Du nimmst einen Hund aus dem Tierschutz in dein Leben, in dein zu Hause.
Und denkst, dieser Hund muss ja sofort hyperglücklich bei dir sein. Schließlich hast du ihn ja gerettet.
Du hast alles vorbereitet, Decken, Körbchen, Kringel gekauft und teures Futter.
Die schönsten Halsbänder und Spielzeuge.
Eventuell sogar noch bescheuerte Boxen, so wie du es aus dem Tv gelernt hast, damit du darin den Hund "zur Ruhe" bringst. Kleiner Tipp: Ruhe findet der Hund zumeist nur, wenn er frei sein darf und nicht isoliert wird.
Dann ist er da, der Hund.
Du freust dich wie Bolle, er schaut dich noch nicht einmal an.
Verkriecht sich auf den kalten Platten unterm Küchentisch, ignoriert Körbchen, Spielzeug, Futter und dich.
Pinkelt jede Nacht auf dein Parkett
Lässt sich nicht anfassen, spielt nicht mit deinen Kindern.
Scheut Halsband und Geschirr.
Und nach drei Tagen verstehst du schon die Welt nicht mehr und bist an deine Grenzen gestoßen.
Weil dein Tierschutzhund dir überhaupt nicht dankbar ist, dass du ihn zu dir genommen hast.
Im schlimmsten Fall hast du ihn bereits nach zwei Tagen verloren, da du nicht auf das Sicherheitsgeschirr, die geöffnete Haustür oder den zu niedrigen Zaun geachtet hast.
Im zweitschlimmsten Fall gibts du deinen Hund bereits nach kurzer Zeit auf und gibst ihn weiter. Und weiter. Und weiter.
Und verstehst überhaupt nicht, wie das ständige weitergeben immer mehr die angeschlagene Hundeseele zerstört.
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Du nimmst einen Hund aus dem Tierschutz in dein Leben, in dein zu Hause.
Du hast dich vorab darüber informiert, welche körperlichen und seelischen Qualen Hunde aus dem Tierschutz oft erleiden mussten. Durch des Menschen Hand.
Du bist dir absolut bewusst, dass da eventuell eine sehr geschundene Seele in dein zu Hause, dein Leben einziehen wird.
Du weißt, dass es Wochen, Monate, vielleicht auch Jahre benötigen wird um diesem von Menschen geschundenem Lebewesen wieder Vertrauen in die Menschheit, in dich, zu geben.
Du respektierst und akzeptierst Ängste und hast unendliche Geduld und Zeit.
Du bist mit Sicherheitsgeschirren, Bauchgurten und Gps Trackern perfekt ausgestattet und vorbereitet. Dein Garten ist gesichert.
Du bist bereit wochenlang in der Nähe des Küchentisches zu schlafen unter welchem sich dein Hund verkrochen hat. Nur um ihm zu zeigen, dass er ab jetzt nicht mehr alleine ist.
Du schiebst ihm vorsichtig Wasser und Futter zu, damit er sich geborgen fühlen kann.
Du lässt ihn wortlos ins Haus pinkeln (er kann ja auf Grunde seiner Vorgeschichte gar nicht wissen, wie und wo er sich lösen kann) , wenn er sich nicht raus traut. Denn du wirst ihn niemals gegen seinen Willen in den Garten zerren. Das führt zu nix außer weiterer Angst und Misstrauen. Da musst du durch. Es geht vorbei.
Dein Tierschutzhund wurde vermutlich körperlich und auch seelisch von Menschen schwerst misshandelt.
Sicherlich gibt es die, welchen man nicht mehr in ein lebenswertes Leben helfen kann, da sie von uns zutiefst zerstört wurden. Habe Verständnis und sei einfach nur da. Gib sie nicht auf.
Bitte, gib deinem Tierschutzhund Zeit. Richtig viel Zeit, bis hin zu einigen Jahren.
Habe Geduld und sei empathisch.
Du wirst es nieniemals bereuen.
Denn was du von deinem Tierschutzhund zurück bekommst wenn er beginnt, dir zu vertrauen, dich und das Leben zu lieben, wird unglaublich großartig und einzigartig sein.
Es wird dich tragen, für immer.
Das verspreche ich dir.