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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 10. Dez.

Zu viel Geschiss (Getue) um den Hund?

Heute anderthalb Stunden mit Hund und seiner Freundin im Schnee spaziert, generell die letzten Tage schöne Ausflüge gemacht, einmal die Woche Tricktraining und gestern Ruhetag eingelegt. Und was macht er im Gasthaus nach dem heutigen Spaziergang? Legt er sich hin und gibt Ruhe? NEIN. Er hampelt nicht nur rum, er jeiert auch noch rum. Hat er Durst? Muss er dringend pinkeln oder kacken? Nichts dergleichen! Er ist einfach nur lästig! Zu Hause ist er weitgehend entspannt und ruht auch viel, hat aber auch da ein paar recht freche Angewohnheiten entwickelt. Eine davon ist phasenweise körperliche Aufdringlichkeit mir gegenüber, eine andere das Einnehmen von Plätzen, die ihm nicht zustehen. Ja, Pubertät und alles, aber ich hab tatsächlich den Eindruck, dass der Hauptgrund für diese Frechheiten der ist, dass man, ähnlich wie bei Kindern, oft viel zu viel rumscheisst mit den Hunden. Was denken sie, was brauchen sie, sind sie über- oder unterfordert, traumatisiert sie ein harsches Wort, das Bürsten oder der Maulkorb, drückt sie der harte Boden oder ein Furz? Ich koche für meinen Hund aufwändiger als für mich selbst... Ich glaub da stimmt was nicht...
 
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Miriam
7. Dez. 20:20
Ich habe für den Hund auch viel im Leben umgestellt. Ich bin zwar noch arbeiten, aber 90% im Home office und somit fast immer mit ihm zusammen. (Abends ist mein Freund dann auch dabei, aber Wayne ist trotzdem immer in der Nähe.) Aktivitäten und Urlaube werden um den Hund rum geplant. Klar passiert auch mal was ohne ihn und er muss alleine oder mit meinem Freund daheim bleiben oder in Betreuung, aber er ist immer im Hinterkopf. Und das ist für mich völlig ok und normal. Ich wusste es, bevor ich ihn adoptiert habe, und habe es mir ausgesucht. Er ist ein vollwertiges Familienmitglied, das seine Bedürfnisse äußern darf und soll. Im Gegenzug aber auch an vielen Stellen meine Entscheidungen akzeptieren muss. Beispiel: wenn er Aufmerksamkeit will und zum Beispiel Bock auf Training oder kuscheln hat, kommt er an. Und auch wenn das einige falsch finden werden, er bekommt darauf auch immer eine Reaktion. Entweder er wird zum kuscheln eingeladen, oder wir tricksen Kurs, oder ich sag ihm "jetzt nicht" und streichel ihn dabei noch kurz oder halt auch nicht. Er weiß, dass "jetzt nicht" heißt, es passt gerade nicht - aber sobald es passt wird er seine Interaktion bekommen. Für uns läuft das zusammenleben so mittlerweile sehr entspannt. Ja, er bekommt zwischendurch immer mal Aufmerksamkeit und ich rede auch viel mit ihm, aber für mich ist das nicht "zu viel Geschiss". Innerhalb eines festgelegten Rahmens hat er Freiheiten. Auch darf er seine Launen haben. Hat er einen schlechten Tag, plane ich zum Beispiel die Gassirunden um, sodass sie besser passen. Oder er muss an dem Tag dann nicht alleine bleiben, sondern mein Freund kommt früher von der Arbeit. Hab ich einen schlechten Tag fordert er von mir auch gar nichts, sondern chillt mehr 😊 Ganz am Anfang hab ich mich oft über sein Verhalten geärgert. Es war auch wirklich anstrengend! Aber je mehr ich seinen Charakter akzeptiert habe, desto enger wurde unsere Beziehung und desto mehr wurde das Zusammenleben zum Selbstläufer. Irgendwann hab ich angefangen umzudenken: wenn er "unerwünschtes Verhalten" zeigt, hab ich vorher was übersehen und zu spät oder falsch darauf reagiert. Eventuell sogar gegen seine Bedürfnisse gearbeitet. Also lag der Fehler bei mir, ich bin tatsächlich auch nie mehr genervt von ihm (er kann da ja nix für!), sondern wenn dann von mir. Oder manchmal von rücksichtslosen Mitmenschen, die einen verfolgen 🙈 Viel Geschiss um den Hund? Vielleicht, aber für uns ist es so genau richtig 😊
Sehe ich ganz genau so wie du!
Ich habe lange Annäherungen meines Hundes ignoriert, wenn ich keine Zeit hatte. Das hat bei uns ziemlich an der Bindung genagt und führte dann leider auch zu Verhaltensauffälligkeiten bei Spaziergängen.
Er hat einfach nicht verstanden, warum ich ihn wie Luft behandle, obwohl er doch ganz höflich Kontakt aufnimmt.
Koya lässt sich auch ganz einfach wegschicken und legt sich dann ab, wenn ich keine Zeit habe. Das nimmt er mir nicht böse, ganz im Gegenteil: Er weiß, dass ich ihn gesehen habe, aber gerade nicht kann. Er wartet dann ganz geduldig, bis ich Zeit für ihn habe.

Ich könnte mir aber vorstellen, dass das so nicht gut funktioniert, wenn man eine kleine Abrissbirne hat, die sich nicht wegschicken lässt, sondern permanent Aufmerksamkeit und Bespaßung einfordert. 🤔
 
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Dogorama-Mitglied
7. Dez. 20:20
Das sofortige Korrigieren mache ich auch. Aber ich frage mich, ob diese Theorie, dass ein Hund nur in einem extrem kurzen Zeitrahmen Aktion und Reaktion assoziieren kann zu sehr auf dem Prinzip der Konditionierung basiert. Nehmen wir als letztes Beispiel, Nero wollte einen Hund angreifen, ich habe versucht ihn zu korrigieren (klappt normalerweise immer besser), er war zu sehr im Tunnel, lies sich weder körperlich blocken noch anders aus dem Verhalten bringen. Es blieb nur am Geschirr greifen und mitziehen übrig (man muss natürlich bedenken, das ist kein 5kg Hund. Wenn er so ausrastet ist das mit nicht unerheblichen Schmerzen für mich und Stress für das Gegenüber verbunden). Den Rest des Heimwegs (ca. 5 Gehminuten) gab es keine Aufmerksamkeit und er durfte zuhause nicht aufs Sofa kommen. Also kein nachträgliches Geschimpfe, er hat gefragt ob er aufs Sofa kann und ich habe es nicht erlaubt. Da hat er die Ohren und Rute eingeklemmt und hat sich leise zur Haustür gelegt (da war mein Ärger eigentlich schon wieder besänftigt, kann nicht lange böse sein). Jetzt kann es natürlich sinnlos gewesen sein und nur meinen menschlichen Emotionen geschuldet. Aber versteht ein Hund wirklich unmittelbare soziale Konsequenzen nicht? Hat jemand einen guten Literatur Tipp zum Thema Lernen beim Hund?
Nicht auf die Couch zu dürfen ist in diesem Fall ja keine unmittelbare soziale Konsequenz mehr und hat nichts mit dem unerwünschten Verhalten zu tun, sondern eher mit deiner Emotion “Ärger”. Das ist verständlich. Jetzt wäre es a) interessant zu wissen, ob sich sein Verhalten anschließend geändert hat und b) ob er auf deine Ablehnung aufs das gemeinsame Couchen ohne die vorherige Aktion genauso reagiert hätte.
 
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Nadine
7. Dez. 20:26
Sehe ich ganz genau so wie du! Ich habe lange Annäherungen meines Hundes ignoriert, wenn ich keine Zeit hatte. Das hat bei uns ziemlich an der Bindung genagt und führte dann leider auch zu Verhaltensauffälligkeiten bei Spaziergängen. Er hat einfach nicht verstanden, warum ich ihn wie Luft behandle, obwohl er doch ganz höflich Kontakt aufnimmt. Koya lässt sich auch ganz einfach wegschicken und legt sich dann ab, wenn ich keine Zeit habe. Das nimmt er mir nicht böse, ganz im Gegenteil: Er weiß, dass ich ihn gesehen habe, aber gerade nicht kann. Er wartet dann ganz geduldig, bis ich Zeit für ihn habe. Ich könnte mir aber vorstellen, dass das so nicht gut funktioniert, wenn man eine kleine Abrissbirne hat, die sich nicht wegschicken lässt, sondern permanent Aufmerksamkeit und Bespaßung einfordert. 🤔
Hmmm, Wayne hat das erste mal als mein Freund mit ihm alleine war die Schränke ausgeräumt 🤣 Schön ein Teil raus gezogen, geschaut was mein Freund macht, und wenn es keine Aufmerksamkeit gab das nächste Teil. Mit "musikalischer Untermalung" ^^ Er stand im Laufe der 2 Stunden auch mehrmals auf dem Esstisch und als ich wieder kam, hat mein Freund gerade die Überreste von einem Blumentopf zusammen gesucht...
Er hat anfangs sehr viel Aufmerksamkeit gefordert und wusste nicht, was Ruhe bedeutet. Er wurde auch extrem schnell frustig, da hatte dann das ganze Haus was von seinem bellen oder alternativ hat er seine schwanz gejagt. Aber ich konnte es ihm recht schnell erklären. Man muss "nur" den richtigen Weg finden, es dem Hund verständlich zu machen.
 
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Miriam
7. Dez. 20:28
Das sofortige Korrigieren mache ich auch. Aber ich frage mich, ob diese Theorie, dass ein Hund nur in einem extrem kurzen Zeitrahmen Aktion und Reaktion assoziieren kann zu sehr auf dem Prinzip der Konditionierung basiert. Nehmen wir als letztes Beispiel, Nero wollte einen Hund angreifen, ich habe versucht ihn zu korrigieren (klappt normalerweise immer besser), er war zu sehr im Tunnel, lies sich weder körperlich blocken noch anders aus dem Verhalten bringen. Es blieb nur am Geschirr greifen und mitziehen übrig (man muss natürlich bedenken, das ist kein 5kg Hund. Wenn er so ausrastet ist das mit nicht unerheblichen Schmerzen für mich und Stress für das Gegenüber verbunden). Den Rest des Heimwegs (ca. 5 Gehminuten) gab es keine Aufmerksamkeit und er durfte zuhause nicht aufs Sofa kommen. Also kein nachträgliches Geschimpfe, er hat gefragt ob er aufs Sofa kann und ich habe es nicht erlaubt. Da hat er die Ohren und Rute eingeklemmt und hat sich leise zur Haustür gelegt (da war mein Ärger eigentlich schon wieder besänftigt, kann nicht lange böse sein). Jetzt kann es natürlich sinnlos gewesen sein und nur meinen menschlichen Emotionen geschuldet. Aber versteht ein Hund wirklich unmittelbare soziale Konsequenzen nicht? Hat jemand einen guten Literatur Tipp zum Thema Lernen beim Hund?
Ich habe dir leider keinen Buchtipp, aber auch bei Menschen sollten Bestrafungen immer irgendwie Sinn machen und kohärent sein, damit es nachvollziehbar ist.
Ich finde Sofaverbot vertretbar, wenn der Hund das Sofa verteidigt.
Wenn der Hund allerdings bei Hundebegegnungen Stress macht, dann wird das Sofaverbot wenig nützen. Immerhin sieht er sich in der Verantwortung, andere Hunde fern zu halten. Sofaverbot wird daran so ja nichts ändern. Der Hund wird sich erst dann in der Situation zurücknehmen, wenn man ihm als Halter plausibel und authentisch erklärt, dass man selbst dafür zuständig ist und er sich dabei auf einen verlassen kann.
 
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Pia
7. Dez. 20:30
Ich denke, ein Hund macht nichts gegen dich - sondern ein Hund macht die Dinge immer FÜR SICH. Du schreibst, er ist zurzeit eher körperlich, liegt an Stellen, die tabuisiert sind und vor allem sonst deine Bereiche sind, konnte in der Gaststätte kaum stillhalten. Pubertät ist enorm anstrengend und es ist erwiesen, dass in dieser Zeit im hirnstrukturellen Bereich ganz viel Veränderung stattfindet. Auf mich macht es den Anschein, dass da im Hundekopf viel los ist und er Wege sucht, das zu bewältigen. Darauf und auch mit Blick auf seine Rasse würde ich persönlich eher mal schauen, wo der Stresspegel zurzeit steht und welche Hilfe er noch braucht, um zunehmend selbstwirksamer Stress regulieren zu können.
 
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Miriam
7. Dez. 20:36
Hmmm, Wayne hat das erste mal als mein Freund mit ihm alleine war die Schränke ausgeräumt 🤣 Schön ein Teil raus gezogen, geschaut was mein Freund macht, und wenn es keine Aufmerksamkeit gab das nächste Teil. Mit "musikalischer Untermalung" ^^ Er stand im Laufe der 2 Stunden auch mehrmals auf dem Esstisch und als ich wieder kam, hat mein Freund gerade die Überreste von einem Blumentopf zusammen gesucht... Er hat anfangs sehr viel Aufmerksamkeit gefordert und wusste nicht, was Ruhe bedeutet. Er wurde auch extrem schnell frustig, da hatte dann das ganze Haus was von seinem bellen oder alternativ hat er seine schwanz gejagt. Aber ich konnte es ihm recht schnell erklären. Man muss "nur" den richtigen Weg finden, es dem Hund verständlich zu machen.
Oh ich kann’s mir bildlich vorstellen 🫣😂 Koya ist bei meinem Partner auch wesentlich frecher, aber das kann auch daran liegen, dass er die nötige Ernsthaftigkeit und Bestimmtheit noch nicht hat. Generell finden die schlauen Fellnasen ganz schnell heraus, wo unsere Schwachstellen sind. 😅

Aber irgendeinen Grund muss vor allem ungewolltes Verhalten ja haben. Ich denke kaum, dass Hunde das aus Boshaftigkeit machen. Wie du auch sagtest: Irgendein unerfülltes Bedürfnis steckt immer dahinter und es ist in meinen Augen die Pflicht des Teampartners herauszufinden und zuzuhören, wo der Schuh drückt.

Eine reine Erwartungshaltung müsste im Prinzip ganz einfach wieder aufgelöst werden, wenn man dem Hund sagt, dass es jetzt gerade eben keine Bespaßung gibt, denke ich mir. 🤔
 
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Dogorama-Mitglied
7. Dez. 21:07
"Positive Entmutigung" ist zwar ein origineller Euphemismus, aber du darfst es ruhig Strafe nennen 😄

Ist halt sehr fraglich, ob irgendwas von dem, was du vorschlägt, überhaupt als Strafe funktioniert.

Aus und Nein sind erstmal nur Abbruchsignale und den Hund wegbringen, wenn er Gasthaus eh schon blöd findet, wird er womöglich auch eher als Erleichterung empfinden.

Gegen Beides ist nix zu sagen, aber als positive Entmutigung scheint es mir nicht sehr brauchbar.
 
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Dogorama-Mitglied
7. Dez. 21:19
Scheint voll der pubertäre Schub und ein rotzfreches Austesten von Grenzen zu sein 😂

Sei stark, konsequent und versuch so wenig wie möglich emotional zu reagieren.

Lass es hier raus ... wir können dich ja mittlerweile alle "lesen", aber Guinness gegenüber -> versuch neutral zu bleiben.

Jajaaaaa, ich weiß, leicht gesagt ....
 
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Dogorama-Mitglied
7. Dez. 21:29
Ist der Hund etwas mit in einem Lebensmittelgeschäft und dort sogar im Einkaufswagen? Falls ja, das ist in der gesamten EU gesetzlich strengstens untersagt. Warum muss wohl nicht erörtert werden. Unglaublich was es doch für Tierhalter gibt. Da muß sich keiner wundern, wenn Hundehaltern Hass und Ablehnung entgegenschlägt. Absolut unerklärlich, nicht auszudenken, was solchen Leuten noch so alles einfällt, unglaublich.
 
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Miriam
7. Dez. 21:32
Ist der Hund etwas mit in einem Lebensmittelgeschäft und dort sogar im Einkaufswagen? Falls ja, das ist in der gesamten EU gesetzlich strengstens untersagt. Warum muss wohl nicht erörtert werden. Unglaublich was es doch für Tierhalter gibt. Da muß sich keiner wundern, wenn Hundehaltern Hass und Ablehnung entgegenschlägt. Absolut unerklärlich, nicht auszudenken, was solchen Leuten noch so alles einfällt, unglaublich.
https://www.bmel.de/DE/themen/verbraucherschutz/lebensmittel-hygiene/mit-blindenhund-lebensmittelgeschaeft.html

Es gilt eine Ausnahme für Assistenzhunde