Aber ich kann den Radler, der von hinten aus einer anderen Straße auf unsere einbiegt und dann an uns vorbeizischt nicht vorher wahrnehmen. Selbst wenn ich ständig die Umgebung scanne,manchmal kommt halt jemand aus dem Off. Da kann ich mich auch nicht mehr dazwischen schieben.
Die Straßenseite wechseln bei frontal kommenden Hunden geht, aber was wenn da auch auf einmal einer auftaucht.
Das sind bei uns halt oft die Situationen. Wenn ich es rechtzeitig sehe kann ich noch ablenken oder nein sagen, das klappt oft schon recht gut. Aber man muss immer konzentriert sein, locker flockig spazieren schlendern und Gedanken nachhängen, Hund trottet gemütlich hinterher, das gibt's wohl nur bei den hiesigen Dackelbesitzern in Rente 😉 Ist jetzt auch nicht mein Ziel, aber Freilauf geht so halt auch nicht.
Verstehe ich total, deine Situation. Wenn nicht all zu viel los ist, dann lese ich an meinen Hunden ab, von wo was kommt. Das war spätestens im Herbst und Winter immer notwendig, wenn es früh dunkel wird und wir zwar schauen, dass wir gesehen werden, andere aber liebend gerne ohne Licht auf den unbeleuchteten Feldwegen unterwegs sind. Da verlasse ich mich auf die feinfühlige Wahrnehmung meiner Hunde, denn die merken so einen Radler, von hinter der Ecke, viel früher als wir. Und die Hunde zeigen es immer irgendwie an. Luna wird sehr unruhig und hektisch und Schnauft wie ne Dampflok, als würde sie bald "austicken"... das ist mein Warnsignal. (Die Luna merkt eh immer alles auf 50-100m, wenn nicht noch weiter weg und sie war und ist recht reaktiv, wenn ich nichts unternehme. Ich sage inzwischen, die Hunde haben immer Recht. Wenn sie reagieren und aufgeregt werden und meinen "da ist was", dann ist da zu 100% etwas - kommt nur darauf an, ob ich es auch sehe - da unsere Sicht im Vergleich zu ihren Sinnen doch sehr beschränkt ist.) Aber so nutze ich im "Teamwork" ihre Natur und ihre Kompetenzen für mich und das ist schön, wenn man so im Dialog miteinander ist, da wird es nicht langweilig.
Und ja, verträumt in der Gegend schlendern ist mit Hund nicht. Aber wenn wir das wollten, dann hätten wir keine Hunde, sondern würden alleine spazieren gehen. Aber da würde uns vieles entgehen, denn die Hunde zeigen uns die Welt aus ihrer Sicht. So viele Wildtiere oder kleine interessante Sachen, habe ich vor den Hunden nie entdeckt.
Aber Kopf hoch, irgendwann wird es auch mit der Aufmerksamkeit und Konzentration einfacher. Ich weiß nicht, entweder man gewöhnt sich dran und es wird einem zu Eigen, so präsent im Hier und Jetzt zu sein und auf die Umwelt zu achten, wie es unsere Hundis tun, oder die Hundis werden unaufmerksamer (wobei zweiteres eher unwahrscheinlich ist😉) aber auf jeden Fall werden sie bedächtiger mit ihrem Alter.
Und wegen der Konzentration, da schaue ich halt drauf, dass ich mich nicht überfordere. Heißt, ich laufe nicht länger als ne 3/4 h am Stück und lege spätestens dann eine Pause ein - für mich - denn es ist wissenschaftlich erwiesen, dass wir Menschen nicht fähig sind, eine lange Zeit am Stück konzentriert zu sein, so sind ja auch die Schulstunden aufgebaut - das hat alles seinen Sinn. Und da mich meine Hunde unterstützend an ihrer Seite brauchen, schaue ich eben darauf, dass ich es auch leisten kann (da spielen auch so Sachen rein wie: habe ich Schlafmangel, oder bin ich von der Arbeit gestresst, in welcher monatlichen Hormonphase befinde ich mich usw.) Ich vergleiche einen Gassigang inzwischen gerne mit dem Auto fahren, da muss man auch permanent bei der Sache sein, mit den Fehlern anderer rechnen, muss die Umgebung im Auge behalten und Schilder einhalten. Die Schilder sind für mich das Verhalten der Hunde, die mich anweisen auf irgend eine Art zu agieren und die Leine ist der Sicherheitsgurt, der im Notfall greift.
Aber das schätze ich inzwischen am Gassi gehen, muss ich sagen. Die Hunde leeren uns "erneut" wirklich im Hier und Jetzt zu sein und nicht unseren Gedanken nachzuhängen, von Terminen, Haushalt und Co, denen sie eh nicht folgen können. Denn einem Gedanken wie: da ist ein Eichhörnchen/Katze /Kinderwagen und wir verhalten uns jetzt so oder so, damit können sie irgendwann, wenn man ein eingespieltes Team ist, etwas anfangen, ergo sie können dem "folgen", ihn nachempfinden (das ist ähnlich dem Effekt mit der Fliegenklatsche, den wir letztens hier als Thema hatten.).
Sorry für die Länge. Ich bin heute wohl noch nicht meine 3000 Worte los geworden... 🙈🙈🙈 Habe ich dann hiermit nachgeholt, oder für den aktuellen Tag vorgearbeitet? Wie man es auch immer sehen mag, es sprudelt einfach so aus mir raus, wenn ich müde bin...