicht wie ich mir einen typischen Hund immer vorgestellt habe. Fremde mag sie immernoch nicht und auch auf fremde (große) Hunde hat sie auch nicht immer Lust. Und das ist okay :) Das wichtigste ist dass wir unsere Hund so akzeptieren wie sie sind und in dem Maße unterstützen wie sie es brauchen. Bei uns ist wirklich ganz viel mit der Zeit gekommen, aber natürlich haben wir auch aktiv daran geübt. Für unsichere Hunde ist das beste zum Selbstvertrauen aufbauen, dass sie selbstbestimmt handeln können und motiviert werden kleine Herausforderungen zu meistern. Was dafür super ist, sind zum Beispiel alle möglichen Futterspiele wie Futterbälle, gefüllte Klopapierrollen oder Zeitungspapier. Ansonsten bietet es sich gerade bei den Kleinen super an Wald immer mal wieder über liegende Äste zu steigen oder größere Steine zu erklimmen. Auch das Laufen über verschiedene Untergründe ist bei Peanut eine Herausforderung gewesen. Und das haben wir dann immer wieder positiv mit ganz viel Leckerchen verknüpft. Im Kontakt mit anderen Menschen und Hunden ist es ganz wichtig ihr "nein" zu akzeptieren. Peanut wird bis heute nicht von Fremden gestreichelt, muss nicht vom Besuch betüddelt werden oder von jedem Hund begrüßt werden und wird da von mir auch in Schutz genommen. Meistens reicht da schon ein einfaches Ansprechen der Menschen :) Weil auch hier erfährt der Hund Selbstwirksamkeit ("das was ich kommuniziere, wird verstanden") und kann dann in seinem Tempo entscheiden, wie er vor geht. Peanut mag es zum Beispiel wenn Besuch sich auf die Couch setzt und sie dann immer ein Stück näherrücken kann und nach zwei/drei Treffen sitzt sie dann auf einmal auf dem Schoß. Du schreibst dass deine Fina sich bei Menschenbesuch versteckt. Das würde ich so erstmal akzeptieren. Bitte deinen Besuch sie nicht zu beachten, meistens hilft es schon wenn man die Hunde dann wirklich nicht anguckt und abgewandt von ihnen ist. Am besten setzt sich der Besuch hin und nach einige Minuten kannst du anfangen ihr Futterspiele in die Nähe ihres Versteckes zu legen. Ich bin kein Fan davon, dass der Besuch versucht den ängstlichen Hund zu füttern um sein Vertrauen zu gewinnen, da das einen Zwiespalt und zwangsmäßig Stress in dem Hund auslöst ("ich will das Futter, aber eigentlich will ich da nicht hin"). In Begegnungen mit Hunden beschreibst du dass Fina bellt und sich hinter dir versteckt. Das ist natürlich nicht besonders angenehm - weder für Fina noch für dich. Reaktives Verhalten an der Leine zu trainieren ist ein langer Weg. Dazu findest du sicherlich auch noch einige Tipps in anderen Foren. Wir haben das so gemacht: 1. Beobachten: Nimm dir ganz bewusst vor die nächsten Male zu beobachten wann Fina anfängt zu Bellen. Wie weit ist der andere Hund weg? Wie sieht ihre Körpersprache davor aus? Hebt sie ihren Kopf, Fixiert den anderen Hund, Kringelt den Schwanz ein, weitet die Augen, etc. Es ist wichtig dass du dir diese Details merkst, damit du in Zukunft frühzeitig reagieren kannst. Denn Verhalten festigt sich, je öfters es ausgeübt wird. 2. Managment: Damit sich das Verhalten nicht weiterhin festigen kann, versuche zu nahe Hundebegegnungen erstmal zu meiden. Bleibe stehen, drehe um, laufe einen Bogen um anderen Hunden die in Fina's Komfortzone kommen auszuweichen. Das machst du damit du dann "leichte" Situationen schaffen kannst, in denen Fina Lernerfolge erzielen kann. Zum Umdrehen benutzen wir zum Beispiel ein Kommando "hier lang" und haben das erstmal ohne andere Hunde geübt. Sollte doch mal ein Hund unausweichlich auf euch zu kommen, nimm Finas Signale ernst. Versteckt sie sich hinter dir, dann halte den anderen Hund davon ab zu ihr zu gelangen und belohne sie wenn sie dabei ruhig bleibt. 3. Positive Erlebnisse schaffen. Jetzt hast du eine gute Lernumgebung geschaffen, z.B. Läuft in einiger Entfernung ein Hund entspannt an euch vorbei. Nun kannst du Fina für ruhiges Beobachten oder abwenden belohnen. Am Anfang haben wir das gerne mit Leckerlis gemacht die wir ins Gras gestreut haben. Das Schnüffeln baut nämlich Stress ab. Mit der Zeit kann man die Entfernung dann immer weiter verringern. 4. Social walks: die haben uns tatsächlich am meisten geholfen. Verabrede dich mit anderen Hundebesitzer oder laufe ein Stück mit anderen Spaziergängern mit Hund mit, wenn ihr euch begegnet. Dabei sollten sich beiden Hunde erstmal auf der angewandten Seite an kurzer Leine befinden bzw. sollten sie keinen Kontakt zueinander haben. So lernt deine Fina, dass nicht jeder Hund direkt ihre Komfortzone betritt und sie auch in der Gegenwart von anderen Hunden spannende/entspannte Dingen wie schnüffeln, markieren, etc. machen kann. Ich hoffe die Tipps können dir ein wenig helfen :)
 
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Alina
11. Dez. 22:09
Hallo Laura, Ich hab auch so eine kleinen Angsthasen bei mir Zuhause. Das wir sie bei uns aufgenommen haben, ist jetzt schon fünf Jahre her und sie hat sich soo stark weiterentwickelt in dieser Zeit! Damals hat sie sich unter den Tischen versteckt und von dort fremden Besuch angebellt, wollte keine 500m Spazieren aus Angst und traute sich nicht in unbekannte Gebäude oder Treppen hoch. All das macht sie heute nicht mehr und ist ein richtig toller Begleithund geworden. Trotzdem ist sie nicht wie ich mir einen typischen Hund immer vorgestellt habe. Fremde mag sie immernoch nicht und auch auf fremde (große) Hunde hat sie auch nicht immer Lust. Und das ist okay :) Das wichtigste ist dass wir unsere Hund so akzeptieren wie sie sind und in dem Maße unterstützen wie sie es brauchen. Bei uns ist wirklich ganz viel mit der Zeit gekommen, aber natürlich haben wir auch aktiv daran geübt. Für unsichere Hunde ist das beste zum Selbstvertrauen aufbauen, dass sie selbstbestimmt handeln können und motiviert werden kleine Herausforderungen zu meistern. Was dafür super ist, sind zum Beispiel alle möglichen Futterspiele wie Futterbälle, gefüllte Klopapierrollen oder Zeitungspapier. Ansonsten bietet es sich gerade bei den Kleinen super an Wald immer mal wieder über liegende Äste zu steigen oder größere Steine zu erklimmen. Auch das Laufen über verschiedene Untergründe ist bei Peanut eine Herausforderung gewesen. Und das haben wir dann immer wieder positiv mit ganz viel Leckerchen verknüpft. Im Kontakt mit anderen Menschen und Hunden ist es ganz wichtig ihr "nein" zu akzeptieren. Peanut wird bis heute nicht von Fremden gestreichelt, muss nicht vom Besuch betüddelt werden oder von jedem Hund begrüßt werden und wird da von mir auch in Schutz genommen. Meistens reicht da schon ein einfaches Ansprechen der Menschen :) Weil auch hier erfährt der Hund Selbstwirksamkeit ("das was ich kommuniziere, wird verstanden") und kann dann in seinem Tempo entscheiden, wie er vor geht. Peanut mag es zum Beispiel wenn Besuch sich auf die Couch setzt und sie dann immer ein Stück näherrücken kann und nach zwei/drei Treffen sitzt sie dann auf einmal auf dem Schoß. Du schreibst dass deine Fina sich bei Menschenbesuch versteckt. Das würde ich so erstmal akzeptieren. Bitte deinen Besuch sie nicht zu beachten, meistens hilft es schon wenn man die Hunde dann wirklich nicht anguckt und abgewandt von ihnen ist. Am besten setzt sich der Besuch hin und nach einige Minuten kannst du anfangen ihr Futterspiele in die Nähe ihres Versteckes zu legen. Ich bin kein Fan davon, dass der Besuch versucht den ängstlichen Hund zu füttern um sein Vertrauen zu gewinnen, da das einen Zwiespalt und zwangsmäßig Stress in dem Hund auslöst ("ich will das Futter, aber eigentlich will ich da nicht hin"). In Begegnungen mit Hunden beschreibst du dass Fina bellt und sich hinter dir versteckt. Das ist natürlich nicht besonders angenehm - weder für Fina noch für dich. Reaktives Verhalten an der Leine zu trainieren ist ein langer Weg. Dazu findest du sicherlich auch noch einige Tipps in anderen Foren. Wir haben das so gemacht: 1. Beobachten: Nimm dir ganz bewusst vor die nächsten Male zu beobachten wann Fina anfängt zu Bellen. Wie weit ist der andere Hund weg? Wie sieht ihre Körpersprache davor aus? Hebt sie ihren Kopf, Fixiert den anderen Hund, Kringelt den Schwanz ein, weitet die Augen, etc. Es ist wichtig dass du dir diese Details merkst, damit du in Zukunft frühzeitig reagieren kannst. Denn Verhalten festigt sich, je öfters es ausgeübt wird. 2. Managment: Damit sich das Verhalten nicht weiterhin festigen kann, versuche zu nahe Hundebegegnungen erstmal zu meiden. Bleibe stehen, drehe um, laufe einen Bogen um anderen Hunden die in Fina's Komfortzone kommen auszuweichen. Das machst du damit du dann "leichte" Situationen schaffen kannst, in denen Fina Lernerfolge erzielen kann. Zum Umdrehen benutzen wir zum Beispiel ein Kommando "hier lang" und haben das erstmal ohne andere Hunde geübt. Sollte doch mal ein Hund unausweichlich auf euch zu kommen, nimm Finas Signale ernst. Versteckt sie sich hinter dir, dann halte den anderen Hund davon ab zu ihr zu gelangen und belohne sie wenn sie dabei ruhig bleibt. 3. Positive Erlebnisse schaffen. Jetzt hast du eine gute Lernumgebung geschaffen, z.B. Läuft in einiger Entfernung ein Hund entspannt an euch vorbei. Nun kannst du Fina für ruhiges Beobachten oder abwenden belohnen. Am Anfang haben wir das gerne mit Leckerlis gemacht die wir ins Gras gestreut haben. Das Schnüffeln baut nämlich Stress ab. Mit der Zeit kann man die Entfernung dann immer weiter verringern. 4. Social walks: die haben uns tatsächlich am meisten geholfen. Verabrede dich mit anderen Hundebesitzer oder laufe ein Stück mit anderen Spaziergängern mit Hund mit, wenn ihr euch begegnet. Dabei sollten sich beiden Hunde erstmal auf der angewandten Seite an kurzer Leine befinden bzw. sollten sie keinen Kontakt zueinander haben. So lernt deine Fina, dass nicht jeder Hund direkt ihre Komfortzone betritt und sie auch in der Gegenwart von anderen Hunden spannende/entspannte Dingen wie schnüffeln, markieren, etc. machen kann. Ich hoffe die Tipps können dir ein wenig helfen :)
 
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Sonja
11. Dez. 22:32
Mangelnde Sozialisierung wird sich noch lange auswirken. Wahrscheinlich wird sie nie die "normale" Hündin, die Ihr Euch vielleicht gewünscht habt. Besser, Ihr akzeptiert das, und freut Euch über die kleinen Fortschritte. Das soll natürlich nicht heißen, dass Ihr nicht daran arbeiten sollt. Aber wenn Eure Erwartungen zu hoch sind, wirken sich Ungeduld und Frust auf den Hund aus und verhindern weitere Fortschritte. Eure Hündin muss sich ihren Ängsten immer wieder neu stellen, da sie in der Sozialisierungsphase nicht gelernt hat, was alles OK ist. Behaltet das immer im Hinterkopf, aber helft ihr, sich ihren Ängsten zu stellen, in dem Maße, wie sie es kann. Lasst ihr nach außergewöhnlichen Leistungen ein paar ruhige Tage Zeit, das zu verarbeiten. Beschützt sie, wenn es ihr zu viel wird. Durch das viel zitierte "da muss sie durch" würde sie nur Rückschritte machen und Vertrauen verlieren. Unser Yoshi hat einen ähnlichen Werdegang, mit 7 Monaten ohne Sozialisierung zu uns gekommen. Er ist jetzt 3 Jahre alt und lässt sich seit kurzem manchmal von anderen Menschen anfassen. Manchmal weicht er aber auch noch vor uns zurück. Bei ihm hat Agility geholfen. Das habe ich mit ihm angefangen, dort musste er Ängste überwinden. Dadurch, dass es ausschließlich mit Motivation trainiert wird, konnte er enorm Selbstbewusstsein tanken und hat gleichzeitig gelernt , dass er mir absolut vertrauen kann. Inzwischen geht mein Mann mit Yoshi zum Agility, das hat auch bei den Beiden eine gute Vertrauensbasis geschaffen. Mit dieser Kombination aus Steigerung des Selbstbewusstseins und des Vertrauens in die Hundeführer traut sich Yoshi auch im Alltag viel mehr. Es muss natürlich kein Agility sein, aber es sollte eine für den Hund zu bewältigende Aufgabe sein, bei deren Lösung er auch ein bisschen von seinen Ängsten besiegen muss, und bei der er von Euch begleitet wird. Unsere 2. Angsthündin, Ella, ist aus dem Tierschutz. Sie hat viele Umweltängste, und sie reagiert genauso auf Besuch bei uns wie Eure Hündin - Abstand halten, bellen und beim Näherkommen hinter mir verstecken. Wir lassen ihr die Freiheit, sich an ihren Safeplace zurückzuziehen. Wenn sie sich heran traut, wird sie nicht beachtet, vor allem von dem Besuch nicht. Aber es fällt ab und zu mal in der Nähe ein Leckerli herunter. Jede Annäherung, die sie freiwillig macht, fördert ihr Vertrauen, dass ihr dabei nichts passiert.
 
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Laura
12. Dez. 10:58
Hallo Laura, Ich hab auch so eine kleinen Angsthasen bei mir Zuhause. Das wir sie bei uns aufgenommen haben, ist jetzt schon fünf Jahre her und sie hat sich soo stark weiterentwickelt in dieser Zeit! Damals hat sie sich unter den Tischen versteckt und von dort fremden Besuch angebellt, wollte keine 500m Spazieren aus Angst und traute sich nicht in unbekannte Gebäude oder Treppen hoch. All das macht sie heute nicht mehr und ist ein richtig toller Begleithund geworden. Trotzdem ist sie nicht wie ich mir einen typischen Hund immer vorgestellt habe. Fremde mag sie immernoch nicht und auch auf fremde (große) Hunde hat sie auch nicht immer Lust. Und das ist okay :) Das wichtigste ist dass wir unsere Hund so akzeptieren wie sie sind und in dem Maße unterstützen wie sie es brauchen. Bei uns ist wirklich ganz viel mit der Zeit gekommen, aber natürlich haben wir auch aktiv daran geübt. Für unsichere Hunde ist das beste zum Selbstvertrauen aufbauen, dass sie selbstbestimmt handeln können und motiviert werden kleine Herausforderungen zu meistern. Was dafür super ist, sind zum Beispiel alle möglichen Futterspiele wie Futterbälle, gefüllte Klopapierrollen oder Zeitungspapier. Ansonsten bietet es sich gerade bei den Kleinen super an Wald immer mal wieder über liegende Äste zu steigen oder größere Steine zu erklimmen. Auch das Laufen über verschiedene Untergründe ist bei Peanut eine Herausforderung gewesen. Und das haben wir dann immer wieder positiv mit ganz viel Leckerchen verknüpft. Im Kontakt mit anderen Menschen und Hunden ist es ganz wichtig ihr "nein" zu akzeptieren. Peanut wird bis heute nicht von Fremden gestreichelt, muss nicht vom Besuch betüddelt werden oder von jedem Hund begrüßt werden und wird da von mir auch in Schutz genommen. Meistens reicht da schon ein einfaches Ansprechen der Menschen :) Weil auch hier erfährt der Hund Selbstwirksamkeit ("das was ich kommuniziere, wird verstanden") und kann dann in seinem Tempo entscheiden, wie er vor geht. Peanut mag es zum Beispiel wenn Besuch sich auf die Couch setzt und sie dann immer ein Stück näherrücken kann und nach zwei/drei Treffen sitzt sie dann auf einmal auf dem Schoß. Du schreibst dass deine Fina sich bei Menschenbesuch versteckt. Das würde ich so erstmal akzeptieren. Bitte deinen Besuch sie nicht zu beachten, meistens hilft es schon wenn man die Hunde dann wirklich nicht anguckt und abgewandt von ihnen ist. Am besten setzt sich der Besuch hin und nach einige Minuten kannst du anfangen ihr Futterspiele in die Nähe ihres Versteckes zu legen. Ich bin kein Fan davon, dass der Besuch versucht den ängstlichen Hund zu füttern um sein Vertrauen zu gewinnen, da das einen Zwiespalt und zwangsmäßig Stress in dem Hund auslöst ("ich will das Futter, aber eigentlich will ich da nicht hin"). In Begegnungen mit Hunden beschreibst du dass Fina bellt und sich hinter dir versteckt. Das ist natürlich nicht besonders angenehm - weder für Fina noch für dich. Reaktives Verhalten an der Leine zu trainieren ist ein langer Weg. Dazu findest du sicherlich auch noch einige Tipps in anderen Foren. Wir haben das so gemacht: 1. Beobachten: Nimm dir ganz bewusst vor die nächsten Male zu beobachten wann Fina anfängt zu Bellen. Wie weit ist der andere Hund weg? Wie sieht ihre Körpersprache davor aus? Hebt sie ihren Kopf, Fixiert den anderen Hund, Kringelt den Schwanz ein, weitet die Augen, etc. Es ist wichtig dass du dir diese Details merkst, damit du in Zukunft frühzeitig reagieren kannst. Denn Verhalten festigt sich, je öfters es ausgeübt wird. 2. Managment: Damit sich das Verhalten nicht weiterhin festigen kann, versuche zu nahe Hundebegegnungen erstmal zu meiden. Bleibe stehen, drehe um, laufe einen Bogen um anderen Hunden die in Fina's Komfortzone kommen auszuweichen. Das machst du damit du dann "leichte" Situationen schaffen kannst, in denen Fina Lernerfolge erzielen kann. Zum Umdrehen benutzen wir zum Beispiel ein Kommando "hier lang" und haben das erstmal ohne andere Hunde geübt. Sollte doch mal ein Hund unausweichlich auf euch zu kommen, nimm Finas Signale ernst. Versteckt sie sich hinter dir, dann halte den anderen Hund davon ab zu ihr zu gelangen und belohne sie wenn sie dabei ruhig bleibt. 3. Positive Erlebnisse schaffen. Jetzt hast du eine gute Lernumgebung geschaffen, z.B. Läuft in einiger Entfernung ein Hund entspannt an euch vorbei. Nun kannst du Fina für ruhiges Beobachten oder abwenden belohnen. Am Anfang haben wir das gerne mit Leckerlis gemacht die wir ins Gras gestreut haben. Das Schnüffeln baut nämlich Stress ab. Mit der Zeit kann man die Entfernung dann immer weiter verringern. 4. Social walks: die haben uns tatsächlich am meisten geholfen. Verabrede dich mit anderen Hundebesitzer oder laufe ein Stück mit anderen Spaziergängern mit Hund mit, wenn ihr euch begegnet. Dabei sollten sich beiden Hunde erstmal auf der angewandten Seite an kurzer Leine befinden bzw. sollten sie keinen Kontakt zueinander haben. So lernt deine Fina, dass nicht jeder Hund direkt ihre Komfortzone betritt und sie auch in der Gegenwart von anderen Hunden spannende/entspannte Dingen wie schnüffeln, markieren, etc. machen kann. Ich hoffe die Tipps können dir ein wenig helfen :)
Vielen lieben Dank für die ausführlichen Tipps, wir werden davon auf jeden Fall was probieren. Ich finde es tatsächlich auch nicht schlimm, dass sie nicht jeden sofort mag & auch nicht angefasst werden möchte - uns Menschen geht’s ja auch nicht anders. Es bestärkt mich aber nochmal zu hören, dass es anderen ähnlich geht und es einfach auch dauert und mit Training verbunden ist & wir nicht aufgeben sollten & ihr die Sicherheit und Raum zu geben, den sie benötigt. Vielen vielen lieben Dank !! 🍀
 
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Laura
12. Dez. 11:00
Mangelnde Sozialisierung wird sich noch lange auswirken. Wahrscheinlich wird sie nie die "normale" Hündin, die Ihr Euch vielleicht gewünscht habt. Besser, Ihr akzeptiert das, und freut Euch über die kleinen Fortschritte. Das soll natürlich nicht heißen, dass Ihr nicht daran arbeiten sollt. Aber wenn Eure Erwartungen zu hoch sind, wirken sich Ungeduld und Frust auf den Hund aus und verhindern weitere Fortschritte. Eure Hündin muss sich ihren Ängsten immer wieder neu stellen, da sie in der Sozialisierungsphase nicht gelernt hat, was alles OK ist. Behaltet das immer im Hinterkopf, aber helft ihr, sich ihren Ängsten zu stellen, in dem Maße, wie sie es kann. Lasst ihr nach außergewöhnlichen Leistungen ein paar ruhige Tage Zeit, das zu verarbeiten. Beschützt sie, wenn es ihr zu viel wird. Durch das viel zitierte "da muss sie durch" würde sie nur Rückschritte machen und Vertrauen verlieren. Unser Yoshi hat einen ähnlichen Werdegang, mit 7 Monaten ohne Sozialisierung zu uns gekommen. Er ist jetzt 3 Jahre alt und lässt sich seit kurzem manchmal von anderen Menschen anfassen. Manchmal weicht er aber auch noch vor uns zurück. Bei ihm hat Agility geholfen. Das habe ich mit ihm angefangen, dort musste er Ängste überwinden. Dadurch, dass es ausschließlich mit Motivation trainiert wird, konnte er enorm Selbstbewusstsein tanken und hat gleichzeitig gelernt , dass er mir absolut vertrauen kann. Inzwischen geht mein Mann mit Yoshi zum Agility, das hat auch bei den Beiden eine gute Vertrauensbasis geschaffen. Mit dieser Kombination aus Steigerung des Selbstbewusstseins und des Vertrauens in die Hundeführer traut sich Yoshi auch im Alltag viel mehr. Es muss natürlich kein Agility sein, aber es sollte eine für den Hund zu bewältigende Aufgabe sein, bei deren Lösung er auch ein bisschen von seinen Ängsten besiegen muss, und bei der er von Euch begleitet wird. Unsere 2. Angsthündin, Ella, ist aus dem Tierschutz. Sie hat viele Umweltängste, und sie reagiert genauso auf Besuch bei uns wie Eure Hündin - Abstand halten, bellen und beim Näherkommen hinter mir verstecken. Wir lassen ihr die Freiheit, sich an ihren Safeplace zurückzuziehen. Wenn sie sich heran traut, wird sie nicht beachtet, vor allem von dem Besuch nicht. Aber es fällt ab und zu mal in der Nähe ein Leckerli herunter. Jede Annäherung, die sie freiwillig macht, fördert ihr Vertrauen, dass ihr dabei nichts passiert.
Vielen lieben Dank für deine Nachricht! 🍀 Das mit den zu bewältigenden Aufgaben finde ich nochmal ne super Idee. Werden wir ausprobieren. 🫶🏼