Menschen halten Tiere nicht aus Tierliebe, sondern aus egoistischen Gründen. Bei Nutztieren (ich hasse das Wort) sowieso, aber auch bei Haustieren. Nicht alleine sein, einen "Partner" haben, jemanden zum kuscheln, sich gebraucht fühlen, Begleitung bei Spaziergängen, Kindersatz... Die Gründe sind vielfältig und ich nehme mich da auch nicht aus. Natürlich lieben wir unsere Tiere, aber mit echter Tierliebe hat das meiner Meinung nach oft nichts zu tun, wenn die Tierliebe nach dem eigenen Hund endet (jagende oder stöbernde Hunde, Schlachttiere fürs Hundefutter,...) und manchmal auch schon beim Wahrnehmen seiner Bedürfnisse.
Und nein, ich unterstelle damit keinem hier fehlende Tierliebe, aber nur weil man einen Hund hat ist man längst nicht automatisch tierlieb.
Ob man einen Hund haben mag oder nicht hängt meiner Meinung nach auch nicht wirklich vom Umfeld ab, in dem man aufgewachsen ist, sondern kann auch das Fazit einer einzigen gemachten Erfahrung in Zusammenspiel mit dem Charakter sein. Meine Schwester wurde als Kind von einem Hofhund gebissen und hat seitdem großen Respekt vor Hunden. Ihr Mann hat Respekt vor Hunden, obwohl er mit einem Airedale terrier aufgewachsen ist. Die zwei werden wohl nie einen Hund haben (aber vielleicht irgendwann mal ne Katze oder Goldfische 😉).
Ich wollte schon immer einen Hund (durfte aber keinen haben) und kann nicht wirklich sagen warum. Auch Tierschutz und Umweltschutz war mir immer sehr wichtig, vermutlich der Einfluss meiner Oma. Bei meiner Schwester haben die Themen aber nie gezogen, obwohl sie genauso oft bis öfter bei Oma war.
Sehr wichtig war mir aber auch immer, dass die Bedingungen für die Haltung stimmen. Der Hofhund, der meine Schwester gebissen hat (gehörte Freunden meiner Eltern), hat zum beispiel neben paar stunden Freilauf auf dem Hof am Tag (Gassi ist überbewertet) den Großteil des Tages mit einem zweiten Hund in einem "Zwinger" verbracht: ein ca 6qm Raum, eine dünne Decke drin, ohne Fenster oder Licht. Fand ich immer furchtbar. Ich war auch lange überzeugt, dass die Bedingungen bei mir nicht ideal sind. Durch Corona und Home office wurde es dann auch möglich, auch wenn ich eigentlich nur Pflegestelle sein wollte und Hundehaltung immer auf "später" verschoben habe.
Mein Freund war übrigens gar nicht begeistert von der Idee Hund, er hat vermutlich vorher noch nie nen Hund gestreichelt (die Hunde im Ort sind alle Hofhunde, die essensreste bekommen und die definitiv keiner kuschelt), aber in Wayne hat er sich sofort verliebt und wollte ihn behalten.
Bei uns war der Grund, warum er geblieben ist, der Charakter genau dieses Hundes. Und am Meisten auch die Tatsache, dass wir ihm das Dasein als Wanderpokal oder im Tierheim ersparen wollten, das ihn vermutlich erwartet hätte.