Ich bin seit dem 6. Lebensjahr mit Hunden, überwiegend DSH, aufgewachsen. Mit einer Hündin, die zuchttauglich war, haben meine Eltern auch 2 Würfe aufgezogen. Später haben sie sich auf Hunde in Notsituationen/schlechte Haltung/überforderten Familien verlegt. Das war teilweise sehr speziell, ich nehme aber dafür diese gern erfragte „Hundeerfahrung“ für mich in Anspruch.
Merlin kam 1995 sehr ungeplant zu uns. Wir waren gerade in unsere Neubau-Eigentumswohnung gezogen, ich hatte zum Jahreswechsel 94/95 etwas überhastet meinen Job gekündigt, ohne einen neuen zu haben (meine sehr sicherheitsorientierte Gattin war schier begeistert 😇), wir wollten „irgendwann“ mal einen Briard haben, aktuell hatten wir aber null Gedanken an einen Hund verschwendet …
Bis eine gute Freundin anrief, ihre Berner Sennenhündin wäre unabsichtlich gedeckt worden (ist aus dem Garten weggelaufen und einem charmanten Labbi/Collie-Mix erlegen) und sie sucht nun gute Zuhause für die Welpen. Es kamen 9 Welpen zur Welt, 8 konnten herangezogen werden. Wir haben bei der Aufzucht stark unterstützt und uns zunächst gegen die Adoption eines der Welpen gewehrt. Das hat ungefähr 2 Tage lang gehalten… 😆
Wir kannten Merlin also ab seinem zweiten Tag auf Erden und es war sowohl für mich wie für meine Frau sofort klar, welcher Welpe unserer wird. Wir haben die Entwicklung annähernd täglich verfolgen dürfen, jeder Tag wurde eine Bestätigung unserer Entscheidung.
Merlin wurde so viel mehr als unser „Hund“. Es war auch die Zeit unseres „Nestbaus“ und der Familienplanung, die aber leider ergebnislos blieb. Jemand „da oben“ hat uns eben Merlin geschickt und damit reich beschenkt.
Ich war (und bin das teilweise auch immer noch) emotionales „Hartholz“. Ich bin umgänglich und freundlich und komme sehr schnell mit anderen Menschen in Kontakt, aber wirklich tiefe emotionale Bindungen zu Menschen sind mir kaum möglich.
Merlin hat meine Barrieren durchlöchert wie ein Schweizer Käse. „Ein Arsch, ein Kopp“ trifft es volkstümlich ausgedrückt wohl sehr gut. Ich sag’s mal mit den Toten Hosen: „Worte sind dafür zu schwach …“
Der Abschied war dann wohl das Schlimmste, was ich erleben musste, und ich kann bis heute nicht ohne Tränen an ihn denken. Ich finde es rational selber übertrieben und diese Duseligkeit verwirrt und ärgert mich auch. Aber diese Wunde wird niemals heilen.
Ich hoffe, die Regenbogenbrücke ist keine Verarsche, denn ich rechne fest damit, mit Merlin wieder rumzurennen und zu toben und zu schmusen …
Jetzt ist Kalle da, und er ist ein ganz wunderbarer Hund. Ich liebe ihn auch jetzt schon sehr, ich bin auch sehr dankbar, dass er ganz anders ist als Merlin.
Wenn es stimmt, dass ein Gradmesser für einen guten oder schlechten Menschen der Umgang mit den (eigenen) Tieren ist, habe ich vielleicht noch eine Chance 😊