Ich möchte jetzt mal was ganz allgemeines über Hunde aus dem Tierschutz sagen, vielleicht versteht man das Verhalten der Hunde in der ersten Zeit dann etwas besser.
Stellt euch vor ihr seid Zuhause. Jeden Mitbewohner kennt ihr, wisst was Regeln, Pflichten und Dinge des Alltags sind.
Also ihr wisst wo das Bad mit Toilette ist, ihr wisst wer Morgenmuffel ist, wer sein Essen nicht gerne teilt, wer kocht, wo ihr schlaft etc. pp
Eines Tages kommt der Koch oder jemand den ihr noch nie gesehen habt auf Besuch. Besuch ist super, der ist freundlich und kommt nicht so oft. Aber der freundliche Besucher fesselt euch plötzlich und steckt euch in einen dunklen T4-Bus. Ihr könnt nicht mal richtig zum Fenster rausschauen. Ihr könnt noch so oft fragen was das soll, ihr bekommt keine Antwort. Dann rollt das Auto los... Ihr seid ziemlich lange unterwegs, viele fremde Menschen begegnen euch, keiner lässt euch raus oder spricht mal Klartext darüber was eigentlich los ist. Dann kommt ihr an einem völlig fremden Ort an.
Irgendwo in Indonesien. Da sind Menschen, die sich riesig freuen euch zu sehen. Das könnt ihr gerade noch an der Mimik erkennen. Sie fassen euch an, sie reden unglaublich viel. Aber ihr versteht kein Wort. Ihr werdet in eine Behausung mitgenommen. Noch mehr Fremde die auf euch einreden u euch anfassen ohne das ihr versteht was das soll. Ihr seid müde, die Reise war lang, stressig und furchteinflößend. Ihr müsst zur Toilette, habt Hunger. Aber wie sagt man das in einer völlig unbekannten Sprache? Ihr gebt euch Mühe, lächelt, obwohl ihr fertig seid. Ihr versucht durch Beobachtung heraus zu finden wo das Notwendigste zu finden ist u welche Person das Sagen hat und euch vielleicht hilft. Ihr findet nichts, dass ihr kennt.
Nach ein paar Tagen merkt ihr, das Ganze wird sich wohl nicht ändern, das macht euch große Angst. Wie sollt ihr denn irgendwie so weit weg von Zuhause klar kommen? Ihr schlaft kaum, weil ihr nicht wisst wo, ihr löst euch wenn es gar nicht anders geht, weil die Toilette so merkwürdig aussieht, dass ihr sie gar nicht erkennt.
Das Essen ist ungewohnt, schmeckt komisch, aber ihr wollt nicht verhungern. Und dann merkt ihr wie die Stimmung kippt...
Die große Freude ist weg. Man sieht euch besorgt an, unterhält sich über euch, manchmal schickt man euch weg, zwingt euch lange vor die Tür zu gehen obwohl ihr euch noch nicht mal in der Behausung zurecht findet. Ihr kommt durcheinander, wer war jetzt gleich nochmal freundlich? Wer kann helfen? Ihr seid so müde. Ihr konzentriert euch den ganzen Tag um wirklich alles irgendwie richtig zu machen und dann stellt ihr fest, irgendwie wollen die Leute etwas von euch, nur versteht ihr einfach nicht was sie wollen. Ihr werdet traurig oder seid vielleicht auch langsam gereizt, weil ihr euch so sehr bemüht, aber alle enttäuscht zu sein scheinen.
Denn die Menschen planen eine große Feier und eigentlich erwarten sie, dass ihr schon ein traditionelles indonesisches Gedicht vortragen könnt 🙈
Das geht nicht auch noch!
Also bitte lasst euren neuen Mitbewohnern Zeit, versucht klar zu sein, lobt viel, bildet Rituale zur Orientierung und irgendwann lernt ihr das Gedicht gemeinsam.
Das ist ein Plädoyer für Geduld, für Zeit, für mehr Achtsamkeit und weniger Druck. Nichts kann nach so kurzer Zeit normal funktionieren. Alles ist neu. Der Hund bemüht sich, aber er ist nicht dankbar, er hat alles verloren. Er weiß nicht, dass er es in dem neuen Zuhause besser haben wird.
Und ja da steht man halt unter Strom, bis man sich sicher ist, dass man wirklich einen sicheren Schlafplatz hat. Da hält man ein, weil man sich nicht sicher ist, wo die Toilette ist, oder löst sich weil man das nicht mehr aushalten kann. Da isst man zügig, weil man nicht weiß ob man wieder etwas bekommt oder isst kaum, weil man Angst hat, dass man das nicht darf... Und evtl sagt man auch zur helfenden Hand vor Müdigkeit "Lass mich in Ruhe!"
Ihr könnt das schaffen und der Hund gibt sich große Mühe. Habt Geduld und lobt ihn viel, dann pegelt sich das ein.
Weniger erwarten von euch und von ihm, dann wird alles gut 😘