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Christian
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zuletzt 24. Juni

Würde eine Hundin eine Hundeschule führen dürfen?

Würde eine Mutterhündin – also die leibliche Mutter eines Wurfs – nach heutigem Tierschutzrecht (konkret §11 TierSchG) eine Hundeschule betreiben dürfen? Aus meiner Sicht: Nein. Warum? - Korrekturen ohne Vorwarnung: Wenn ein Welpe sich unangemessen verhält, wird er direkt korrigiert – das kann ein Knurren, Anrempeln oder ein kurzes Schnappen sein. -> Im menschlichen Hundetraining würde das evtl. als „aversiv“ oder gar „gewaltsam“ gewertet, obwohl es biologisch, sozial und funktional absolut sinnvoll und angemessen ist. - Grenzen setzen durch körperliche Präsenz oder Blockieren: Die Hündin duldet nicht alles, sondern setzt klare Grenzen – und das auf eine Weise, die dem Hund auch körperlich vermittelt wird. -> In der Theorie des §11-Scheins müsste das oft durch positive Verstärkung ersetzt werden. - Keine Leckerli-Pädagogik: Die Hündin arbeitet nicht mit Belohnungen im klassischen Sinne (wie Leckerli), sondern mit sozialer Bestätigung, Nähe, Schutz oder auch Entzug davon. -> Das entspricht nicht dem gängigen Bild moderner Konditionierungsmethoden. - Kontextuale Strenge: Die Mutterhündin ist nicht „konsequent im Sinne der Lernpsychologie“, sondern situativ. -> Das würde in einer behördlichen Prüfung evtl. als „inkonsistent“ oder „nicht methodisch sauber“ bewertet. Sie trainiert keine „Kommandos“, sondern Lebenskompetenz: -> Wie man mit Frust umgeht. -> Wie man Nähe aushält – oder Distanz akzeptiert. -> Wie man sich sozial einfügt, ohne unterzugehen. All das wäre in vielen Hundeschulen nicht zulässig, weil… … es nicht mit positiver Verstärkung arbeitet. … es keine standardisierte Methode ist. … es im Zweifel als „aversiv“ gilt. Die natürliche Erziehung durch die Hündin ist vielschichtig, klar, sozial differenziert – aber aus unserer Sicht oft „zu direkt“ oder „nicht freundlich genug“. Wenn also einer Mutterhündin die behördliche Erlaubnis verweigern würden, Welpen zu erziehen, muss Erziehung dann immer positiv konditioniert sein? Oder sollten wir mehr auf soziale Interaktion und natürliche Kommunikation zu setzen? Was ist eigentlich wirklich „tierschutzkonform“ – das, was gut aussieht? Oder das, was dem Hund wirklich hilft? Ist das, was eine Hündin tut, wirklich weniger „tierschutzkonform“ als unsere Systeme? Sollten wir also mehr von der Mutterhündin lernen – oder passt das nicht mehr in unsere Welt?
 
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Christian
19. Juni 10:50
Was stört Dich an Verhalten Formen/ verstärken oder auch zu unterbinden? Das ist der einzige Grund, warum ich überhaupt mit meiner trainiere bzw. trainiert habe. Damit sie nicht allen Impulsen folgt wie Schafe, Autos, Radfahrer hüten, ungefiltert zu anderen Hunden rennen ggf. über die Straße, andauernd an der Leine zerren, jeden Besucher verbellen, Menschen anspringen...So Mindestregeln eben. Andere Dinge wie Agility in Wettkampfqualität, zig verschiedene Tricks, Kompatibilität auf jedem Volksfest, eng bei Fuß und mich dabei anstarren usw. finde ich überflüssig, verlange ich nicht und Hobbys, die nur durch intensives Training klappen würden, muss sie nicht machen. Wenn's Spaß macht, lernt sie fix und freiwillig.
Stören nicht direkt, eher ein Unwohlsein in der persönlichen Verwendung.

In meiner Wahrnehmung sind die zwei größten Bereiche in denen wir den Begriff nutzen, einmal im Sport und auf der Arbeit, in Bereichen wo wir miteinander in sozialer Beziehung stehen nutzen wir ihn nicht.
Dazu kommt das dieses Training bei Hunden oft automatisch mit externen Verstärker erfolgt und sich Diskussionen dann um den „besten“ Verstärker drehen.
(Der dann meist auch wieder „abgebaut“ werden muss)

Das ist, wenn ich Verhalten auf die Art beeinflussen möchte, auch absolut passen.

Die Frage die ich mir stelle ist an diesem Punkt: ich würde es mit Kindern nicht so mache, die Hundemutter macht es nicht, warum macht ich es dann mit dem Hund? Und ich habe für mich da inzwischen keine gute Antwort mehr.

Der Radfahrer ist vielleicht kein schlechtes Beispiel. Verhalten wird maßgeblich von Gefühlen und Bedürfnissen gesteuert (Erfahrungen mit Radfahrern mal außen vor, da kommen in den therapeutischen Bereich)
Haupttreiber sind hier Jagd (fangen) & Territorium (vertreiben).
Beides sind auch Punkte die eine Hundemutter vermittelt bzw. im sozialen Miteinander geregelt sind.
In jungen Jahren in Form von Begrenzung, später liegt beides im Aufgabenbereich der erfahrensten Alttiere und das sind für mich wir Menschen. Sie legen z.B. auch fest was gejagt wird, weil sie wissen wo Erfolgswahrscheinlichkeit und Risiko passen, der Rest ist. Energieverschwendung.
Daher, in einer guten Beziehung und bei Erfüllung des Jagdbedürfnisses bzw. Klarheit wer die Eintrittskarten abknipst und wem das Territorium gehört, ist es für den Hund weder sinnvoll, noch verspürt er das Bedürfnis dazu, Verantwortung ist auch anstrengend.
Dazu kommt das eine gemeinsame Jagd auch deutlich befriedigender ist als das alleine zu tun (gewisse Rassen ausgenommen, aber sonst wird das ein Buch hier)

Könnte ich das halbwegs nachvollziehbar rüber bringen? 🙈
 
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Dogorama-Mitglied
19. Juni 11:01
Kann ich prinzipiell verstehen, ein Kind ist auf einer komplett anderen Ebene als ein Hund. Mir ging es nur generell um Verstärkung von Verhalten, das Beispiel war vielleicht nicht das beste, bzw ist auch einfach vom individuellen Kind abhängig. Letztlich wollte ich nur darauf hinaus, dass auch bei Kindern positive Verstärkung eine Rolle spielt- und das ist ja ganz in ihrem Sinne.
Könntest du vielleicht etwas genauer ausführen was du damit meinst, dass Kinder (vor allem vor dem Spracherwerb?) auf einer "komplett anderen Ebene" sind?
 
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Dogorama-Mitglied
19. Juni 11:12
Kann dir nur beipflichten, ich störe mich an undifferenzierten Hund-Kind Vergleichen auch sehr, vor allem weil sie so häufig vorkommen. Der Vergleich Wolf-Hund ist schon schwierig und wird zurecht auch immer direkt kritisiert. Der Vergleich zum Mensch, vor allem zum Kind (wieso immer Kind und nicht Erwachsener?) ist aber so prevalent. Keiner vergleicht Hunde mit Kojoten oder Schakal Babys (was zumindest noch Caniden wären) und auch nicht mit Primaten, hab noch nie den Vergleich Hund und Schimpansen Baby gehört. Aber adulter Hund und menschliches Kind ist irgendwie für viele ok.
Warum Kind und nicht Erwachsener?

Weil Hunde ähnlich wie Kinder in einer asymmetrischen Beziehungen und einem Abhängigkeitsverhältnis zum Menschen/ Erwachsenen stehen, von ihm in vielen Bereichen verwaltet, eingeschränkt, erzogen, trainiert werden.

Warum nicht Kojoten etc?

Weil die wenigsten Menschen Erfahrungen im Umgang mit Kojoten haben, im Umgang mit Kindern aber sehrwohl.

Der Vergleich passt sicher nicht in jedem Aspekt, aber würde er nicht auch in vielen passen, hätte er sich wahrscheinlich nicht so etabliert.
Immerhin erreichen Hunde in etwa das Verständnisniveau 3-jähriger Kinder (etwas vereinfacht gesagt und natürlich mit gewissen Abwandlungen), also warum sollte der Vergleich nicht legitim sein?
 
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Steffi
19. Juni 11:31
Stören nicht direkt, eher ein Unwohlsein in der persönlichen Verwendung. In meiner Wahrnehmung sind die zwei größten Bereiche in denen wir den Begriff nutzen, einmal im Sport und auf der Arbeit, in Bereichen wo wir miteinander in sozialer Beziehung stehen nutzen wir ihn nicht. Dazu kommt das dieses Training bei Hunden oft automatisch mit externen Verstärker erfolgt und sich Diskussionen dann um den „besten“ Verstärker drehen. (Der dann meist auch wieder „abgebaut“ werden muss) Das ist, wenn ich Verhalten auf die Art beeinflussen möchte, auch absolut passen. Die Frage die ich mir stelle ist an diesem Punkt: ich würde es mit Kindern nicht so mache, die Hundemutter macht es nicht, warum macht ich es dann mit dem Hund? Und ich habe für mich da inzwischen keine gute Antwort mehr. Der Radfahrer ist vielleicht kein schlechtes Beispiel. Verhalten wird maßgeblich von Gefühlen und Bedürfnissen gesteuert (Erfahrungen mit Radfahrern mal außen vor, da kommen in den therapeutischen Bereich) Haupttreiber sind hier Jagd (fangen) & Territorium (vertreiben). Beides sind auch Punkte die eine Hundemutter vermittelt bzw. im sozialen Miteinander geregelt sind. In jungen Jahren in Form von Begrenzung, später liegt beides im Aufgabenbereich der erfahrensten Alttiere und das sind für mich wir Menschen. Sie legen z.B. auch fest was gejagt wird, weil sie wissen wo Erfolgswahrscheinlichkeit und Risiko passen, der Rest ist. Energieverschwendung. Daher, in einer guten Beziehung und bei Erfüllung des Jagdbedürfnisses bzw. Klarheit wer die Eintrittskarten abknipst und wem das Territorium gehört, ist es für den Hund weder sinnvoll, noch verspürt er das Bedürfnis dazu, Verantwortung ist auch anstrengend. Dazu kommt das eine gemeinsame Jagd auch deutlich befriedigender ist als das alleine zu tun (gewisse Rassen ausgenommen, aber sonst wird das ein Buch hier) Könnte ich das halbwegs nachvollziehbar rüber bringen? 🙈
Ja, konntest Du gut rüber bringen. Für mich bedeutet die Aufnahme eines Hundes auch das Eingehen einer sozialen Beziehung und durch das Entwickeln einer gemeinsamen 'Sprache' entsteht Sicherheit, Vertrauen und Bindung. Training mit Leckerchen würde ich in diesem Zusammenhang als kleine Komponente zum Lernen einzelner 'Vokabeln' sehen..nicht mehr und nicht ausreichend.
 
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Julia 🐾Nero
19. Juni 11:59
Warum Kind und nicht Erwachsener? Weil Hunde ähnlich wie Kinder in einer asymmetrischen Beziehungen und einem Abhängigkeitsverhältnis zum Menschen/ Erwachsenen stehen, von ihm in vielen Bereichen verwaltet, eingeschränkt, erzogen, trainiert werden. Warum nicht Kojoten etc? Weil die wenigsten Menschen Erfahrungen im Umgang mit Kojoten haben, im Umgang mit Kindern aber sehrwohl. Der Vergleich passt sicher nicht in jedem Aspekt, aber würde er nicht auch in vielen passen, hätte er sich wahrscheinlich nicht so etabliert. Immerhin erreichen Hunde in etwa das Verständnisniveau 3-jähriger Kinder (etwas vereinfacht gesagt und natürlich mit gewissen Abwandlungen), also warum sollte der Vergleich nicht legitim sein?
Du hast das Wort "undifferenziert" in dem Satz, ich störe mich an undifferenzierten Vergleichen zwischen adulten Hunden und menschlichen Kindern überlesen oder ignoriert?

Ein asymmetrisches Abhängigkeitsverhältnis rechtfertigt nicht die Kategorisierung eines Lebewesens als Kind.
Sind Sklaven, Strafgefangene, Frauen in Afghanistan mit Kindern zu vergleichen, weil sie in einem asymmetrisches, teilweise totalitären Abhängigkeitsverhaltnis stehen? Nein.
Ein menschliches Kind ist faktisch ohne Betreuung nicht überlebensfähig. Ein adulter Hund sehr wohl, das zeigen Millionen von Straßenhunden weltweit.

Nur weil ein Vergleich für einen Menschen leichter nachzuvollziehen ist (menschliches Kind vs. Wolf oder Koyote) macht es den Vergleich nicht biologisch sinnvoller.

Ein Hund erreicht in etwa die objektive Intelligenz/kognitive Kapazität, die ein Mensch mit 3 Jahren erreicht. Das macht den Hund nicht lebenslängig juvenil.
Keiner vergleicht eine adulte Ente mit einem menschlichen Kind.

Zuletzt, ich wiederhole mich, stört mich ein undifferenzierten Vergleich.
Bsp Leckerchen für Sitz mit Taschengeld für Haushaltsaufgaben.

Ein weiteres undifferenziertes Beispiel, das man wiederholt hört, ist der Vergleich einer Begegnung zwischen kleinem Hund und großen Hund als "man würde doch kein 7 jähriges Kind in einen Boxkampf mit einem Schwergewicht Weltmeister schicken".
Wieso ist ein erwachsener, kleiner Hund ein 7 jähriges Kind, aber der große, erwachsene Hund ein menschlicher Erwachsener? Wieso ist ein großer Hund ein Meister in einem Kampfsport, nur weil er groß ist? Wieso ist eine Begegnung unter Hunden ein Kampf?
Das sind die Gefahren, den eigenen Hund mit einem Kind zu vergleichen (interessant ist auch, dass der eigene Hund oft als Kind betrachtet wird, fremde Hunde aber nicht).

Ich sage nicht, dass Forschung und Erkenntnisse aus der menschlichen Entwicklung keinen Mehrwert für das Verständnis von Hunden haben.
Ich sage, dass der Vergleich eines domestizierten, adulten Raubtieres mit einem menschlichen Kind nur differenziert und eingeschränkt möglich ist.
Genauso wie Erziehung eines Kindes schwierig mit dem Training/der Ausbildung eines Hundes zu vergleichen ist.
Genauso wie die Dressur eines Zirkusaffen der Fahrrad fährt nicht mit Training/Ausbildung eines Hundes zu vergleichen ist. Obwohl überall das Prinzip "was sich gut anfühlt wird wiederholt, was sich schlecht anfühlt wird gemieden" zutrifft.
 
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Eva
19. Juni 12:01
Könntest du vielleicht etwas genauer ausführen was du damit meinst, dass Kinder (vor allem vor dem Spracherwerb?) auf einer "komplett anderen Ebene" sind?
Es gibt definitiv Ähnlichkeiten wie wir Lernen. Allerdings ist ein Hund viel eher auf assoziatives Lernen begrenzt als ein Kind. Kinder können auch viel schneller und besser imitieren usw. Ich denke das Thema ist allerdings zu geladen und ich denke damit kommen wir auch zu viel vom eigentlichen Thema ab. Mir ging es wie gesagt darum, dass positive Verstärkung nicht nur bei Hunden eingesetzt wird. Ein wesentlicher Unterschied ist jedoch, dass ein Mensch diese Verstärkung wesentlich besser einordnen kann.
 
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Andreas
19. Juni 12:10
Du hast das Wort "undifferenziert" in dem Satz, ich störe mich an undifferenzierten Vergleichen zwischen adulten Hunden und menschlichen Kindern überlesen oder ignoriert? Ein asymmetrisches Abhängigkeitsverhältnis rechtfertigt nicht die Kategorisierung eines Lebewesens als Kind. Sind Sklaven, Strafgefangene, Frauen in Afghanistan mit Kindern zu vergleichen, weil sie in einem asymmetrisches, teilweise totalitären Abhängigkeitsverhaltnis stehen? Nein. Ein menschliches Kind ist faktisch ohne Betreuung nicht überlebensfähig. Ein adulter Hund sehr wohl, das zeigen Millionen von Straßenhunden weltweit. Nur weil ein Vergleich für einen Menschen leichter nachzuvollziehen ist (menschliches Kind vs. Wolf oder Koyote) macht es den Vergleich nicht biologisch sinnvoller. Ein Hund erreicht in etwa die objektive Intelligenz/kognitive Kapazität, die ein Mensch mit 3 Jahren erreicht. Das macht den Hund nicht lebenslängig juvenil. Keiner vergleicht eine adulte Ente mit einem menschlichen Kind. Zuletzt, ich wiederhole mich, stört mich ein undifferenzierten Vergleich. Bsp Leckerchen für Sitz mit Taschengeld für Haushaltsaufgaben. Ein weiteres undifferenziertes Beispiel, das man wiederholt hört, ist der Vergleich einer Begegnung zwischen kleinem Hund und großen Hund als "man würde doch kein 7 jähriges Kind in einen Boxkampf mit einem Schwergewicht Weltmeister schicken". Wieso ist ein erwachsener, kleiner Hund ein 7 jähriges Kind, aber der große, erwachsene Hund ein menschlicher Erwachsener? Wieso ist ein großer Hund ein Meister in einem Kampfsport, nur weil er groß ist? Wieso ist eine Begegnung unter Hunden ein Kampf? Das sind die Gefahren, den eigenen Hund mit einem Kind zu vergleichen (interessant ist auch, dass der eigene Hund oft als Kind betrachtet wird, fremde Hunde aber nicht). Ich sage nicht, dass Forschung und Erkenntnisse aus der menschlichen Entwicklung keinen Mehrwert für das Verständnis von Hunden haben. Ich sage, dass der Vergleich eines domestizierten, adulten Raubtieres mit einem menschlichen Kind nur differenziert und eingeschränkt möglich ist. Genauso wie Erziehung eines Kindes schwierig mit dem Training/der Ausbildung eines Hundes zu vergleichen ist. Genauso wie die Dressur eines Zirkusaffen der Fahrrad fährt nicht mit Training/Ausbildung eines Hundes zu vergleichen ist. Obwohl überall das Prinzip "was sich gut anfühlt wird wiederholt, was sich schlecht anfühlt wird gemieden" zutrifft.
..wow.. in Deinem Text ist für mich so viel lesens- und nachdenkenswertes, dass ich hier mehrfach nachlesen muss bzw will.. Unabhängig davon, ob ich alle Deine Thesen teilen kann.. was für eine klasse Abhandlung!!
 
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Eva
19. Juni 12:11
Du hast das Wort "undifferenziert" in dem Satz, ich störe mich an undifferenzierten Vergleichen zwischen adulten Hunden und menschlichen Kindern überlesen oder ignoriert? Ein asymmetrisches Abhängigkeitsverhältnis rechtfertigt nicht die Kategorisierung eines Lebewesens als Kind. Sind Sklaven, Strafgefangene, Frauen in Afghanistan mit Kindern zu vergleichen, weil sie in einem asymmetrisches, teilweise totalitären Abhängigkeitsverhaltnis stehen? Nein. Ein menschliches Kind ist faktisch ohne Betreuung nicht überlebensfähig. Ein adulter Hund sehr wohl, das zeigen Millionen von Straßenhunden weltweit. Nur weil ein Vergleich für einen Menschen leichter nachzuvollziehen ist (menschliches Kind vs. Wolf oder Koyote) macht es den Vergleich nicht biologisch sinnvoller. Ein Hund erreicht in etwa die objektive Intelligenz/kognitive Kapazität, die ein Mensch mit 3 Jahren erreicht. Das macht den Hund nicht lebenslängig juvenil. Keiner vergleicht eine adulte Ente mit einem menschlichen Kind. Zuletzt, ich wiederhole mich, stört mich ein undifferenzierten Vergleich. Bsp Leckerchen für Sitz mit Taschengeld für Haushaltsaufgaben. Ein weiteres undifferenziertes Beispiel, das man wiederholt hört, ist der Vergleich einer Begegnung zwischen kleinem Hund und großen Hund als "man würde doch kein 7 jähriges Kind in einen Boxkampf mit einem Schwergewicht Weltmeister schicken". Wieso ist ein erwachsener, kleiner Hund ein 7 jähriges Kind, aber der große, erwachsene Hund ein menschlicher Erwachsener? Wieso ist ein großer Hund ein Meister in einem Kampfsport, nur weil er groß ist? Wieso ist eine Begegnung unter Hunden ein Kampf? Das sind die Gefahren, den eigenen Hund mit einem Kind zu vergleichen (interessant ist auch, dass der eigene Hund oft als Kind betrachtet wird, fremde Hunde aber nicht). Ich sage nicht, dass Forschung und Erkenntnisse aus der menschlichen Entwicklung keinen Mehrwert für das Verständnis von Hunden haben. Ich sage, dass der Vergleich eines domestizierten, adulten Raubtieres mit einem menschlichen Kind nur differenziert und eingeschränkt möglich ist. Genauso wie Erziehung eines Kindes schwierig mit dem Training/der Ausbildung eines Hundes zu vergleichen ist. Genauso wie die Dressur eines Zirkusaffen der Fahrrad fährt nicht mit Training/Ausbildung eines Hundes zu vergleichen ist. Obwohl überall das Prinzip "was sich gut anfühlt wird wiederholt, was sich schlecht anfühlt wird gemieden" zutrifft.
Genau hier kann ich dich aber nicht ganz verstehen. Warum sind Leckerli für Sitz und Taschengeld für Haushaltsaufgaben nicht erstmal beides Beispiele für positive Verstärkung?
Ich kann verstehen, wenn man sagt, man möchte Taschengeld nicht an Bedingungen verknüpfen. Gut dann eben ein anderes besseres Beispiel oder habt ihr auch ein Problem damit wenn Lehrpersonen Stickers für gute Hausaufgaben etc vergeben? Es Applaus gibt nach einer Tanzaufführung?
Hier wiederhole ich mich jetzt: Ein Kind und ein Hund sind selbstverständlich auf einer anderen Ebene. Beispiele für positive Verstärkung beim Lernen, lassen sich aber überall finden, ebenso bei Erwachsenen.
 
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Andreas
19. Juni 12:25
Es gibt definitiv Ähnlichkeiten wie wir Lernen. Allerdings ist ein Hund viel eher auf assoziatives Lernen begrenzt als ein Kind. Kinder können auch viel schneller und besser imitieren usw. Ich denke das Thema ist allerdings zu geladen und ich denke damit kommen wir auch zu viel vom eigentlichen Thema ab. Mir ging es wie gesagt darum, dass positive Verstärkung nicht nur bei Hunden eingesetzt wird. Ein wesentlicher Unterschied ist jedoch, dass ein Mensch diese Verstärkung wesentlich besser einordnen kann.
..oder auch nicht. Ich habe in meinem Berufsleben NLP kennengelernt und war persönlich entsetzt, weil mir klar wurde, wie leicht wir Menschen
manipuliert (bitte zunächst als wertneutraler Begriff) werden können.. ohne es zu merken oder uns wehren zu können... das funktioniert mit uns mindestens so gut, wie die Leberwurst beim Hund und zwar als erwachsener, gebildeter, intelligenter Mensch.

Aber das nur nebenbei, da es nicht wirklich unser Thema trifft.
Anders ausgedrückt.. ein Mensch kann durch Profis ohne grossen Aufwand und ohne dass er es merkt.. manipuliert werden. Unsere mächtige Gefühlsebene ist hierbei ein Schlüssel.. der uns dazu bringen kann... alles.. zu tun. Wie ein gut dressierter Hund..

Sorry für den Vergleich.. ich bin grundsätzlich dagegen zu viel in Mensch/ Hund Vergleiche hineinzuinterpretieren.
 
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Julia 🐾Nero
19. Juni 12:27
Genau hier kann ich dich aber nicht ganz verstehen. Warum sind Leckerli für Sitz und Taschengeld für Haushaltsaufgaben nicht erstmal beides Beispiele für positive Verstärkung? Ich kann verstehen, wenn man sagt, man möchte Taschengeld nicht an Bedingungen verknüpfen. Gut dann eben ein anderes besseres Beispiel oder habt ihr auch ein Problem damit wenn Lehrpersonen Stickers für gute Hausaufgaben etc vergeben? Es Applaus gibt nach einer Tanzaufführung? Hier wiederhole ich mich jetzt: Ein Kind und ein Hund sind selbstverständlich auf einer anderen Ebene. Beispiele für positive Verstärkung beim Lernen, lassen sich aber überall finden, ebenso bei Erwachsenen.
Weil aus meiner Sicht (ich betone an der Stelle, dass es meine persönliche Meinung ist und kein Fakt), das Leckerchen für Sitz der operanten Konditionierung dient. Wenn du dem Hund am Ende der Woche alle Leckerchen für alle korrekt ausgeführten Sitz gibst, wird er keinen Zusammenhang zwischen seiner korrekten Ausführung und den Leckerchen herstellen.

Ein Kind, dass am Ende der Woche Taschengeld für alle erledigten Haushaltsaufgaben bekommt wird aber verstehen, wofür es das Taschengeld bekommt. Das sind kognitive Kapazitäten, die Kinder erstaunlich früh entwickeln und Hunde nie erreichen.

Die Motivation das Leckerchen zu nehmen vs. für das Taschengeld zu "arbeiten" sind auch grundsätzlich verschieden.
Selbst wilde Tiere nehmen oft Futter aus der Hand, weil die Aufnahme von Futter oft eine instinktive Handlung bzw die Befriedigung eines elementaren Bedürfnisses ist.

Während ein Kind den Wert von Papier verstehen und planen kann, was es in Zukunft mit dem Wert des Papieres für sich erwerben kann. Es kann auch sparen und viele Kinder tun das auch.
Analog kann ein Kind auch eine Strafaufgabe mit dem nicht Erfüllen von Haushaltsaufgaben kognitiv begreifen.
Wenn man einen Hund nach dem Spaziergang in eine Box setzt, weil es während des Spaziergangs einen Hund angepöbelt hat, ist da keinerlei für den Hund ersichtlicher Zusammenhang (was aber leider viele HH tatsächlich machen!).

Das sind schon sehr unterschiedliche Konzepte.

Wenn man allerdings nur ausführen will, dass angenehme Dinge Menschen und Tiere motivieren etwas zu tun, dann kann man es vermutlich so stehen lassen.