Zunächst mal muss man hier unterscheiden zwischen Furcht, bei der man vorsichtig trainieren kann, und Angst, bei der man den Hund aus der Situation raus nehmen muss. Dazu gibt es eine gute Podcastfolge von "Good Vibrations"
https://open.spotify.com/episode/6M0oxPtP3WcHLYs7k3Eekg?si=G0mBg7ocQWWMmc6GVMp0Pw
Dann würde ich versuchen zu analysieren, warum die Situation sich verschlimmert. Ich würde Stress als Ursache vermuten, und daher alles beleuchten, das ganze Leben des Hundes.
Tierarzt wurde ja schon angesprochen und die naheliegendsten medizinischen Ursachen auch bereits ausgeschlossen. Es gäbe aber noch die Überlegung, ob sie irgendwelche Beschwerden haben könnte, die sie stressen - Schmerzen, Tinnitus, irgendwas, weshalb sie sich komisch fühlen könnte, ...
Ein weiteres Thema wären Reize. Wie vielen Reizen ist sie wie oft wie lange ausgesetzt? Es gibt bei Hunden unterschiedliche Reizempfindlichkeit, das kann bis zu Hochsensibilität gehen. Da werden vom Gehirn nicht genug Reize weggefiltert, und die Reizflut kann nicht verarbeitet werden. Auch dazu gibt es eine aufschlussreiche Podcastfolge von Tina Schwarz, Souldogs
https://open.spotify.com/episode/5CGIqUxwBby595Ldgy5MaD?si=7XkJ3TtNTbyDB-LW7DlaVg
Als Managementmaßnahme - da es ja hauptsächlich Geräuschangst ist - könnte man über Ohrenschützer nachdenken, am besten noise canceller. Zumindest im Haus, damit sie dort richtig zur Ruhe kommen kann. Denn auch, wenn sie entspannt schläft, kommen ja gerade Geräusche trotzdem im Unterbewusstsein an.
Als weiteren möglichen Stressfaktor würde ich unter die Lupe nehmen, ob mangelnde Selbstwirksamkeit eine Rolle spielen könnte.
Podcast dazu von Rund um Hund (Treuhundbüro)
https://open.spotify.com/episode/7ePZhCTPBx1gPyD840ncTI?si=v1RPmOMMSQqB7NtqCWUVdQ
Bei Good Vibrations gibt es auch eine Folge dazu.
Die Halterin sollte auf jeden Fall an ihrem eigenen Stresslevel arbeiten. Da hilft jedem was anderes, Meditation, Autogenes Training, Yoga, ...
Was meistens enthalten ist, sind Atemübungen. In der stressigen Situation ein Mal tief ein und doppelt so lange ausatmen, und nur darauf konzentrieren - verschafft einem eine Pause, die so kurz ist, dass dafür immer Zeit ist, und das Gehirn wird mit Sauerstoff versorgt, sodass man besser denken kann.
Mir hat auch der Tipp sehr geholfen, sich mental vor- und nachzubereiten. Vor einem Spaziergang überlegen, in was für blöde Situationen man geraten könnte (realistisch bleiben) und für jede dieser Situationen eine oder mehrere Lösungsstrategien überlegen. Nach dem Spaziergang reflektieren, was eine gute Strategie war, und wo man was Besseres braucht. Dann auch gleich überlegen, was die bessere Strategie sein könnte.
Unsere Ella ist auch mit Geräuschangst bei uns eingetroffen. Vor allem, wenn es knallt, aber auch, wenn sie die Herkunft nicht einordnen kann, wie bei Musik, die vom Wind herangetragen wird. Sie war dann nur noch panisch, hat den Rückwärtsgang eingelegt, und wir waren mehrfach heilfroh über Doppelsicherung mit ausbruchsicherem Geschirr und Halsband. Spaziergänge mussten wir abbrechen, an Lösen war nicht zu denken, und auch aus dem Garten wollte sie nur flüchten. Im Haus ist sie auf ihren Rückzugsort geflüchtet und ward nicht mehr gesehen.
Unsere Lösung sieht so aus wie von Nadine E, Karin Vilz und Jochen beschrieben wurde. Mittlerweile flüchtet Ella nicht mehr von uns weg, sondern sucht Schutz bei uns. Sie weiß, dass wir sie aus der Situation raus bringen. Wegrennen und starkes Ziehen lassen wir nicht zu, aber wir gehen langsam mit ihr in die Richtung, in die sie flüchten will. Schon dabei wandelt sich ihre Panik in Angst. Wenn es irgendwie möglich ist, bieten wir ihr dann etwas an, das ihr großen Spaß macht - bei Ella ist das einer Fährte folgen oder an einem Loch buddeln. Das holt sie dann endgültig aus der Angst, es sei denn, der Reiz ist noch da (wie zum Beispiel Musik oder Geräusche von einer Baustelle).