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Mel und
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 18
heute 22:26

Ängste

Hallo Leute 👋 Es geht um Nios Freundin Yuna, eine Labradoodle-Hündin, unkastriert und vor kurzem 4 Jahre alt geworden. Sie hat heftigste Geräuschangst. Anfangs, als sie noch jünger war, trat diese Angst nur um Silvester herum auf, zur Knaller-Zeit. Mittlerweile ist es aber so, dass sie sowohl auf Motorräder als auch auf laute Autos – besonders mit Anhänger – oder Traktoren reagiert. Und wenn’s ganz schlecht läuft, sogar auf Fahrradfahrer. Sie springt dann an der Leine nach vorne und bellt. Man muss richtig aufpassen, dass sie nicht plötzlich auf die Straße springt. Sie ist auch schon ein paar Mal beim Gassi­gehen, während sie frei lief, bei einem lauten Geräusch einfach nach Hause gerannt – zum Glück nicht weit entfernt und in einer ländlichen Gegend, wo der Rückweg nicht ganz so gefährlich ist. Trotzdem natürlich absolut ein No-Go, ich weiß. Jetzt waren in der Nähe wieder Treibjagden auf den Feldern und es wurde geschossen. Seitdem will sie zuhause gar nicht mehr Gassi gehen. Nur mit ganz viel Glück und Überreden gelingt es an manchen Tagen überhaupt, dort eine kleine Runde zu drehen. Meist muss die Halterin sie ins Auto packen und woanders hinfahren. Dann geht’s etwas besser – aber oft auch nur wenige Minuten, und obwohl nichts zu hören ist, bekommt sie plötzlich wieder Angst und zieht panisch zum Auto zurück. Mittlerweile sind es offenbar nicht mehr nur Geräusche, sondern auch „gruselig“ aussehende Objekte. Besonders Dinge in der Luft. Heute waren wir hier bei mir zusammen Gassi (andere Stadt). Da spielen die beiden sonst immer super schön und hier knallt eigentlich nie etwas – bisher jedenfalls. Mal sehen, wie es Silvester sein wird. Aber plötzlich hat sie an den Stromleitungen diese „Dinger“ entdeckt – so flatternde Bänder, vermutlich gegen Vögel. Und zack, direkt wieder Angst: nur noch zurück zum Auto ziehen, Hecheln, Rute unten. Wir vermuten, dass das eventuell mit den Heißluftballons zusammenhängt, vor denen sie auch schon einmal panisch nach Hause geflüchtet ist. Ihre Ängste werden immer mehr, und ihre Halterin ist heillos überfordert und weiß einfach nicht mehr weiter. Sie reagiert auch auf Geräusche aus dem TV. Wenn es dort knallt, bekommt sie sofort Panik und rennt in den Keller ins Gästeklo. Deswegen denke ich, dass man wenigstens irgendeine Grundlage fürs Training hat – denn wenn sie auf TV-Geräusche reagiert, könnte man ja eigentlich mit Geräusch-Apps oder Ähnlichem arbeiten. Aber auch das klappt nicht. Sobald auch nur ansatzweise ein Knall oder Raketen-Geräusch zu hören ist, flüchtet sie. Selbst wenn es kaum hörbar ist. Es gibt einfach keinen Lautstärke-Bereich, der leise genug wäre, dass sie keine Panik hat und noch überhaupt aufnahmefähig ist. Habt ihr ähnlich ängstliche Hunde? Was sind eure Erfahrungen und Tipps in diesem Kontext?
 
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Steffi
Beliebteste Antwort
heute 17:39
Hallo, das erste was mir einfällt ist die Frage, ob hormonell alles im Lot ist. Bei meiner fast gleichaltrigen Hündin hat sich in diesem Jahr der Läufigkeitsrhythmus verschoben, Fellwechsel zu anderen Zeiten und mehr etc. Unsere Züchterin sagte mir, dass sich der Zyklus, der natürlich auch auf Verhalten wirkt, sich in diesem Alter noch verändern kann.
Schilddrüse könnte man auch abklären.
Andere Frage: Wie reagiert Deine Freundin. Ist sie souverän oder geht sie mitleidig darauf ein, schimpft oder ist genervt?..Wahrscheinlich nicht, das hättest Du wahrscheinlich selber festgestellt..
 
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Steffi
heute 17:39
Hallo, das erste was mir einfällt ist die Frage, ob hormonell alles im Lot ist. Bei meiner fast gleichaltrigen Hündin hat sich in diesem Jahr der Läufigkeitsrhythmus verschoben, Fellwechsel zu anderen Zeiten und mehr etc. Unsere Züchterin sagte mir, dass sich der Zyklus, der natürlich auch auf Verhalten wirkt, sich in diesem Alter noch verändern kann.
Schilddrüse könnte man auch abklären.
Andere Frage: Wie reagiert Deine Freundin. Ist sie souverän oder geht sie mitleidig darauf ein, schimpft oder ist genervt?..Wahrscheinlich nicht, das hättest Du wahrscheinlich selber festgestellt..
 
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Sabine
heute 17:41
Beim Stichwort Hormone würde ich auch an die Schilddrüse denken; ist die komplett angeklärt?
 
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Das
heute 18:12
Wie die ersten Kommentare schon schreiben, würde ich zuerst auch Tierärztlich organisch alles abklären lassen.

Ansonsten ist der schlimmste Fall eingetreten aus Furcht wurde Angst...

Wie ihr ja schon selbst bemerkt habt ist das eine absolut schlechte Idee Angstauslösende Geräusche im Zuhause abzuspielen! Ihr macht damit ihr Zuhause, den eigentlich sicheren Bereich kaputt!
Ihr sensibilisiert sie nur noch mehr!

Wichtig ist jetzt, absolute Stress Minderung und Abbau vom Stress!
Denn wie soll der Hund Resilenz gegenüber Auslösern zeigen wenn der Hormonelle Stresspegel noch extrem hoch ist?!
 
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Frank
heute 18:13
Hallo, das erste was mir einfällt ist die Frage, ob hormonell alles im Lot ist. Bei meiner fast gleichaltrigen Hündin hat sich in diesem Jahr der Läufigkeitsrhythmus verschoben, Fellwechsel zu anderen Zeiten und mehr etc. Unsere Züchterin sagte mir, dass sich der Zyklus, der natürlich auch auf Verhalten wirkt, sich in diesem Alter noch verändern kann. Schilddrüse könnte man auch abklären. Andere Frage: Wie reagiert Deine Freundin. Ist sie souverän oder geht sie mitleidig darauf ein, schimpft oder ist genervt?..Wahrscheinlich nicht, das hättest Du wahrscheinlich selber festgestellt..
Gut möglich ist dass Hundine den Stress der Halterin übernimmt.

Wenn du schreibst, sie währe gerade "heillos überfordert" riecht das schwer nach dem typischen Klassiker.
Der Hund riecht, hört und sieht sowieso wie sie drauf ist, das dann in Kombi mit seiner eigenen Empfindlichkeit potenziert die Probleme geradezu und die beiden schaukeln sich gegenseitig hoch.

Wie erlebst du den die Halterin im Alltag und dazu im Vergleich unter Stress?
Vieleicht hat sie ja auch sowieso eine emotional gerade stressige Zeit?
🌻
 
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Mel und
heute 18:18
Hallo, das erste was mir einfällt ist die Frage, ob hormonell alles im Lot ist. Bei meiner fast gleichaltrigen Hündin hat sich in diesem Jahr der Läufigkeitsrhythmus verschoben, Fellwechsel zu anderen Zeiten und mehr etc. Unsere Züchterin sagte mir, dass sich der Zyklus, der natürlich auch auf Verhalten wirkt, sich in diesem Alter noch verändern kann. Schilddrüse könnte man auch abklären. Andere Frage: Wie reagiert Deine Freundin. Ist sie souverän oder geht sie mitleidig darauf ein, schimpft oder ist genervt?..Wahrscheinlich nicht, das hättest Du wahrscheinlich selber festgestellt..
Der Hund wurde tierärztlich komplett durchgecheckt, inklusive Blutbild. Alles ist im grünen Bereich, die Schilddrüse ist absolut in Ordnung und es gibt sonst keine gesundheitlichen Auffälligkeiten.

Die Halterin versucht tatsächlich, souverän zu bleiben. Ganz gelingt ihr das aber nicht, weil sie natürlich gestresst ist, wenn „es schon wieder passiert“. Heute, als Yuna Angst vor der Stromleitung hatte, habe ich sogar vorgeschlagen, einfach mal stehenzubleiben und abzuwarten, bis sie wieder runterfährt. Das hat aber überhaupt nicht funktioniert. Sie wollte nur noch weg, und je länger wir dort standen, desto schlimmer wurde es.

Für Nio interessiert sie sich in solchen Momenten übrigens kein Stück. Dass er keine Angst hat, gibt ihr überhaupt keine Sicherheit.
 
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Caro
heute 18:20
Der Hund wurde tierärztlich komplett durchgecheckt, inklusive Blutbild. Alles ist im grünen Bereich, die Schilddrüse ist absolut in Ordnung und es gibt sonst keine gesundheitlichen Auffälligkeiten. Die Halterin versucht tatsächlich, souverän zu bleiben. Ganz gelingt ihr das aber nicht, weil sie natürlich gestresst ist, wenn „es schon wieder passiert“. Heute, als Yuna Angst vor der Stromleitung hatte, habe ich sogar vorgeschlagen, einfach mal stehenzubleiben und abzuwarten, bis sie wieder runterfährt. Das hat aber überhaupt nicht funktioniert. Sie wollte nur noch weg, und je länger wir dort standen, desto schlimmer wurde es. Für Nio interessiert sie sich in solchen Momenten übrigens kein Stück. Dass er keine Angst hat, gibt ihr überhaupt keine Sicherheit.
Interessehalber, wurde da der Vitamin B12 Wert ermittelt? Hatte da neulich irgendwo was gelesen
 
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Mel und
heute 18:27
Gut möglich ist dass Hundine den Stress der Halterin übernimmt. Wenn du schreibst, sie währe gerade "heillos überfordert" riecht das schwer nach dem typischen Klassiker. Der Hund riecht, hört und sieht sowieso wie sie drauf ist, das dann in Kombi mit seiner eigenen Empfindlichkeit potenziert die Probleme geradezu und die beiden schaukeln sich gegenseitig hoch. Wie erlebst du den die Halterin im Alltag und dazu im Vergleich unter Stress? Vieleicht hat sie ja auch sowieso eine emotional gerade stressige Zeit? 🌻
Die Halterin ist eigentlich eine eher entspannte Person, und sie gibt sich wirklich große Mühe, alles richtig zu machen.

Privat stresst sie tatsächlich nur der Hund.
Ich denke schon, dass sich dieser Stress auf Yuna überträgt und das Problem dadurch verstärkt. Aber so ist es eben – man kann den Stress ja nicht einfach wegzaubern.
 
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Mel und
heute 18:27
Interessehalber, wurde da der Vitamin B12 Wert ermittelt? Hatte da neulich irgendwo was gelesen
Keine Ahnung
 
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Das
heute 18:33
Tryptophan und B Vitamine kann man als Nahrungsergänzungsmittel ergänzen. Kann unterstützend Helfen.
Man muss sich aber belesen wie man das genau verfüttert.
Man sollte vor dem Präparat weniger fleischliche Proteine füttern, und vor der Tryptophan Einnahme, Kohlenhydrate als Botenstoff füttern.

Zuhause absolute Ruhe. Viel Schlaf.
Ausgleich wie Suchspiele, Schleckmatten, etwas zum kauen, kleine Tricks ohne Druck, nur Spaß an der Freude können Stress abbauen.
 
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Nadine
heute 18:35
Wayne hatte anfangs auch vor allen Geräuschen Angst, auch Fernseher etc. Er hat allerdings sehr schnell den Unterschied zwischen echten Geräuschen und abgespielten Geräuschen verstanden, und ganz so schlimm war es bei ihm wohl auch nicht (jedenfalls wenn meine Erinnerung mich nicht trügt).

Vor lauten Geräuschen oder Geräuschen, wo er den Ursprung nicht recht schnell bestimmen kann (Wunderkerzen, über ihn fliegende Dinge oder vor allem Tiere, laut röhrende Fahrzeuge, Stimmen bei "interessanter" akustik oder hinter Hecken) erschreckt er sich auch heute noch oft.

Auch wenn man lange gesagt hat, man soll nicht trösten, ist das mittlerweile überholt. Man darf und soll für den Hund da sein. Wichtig dabei ist, nicht selbst mit zu leiden, aber eben unterstützung zu bieten - wie auch immer der Hund die in dem Moment annehmen kann. Würde ich einfach nur da stehen und entspannt bleiben, und dabei Waynes Emotionen ignorieren, würde er sich nur immer weiter rein steigern. Wenn ich mich aber runter hocke, ihn zu mir einlade, ein wenig Körperkontakt biete, zeige woher das geräusch kam (ich darf mittlerweile zum beispiel Wunderkerzen selbst anzünden) und vielleicht noch ein paar kekse streuen zum runter kommen, kann er mittlerweile mit den meisten Dingen schnell wieder entspannen. Und an viele Geräusche, die wir regelmäßig hören, hat er sich so schon gewöhnt.

Mein Ansatz wäre also zunächst, Tools aufzubauen, wie man der Hündin in der konkreten Situation beistehen kann. Damit man selbst handlungsfähig wird. Parallel viiiiel Stressabbau. Und ein Entspannungssignal konditionieren. Da hat Wayne zum Beispiel nicht auf die klassische Konditionierung angesprochen, aber durch mein konsequentes "Geräusche im Hausflur checken" hab ich mir ein "alles gut" aufgebaut, dass ich in vielen sozialen Situationen nutzen kann - wo er halt noch nicht komplett im Tunnel ist.

Falls sie gezielt Geräusche trainieren möchte (hierbei definitiv den Hinweis vom Frauchen im Kopf behalten!!!), würde ich die Geräusche nur in Situationen dazu bringen, die positiv sind und wirklich Spaß machen. Als Beispiel, Wayne findet Donner richtig schrecklich. Aber wenn ich per Lightningmaps auf den Donner vorbereitet bin und in der Zeit der ersten Donnerschläge mit ihm trickse - was Spaß macht und wo er denken muss -, wird aus Panik leichte Irritation. Und wenn ich ihn zum weiter machen motiviere, rückt der Donner in den Hintergrund, solange es nicht direkt über uns ist. Man kann nicht gleichzeitig Spaß und Angst haben.
Er beruhigt sich bei Gewitter auch immer schneller und ich führe es darauf zurück. Der erste schreck ist aber für ihn trotzdem noch schlimm, bis das Denken wieder einsetzen kann - aber auch hier hilft ihm meine Nähe und Unterstützung. An Spaß ist dann allerdings nicht mehr zu denken, meistens gehen wir dann zu seiner Höhle, er legt sich rein und ich machs mir mit nem Buch davor so gemütlich wie möglich und halte wenns besonders laut ist meine Hand rein.